Forschungen zur Geschichte des östlichen Mittelmeerraums und der angrenzenden Länder in der Neuzeit
Das neuzeitliche Rußland zwischen Byzanz und Westeuropa
Die Untersuchung galt den liturgischen Officien zum Dank für den Sieg Rußlands
über Schweden bei Poltava (1709) und für den Frieden von Nystad (1721).
Die Texte der Officien, von namhaften Hoftheologen auf Befehl des Zaren Peters I. verfaßt und bei den entsprechenden jährlichen Gedächtnisgottesdiensten
verwendet, stehen einerseits, in ihrer formalen
Gestaltung wie im Inhalt, ganz in
der Tradition der byzantinischen
liturgischen Dichtung. Der Sieg Rußlands
über die protestantischen
Schweden wird in ihnen als von Gott gewirkt dargestellt,
wobei Motive
aus dem Alten Testament wie der Zweikampf Davids gegen Goliath und aus
der politischen Geschichte wie der Sieg Konstantins über Maxentius Verwendung
finden. Neben dieser Rhetorik, die aus der byzantinischen Tradition schöpfte,
enthalten die liturgischen Lieder beider Officien
auch Bestandteile westeuropäischen
Ursprungs. Dies gilt etwa für die
Darstellung Peters I. als «christos», als
Gesalbter des Herrn und als
Haupt seiner Kirche, wozu man auf das Bild des Herrschers nach der Lehre
Luthers zurückgriff.