Forschungsbericht 1997-98 | |
Institut für Siedlungs- und Wohnungswesen
Am Stadtgraben 9 48143 Münster Tel. (0251) 83-2 29 71 Fax: (0251) 83-2 29 70 e-mail: 17wimi@wiwi.uni-muenster.de WWW: http://www.wiwi.uni-muenster.de/~17/index.htm Direktor: Prof. Dr. Ulrich van Suntum | |
Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Institut für Siedlungs- und Wohnungswesen Regionalplanung und Regionalpolitik | ||||
Europäische Regionalpolitik zwischen ökonomischer Rationalität und politischer Macht - Eine föderalismustheoretische und politökonomische Analyse
Die Regionalpolitik der Europäischen Union (EU) hat sich seit ihrer
Einführung
Mitte der siebziger Jahre von einer rein finanziellen Beteiligung an nationalen
Regionalpolitiken hin zu einem eigenständigen Politikbereich entwickelt, in dem die
EU-Kommission sukzessive ihre Kompetenzen ausgebaut hat. Zum einen übt sie durch
die Beihilfenkontrolle einen starken Einfluß auf die nationalen
Förderungsmöglichkeiten aus. Zum anderen engagiert sie sich in wachsendem
Umfang mit eigenen finanziellen Mitteln, so daß ihre regional- und strukturpolitischen
Ausgaben mittlerweile rund ein Drittel des EU-Haushaltes ausmachen.
Mittelfristig wird die geplante Osterweiterung der Europäischen Union zu einer
neuen
Qualität räumlicher Disparitäten in der EU führen, die - hielte man am
gegenwärtigen Förderkonzept fest - zu sehr großen Aufgabensteigerungen
führen und die Solidarität zwischen den Regionen bzw. Nationen wahrscheinlich
deutlich übersteigen würde. Vor diesem Hintergrund ist eine Reform der
Europäischen Regionalpolitik dringend geboten. Die Kommission hat zwar für die
Förderperiode nach 1999 einige kleinere Änderungen beschlossen, sie reichen
jedoch zur Lösung der Probleme nicht aus. Deshalb stellt sich, nicht nur aus finanziellen
Gründen, die Frage nach einer grundlegenden Reform.
Nachdem in einem ersten Teil kurz das Ausmaß regionaler Disparitäten
in der EU
dargelegt sowie eine Aussage zu der Entwicklung dieser Disparitäten getroffen wird,
werden die Entstehung und die heutige Konzeption der europäischen Regionalpolitik
erläutert. Dabei wird auch untersucht, ob die regionalpolitischen Transfers der EU
tatsächlich in die Regionen geflossen sind, die gemäß den
Anspruchskriterien am bedürftigsten sind und ob Aussagen über den
makroökonomischen Erfolg dieser Transfers getroffen werden können.
Aufbauend auf einer ordnungspolitischen Analyse, die sich im wesentlichen auf
einige aus der
Theorie des fiskalischen Förderalismus abgeleitete Regeln und Argumente stützt,
wird gefragt, welche Zielsetzungen einer Europäischen Regionalpolitik
grundsätzlich ökonomisch legitimiert werden können. Neben der
grundsätzlichen Diskussion der Legitimation zwischenstaatlicher Transfers aus
allokations-, distributions- und stabilisierungspolitischer Sicht sollen vor allem auch
politökonomische Aspekte dargelegt werden; letztere können neue Argumente
für eine Legitimation der bestehenden Transfers geben oder zumindest eine plausible
Erklärung für die bestehenden Formen der Umverteilung zwischen Staaten und
Regionen bieten. Zu diesen kritisch zu diskutierenden Argumenten gehört die
Begrenzung umfangreicher Wanderungsbewegungen in einem freien Binnenmarkt, wie sie
z. T. nach einer Erweiterung um die osteuropäischen Länder erwartet
werden, und die Rolle der Regionalpolitik als Verhandlungsmasse zur Durchsetzung von
"package deals". Gerade der letzte Aspekt zeigt, daß Reformen der
EU-Regionalpolitik sinnvollerweise nicht isoliert von grundsätzlichen Reformen der
EU-Finanzverfassung und ihren Abstimmungsregeln behandelt werden sollten, wie sie
jüngst vorrangig im Zusammenhang mit der sog. Nettozahlerdiskussion geführt
werden.
Beteiligter Wissenschaftler: |
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Hans-Joachim Peter