Die komplexen Fragestellungen moderner Grundlagenforschung im Bereich der
Geowissenschaften
überfordern häufig die einzelnen Institute sowohl personell wie auch finanziell.
Durch
Konzentration der Kräfte kann diesem Mangel abgeholfen werden. Darüber hinaus
ist zu
erwarten, daß die Kooperation der verschiedenen geowissenschaftlichen Disziplinen
unter Einbeziehung
der Physik sowohl zu einer gegenseitigen Befruchtung als auch zum Betreten von
wissenschaftlichem Neuland
und damit zu Spitzenforschung führt. Vor diesem Hintergrund wurde von verschiedenen
Arbeitsgruppen
der Universität das Interdisziplinäre Centrum für Elektronenmikroskopie
und Mikroanalyse,
ICEM, gegründet.
ICEM stellt ein Arsenal von modernen, sich ergänzenden analytischen
Großgeräten zur Forschung vornehmlich im Grundlagenbereich zur
Verfügung. Es betreibt
diese Geräte kooperativ und entwickelt sie und die mit ihnen verbundenen Methoden
weiter. Dies
geschieht ausschließlich geleitet von wissenschaftlichen Erfordernissen,
fachübergreifend und
interdisziplinär. ICEM ist auch offen für selbstverantwortete und selbst
durchgeführte
Grundlagenforschung anderer Institute der Westfälischen Wilhelms-Universität
Münster
und gegebenenfalls von außerhalb. ICEM wird von folgenden Arbeitsgruppen getragen:
Institut
für Planetologie (Jessberger); Institut für Mineralogie (Putnis); Physikalisches
Institut (Kohl);
Geologisch-Paläontologisches Institut und Museum (Kerp).
Geräte
Zu ICEM gehören zur Zeit (2003) folgende Geräte: |
   |
Analytisches 300 keV-Transmissions-Elektronenmikroskop mit Energiefilter
(ATEM-EELS) und den
zugehörigen Präparationseinrichtungen
|
   |
Analytisches Rasterelektronenmikroskop (SEM mit EDX) |
   |
Elektronenstrahlmikrosonde (EMP) |
   |
Feldemissionsrasterelektronenmikroskop mit Kathodolumineszenzeinrichtung und EDX (FE-SEM-KL) |
   |
Flugzeit-Sekundärionen-Massenspektrometer (TOF-SIMS) |
   |
200 keV-Feldemissions-Transmissionselektronenmikroskop mit integriertem abbildendem
Energiefilter (zusammen mit dem Institut für Materialphysik; in Vorbereitung) |
   |
Geräte und Reinsträume zur Probenpräparation |
Personal
Das
Personal des ICEM rekrutiert sich aus den Mitarbeitern der beteiligten Institute. Es wird
vorwiegend durch
Drittmittel finanziert. Zur wissenschaftlichen Betreuung des
Transmissionselektronenmikroskops wurde eine freigewordene Dauerstelle des Instituts
für Mineralogie
entsprechend umgewidmet. Die Weiterentwicklung in Forschung und Lehre im Bereich
Elektronenkristallographie soll durch eine Professur gefördert werden. Der Fachbereich
Geowissenschaften hat der Ausschreibung bereits zugestimmt, eine Entscheidung des Rektorats
steht noch
aus.
Lehre
Von den an ICEM
beteiligten Arbeitsgruppen werden gemeinsam in jedem Semester
Transmissionselektronenmikroskopischen
Übungen als einwöchige Blockveranstaltung angeboten. Durch diese
interdisziplinäre
Verzahnung des Lehrangebots kann den teilnehmenden Studierenden aller beteiligten
Fachrichtungen im
Haupt- bzw. Graduiertenstudium ein Überblick über ein breites
Spektrum moderner Methoden der Transmissionselektronenmikroskopie vermittelt werden.
Darüber
hinaus werden in den Fachbereichen weitere Vorlesungen und Seminare zu einschlägigen
Themen angeboten. Als Beispiele seien genannt die Vorlesungen über
Hochauflösende
Elektronenmikroskopie und über Analytische Elektronenmikroskopie, an denen jeweils
Studierende
verschiedener Fächer teilnehmen. Außerdem
wird ständig eine Reihe von Diplom- und Doktorarbeiten unter wesentlicher Nutzung des
ICEM-Geräteparks angefertigt.
Forschung
Die im Berichtszeitraum
bearbeiteten wissenschaftlichen Fragestellungen erstrecken sich über viele Bereiche der
Erd- und
Materialwissenschaften: Von der Entwicklung von Mikrostrukturen in Mineralen
bis zu Metamorphoseprozessen in Asteroiden, von Flüssigkeitseinschlüssen als
genetische
Indikatoren bis zur Frage nach dem Leben auf dem Mars, von Kristallisations- und
Auflösungsprozessen bis zu zirkumstellaren Kondensaten, von der Vorbereitung von
Weltraumexperimenten bis zur Temperaturgeschichte des Mars. Darüber hinaus werden
methodische
Untersuchungen zur quantitativen Auswertung von hochaufgelösten
Elementverteilungsbildern
durchgeführt. Schließlich wurden die Arbeiten zur Quantifizierung von
TOF-SIMS-Messungen
sowohl
anorganischer Materialien (Gläser,
Minerale) als auch organischer Substanzen intensiviert, soweit letztere für die
Extraterrestrik relevant
sind. Viele der Forschungsaktivitäten im ICEM werden in
internationaler Kooperation mit Partnern und Gastforschern u.a. aus Frankreich, Rußland,
Ukraine und
den USA durchgeführt.
Die vielen im ICEM erarbeiteten
Forschungsergebnisse finden ihren Niederschlag in zahlreichen Publikationen. Sie wurden im
Forschungsbericht der beteiligten Institute bzw. Arbeitsgruppen aufgenommen.