Forschungsbericht 1999-2000 | |
Klinik und Poliklinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie Altert-Schweitzer-Str. 33 48129 Münster Tel. (0251) 83-47401 Fax: (0251) 83-48316 e-mail: h.h.scheld @thgms.uni-muenster.de WWW: http://thgms.uni-muenster.de Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Hans H. Scheld | |
Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät Klinik und Poliklinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie Experimentelle Transplantation | ||||
Einfluß spender-assoziierter Risikofaktoren auf den Transplantationserfolg
Die Herztransplantation hat als Therapie der fortgeschrittenen Herzinsuffizienz beachtliche
Erfolge erzielt. Die 1-Jahres-Überlebensrate ist seit der Einführung des
Immunsuppressionsschemas mit Cyclosporin A, Azathioprin und Corticosteroiden auf 75-80%
angestiegen. Die jährliche Sterberate ist jedoch mit 4% gleich geblieben. Ursache
für die Verschlechterung des Transplantatverhaltens im Langzeitverlauf ist die
Ausbildung der Transplantatvaskulopathie. Antigen-abhängige und
antigen-unabhängige Faktoren werden ätiologisch hierfür verantwortlich
gemacht. Zu den antigen-abhängigen Faktoren zählt die akute Rejektion, zu den
antigen-unabhängigen Faktoren wird der Ischämie-Reperfusion-Schaden, arterielle
Hypertonie, Fettstoffwechselstörung sowie spenderassoziierte Risikofaktoren wie z.B.
der Hirntod des Spenders gezählt. Die Arbeitsgruppe "experimentelle Transplantation" in
der Klinik und Poliklinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie
beschäftigte sich im besonderen mit Untersuchungen über den Einfluß der
Spenderrisikofaktoren "Hirntod" und Spenderhypertonie" auf die akute und chronische
Abstoßung nach Herztransplantation, mit der Entwicklung eines neuartigen heterotopen
Herztransplantationsmodells sowie mit Gen-Transfer-Techniken im Rattenmodell.
Es wurde ein neuartiges Hirntodmodell der Ratte entwickelt, in dem über einen Verlauf
von 6 Stunden ein normotensiver Blutdruck aufrechterhalten werden konnte. Der sonst
übliche Abfall des Blutdrucks nach Hirntod und die dadurch bedingte
längerdauernde Ischämie des Herzens im Spender, die ansonsten die Effekte des
Hirntodes überlagern würde, konnte vermieden werden. Die Ratten wurden mit
einem intraarteriellen Katheter zur kontinuierlichen Blutdrucküberwachung
instrumentiert und über eine Tracheotomie mechanisch beatmet.
Sechs Stunden nach Auslösung des Hirntodes wurden die Herzen von hirntoten Spendern
in unbehandelte Empfänger transplantiert. Als Vergleichsgruppe dienten Herzen von
normalen, anästhesierten Ratten. Als experimentelles Transplantationsmodell diente die
heterotope Herztransplantation in der Ratte. Die Aorta ascendens des Spenderherzens wurde
hierbei an die Aorta abdominalis des Empfängers, die Pulmonalarterie des
Spenderherzens an die Vena cava inferior des Empfängers anastomosiert. Die Herzen von
hirntoten Ratten wurden signifikant früher abgestoßen (9.3 Tage) als die Herzen
der Kontrolltiere (11.3 Tage, p<0.05). Zur Untersuchung der zugrundeliegenden Ursachen
wurden Herztransplantate von hirntoten und Kontrollspendern zu verschiedenen Zeitpunkten
nach Transplantation untersucht. Herzen von hirntoten Spendern zeigten dichtere Zellinfiltrate
und eine ausgeprägtere Hochregulation der Expression verschiedener
proinflammatorischer Zytokine (TNF-a, IL-1b, MCP-1) sowie von Adhäsionsmolekülen (ICAM-1,
VCAM-1) im Vergleich zu Herzen von Kontrolltieren. Der Hirntod führte zu einer
immunologischen Aktivierung des Spenderherzens und dadurch zu einer beschleunigten
Abstoßungsreaktion durch den Empfänger.
Herzen von hirntoten Spendern wurden 6 Stunden nach Auslösung des Hirntodes in
Empfänger transplantiert, die mit Cyclosporin immunsupprimiert wurden. Als Kontrolle
dienten Herzen von anästhesierten, normalen Ratten. Im Langzeitverlauf bis zu 120 Tagen
nach Transplantation wurde in Herzen von hirntoten Spendern ein im Vergleich zu Herzen von
Kontrolltieren intensiveres Zellinfiltrat und ein unterschiedliches Profil von
Zytokinen/Chemokinen nachgewiesen. Der Hirntod bewirkte eine qualitative Modulation der
Immunantwort des immunsupprimierten Empfängers in Richtung auf eine
Th1-vermittelte Immunreaktion. Zusätzlich ließ sich in Herzen von hirntoten
Spendern eine im Verlauf der chronischen Rejektion zunehmende Fibrose nachweisen. Dieses
Remodelling war vergesellschaftet mit der Hochregulation von fibrose-assoziierten
proinflammatorischen Mediatoren (TGF-b, PDGF).
Durch Plazierung eines Silberclips auf die rechte Nierenarterie wurde eine
Goldblatthypertonie erzeugt. Zehn Wochen später wurden die Herzen solcher
hypertensiver Spender heterotop in allogene Empfängerratten transplantiert, die mit
Cyclosporin immunsupprimiert wurden. Herzen von scheinoperierten Tieren, die ebenfalls 10
Wochen nach Durchführung des Eingriffs explantiert wurden, dienten als Kontrollorgane.
Zum Zeitpunkt der Explantation zeigten Herzen von normotensiven Spendern eine normale
Histologie, während hingegen Herzen von hypertensiven Spendern eine milde
Hypertrophie sowie Vacuolisation der Media in den elastischen Arterien aufwiesen. Nach
Transplantation zeigten Herzen von hypertensiven im Vergleich zu Herzen von normotensiven
Spendern im Verlauf der chronischen Abstoßung eine signifikant erhöhte
Infiltration mit mononukleären Zellen, eine intensivierte Immunaktivierung und
Zytokinexpression sowie eine ausgeprägte interstitielle Fibrose. Herzen von
hypertensiven Spendern erfahren möglicherweise durch den hohen Blutdruck eine
Schädigung, die nach Transplantation eine intensivere inflammatorische Antwort des
Empfängers hervorruft, welche schließlich zu einem Verlust von intaktem Myokard
und zu einem fibrotischen Umbau führt.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler: |
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Hans-Joachim Peter