Teilprojekt B2 (Luger): Die Rolle von Melanocortin und Melanocortin-Rezeptoren bei der Differenzierung
und Aktivierung von Monozyten
Projektleiter: | Univ.-Prof. Dr. med. Thomas A. Luger |
Dienstanschrift: | Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten
Von-Esmarch-Strasse 56, 48149 Münster |
Telefon: | (0251)
835 6504 |
Telefax: | (0251)
835 6522 |
1. |
Kenntnisstand bei der letzten Antragstellung und Ausgangsfragestellung
a-Melanozyten-stimulierendes Hormon (a-MSH,
Melanocortin) ist ein Spaltprodukt des Proopiomelanocortin (POMC). POMC und die daraus resultierenden
Peptide, wie a-,b-,
g-MSH, ACTH, -Endorphin und
b-Lipotropes-Hormon, wurden zunächst im Hypophysenvorderlappen
entdeckt (1). Mittlerweile jedoch konnte gezeigt werden, daß diese Peptide in einer Reihe weiterer Organe,
darunter auch in der Haut vorkommen. In der Haut wird a-MSH in Keratinozyten,
Langerhans-Zellen, Melanozyten, Endothelzellen, Fibroblasten und Makrophagen exprimiert (2). Die
Prozessierung des Prohormons POMC, die in der Hypophyse zur Entstehung der einzelnen Peptide führt,
ist
in den letzten Jahren gut charakterisiert worden. Sie erfolgt durch die Aktivität zweier
Prohormonkonvertasen (PC-1 und PC-2), die POMC gezielt an Positionen spalten, an denen zwei oder vier (nur
PC-2) basische Aminosäuren (Lys, Arg) aufeinanderfolgen (3, 4). Eine unterschiedliche Expression dieser
beiden Prohormonkonvertasen führt zu spezifischen Spaltungsmustern und dadurch zur Entstehung
verschiedener Peptide. So führt z.B. die Spaltung von POMC durch PC-1 zur Entstehung von ACTH, die
Spaltung in Anwesenheit von PC-2 hingegen zur Generierung von a-MSH.
Die Wirkung der einzelnen Peptide wird durch spezifische Rezeptoren, sogenannte
Melanocortinrezeptoren vermittelt (5), zu deren Familie zur Zeit fünf Mitglieder (MC-1R
bis MC-5R) zählen. Die Melanocortinrezeptoren gehören zur Superfamilie der
G-Protein-gekoppelten Rezeptoren. Die Anbindung eines Liganden an einen der Rezeptoren
führt zur Stimulierung einer intrazellulären Adenylatcyclase und zu einem Anstieg
des intrazellulären cAMP-Spiegels. Die fünf Rezeptoren weisen unterschiedliche
Affinitäten und Spezifitäten für die verschiedenen Melanocortine und ACTH
auf. Der MC-1R besitzt die höchste Affinität für a-MSH, während MC-2R spezifisch für ACTH ist und die
drei anderen Rezeptoren eine geringere Selektivität die Liganden betreffend aufweisen
(6). Viele POMC-Peptide und insbesondere a-MSH haben sich
ähnlich wie Zytokine sowohl in vitro als auch in vivo als potente Entzündungs- und
immunmodulierende Substanzen erwiesen (2, 7). Demnach hemmt a-MSH die proinflammatorischen Effekte von IL-1, IL-6 und
TNF-a sowie die Synthese und Wirkung immunmodulierender
Zytokine wie z.B. IL-2 und IFNg. In Monozyten stimuliert a-MSH die IL-10 Synthese und vermindert die NO-Produktion (8, 9).
Darüber hinaus konnte im Tierversuch gezeigt werden, daß a-MSH die Entstehung einer Kontaktallergie unterdrücken und
Hapten-spezifische Toleranz induzieren kann (10). a-MSH
vermag im Tiermodell auch die Entstehung einer Adjuvantien induzierten Arthritis, einer
Endotoxin induzierten Hepatitis und der lokalen Shwartzman-Reaktion, sowie das Auftreten von
LPS-, TNF-a- und IL-1-induziertem Fieber zu hemmen (11-16).
