Forschungsbericht 1997-98 | |
Klinik und Poliklinik für Thorax-, Herz und Gefäßchirurgie
Albert-Schweitzer-Str. 33 48129 Münster Tel. (0251) 83-47401 Fax: (0251) 83-48316 e-mail: H.H.Scheld@thgms.uni-muenster.de WWW: http://thgms.uni-muenster.de Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Hans H. Scheld | |
Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät Klinik und Poliklinik für Thorax-, Herz und Gefäßchirurgie Assistenzherzen | ||||
Arbeitsgruppe "Mechanische Myokardiale Unterstützungssysteme"
Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit dem klinischen Langzeiteinsatz von
künstlichen Blutpumpen beim Herzversagen. Derzeit werden das Novacor LVAS und das
HeartMate System als implantierbare linksventrikuläre mechanische
Unterstützungssysteme evaluiert. Besteht ein bi- oder rechtsventrikuläres
Versagen, kommt das parakorporale Thoratec-System bzw. im Kindes- und Säuglingsalter
das Medos-HIA-System zur Anwendung.
Probleme, die noch weiterer Bearbeitung bedürfen, resultieren aus der Interaktion
zwischen Organismus und Fremdoberfläche der Systeme. Vorrangig in diesem
Zusammenhang zu nennen sind die bisher noch nicht beherrschten thrombembolischen und
infektiologischen Problemkreise. Die initial bestehenden postoperativen Blutungsprobleme
dürfen mittlerweile durch die Verbesserung des Antikoagulationsmanagements und der
operativen Technik als weitgehend gelöst gelten.
In einer prospektiven Untersuchung wurde eine der Hauptkomplikationen nach
LVAD-Implantation, die Infektion, untersucht und mit der Letalität am System korreliert.
Von 25 eingeschlossenen Patienten wurden bei 12 (48 %) Patienten Infektionen
nachgewiesen durch Identifizierung mehrfacher Isolate identischen Genotyps von der
Oberfläche des LVAD. Während nur 5 (42 %) von 12 Patienten mit
LVAD-Infektion bis zur Herztransplantation überlebten, konnten 11 (85 %) von 13
Patienten ohne LVAD-Infektion erfolgreich transplantiert werden (p<0.05).
Schlußfolgerung: Die Infektion des LVAD ist mit einer signifikant erhöhten
Sterblichkeit verbunden, schließt jedoch eine erfolgreiche Überbrückung zur
Herztransplantation nicht aus. Eine LVAD-Infektion stellt eine Indikation zur dringlichen
Transplantation dar.
Neben Infektionen sind Thrombembolien die häufigsten Komplikationen bei
LVAD-Therapie. In einer retrospektiven Analyse unseres Patientenkollektivs waren 17
(47 %) von 36 LVAD-Patienten davon betroffen. Deshalb haben wir den Effekt einer
Therapie mit Thrombozytenaggregationshemmern zusätzlich zur Antikoagulation mit
Heparin bzw. Marcumar untersucht. Thromboembolische Ereignisse traten in Patienten, die mit
dem kombinierten Schema behandelt wurden, nur in 11 % auf, während sie bei nur
mit Heparin/Marcumar behandelten Patienten in 50 % der Fälle auftraten. Die
kombinierte Therapie mit Thrombozytenaggregations-hemmern und Antikoagulation mit
Heparin/Marcumar ist seither in die klinische Routine eingeführt worden.
In einer retrospektiven Studie unserer Arbeitsgruppe wurden die Ergebnisse der
notfallmäßigen im Vergleich zur elektiven bzw. dringlichen Implantation von
linksventrikulären mechanischen Assistenzherzen (LVAD) evaluiert. Sekundäres
Organversagen sowie Blutungskomplikationen waren signifikant häufiger bei
notfallmäßiger LVAD-Implantation, Thromboembolie und Infektionen waren
jedoch in allen Gruppen nicht unterschiedlich. Nach notfallmäßiger Implantation
konnten signifikant weniger Patienten herztransplaniert werden als nach elektiver oder
dringlicher Implantation (22 % vs 78 %, p<0.01). Zusammenfassend war die
notfallmäßige LVAD-Implantation mit einem höheren Risiko verbunden.
Schlußfolgerung: Die LVAD-Implantation sollte so früh wie möglich
stattfinden.
Eine retrospektive Analyse von 631 Patienten, die unserem Zentrum zur Evaluation einer
Transplantation zugewiesen wurden, bestätigte die Erkenntnis, daß die
LVAD-Implantation so früh wie möglich stattfinden sollte. Die
Überlebenswahrscheinlichkeit von Patienten, die elektiv ein LVAD erhalten hatten, war
signifikant höher als von Patienten, die dringlich oder notfallmäßig operiert
wurden, und mindestens so gut wie die von Patienten, die stabil auf der Warteliste zur
Herztransplantation waren. Schlußfolgerung: Die Selektion der Patienten bestimmt ganz
entscheidend den Erfolg nach LVAD-Implantation.
Die Weiterentwicklung der LVADs zu transportablen Systemen hat die Mobilität der
Patienten erheblich verbessert. LVAD-Patienten können seither ambulant bis zur
Herztransplantation behandelt werden. Wir haben unsere Erfahrungen damit in einer
retrospektiven Studie erörtert. Sechszehn von 46 Patienten (35 %) konnten seit
Juli 1995 ambulant betreut werden. Stationäre Wiederaufnahmen waren extrem selten
und hauptsächlich bedingt durch Infektionen und Thrombembolien.
Schlußfolgerung: Die ambulante Versorgung von LVAD-Patienten kann zuverlässig
und ohne erhöhtes Risiko durchgeführt werden.
Die LVAD-Therapie wird heutzutage nicht nur als Überbrückungsmaßnahme
zur Herztransplantation durchgeführt, sondern ist auch indiziert als dauerhafte Alternative
zur Herztransplantation und als Überbrückungsmaßnahme bis zur Erholung
des Nativherzens mit nachfolgender Explantation des LVAD. Für den Einsatz als
Überbrückungsmaßnahme bis zur Erholung des Nativherzens ist jedoch eine
Abschätzung der wiedergewonnenen Leistungsfähigkeit des Nativherzens eine
unbedingte Voraussetzung. In unserer Klinik wurde hierfür eine Protokoll entworfen.
Unter kontinuierlicher Registrierung der Lungenkreislaufdrucke, des Herzzeitvolumens sowie
Monitorisierung verschiedener echokardiographischer Parameter bei minimaler
Unterstützung durch das LVAD kann die Leistungsfähigkeit des Patienten auf dem
Ergometer seriell zu verschiedenen Zeitpunkten beurteilt und so die Möglichkeit einer
LVAD-Explantation abgeschätzt werden.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
||||
Hans-Joachim Peter