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Jahresbericht
Impressum |
Das Graduiertenkolleg lässt sich in idealer Weise in die nationale und internationale Wissenschaftslandschaft einbetten. Es stellt ein Studienzentrum dar, welches sich mit Zentren in den USA und anderen Ländern messen kann. Die Absolventen des Graduiertenkollegs haben durchweg ausgezeichnete Berufschancen. Das Foschungsprogramm erstreckt sich auf folgende fünf Schwerpunkte:
Die o.g. Schwerpunkte sind auf das engste miteinander verzahnt. Allen Schwerpunkten gemeinsam ist die Komplexität des Verhaltens der Systeme, welche sich unter anderem wie folgt manifestiert:
Die numerische Behandlung und das Bifurkationsverhalten nichtlinearer Systeme ist für alle Teilnehmer ein zentrales Thema. Außerdem ist der qualitative Vergleich mit dem Experiment von großer Bedeutung. Nicht zuletzt zeigt sich, dass nichtlineare kontinuierliche Systeme von grosser Bedeutung für die Anwendung z.B. in Physik, Technik, Umweltschutz und Medizin sind. Zusammenfassend ist festzustellen, dass trotz der Vielfalt und Breite des gesamten Graduiertenkollegs eine große Überlappung der Arbeitsgebiete und starke gemeinsame Interessen vorhanden sind. Diese beziehen sich gleichermaßen auf das methodische Vorgehen, die beobachteten Phänomene wie auch auf die erwünschte gegenseitige Befruchtung von Physik und Mathematik. Die Zusammenfassung dieser Interessen in einem Graduiertenkolleg wirkt sich nachhaltig positiv sowohl auf die Forschung als auch auf die Lehre aus. Nach einer Laufzeit von praktisch 10 Jahren kann eine außerordentlich positive Bilanz für das im Jahr 2005 ausgelaufene Graduiertenkolleg gezogen werden. Im Verlauf der Förderzeit ist es gelungen, das neue und zukunftsweisende Gebiet "Nichtlineare dynamische Systeme und Strukturbildung" an der Universität Münster nachhaltig zu etablieren. Dies geschah zunächst im engeren Rahmen der Physik und erfasste schließlich auch Bereiche der Mathematik. Auf diese Weise erhielten zunächst sehr verschieden ausgerichtete Gebiete wie Festkörperphysik, Geophysik, Nichtlineare Physik, Optik, Plasmaphysik, nichtlineare Optimierung und nichtlineare partielle Differentialgleichungen eine stimulierende gemeinsame Ausrichtung, insbesondere im Hinblick auf Erscheinungen wie selbstorganisierte Strukturen, Langzeitverhalten, Chaos und Bifurkationen. Diese Entwicklung mündete in einer bedeutsamen Annäherung insbesondere der Physik und der Mathematik. Das ist umso bemerkenswerter, da heutzutage eher ein Auseinanderdriften dieser Disziplinen zu konstatieren ist. Die nachhaltige Etablierung des Gebietes "Nichtlineare dynamische Systeme und Strukturbildung" zeigt sich auch darin, dass das Arbeitsgebiet "Nichtlineare Physik" einer der vier Schwerpunkte des Fachbereiches Physik an der Universität Münster geworden ist. Die drei anderen Schwerpunkte sind Geophysik, Nanophysik und Teilchenphysik. Hervorzuheben ist, dass sich während der Laufzeit des Graduiertenkollegs eine bedeutsame Vertiefung der Verflechtung der im Graduiertenkolleg vertretenen Schwerpunkte Nichtlineare Physik, Geophysik und Teilchenphysik ergab. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang aber auch, dass erst im Rahmen des Graduiertenkollegs Mathematiker darauf aufmerksam wurden, wie groß das Reservoir an dynamischen Modellen für nichtlineare Systeme ist. Erst auf diesem Hintergrund wurden Arbeiten etwa zur Optimierung eines Halbleiterlasers, eines van der Pol Oszillators und der Vorschubgeschwindigkeit beim Wasserstrahlschweißen möglich. Schließlich ergaben sich auch Verflechtungen durch die Erkenntnis, dass Phänomene aus dem Schwerpunkt Nanophysik, welche im Graduiertenkolleg nicht bearbeitet wurden, in Zusammenhang mit selbstoganisierten Strukturen nichtlinearer kontinuierlicher Systeme gebracht werden konnten. Ein Beispiel dafür sind die durch die Langmuir-Blodgett-Technik hergestellten Nanostrukturen. In dieser Hinsicht führte das abgelaufene Graduiertenkolleg zu einer weiteren Klammer für die Aktivitäten des Fachbereiches Physik, was sich mit Sicherheit sehr positiv auch auf die zukünftige Arbeit in Forschung und Lehre auswirken wird. Parallel zu diesem "Selbstorganisations-Effekt" im physikalischen und mathematischen Bereich ging die Inanspruchnahme, Entwicklung und Optimierung von sich mehr und mehr angleichenden theoretischen