Die Bedeutung von a-MSH im Rahmen von Immun- und
Entzündungsreaktionen wurde kürzlich durch den Nachweis von MC-1R auf
Monozyten und Mf untermauert (9,17). Endothelzellen der Gefäßwand spielen bei
sämtlichen Entzündungsreaktionen eine essentielle Rolle, da
Entzündungszellen wie Leukozyten oder Lymphozyten zunächst an der
Gefäßwand adhärieren müssen um anschließend durch diese
hindurch zu wandern. Im Rahmen dieser komplexen Vorgänge spielt die Expression von
Adhäsionsmolekülen sowie von Zytokinrezeptoren an Endothelzellen eine
entscheidende Rolle. Die Expression dieser Oberflächenmoleküle wird durch
verschiedene Zytokine und andere Mediatoren reguliert. Daher war die Frage naheliegend,
welche Rolle POMC-Peptide insbesondere a-MSH bei der
Interaktion von Entzündungszellen mit Endothelzellen spielen. Es wurde zunächst
untersucht, ob humane Endothelzellen einen der 5 bekannten MC-Rezeptoren exprimieren.
Für diese Untersuchungen wurden sowohl frisch isolierte humane dermale
mikrovaskuläre Endothelzellen (HDMEC) als auch dermale Endothelzellinien (HMEC-1)
verwendet. Es konnte gezeigt werden, daß diese Endothelzellen mRNA spezifisch
für den MC-1 Rezeptor exprimieren und das die Expression dieses Rezeptors durch
Interleukin-1 induzierbar ist. Bindungsstudien ergaben, daß MC-1 an Endothelzellen eine
hohe Affinität für a-MSH besitzen, aber nicht mit
b-MSH, welches keine immunmodulierende Effekte besitzt,
reagiert (18). Um der Frage nachzugehen, ob a-MSH auch die
Funktion von Endothelzellen beeinflussen kann, wurde untersucht, inwieweit a-MSH die Expression von Adhäsionsmolekülen wie
E-Selektin und "vascular cellular adhesion molecule" (VCAM) beeinflußt. Demnach
bewirkte a-MSH eine völlige Hemmung der LPS-bedingten
Expression dieser Adhäsionsmoleküle (19). Die funktionelle Relevanz dieses
Befundes wurde durch ein weiteres Experiment bestätigt. Zugabe von a-MSH zu in vitro kultivierten HDMEC bewirkte eine signifikante
Hemmung der LPS-induzierten Adhärenz von Lymphozyten (19). Diese Untersuchungen
erhärten die Annahme, daß a-MSH, welches im
Rahmen von Enzündungsreaktionen sowohl von Epithelzellen als auch von
Entzündungszellen produziert wird eine entscheidende Rolle im Rahmen der Pathogenese
von inflammatorischen Erkrankungen der Haut spielt.
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2. |
Angewandte Methoden Zum Nachweis der Expression von mRNA für die
verschiedenen MC-Rezeptortypen wurden Northern-Blots durchgeführt, in denen
PCR-Fragmente (aus PCRs mit Hypophysen-cDNA als Template) als spezifische Sonden
für die verschiedenen Rezeptoren eingesetzt wurden. Ferner wurden unter Verwendung
spezifischer Primer RT-PCRs zum Nachweis der Rezeptor-mRNA durchgeführt. Der
Nachweis von Rezeptoren auf der Oberfläche von unterschiedlichen Zellen und in
Gewebsschnitten wurde auf verschiedene Weise durchgeführt. Zellen wurden
zunächst mittels Durchflußzytometrie unter Verwendung von biotinyliertem a-MSH hinsichtlich ihrer Rezeptorexpression untersucht. In diesen
Experimenten wurde unmarkiertes a-MSH zur Kompetition der
Bindung, sowie b-MSH, welches nicht an den MC-1 Rezeptor
bindet, zur Überprüfung der Spezifität der Bindung, eingesetzt. In
späteren Experimenten wurde ein selbst generierter und charakterisierter
MC-1R-Antikörper verwendet. Dieser polyklonale, affinitätsgereinigte
Antikörper aus Kaninchen ist gegen den extrazellulären Teil des MC-1R gerichtet.
Dieser Antikörper hat sich als sehr gut geeignet erwiesen, die Expression von MC-1R in
Hautbiopsien sowie in Zellkulturen immunohistochemisch zu untersuchen. Zur
Bestätigung, daß der exprimierte MC-1 Rezeptor funktionell aktiv ist wurde die
Veränderung der intrazellulären cAMP-Konzentration in Gegenwart von a-MSH untersucht. Hierzu wurde ein nichtradioaktiver EIA verwendet.
