Forschungsbericht 1997-98   
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(Kardiologie und Angiologie)

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Direktor: Univ. Prof. Dr. med. G. Breithardt

 
 
 
[Pfeile blau] Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät
Med. Klinik und Poliklinik - Innere Medizin C - (Kardiologie und Angiologie)
Rhythmologie
 


Klinisch-elektrophysiologische und molekulargenetische Korrelate angeborerener und erworbener QT- Syndrome

QT-Syndrome (Romano-Ward Syndrom, Jervell-und-Lange-Nielsen Syndrom) sind durch eine im Oberflächen-EKG nachweisbare abnorme Verlängerung der QT-Zeit und das spontane Auftreten ventrikulärer Tachyarrhythmien vom Typ der Torsade de pointes charakterisiert. Von der kongenitalen QT-Syndromen muß die sog. ïerworbene Formï der Erkrankung unterschieden werden. Während wir heute wissen, daß es sich beim kongenitalen QT-Syndrom um eine genetisch-bedingte Ionenkanalerkrankung handelt, sind die Mechanismen, die zu einer erworbenen abnormen, mit TDP einhergehenden QT-Verlängerung führen bisher weitgehend unbekannt. Eine verminderte Repolarisationsreserve, die zu einer abnormen Reaktion auf repolarisationsverlängernde Stimuli führt, scheint von besonderer Bedeutung zu sein. Praktisch klinische Bedeutung kommt beiden Erkrankungen u. a. dadurch zu, daß Pharmaka, die die myokardiale Erregungsrückbildung verlängern problematisch sind. Ein Behandlung mit solchen Pharmaka ist beim kongenitalen QT-Syndrom kontraindiziert, da sie eine weitere Verlängerung des QT-Intervalls bewirken und dadurch das Auftreten rhythmogen bedingter Synkopen oder gar Todefälle begünstigen kann. Beim erworben QT-syndrom sind es typischerweise solche Pharmaka, die zur klinischen Manifestation der Erkrankung führen. Im Rahmen eigener Studien konnte die genetisch Grundlage des Jervell-und-Lange-Nielsen Syndroms weiter geklärt werden. Andere Studien beschäftigten sich mit der Beziehung zwischen vorliegender Mutation und resultierender klinischer Manifestation (sog. Genotyp-Phänotyp-Beziehung). Untersuchungen zur QT-Dispersion im 12-Kanal-Oberflächen-Elektrokardiogramm wurden durchgeführt. Dabei zeigte sich, das das Ausmaß der QT-Disperion als Maß für eine gesteigerte Inhomogenität der Erregunsgrückbildung bei von einem QT-Syndrom betroffenen Patienten im Vergleich zu Normalpersonen deutlich erhöht ist. Bei einem Teil der untersuchten Patienten mit einem erworbenen QT-Syndrom konnte eine ïforme frusteï des kongenitalen QT-Syndroms nachgewiesen werden. Weitere derzeit laufende Studien beschäftigen sich mit den Möglichkeiten einer genspezifischen Therapie des QT-Syndroms. Hierunter verstehen wir eine Behandlung, die den im individuellen Fall vorliegenden Gendefekt berücksichtigt und speziell auf dessen Korrektur abzielt. Ein weiteren Schwerpunkt der derzeitigen Forschungsaktivitäten stellt die Frage dar, mit welcher Häufigkeit das QT-Syndrom als ursächlich verantwortlich für den plötzlichen Kindstod anzusehen ist. Hierzu werden Gewebeproben von Kindern, die an einem plötzlichen Kindstod verstorben sind, molekulargenetisch hinsichtlich des Vorliegens einer ein QT-Syndrom hervorrufenden Mutation untersucht.

Beteiligte Wissenschaftler:

PD Dr. M. Borggrefe, Univ.-Prof. Dr. G. Breithardt (Leiter), Dr. W. Haverkamp, Dr. G. Mönnig, Dr. E. Schulze-Bahr, Dr. H. Wedekind

Veröffentlichungen:

Bajanowski, T., L. Rossi, B. Biondo, W. Haverkamp, J. Schellscheidt, G. Jorch, E. Meyer, B. Brinkmann: QT-Syndrome bei plötzlichem Kindstod (SID). 76. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin. Jena, 16.-20.9.1997.

Haverkamp, W., M. Hördt, G. Breithardt, M. Borggrefe: Torsade de pointes secondary to d,l-sotalol after catheter ablation of incessant atrioventricular reentrant tachycardia - evidence for a significant contribution of the "cardiac memory". Clin Cardiol 1998;21:55-58.

Haverkamp, W., E. Schulze-Bahr, M. Hördt, H. Wedekind, H. Funke, M. Borggrefe, G. Assmann, G. Breithardt: QT-Syndrome: Aktuelle Aspekte zur Pathogenese, molekularen Genetik, Diagnostik und Therapie. Dt Ärztebl 1997; 94: 667-672.

Hördt, M., W. Haverkamp, G. Mönnig, B.E. Schulze, H. Wedekind, M. Borggrefe, G. Breithardt: Diagnostic value of the 12-lead standard ECG in patients with congenital long QT syndrome. Pacing Clin Electrophysiol 1998;21:945.

Schulze, B.E., Q. Wang, H. Wedekind, W. Haverkamp, Q. Chen, Y. Sun: KCNE1 mutations cause Jervell and Lange-Nielsen syndrome. Nat Genet 1997;17:267-268.

Schulze-Bahr, E., W. Haverkamp, H. Wedekind, C. Rubie, M. Hördt, M. Borggrefe, G. Assmann, G. Breithardt, H. Funke: Autosomal recessive long-QT syndrome (Jervell Lange-Nielsen syndrome) is genetically heterogeneous. Human Genet 1997; 100: 573-576.

Schulze-Bahr, E., W. Haverkamp, H. Wiebusch, H. Wedekind, G. Assmann, G. Breithardt, H. Funke: Molekulare Differenzierung des Romano-Ward-Syndroms. Herzschr Elektrophys 1998;7:21-26.

Wedekind, H., B.E. Schulze, H. Djonlagic, S. Lange, G. Mönnig, M. Hördt, M. Borggrefe, G. Breithardt, H. Funke, W. Haverkamp: A severe form of long QT syndrome in a family with two KVLQT1 mutations located in cis. Pacing Clin Electrophysiol 1998;21:799.

 
 
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Hans-Joachim Peter
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Datum: 1999-09-23