Methoden. Dieses war insbesondere auf den Gebieten Bifurkationstheorie, Skalentrennung und Modenanalyse, Stochastik, nichtlineare Optimierung und nichtlineare partielle Differentialgleichungen zu beobachten. Hier konnten sich Experimentatoren, theoretische Physiker und Mathematiker in hervorragender Weise ergänzen. So wurde es auch möglich, außerordentliche Synergieeffekte durch die Zusammenarbeit verschiedener Forschungsgruppen im Graduiertenkolleg zu erreichen. Ein Beispiel dafür sind die mathematischen Arbeiten zur optimalen Steuerung und deren Anwendung auf einen ultraschnellen Infrarot-Konverter, ein Bauelement, welches aus den Untersuchungen zur Strukturbildung in planaren Gasentladungssystemen hervorgegangen ist. Ein weiteres Beispiel für die Ausnutzung von Synergieeffekten war die Entdeckung der Drift-Bifurkation von dissipativen Solitonen und die Messung der Wechselwirkungsfunktion, welche nur dadurch möglich wurde, dass theoretisch versierte Stochastiker gemeinsam mit Experimentatoren ein Datenanalyseverfahren entwickelten, welches die Abtrennung des stochastischen Anteils der Bewegung erlaubte. Schließlich sei noch auf die Herausarbeitung der verblüffenden Ähnlichkeiten dissipativer Solitonen in Systemen der Optik, der Halbleiter und der Plasmen hingewiesen und auf die Beschreibung dieser Objekte mit Teilchengleichungen. Auch bei der theoretischen Beschreibung experimentell beobachteter selbstorganisierter Strukturen in Halbleitermaterialien konnten bemerkenswerte Ergebnisse erzielt werden. Neben der Güte der wissenschaftlichen Ergebnisse war für die Veranstalter des Graduiertenkollegs von erheblicher Bedeutung, wie die beruflichen Aussichten der Absolventen aussehen würden. Dabei stellte sich im Nachhinein heraus, dass man von einem durchschlagenden Erfolg sprechen kann. Unabhängig davon, ob die Kollegiaten experimentelle Arbeiten aus dem Bereich der Physik, Untersuchungen auf dem Gebiet der theoretischen Physik oder Arbeiten mit eher mathematischem Schwerpunkt anfertigten, hatten die Absolventen durchweg keine Probleme, einen für sie weitgehend befriedigenden Arbeitsplatz zu finden. Aufgrund der für das Gebiet Nichtlineare Dynamische Systeme und Strukturbildung typischen allgemeinen Lösungsansätze laden die Fragestellungen zu interdisziplinärer Arbeit geradezu ein. Das führte zu dem Schluss, dass die Absolventen eine so breite Ausbildung erfuhren, dass sie sehr vielseitig einsetzbar sind. Die Einsatzbereiche erstrecken sich beispielsweise auf die folgenden klassischen Felder: Grundlagenforschung, Entwicklung, Anwendung sowie Produktionsüberwachung und -optimierung in praktisch allen Industriezweigen, unabhängig davon, ob es sich etwa um Automobil- und Flugzeugbau, Materialtechnologie, Medizin- und Messtechnik handelt. Bemerkenswert ist aber auch, dass die Absolventen in Bereichen wie Management, Unternehmensberatung, Investment und Logistik gefragte Arbeitkräfte sind. Die guten Berufsaussichten für Absolventen des Graduiertenkollegs haben ihre Ursache im Wesentlichen in zwei Umständen. Zum einen liegt dieses am Thema des Graduiertenkollegs. Die Doktoranden lernten den Umgang mit der mathematischen Beschreibung komplexer Systeme, wobei in den meisten Fällen nicht von vorgefertigten Modellen ausgegangen werden konnte, sondern diese mussten erarbeitet werden, was die Kreativität im besonderen Maße schulte. Zudem geschah die optimale Modellbildung im Zusammenhang mit den von Experimentatoren geschaffenen Fakten. So blieb es nicht bei der abstrakten Formulierung und Bearbeitung, sondern die Zusammenarbeit mit experimentell oder andersartig empirisch arbeitenden Gruppen führte dazu, komplexe Fragestellungen im konkreten Zusammenhang zu lösen, so wie dies in Industrie, Verwaltung und Wissenschaft in der heutigen modernen Welt auch verlangt wird. Darüber hinaus sorgte das gemeinsame Dach des Graduiertenkollegs für die strukturellen Voraussetzungen, die geplanten Arbeiten in ausgezeichneter Weise umzusetzen. Diese Tatsache ist der zweite wichtige Grund, warum das gesamte Graduiertenkolleg als ein großer Erfolg zu betrachten ist. Bei der Verwirklichung der Ziele des Graduiertenkollegs war eine Vielzahl von Einzelgesichtspunkten von Bedeutung, die hier nur summarisch aufgelistet werden können:
Prof. Dr. H.-G. Purwins
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