Forschungsbericht 1997-98   
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insbesondere Finanzierung

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Direktor: Prof. Dr. Thomas R. Fischer

 
 
 
[Pfeile blau] Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Finanzierung
Empirische Kapitalmarktforschung
 


Credit Rating und Bonitätsrisikobewertung am DM-Anleihenmarkt

Durch die jüngsten Krisenentwicklungen an den internationalen Finanzmärkten ist die Relevanz des Bonitäts- und Ausfallrisikos in den Mittelpunkt des Interesses privater und institutioneller Anleger gerückt. Eine wichtige Informationsquelle für das Kreditrisiko-Management von Portfolios festverzinslicher Wertpapiere stellt das Credit Rating dar. Es symbolisiert die Meinung einer auf Bonitätsanalysen spezialisierten Ratingagentur bezüglich der Fähigkeit und rechtlichen Bindung eines Emittenten, die mit einem bestimmten Schuldtitel verbundenen Zins- und Tilgungsverpflichtungen vollständig und rechtzeitig zu erfüllen.

Nicht zuletzt aufgrund spektakulärer Insolvenzfälle von Emittenten, die von Ratingagenturen noch mit hohen Einstufungen versehen waren, wird der Informationswert von Ratings in Theorie und Praxis kontrovers diskutiert. Insbesondere am US-Kapitalmarkt ist die Messung und Analyse des Informationsnutzens von Ratings seit Jahren Gegenstand intensiver theoretischer und empirischer Forschung, während eine empirische Durchdringung des Phänomens am Markt für DM-Anleihen bislang weitgehend fehlt. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich das Forschungsprojekt mit der Bedeutung von Credit Ratings bei der Bonitätsrisikobewertung von internationalen DM-Anleihen.

Erstmalig wird auf der Grundlage einer umfassenden Datenbasis gezeigt, welchen Einfluß das Rating auf die Bonitätsrisikoprämie bei 868 Neuemission von Anleihen besitzt, und wie sich die börsentäglichen Kurswertkonsequenzen nach der Ankündigung von 546 Ratingänderungen und 182 Watchlistings durch die beiden marktführenden Ratingagenturen Standard & Poor's und Moody's in einer Ereignisstudie über den Zeitraum 1984 bis 1996 darstellen.

Die empirischen Resultate erlauben eine fundierte Beurteilung des Informationswertes von Credit Ratings auf dem Primär- und Sekundärmarkt von DM-Anleihen und haben bedeutende Implikationen für das praktische Finanzmanagement von Emittenten als auch für die Verwendbarkeit von Ratings im Rahmen des Wertpapiermanagements. So zeigen sich hochsignifikante Kursreaktionen am Ankündigungstag von Ratingherabstufungen und Watchlistings mit negativem Ausblick, während Heraufstufungen und positive Watchlistings keine direkten Kurseffekte nach sich ziehen. Die Ratingänderungen finden regelmäßig erst am Ende eines mehrere Monate dauernden Neubewertungsprozesses des Marktes statt, weshalb stets der größte Teil der bonitätsbedingten Kursbewegung zum Zeitpunkt der Ratingänderung bereits abgeschlossen ist. Im Rahmen weiterer Untersuchungen wird der für das praktische Asset Management bedeutenden Frage nachgegangen, welche Einflußfaktoren die Stärke der nach einer Rating-änderung kurz- und mittelfristig zu erwartenden Kursbewegung am besten erklären. Als besonders aussagekräftig erweisen sich die absolute Ratinghöhe zum Zeitpunkt der Umstufung, das jeweils aktuelle bonitätsrisikolose Zinsniveau und die Anleiherestlaufzeit. Darüber hinaus stellen der Emittententypus und die Nationalität des Emittenten signifikante Einflußfaktoren auf die Kursreaktionsstärke dar.

Beteiligter Wissenschaftler:

Dr. Volker G. Heinke

Veröffentlichungen:

Heinke, V.G.: Bonitätsrisiko und Credit Rating festverzinslicher Wertpapiere: Eine empirische Untersuchung am Euromarkt, Bad Soden/Ts. 1998.

 
 
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Hans-Joachim Peter
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Datum: 2000-01-10