Vorbemerkung
"Philologie" ist in der Bezeichnung des Fachbereichs 9 ein Sammelname für eine Vielfalt von Fachdisziplinen, Lehrgebieten und Forschungsrichtungen, zu denen nicht nur die zentralen sprach- und literaturwissenschaftlichen Aufgaben und Ausrichtungen gehören. Der Fachbereich ist bemüht, sein spezifisches Profil durch Vernetzung seiner Lehr- und Forschungsaktivitäten stärker zu akzentuieren.
Auch im Berichtsjahr waren die meisten Institute des Fachbereichs von Stellenstreichungen und Vakanzen betroffen. Die Auswirkungen der Umsetzung des "Qualitätspaktes" haben insbesondere in den 'großen' Philologien die Erbringung der in den Studienordnungen festgeschriebenen Lehrleistungen erschwert. Dennoch konnte durch intensive Strukturgespräche mit den Lehreinheiten und Instituten die Planungsunsicherheit aufgrund abzugebender Stellen und struktureller Probleme bei der Begründung der Wiederzuweisungsanträge teilweise vermindert werden.
Das Fehlen von Stellen für den wissenschaftlichen Nachwuchs und von Förderungsmöglichkeiten wird allgemein beklagt. Der über die Universität hinaus vielbeachtete "Tag des wissenschaftlichen Nachwuchses", von Angehörigen des FB 9 geplant und betreut, hat das wissenschaftliche Potential des Nachwuchses eindrucksvoll demonstriert.
In den lehrerbildenden Fächern konnte durch die Einrichtung von Tutorien in bescheidenem Maße die Ausbildung der Studierenden verbessert werden.
In der akademischen Selbstverwaltung war nach wie vor außergewöhnliches Engagement nötig (Erarbeitung neuer Strukturpläne; Erstellung von Studien- und Prüfungsordnungen). Viele Angehörige des Fachbereichs waren in wichtigen Ämtern auf verschiedenen Ebenen und Ausschüssen der Universität tätig.
Die Institute, ihre Forschungs- und Arbeitsstellen sowie einzelne Lehrende waren im Berichtszeitraum in Lehre und Forschung erfolgreich; sie pflegten internationale Beziehungen (Abkommen, Austausch, Maßnahmen zur Kulturvermittlung) und knüpften neue Kontakte.
Der Frauenförderplan des Fachbereichs wurde termingerecht vorgelegt. Die neue Habilitationsordnung ist nach der Verkündigung durch den Rektor am 5. Mai 2000 und der Veröffentlichung in den "Amtlichen Bekanntmachungen" (Nr. 7, 16. Juni 2000) in Kraft getreten.
Institut für Deutsche Philologie I
Trotz vielfältiger Inanspruchnahme und trotz Überlast in der Lehre haben die Professoren und Wissenschaftlichen Mitarbeiter wie auch bisher auf breit gestreuten Forschungsgebieten erfolgreich gearbeitet und eine Reihe bedeutender Arbeiten veröffentlicht.
Institut für Deutsche Philologie II
Das Lehrangebot wurde durch gezielte schreibpraktische Übungen erweitert. Wegen der Baumaßnahmen im Fürstenberghaus konnte der geplante CIP-Pool noch nicht eingerichtet werden. Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe bereitet den Antrag eines Graduiertenkollegs zum Thema "Form und Deformation. Perspektiven einer neuen Ästhetik und Kulturtheorie" vor.
Institut für Deutsche Sprache und Literatur und ihre Didaktik
Die Situation ist nach wie vor durch eine hohe Überlast im Primarstufenstudiengang geprägt. Die Personalausstattung ist - auch im Blick auf die Altersstruktur, vorzeitige Pensionierung eines Professors - unbefriedigend, die Nachwuchsförderung unzureichend.
Institut für Komparatistik
Die allgemeine Situation des Instituts entwickelte sich zufriedenstellend. Die Studierendenzahlen stiegen deutlich. Der M.A.-Studiengang hat vor Jahresende die universitären Gremien passiert und liegt dem Ministerium zur Genehmigung vor.
Institut für Niederländische Philologie
Das Projekt zur Inventarisierung des Niederländisch-Unterrichts an Schulen in NRW und Niedersachsen steht kurz vor der Vollendung. In Planung ist eine Untersuchung zu den Bedürfnissen des Niederländisch-Unterrichts für Erwachsene in vier Bundesländern.
In Zusammenarbeit mit der ULB wurden die Einzelbibliotheken des Instituts, des Zentrums für Niederlande-Studien und des Sondersammelgebietes "Niederländischer Kulturkreis" zusammengeführt.
Institut für Nordische Philologie
Steigende Studierendenzahlen deuten auf die Attraktivität des Faches, das in Münster in seiner gesamten Breite in Forschung und Lehre vertreten wird. Die Bemühungen um Kulturvermittlung von Skandinavien nach Deutschland wurden in Kooperation mit skandinavischen Kulturinstitutionen fortgesetzt.
