Forschungsbericht 1997-98 | |
Institut für Siedlungs- und Wohnungswesen
Am Stadtgraben 9 48143 Münster Tel. (0251) 83-2 29 71 Fax: (0251) 83-2 29 70 e-mail: 17wimi@wiwi.uni-muenster.de WWW: http://www.wiwi.uni-muenster.de/~17/index.htm Direktor: Prof. Dr. Ulrich van Suntum | |
Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Institut für Siedlungs- und Wohnungswesen Regionalplanung und Regionalpolitik | ||||
Zuwanderungen in die Länder der Europäischen Union - Bestimmungsgründe, Folgen und migrationspolitische Implikationen
Die Bewältigung der Migrationsbewegungen gehört zu den großen
Herausforderungen der europäischen Politik. Wohlstand und Stabilität
haben Europa zu einem bevorzugten Ziel von Einwanderern werden lassen. Auch wenn
sich bis heute keiner der EU-Staaten als Einwanderungsland versteht, ist die Mehrzahl
der Mitgliedsländer de facto zu einem Aufnahmeland geworden. Infolge des seit
Anfang der neunziger Jahre signifikant angestiegenen Zustroms von Einwanderern
nach Westeuropa sowie der jüngsten Flüchtlingswelle in Italien hat sich
die Diskussion um die Zuwanderung nach Europa weiter zugespitzt. Gerade auch im
Hinblick auf die angestrebte Osterweiterung der EU wird befürchtet, daß
der Wegfall von rechtlichen Migrationsrestriktionen zu einem wachsenden
Einwanderungsdruck von Ost- nach Westeuropa führt und damit die
westeuropäischen Zielländer auf wirtschaftlich und politisch schwer zu
bewältigende Belastungsproben stellt.
Die EU befindet sich in einer Dilemmasituation: Sie kann weder jeden
Zuwanderungswunsch erfüllen noch ihre Grenzen schließen. Zum einen
ist die Aufnahmefähigkeit der europäischen Arbeitsmärkte
begrenzt, und die Systeme der sozialen Sicherung sind überfordert. Zum
anderen sind viele Staaten der EU in naher Zukunft auf den Zuzug von Einwanderern
angewiesen. Die Frage einer gezielten Einwanderungspolitik muß nicht zuletzt
unter dem Aspekt gesehen werden, daß die westeuropäische
Bevölkerung altert und schrumpft. Dabei sind alle Länder der EU von
dieser Entwicklung betroffen, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Die
demographischen Veränderungen werden das System der sozialen Sicherung und
die öffentlichen Haushalte zukünftig vor außerordentliche
Herausforderungen stellen. Vielfach wird in der Zuwanderung von
Arbeitskräften eine Möglichkeit zur Abmilderung der wirtschaftlichen
Folgen dieses Alterungs- und Schrumpfungsprozesses gesehen. Zwar kann der Zuzug
das demographische Problem in Europa nicht vollständig beheben, zumindest
aber einen Teil zu Lösung beitragen.
Der zunehmende Migrationsdruck in Europa erfordert daher eine bewußte
Wanderungspolitik, wie sie die traditionellen Einwanderungsländer seit jeher
betreiben, eine geregelte, aktive Einwanderungspolitik, die die Stärke der
Zuwanderung begrenzt und zudem Einfluß auf die Auswahl der Zuwanderer
nimmt. Ohne eine sinnvolle Kontrolle der Einwanderung wird auch jedes Konzept der
Integration scheitern. Da in einem Europa ohne Grenzkontrollen jede
nationalstaatliche Regelung in der Asyl-, Einwanderungs- und Ausländerpolitik
direkte Rückwirkungen auf die Partnerstaaten hat, besteht die Notwendigkeit
eines gemeinsamen Vorgehens in der EU. Ein abgestimmtes Konzept für eine
gemeinschaftliche Einwanderungspolitik, geschweige denn eine gerechte
Lastenverteilung, ist auf EU-Ebene bisher stets am Eigeninteresse der Mitgliedstaaten
gescheitert. Stattdessen hat Europa mit Abwehrmaßnahmen gegen
Ausländer, Asylanten und Flüchtlinge reagiert.
Beteiligte Wissenschaftlerin: |
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Hans-Joachim Peter