Westfälische Wilhelms-Universität Münster
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Universitäts- und Landesbibliothek

 

Auch 2002 stand die Entwicklung der elektronischen Dienste der Bibliothek im Mittelpunkt. Die Bibliothek passt ihre Angebote und Arbeitsabläufe kontinuierlich neuen Medien und veränderten Informationswegen an. Dabei werden traditionelle Dienste und Bestände in elektronische Services eingebunden und gleichzeitig neue Angebote elektronischer Information, Dokumentlieferung, Beratung und Schulung entwickelt. Die Bibliothek nutzt für diese Umwandlung ihrer Struktur und Leistungen alle Möglichkeiten lokaler, regionaler und internationaler Kooperation.

Elektronische Dienste

Wichtigster Punkt war 2002 die Fertigstellung von MIAMI, dem Archivierungs- und Bereitstellungssystem für elektronische Medien und Multimedia. Das System ermöglicht vor allem die Publikation und Nutzung der von der Universität erstellten oder beschafften Medien; die Medien werden nach internationalen Regeln erschlossen und auf Dauer archiviert. Gleichzeitig bietet MIAMI den Fachbereichen die Plattform für die Bereitstellung von Information für Forschung und Lehre. Ende 2002 enthielt das System bereits 136 elektronische Dissertationen der Universität sowie Digitalisate wertvoller und seltener Quellenwerke aus der Bibliothek; diese Bestände erweitern sich fast täglich. Mit MIAMI ist auch die Grundlage für einen elektronischen Universitätsverlag gegeben.

Im Rahmen eines BMBF-Projekts wurde LOTSE, ein Navigationssystem für Benutzer fertiggestellt, in dem zunächst für die Fächer Medizin und Pädagogik Informationen zu Bibliotheksdiensten, Datenbanken und Internetquellen jederzeit abrufbar sind. LOTSE wird Anfang 2003 für die Nutzung bereitgestellt.

Die Anfang 2001 zunächst intern begonnene Online-Fernleihe konnte nun für die allgemeine Nutzung freigegeben werden. Die Akzeptanz dieses raschen und komfortablen Bestellwegs übertraf alle Erwartungen: Bereits im 1. Monat (Oktober) stiegen die Fernleihen auf die doppelte Zahl an.

Ende des Jahres wurden die internen Erwerbungsvorgänge auf elektronische Bearbeitung umgestellt. Das System SIERA ermöglicht nun, dass bestellte Titel bereits für die Benutzer im Online-Katalog sichtbar werden.

Mit der Bereitstellung der beiden letzten großen Zettelkataloge der Universität im Netz wurde das Angebot der Kataloge komplettiert: Der Zentralkatalog der Institute und der bis 1990 geführte Systematische Katalog der Zentralbibliothek sind nun als Image-Kataloge mit Suchfunktion nutzbar.

Um weitere elektronische Dienste entwickeln und anbieten zu können, benötigt die Bibliothek kompetente Partner. Bereits bei MIAMI war die intensive Zusammenarbeit mit dem ZIV erfolgreich erprobt worden. Eine institutionalisierte, auf Dauer angelegte Kooperation soll nun die Kompetenzen im Bereich Information, Kommunikation und Medien bündeln. Das IKM-Konzept wurde gemeinsam von der Universitätsverwaltung, dem Zentrum für Informationsverarbeitung und der Bibliothek erarbeitet und dem Rektorat wie dem IV-Lenkungsausschuss vorgestellt. Anfang 2003 beginnt die gemeinsame Arbeit an dem definierten Aufgabenkatalog, der von der technischen Infrastruktur über die Bereitstellung von Inhalten und die Nutzungsverwaltung bis zur Vermittlung von Medien- und Informationskompetenz reicht.

Raumprobleme

Das Angebot so vieler elektronischer Dienste, die auch von außerhalb der Bibliothek genutzt werden können, lässt vermuten, dass die Bibliothek als physischer Ort weniger gefragt wäre. Das Gegenteil ist der Fall: Besucherzahlen wie Ausleihen steigen seit Jahren kontinuierlich an. Eine Tendenz der Benutzer zur Arbeit innerhalb der Bibliothek, zur kombinierten Nutzung gedruckter wie elektronischer Medien und zum Studium in Arbeitsgruppen ist deutlich ablesbar. Die Bibliothek als treffpunkt wird immer beliebter - trotz räumlicher Enge und ständig störender Reparaturmaßnahmen. Ebenso ersetzen die elektronischen Zeitschriften und Datenbanken nicht die Print-Materialien, die immer noch in hohem Umfang beschafft werden müssen und Raum benötigen.