Englisches Seminar
Die Situation ist durch die hohe Stellenabgabe nach den Vorgaben des Qualitätspakts geprägt. Ein neuer Strukturplan wurde erarbeitet. Gravierende Strukturprobleme in der Lehre gibt es in den Bereichen Mediävistik, Englische Sprachwissenschaft und insbesondere in der Sprachpraxis. Es wurde der Entwurf eines B.A.-Studiengangs "Englische Text-, Sprach- und Informationswissenschaft" erarbeitet. Als bundesweit einzigartige Einrichtung wurde das Selbstlernzentrum in Betrieb genommen.
Institut für Buchwissenschaft und Textforschung
Die Lehre wurde in das Lehrprogramm des Englischen Seminars integriert. Die Einrichtung eines interdisziplinären M.A.-Studiengangs Buchwissenschaft, von dessen Genehmigung die weitere Entwicklung des Instituts wesentlich abhängt, ist im Antragsverfahren. Die Lehrstuhlinhaberin ist an dem DFG-Projekt "Lesesozialisation in der Mediengesellschaft" und an einem Kooperativen Editionsprojekt (DAAD) beteiligt.
Romanisches Seminar
Die Situation ist durch die hohe Stellenabgabe nach den Vorgaben des Qualitätspakts geprägt. Ein den neuen Bedingungen Rechnung tragender Strukturplan wurde erarbeitet. Mit dem Lateinamerika-Zentrum wurde ein Kooperationsvertrag geschlossen (MIRLA).
Slavisch-Baltisches Seminar
Das Slavisch-Baltische Seminar hat sein Programm einer kooperativ vernetzten Vollslavistik bestätigt gefunden: In allen M.A.-Studiengängen ist eine Zunahme zu verzeichnen. Ein Osteuropakundlicher B.A.-Studiengang ist in Vorbereitung. Besonders intensiv haben sich die deutsch-polnischen Kooperationen entwickelt. Hervorhebenswert sind die DFG-Projekte zu einer kategorial-funktionalen Grammatik des Kroatisch-Serbischen und zur Edition einer früh-ostslavischen liturgischen Handschrift.
Institut für Interdisziplinäre Baltische Studien
Vorrangige Aufgabe des Instituts ist die Sicherstellung des Studienganges "Baltische Philologie" mit dem entsprechenden Lehrangebot. Für Studierende aller Fachrichtungen werden Intensivkurse in den Sprachen des Baltikums angeboten. Die Leitung des Instituts oblag einem Gremium von Hochschullehrern unterschiedlicher Fachbereiche.
Institut für Allgemeine Sprachwissenschaft
Institut für Indogermanische Sprachwissenschaft
Die Lehre verlief im Berichtsjahr erfolgreich. Durch eine gezielt interdisziplinäre und weniger spezialisierte Themenwahl konnten die Hörerzahlen kontinuierlich gesteigert werden.
Das Institut ist unter anderem am Sonderforschungsbereich 493 beteiligt.
Institut für Altorientalische Philologie und Vorderasiatische Altertumskunde
Die Zusammenarbeit mit dem Institut für Interdisziplinäre Zypern-Studien wurde fortgesetzt.
Das Teilprojekt "Tempel und Palast - Rolle und Funktion kultisch-religiöser Institutionen im Rahmen politischer Machtausübung und staatlicher Wirtschaftsorganisation im alten Vorderasien" im Rahmen des SFB 493 wurde von der DFG bewilligt.
Institut für Ägyptologie und Koptologie
Institut für Arabistik und Islamwissenschaft
Seit Februar ist der Lehrstuhl neu besetzt. Bis zur Einrichtung eines festen Lektorats wurde die Zahl der Lehrveranstaltungen durch Lehraufträge erhöht. Dank der Berufungsmittel konnte die Ausstattung des Instituts mit DV-Mitteln, vor allem aber der Bestand der Institutsbibliothek, deutlich verbessert werden.
Für das Fach Islamwissenschaft besteht nach wie vor der lokale Numerus Clausus; das Fach Semitische Philologie kann einen leichten Zuwachs an Studenten verzeichnen.
Die Teilnahme der Islamwissenschaft am SFB 493 wurde während des Jahres intensiv vorbereitet; das Projekt wurde im Dezember durch die DFG in wesentlichen Teilen bewilligt.
Institut für Indologie
Es wurden Sprachkurse in Sanskrit, Prakrit, Pali, Hindi, Tibetisch, Singhalesisch angeboten.
Institut für Sinologie und Ostasienkunde
Es wurde die Stelle eines Sprachlehrers für modernes Chinesisch besetzt. Mit Hilfe der Japan Foundation konnte, zunächst für zwei Jahre, die Stelle eines Sprachlehrers für Japanisch besetzt werden. Die Zahl der Studierenden hat sich markant erhöht.
Professur für Sprachwissenschaft
In der Lehre trat das Interesse der Studierenden am Sprachvergleich der modernen Sprachen immer deutlicher hervor. Im Zeichen von Globalisierung und Internationalisierung wird die Thematik des Sprachvergleichs und der Mehrsprachigkeit immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Prof. Dr. Jürgen Hein Dekan des Fachbereichs 09