Die Untersuchung der Keratinozyten-proliferation erfolgte mittels XTT- und
MTT-Proliferationsassays und wurde in 6-fach Bestimmungen in Mikrotiterplatten
ausgeführt. Untersuchungen zur Charakterisierung der Regulation der MC-1R-Expression
wurden mittels semiquantitativer RT-PCR durchgeführt. Hierzu wurden Keratinozyten
mit verschiedenen Dosen a-MSH und IL-1 behandelt oder
UVB-Licht aus FS-20 Lampen ausgesetzt. Die mRNA wurde zu verschiedenen Zeitpunkten
isoliert, revers transkribiert und mit Hilfe der Polymerasekettenreaktion unter Verwendung
spezifischer Primer für Melanocortin-rezeptoren (MC-1R -5R), Prohormonkonvertasen
(PC1, 7B2) und Chemokinen (IL-8, Groa) amplifiziert. Als
Referenz für die semiquantitative Bestimmung der Expression wurde die Expression der
Gene b-Aktin bzw. Glycerinaldehyd-3-phosphatdehydrogenase
herangezogen. Die densitometrische Auswertung der amplifizierten und auf Agarosegelen
aufgetrennten Produkte erfolgte mit Hilfe einer CCD-Kamera sowie einer spezifischen Software
(BIO-PROFIL, Bio-1D Windows Application, Vilber-Lourmat). In gleicher Weise wurde
für LPS, IL-1 oder PHA stimulierte Monozyten und DC verfahren. Die Bestimmung der
Expression von Zytokinen (IL-8, IL-10, IL-1 Rezeptor Antagonist, RANTES und Gro-a) erfolgte mittels ELISA. Der Nachweis weiterer
Oberflächenmoleküle (CD40, CD80, CD86) auf dendritischen Zellen wurde mittels
Durchflußzytometrie durchgeführt. Die Expression von a-MSH wurde zunächst mit Hilfe spezifischer
Radioimmuno-assays untersucht, später mit einem nicht-radioaktiven EIA. Die
Aktivierung von NF-kB und AP-1 wurde in electrophoretic
mobility shift assays (EMSA) mit Extrakten nukleärer Proteine untersucht. Gleichzeitg
wurde in den cytosolischen Extrakten derselben Zellen die Kinetik des Abbaus und der
Neugenerierung von IkB in Anwesenheit von IL-1 und a- MSH verfolgt. 3. Ergebnisse der derzeitigen Förderperiode
POMC-Peptide werden, wie zahlreiche Untersuchungen gezeigt haben, nicht nur in der
Hypophyse produziert und freigesetzt, sondern auch von einer Reihe verschie-dener anderer
Zellen synthetisiert. Eigene Voruntersuchungen haben gezeigt, daß in der Haut neben den
Melanozyten auch Keratinozyten und Endothelzellen in der Lage sind a-MSH, ACTH sowie b-Endorphin
freizusetzen (1, 2). Im Zeitraum des Antrags konnte gezeigt werden, daß der für
a-MSH spezifische Melanocortin-1 Rezeptor (MC-1R) in
Keratinozyten, Monozyten und dendritischen Zellen exprimiert wird (3, 4, 5). Eine Expression
der anderen MC-Rezeptoren (MC-2R bis MC-5R) konnte in kei-nem der untersuchten Zelltypen
beobachtet werden. Außerdem vermag a-MSH in
Dosis-abhängiger Weise die Expression seines Rezeptors MC-1R zu induzieren.