Inzwischen ist der Stellraum für Bücher fast erschöpft; dass der Platz für die Benutzungs- wie die internen Arbeitsbereiche längst nicht mehr ausreicht, ist bereits in der Eingangshalle erkennbar. Der Erweiterungsantrag wurde Anfang 2002 in den Hochschulbau-Rahmenplan aufgenommen; 2003 sollen Planungsmittel bereitstehen. Für ältere, weniger genutzte Bestände stellt die Universität 2003 Teile eines umgenutzten Gebäudes zur Auslagerung bereit.

Das ca. 500 m vom Hauptgebäude der Bibliothek entfernte Altbaumagazin wurde seit 2001 saniert und mit Brandschutz sowie Behindertenzugang versehen. Das Magazin fasst ca. 500.000 Bände. Ende des Jahres konnte das Archiv der Publizistik dort aufgenommen werden, sodass nun die Zeitungsbestände der Universität zusammengeführt sind. Ein Zeitungs-Lesesaal im Erdgeschoss mit entsprechender Ausstattung und guten Öffnungszeiten wird im Januar 2003 eröffnet.

Kataloge der Universität

Die Bestände der ULB sind nun bis auf ca. 50.000 Bände im Online-Katalog erfasst. Die Situation bei den Institutsbeständen änderte sich vollständig durch die Image-Digitalisierung des bis 1990 geführten Zentralkatalogs der Institute. Insgesamt sind nun recherchierbar:
Bände
Im Online-Katalog (HBZ-Katalog) 2.790.000
Im Allegro-Katalog 751.000
Im Image-Katalog der Institute (ZKI) 1.533.000

Da sich Allegro-Katalog und Image-Katalog z. T. überschneiden, dürften jetzt 92,5 % des Literaturbestandes der Universität im Netz recherchierbar sein. 2003 sollen die beiden Online-Kataloge (HBZ- und Allegro-Katalog) mit gemeinsamer Recherche-Oberfläche angeboten werden, um die Suche zu vereinfachen.

Insgesamt ist aber nun eine Katalogsituation erreicht, die die rasche Recherche vom eigenen Arbeitsplatz her ermöglicht.

Erwerbung von Literatur

Durch Zentralmittel des MWF wurde noch 2001 in erheblichem Maße der Ankauf von Datenbanken und elektronischen Zeitschriften in den nordrhein-westfälischen Hochschulbibliotheken unterstützt. Da diese Mittel 2002 bereits stark reduziert waren, mussten lokal wesentlich höhere Mittel aufgewendet werden, um das Angebot an vielgenutzten elektronischen Medien zu halten. Insgesamt 147.000 Euro wurden dafür ausgegeben. Da elektronische Datenbanken meist keine gedruckten Medien ersetzen, sondern neue Dokumente und erweiterte Recherchemöglichkeiten bieten, müssen sie zusätzlich beschafft werden. Bei den knappen Mitteln ist die Auswahl von Literatur und Information für die Universität häufig eine schwierige Entscheidung zwischen verschiedenen Publikationsformen.

Eine einigermaßen ausreichende Ausstattung der Lehrbuchsammlung mit neuen Auflagen konnte Ende des Jahres durch Sondermittel der Universität erreicht werden.

Benutzung

Die Ausleihzahlen stiegen 2001 um insgesamt 4,4 % an, die Besuche in der Zentralbibliothek um 1 %. Täglich kamen ca. 3.800, samstags ca. 1.100 Benutzer in die Bibliothek.

Die im Mai in Betrieb genommene Buchsicherungsanlage hat sich bewährt; vorhandene Bestände sind nun wesentlich besser geschützt.

Die Vielfalt des Medienangebots in Bibliotheken, Datenbanken und Internet verlangt immer stärkere Beratung und Schulung der Benutzer. Die Bibliothek führte ca. 350 Schulungen und Führungen mit ca. 5.600 Teilnehmenden durch: Eine Steigerung um etwa 17%.

Altbestände

Mit Stiftungsmitteln konnten zwei Autographen von Annette von Droste-Hülshoff erworben werden; sie wurden bereits digitalisiert und im System MIAMI eingestellt.