Zusätzlich wird die Expression von MC-1R durch UVB-Licht und IL-1b induziert (1, 2, 6). Unter Verwendung von biotinyliertem a-MSH konnte in FACS-Untersuchungen gezeigt werden, daß
Monozyten, dendritische Zellen, Keratinozyten und Keratinozytenzellinien Bindungsstellen
für a-MSH aufweisen. Die Bindung von a-MSH an diese Rezeptoren konnte durch Zusatz des nicht an den
MC-1R bindenden b-MSH nicht unterdrückt werden, was
auf eine exklusive Expression von MC-1R hinweist. Der anti-hMC-1R-Antikörpers wurde
mit einem Antipeptid, das kolinear zu einem Teil der N-terminalen, extrazellulären
Domäne des humanen MC-1R ist, erzeugt. Hiermit war es möglich zu zeigen,
daß der exprimierte Rezeptor auf der Oberfläche der untersuchten Zellinien MC-1R
ist. Unter Verwendung des Antikörpers ist es ferner gelungen eine starke Expression des
MC-1R in embryonaler Epidermis zu zeigen, welche bis zur Geburt fast völlig
verschwindet (7). Im Gegensatz dazu ist in normaler Haut eine deutliche Expression von MC-1R
nur in Hautanhangsgebilden wie Haar-follikel, Talgdrüsen und
Schweißdrüsen zu beobachten (7). Aufgrund der Existenz von POMC-mRNA und
a-MSH in epidermalen Zellen war die Frage der Prozessierung
des Prohormons in diesen Zellen naheliegend. Obwohl die Prozessierung von POMC in der
Hypophyse gut charakterisiert ist, war bislang nichts über die entsprechenden
Mechanismen in der Haut bekannt, insbesondere war keines der für die Prozessierung
notwendigen Elemente (Prohormonkonvertase 1 und 2, sowie der PC-2-Kofaktor 7B2) in
epidermalen Zellen nachgewiesen worden. Im Rahmen dieses Antrags konnte erstmals gezeigt
werden, daß epidermale Zellen (Keratinozyten) sowie mononukleäre Zellen aus
peripherem Blut Prohormonkonver-tase 1 exprimieren und daß die Expression von PC-1
in UV-bestrahlten Keratino-zyten den gleichen regulatorischen Prinzipien unterliegt, wie die
Expression von POMC oder MC-1R (6). Weiterhin konnte mittels RT-PCR auch die Expression
von 7B2 mRNA in den untersuchten Zelltypen gefunden werden (8). Die Detektion von PC-2
mRNA mittels RT-PCR bzw. Northern Blot gelang bisher nicht. Aus einer per-sönlichen
Mitteilung von Prof. Nabil G. Seidah (Montreal) ist jedoch bekannt, daß die in der Haut
exprimierte Form der PC-2 mRNA deutlich länger ist, als die aus der Hypophyse
bekannte Form. Dies erklärt das Scheitern der bisherigen Versuche zur Detektion von
PC-2 mRNA mit Sonden bzw. Primern, die für die in der Hypophyse vorliegende PC-2
mRNA optimiert sind. Analog zu den Untersuchungen an Keratinozyten wurde das Verhalten
der MC-1R Expression in Monozyten und DC untersucht. Die Expression des MC-1R in
humanen Monozyten konnte durch Stimulation mit LPS oder PHA erhöht werden und
wurde durch Zusatz von IL-2, IFNg, IL-4 und IL-10 zum Kulturmedium noch weiter
verstärkt (4). Im Falle dendritischer Zellen gelang es zudem zu zeigen, daß das
Ausmaß der Bindung von biotinyliertem a-MSH an die
Zelloberfläche mit der Kulturdauer der dendritischen Zellen in Gegenwart von IL-4 und
GM-CSF ansteigt, damit also reifungsabhängig ist (5). Um die funktionelle Bedeutung des
an Monozyten und DC exprimierten MC-1R zu untersuchen, wurde zunächst der
Einfluß von a-MSH auf die Produktion von Interleukin-10
untersucht. In humanen mononukleären Zellen aus peripherem Blut (PBMC) wurde die
IL-10 Freisetzung und die Expression von IL-10 mRNA durch a-MSH in einer dosisabhängigen Weise induziert (9).
Außerdem hemmt a-MSH die Expression der für die
Antigenpräsentation wichtigen kostimulatorischen Moleküle CD86 und CD40 an
Monozyten und DC, während die Expression von CD80 unbe-einflußt bleibt (4,
10). Im Gegensatz dazu konnte bisher weder einer der bekannten MC-R auf T-oder
B-Lyphozyten nachgewiesen werden, noch wurde ein direkter Einfluß von a-MSH auf die Funktion dieser Zellen gezeigt. Daher scheint die
immun-suppressive Wirkung von a-MSH vorwiegend auf der
Induktion von Suppressor-faktoren sowie in der Hemmung von akzessorischen Signalen in
Antigen-präsen-tierenden Zellen bedingt zu sein. Durch Stimulation mit IL-1 wird sowohl
die Sekretion als auch die mRNS-Expression der Chemokine IL-8 und Gro-a in Keratinozyten induziert. Eigene Vorarbeiten konnten zeigen,
daß a-MSH in der Lage ist, die IL-8 Produktion in
Entzündungs-reaktionen zu beeinflußen. So wird die IL-1 induzierte Freisetzung
von IL-8 und Gro-a in Keratinozytenlinien und
Primärkulturen humaner Keratinozyten durch Zugabe von a-MSH deutlich vermindert (11). Dieser Effekt war
konzentrationsabhängig und durch den Einsatz eines a-MSH Antagonisten wieder aufhebbar. a-MSH war in Primärulturen humaner Keratinozyten in der Lage,
den Effekt von IL-1 ähnlich stark zu inhibieren wie der IL-1 Rezeptorantagonist
(IL-1RA). Diese Beobachtung warf die Frage auf, durch welchen Mechanismus a-MSH die IL-1 Wirkung auf die Chemokin-expression aufzuheben
vermag. Da bekannt ist, daß die Aktivierung von NF-kB
und AP-1 ein zentrales Motiv der IL-1 Wirkung ist und diese Transkriptionsfaktoren die
Expression u.a. von IL-8 und Gro-a steigern, schienen diese
Transkriptionsfaktoren ein guter Ansatzpunkt zur Klärung des Wirkmechanismus von
a-MSH zu sein. In Voruntersuchungen konnte in electrophoretic
mobility shift assays gezeigt werden, daß die IL-1 induzierte Aktivierung von NF-kB in kultivierten primären Keratinozyten und
Keratinozytenzellinien durch a-MSH in einem Dosisbereich von
10-6 bis 10-12 M signifikant unterdrückt werden konnte (11). Die Aktivierung von AP-1
durch IL-1 hingegen blieb in Anwesenheit von a-MSH
unbeeinflußt. 4. Vergleiche mit Arbeiten außerhalb des SFB und Reaktionen der
wissenschaftlichen Öffentlichkeit Im Rahmen weiterer eigener Untersuchungen konnten
zahlreiche zusätzliche, zum Antrag im engen Zusammenhang stehende Ergebnisse
erhalten werden. So konnte für humane dermale mikrovaskuläre Endothelzellen
(HDMEC) gezeigt werden, daß auch diese Zellen POMC und den MC-1R exprimieren
(12). Ebenfalls konnte in diesen Zellen das Vorhandensein von mRNA für PC-1 und den
Kofaktor 7B2 mittels RT-PCR detektiert werden. Eine wichtige Rolle spielt im Rahmen
entzündlicher Prozesse die Wechselwirkung zwischen monozytären Blutzellen und
Endothelzellen, die durch Adhäsionsmoleküle vermittelt wird. Die Expression der
Adhäsionsmoleküle wird durch proinflammatorische Signale wie TNF-a, IL-1 und LPS deutlich gesteigert. In eigenen Untersuchungen konnte
gezeigt werden, daß die TNF-a- und LPS-induzierte mRNS
Expression der Adhäsionsmoleküle E-Selectin, VCAM-1 und ICAM-1 in humanen
dermalen mikrovaskulären Endothelzellen durch Zugabe von a-MSH inhibiert wird (13). Darüberhinaus konnte in vivo auch
demonstriert werden, daß eine einmalige Gabe von a-MSH
die Vaskulitis in der LPS-induzierten lokalen Shwartzman Reaktion unterdrücken kann
(14). Wie bereits in Keratinozyten gezeigt, konnte auch in Endothelzellen eine durch LPS oder
TNF-a induzierte NF-kB
Aktivierung durch gleichzeitige Gabe von a-MSH in
konzentrationsabhängiger Weise reduziert werden (13). In humanen Monozyten konnte
erst kürzlich gezeigt werden, daß a-MSH spezifisch
den Transkriptionsfaktor NF-kB herunterreguliert, wenn dieser
zuvor durch proinflammatorische Stimuli wie TNF-a oder LPS
aktiviert worden war. Zusätzlich konnte gezeigt werden, daß die TNF-a induzierte Degradierung von IkB durch
Vorbehandlung mit a-MSH verhindert werden konnte (15). Die
in vivo Bedeutung konnte durch Versuche zur a-MSH
vermittelten Unterdrückung der CHS-Reaktion und zur Induktion Hapten-spezifischer
Toleranz durch a-MSH an BALB/c- und
C57BL/6J-Mäusen erbracht werden (16). Überdies konnte in Tierexperimenten