Als DFG-Projekt begann die Erschließung des "orientalischen" Nachlasses des Dichters Friedrich Rückert. Der 1938 von der Bibliothek erworbene Nachlass enthält in ca. 13.000 Blättern Rückerts Studien zu orientalischen und indischen Sprachen und Dichtungen sowie seine Übersetzungen und Nachdichtungen, mit denen er die orientalische Literatur in Deutschland bekannt machte.

Die Nachlasserschließung erfolgt bereits seit Jahren EDV-gestützt mit dem System HANS, in dem bereits 6.500 Manuskripte suchbar sind. Das System ist nun auch allgemein für die Benutzung zugänglich.

Landesbibliothekarische Aufgaben

Die Aufgabe, das in Nordrhein-Westfalen erscheinende Schrifttum umfassend zu sammeln, wurde bereits 1993 im "Pflichtexemplargesetz" den drei Universitätsbibliotheken in Bonn, Düsseldorf und Münster zugeschrieben. Noch immer stehen aber nur geringe befristete Personalmittel des MSWKS dafür bereit. Inzwischen mussten die drei Landesbibliotheken ihre Sammeltätigkeit reduzieren, um ihre originären Aufgaben in der Universität nicht zu beeinträchtigen. Das Problem wurde 2002 im Landtag und mehreren Ausschüssen diskutiert, eine Entscheidung steht noch aus.

Zu den Aufgaben der Landesbibliotheken gehört auch die Erstellung der nordrhein-westfälischen Bibliographie, die mit nun bereits über 200.000 Titeln (vor allem Aufsätzen) ein unverzichtbares Instrument für die regionalbezogene Forschung darstellt. Die Bibliographie wird als Datenbank im Netz angeboten.

Die Arbeitsstelle für westfälische Altbestände führte mit Sponsorenmitteln wieder mehrere Erschließungsprojekte in nicht-staatlichen westfälischen Bibliotheken durch. Seit der Einrichtung der Arbeitsstelle 1990 durch das MWF sind nun insgesamt 62.000 Bände wertvoller älterer Literatur erschlossen und damit für die Forschung zugänglich gemacht worden.

Bibliothekssystem

Nach etwa 14 Jahren wurde von der ULB wieder eine Grunderfassung der Daten in den dezentralen Bibliotheken durchgeführt. Erhoben wurden Raumverhältnisse, Bestandszahlen, Katalogsituation u. ä., sodass nun wieder eine Gesamtübersicht über die Bibliotheken der Universität erstellt werden kann.

Projekte und Außenwirkung der Bibliothek

Neben den erwähnten Projekten für elektronische Dienste war die Bibliothek wieder im Bereich des Bibliotheksmanagement gefragt. Im Auftrag der DFG wurde das deutsche System der überregionalen Literatur- und Informationsversorgung evaluiert: Zusammen mit der Firma infas wurden 5.000 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen nach ihrem Informationsverhalten befragt. Außerdem beauftragte die Universität Wien die ULB Münster mit der Evaluierung ihres Bibliothekssystems.

Im Rahmen der internationalen Bibliotheksvereinigung IFLA begann Münster mit dem Projekt, die bisherige Forschung zu Wirkung und Wert von Bibliotheksdienstleistungen zusammenzufassen. In einer international zusammengesetzten Arbeitsgruppe werden Methoden getestet, die Auswirkung der Bibliotheksnutzung auf die Benutzer sichtbar und messbar zu machen.

In einem Projekt der Bertelsmann-Stiftung beteiligt sich die Bibliothek an dem Versuch, ein Betriebsvergleichsmodell für wissenschaftliche Bibliotheken zu erstellen.

Planung 2003

Im Rahmen des neuen IKM-Konzepts sollen die anstehenden Aufgaben gemeinsam mit dem ZIV und der Universitätsverwaltung angegangen werden, zunächst die Einrichtung von Service-Punkten für elektronisches Publizieren und die Weiterentwicklung des Systems MIAMI in Richtung personalisierter Dienste.

Beratung und Schulung für Benutzer müssen ausgebaut werden. Geplant wird eine Online-Auskunft und die möglichst weitgehende Einbindung der Schulungen zur Informationskompetenz in die Studiengänge.

In der Zweigbibliothek Medizin hat ein Versuch mit der Bereitstellung von E-books begonnen, der bei guter Akzeptanz auf die übrigen Fächer erweitert werden soll.

Und schließlich können 2003 hoffentlich konkrete Planungen für die bauliche Erweiterung der Bibliothek erstellt werden.

 

Ltd. Bdir. Dr. Roswitha Poll
Direktorin der Universitäts- und Landesbibliothek