demonstriert werden, daß eine Unterdrückung der CHS-Reaktion, sowie die
Induktion von Toleranz auch durch Tripeptide, die vom C-Terminus von a-MSH abgeleitet sind, vermittelt werden kann. Auch konnte gezeigt
werden, daß eine topische Applikation von a-MSH oder
Tripeptiden zu gleichen Resultaten führt. Durch eine Variation des Experimentes, bei der
a-MSH nicht vor der Sensibilisierung, sondern erst vor der
Auslösung der Ohrschwellung direkt auf das Ohr des Tieres aufgetragen wird, konnte
gezeigt werden, daß a-MSH sowohl die Auslöse-, als
auch die Effektorphase einer Kontaktallergie beeinflußt. Zahlreiche Einladungen zu
Vorträgen auf internationalen und nationalen Tagungen über die insbesondere im
Rahmen dieses SFB erhaltenen Ergebnisse belegen eindeutig das Interesse der
wissenschaftlichen Öffentlichkeit an den durchgeführten Arbeiten. Weiterer Beleg
hierfür sind die zahlreichen Wünsche nach Kooperation, die von Gruppen an
verschiedenen Universitäten im Inland, sowie im europäischen und
außereuropäischen Ausland, geäußert werden. Als besonderer Beleg
für das Interesse der internationalen wissenschaftlichen Gemeinde mag die Tatsache
dienen, daß im September 1998 der Kongreß "Cutaneous Neuroimmunomodulation:
The Proopiomelanocortin System" in Zusammenarbeit mit der New York Academy of Sciences
in Münster ausgerichtet wurde. 5. Offene Fragen Obwohl in den meisten Fragen, die
Gegenstand des SFB Antrages waren, Fortschritte gemacht wurden, sind noch nicht alle
projektierten Aufgaben bewältigt. Derzeit sind die Untersuchungen zur
differenzierungs-abhängigen Expression von MC-1R in Keratinozyten noch im Gange.
Obwohl im Falle der DC eine Herunterregulation des kostimulatorischen Moleküls CD86
und auch (in geringerem Maße) von CD40 beobachtet werden konnte, blieb die
Proliferation von T-Zellen in gemischten Lymphozytenreaktion durch die Behandlung der DC
mit a-MSH unbeeinflußt. Da jedoch mit der
Unterdrückung der CHS-Reaktion klar ein in vivo Effekt zu beobachten war, der in
engem Zusammenhang mit der Antigenpräsentation und der Aktivierung von T-Zellen
zusammenhängt, bleibt derzeit noch die Frage offen, über welchen Mechanismus
a-MSH konkret seine in vivo Effekte vermittelt. Von Bedeutung
ist auch die bereits in den Folgeantrag aufgenommene Fragestellung hinsichtlich der
Prozessierung von POMC in epidermalen Zellen. Obwohl hier bereits erste Resultate erhalten
werden konnten, ist es doch notwendig den Nachweis von PC-2 in den untersuchten Zellen zu
erbringen. Hierzu liegen bisher so gut wie keine Informationen vor. Gleiches gilt für die
der a-MSH Wirkung zugrunde liegenden molekularen
Mechanismen, insbesondere hinsichtlich der Aktivierung bzw. der Inhibierung spezifischer
Transkriptionsfaktoren, sowie des Einflusses von a-MSH auf die
Aktivität von Signaltransduktionsmechanismen innerhalb der Zelle. Auch hierzu liegen
bisher nur wenige Informationen vor. Von großem Interesse ist es auch die Bedeutung von
a-MSH in vivo in Tieren zu untersuchen, die selbst kein a-MSH generieren können. Diese Tiere werden uns in
Kürze zur Verfügung stehen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Frage nach dem
für die in vivo beobachteten Effekte verantwortlichen Rezeptor, bzw. nach der konkreten
Bedeutung des auf den untersuchten Zellen exprimierten MC-1R. Hierfür sind
MC-1R-defiziente Tiere von großer Bedeutung, die uns bereits zur Verfügung
stehen. Darüberhinaus stellt sich die Frage nach der Rolle des MC-1R spezifischen a-MSH Antagonisten agouti, dessen Rolle bislang nur im
Zusammenhang mit der Pigmentierung gut charakterisiert wurde. Dieser ist sowohl für in
vitro, als auch für in vivo Untersuchungen von Interesse. Rekombinantes Protein und
agouti überexprimierende Mäuse stehen unserem Labor ebenfalls zur
Verfügung. Weiterhin ist die a-MSH mediierte IL-10
Induktion von großem Interesse, da IL-10 eine wichtige Funktion als immunsuppressives
Agens inne hat. Hier stellt sich die Frage nach dem Mechanismus der beobachteten Induktion,
d.h. welche Transkriptions-faktoren werden von a-MSH in diesem
Zusammenhang beeinflußt. |
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen:
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