Aktivitäten im Teilprojekt "Videobasierte Lehrmodule"

Zweite Förderphase (2019-2023)
Im Rahmen der zweiten Förderphase zielt das Teilprojekt auf (1) die Dissemination bereits erfolgreich evaluierter videobasierter Lehrmodule in andere Fächer mit neuen Schwerpunkten bzgl. des Umgangs mit Heterogenität, (2) die Erweiterung des bereits in der ersten QLB-Phase aufgebauten Videoportals ProVision sowie (3) die Entwicklung von videobasierten Lehrmodulen, welche die professionelle Wahrnehmung des eigenen Unterrichts fokussieren.

  1. Dissemination der videobasierten Lehrmodule zur professionellen Wahrnehmung fremden Unterrichts in weitere Fächer
    Im Rahmen der ersten Förderphase wurden Lehrmodule entwickelt, welche eine Förderung der professionellen Unterrichtswahrnehmung durch die Analyse mit fremden Unterrichtssituationen anregen (einen Überblick finden Sie hier). Diese videobasierten Lehrmodule werden in der zweiten Förderphase konzeptuell auf drei weitere Unterrichtsfächer disseminiert (Deutsch, Mathematik und Englisch), fachspezifisch angepasst sowie evaluiert. Zudem fokussieren die Fachprojekte neue Schwerpunkte bezüglich des Umgangs mit Heterogenität, und zwar individualisierte Rechtschreibvermittlung (Deutsch), Gestaltungsprinzipien für gemeinsame, individuell-zieldifferente Lernsituationen (Mathematik) sowie Förderung internationaler Mündlichkeit (Englisch)
  2. Erweiterung des Videoportals ProVision
    Für die Durchführung der zu entwickelnden Lehrmodule in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch werden neue Unterrichtsvideos aufgezeichnet und aufbereitet. Die Aufnahmen werden auf dem Videoportal ProVision mit weiteren Begleitmaterialien (z. B. Unterrichtsverlaufspläne, Transkripte, Lehr- und Schülermaterialien) eingestellt, wodurch sie (nach vorheriger Registrierung) den Akteurinnen und Akteuren aller Phasen der Lehrkräfteausbildung zur Verfügung stehen. Zudem wird elaboriert, inwiefern in Kooperation mit den Teilprojekten Lehr-Lern-Labore und Kooperative Praxisprojekte weitere Unterrichtsvideos erstellt und ins Portal eingestellt werden können. Der bereits große Kreis an Nutzerinnen und Nutzern von aktuell 5815 Personen der Lehrkräftebildung (Stand: 08/2020) kann dadurch stetig erweitert werden.
  3. Entwicklung neuer videobasierter Lehrmodule zur professionellen Wahrnehmung eigenen Unterrichts
    Im Praxissemester wird die Möglichkeit genutzt, im Rahmen der Studienprojekte und Unterrichtsvorhaben eigenen Unterricht zu videographieren, anhand angeleiteter Videoanalysen zu reflektieren und damit auch die Wahrnehmung und Reflexion des eigenen Unterrichts zu professionalisieren. Dazu werden die jeweiligen Begleitseminare zum Praxissemester neu konzipiert und evaluiert, wobei auch hier der inhaltliche Fokus auf dem Umgang mit der Heterogenität der Schülerinnen und Schüler liegt (Diagnostik bzw. Klassenführung in offen gestalteten Lehr-Lern-Situationen). Die Seminare zur Selbstvideographie im Praxissemester werden im Sachunterricht, in der beruflichen Bildung sowie in den Bildungswissenschaften (Psychologie) durchgeführt und evaluiert.
  4. Eröffnung des Meta-Videoportals unterrichtsvideos.net für die Lehrkräftebildung
    Im März 2021 wurde das neue und von der Universität Münster koordinierte Meta-Videoportal unterrichtsvideos.net eröffnet. Das Meta-Videoportal ermöglicht eine frei zugängliche, übergreifende Suche in über 1500 Unterrichtsvideos von acht angeschlossenen Videoportalen zu allen Unterrichtsfächern und Schulformen. Dies soll vor allem Personal der Lehrkräfteaus- und -fortbildung ermöglichen, schnell und unkompliziert solche Videos zu finden, die für die jeweils angestrebte Jahrgangsstufe, Schulform, das Fach oder Thema gesucht werden.
    Sie finden hier weitere Informationen: Eröffnung des bundesweiten Meta-Videoportals für die Lehrkräftebildung

Erste Förderphase (2016-2019)
Der Fokus der ersten Förderphase des Teilprojekts "Videobasierte Lehrmodule" lag auf der Förderung der professionellen Unterrichtswahrnehmung von Lehramtsstudierenden mit Hilfe videobasierter Lehrmodule, die inhaltlich auf unterschiedliche Aspekte eines professionellen Umgangs mit Heterogenität fokussieren. Dabei verfolgte das Teilprojekt zwei übergeordnete Ziele: Zum einen sollten videobasierte Lehrmodule konzipiert und evaluiert werden, wozu Videos von authentischem Unterricht professionell aufgenommen, nachbearbeitet und für die Lehrmodule genutzt wurden. Zum anderen sollten diese Unterrichtsvideos, mit Begleitmaterial versehen, im neu aufgebauten Videoportal ProVision für die Lehrkräftebildung weltweit zur Verfügung gestellt und das Portal fortlaufend mit weiteren Unterrichtsvideos angereichert werden. Einen Überblick über die Ergebnisse der ersten Förderphase finden Sie hier.

Videobasierte Lehrmodule
Im Rahmen der ersten Förderphase wurden Lehrmodule für ausgewählte Unterrichtsfächer (Mathematik und Sachunterricht in der Grundschule, Geographie, Deutsch und Sport in der weiterführenden Schule sowie für die berufliche Bildung) konzipiert, pilotiert und evaluiert. Im Fokus der Lehrmodule stand die Analyse von Unterrichtsvideos, die Lehrkräfte im Umgang mit heterogenen Lerngruppen zeigen. Dazu konzipierten die an den Lehrmodulen Beteiligten spezifische Analyseschwerpunkte, mit denen der Umgang mit Heterogenität in den ausgewählten Unterrichtsvideos thematisiert und analysiert werden kann. Diese Schwerpunkte umfassten die allgemeine Lernunterstützung im Fach Geographie, die sprachsensible Lernunterstützung im Fach Sachunterricht, die Lernunterstützung in einem Lesestrategietraining im Fach Deutsch, die gleichberechtigte Teilhabe aller Schülerinnen und Schüler am Sportunterricht, die Klassenführung und kognitiv aktivierende Lehr-Lern-Kulturen im Anfangsunterricht Mathematik sowie die Klassenführung in der beruflichen Bildung.
In jedem der Lehrmodule wurde als erstes das Konstrukt der professionellen Unterrichtswahrnehmung eingeführt, die das Beschreiben, Interpretieren und Bewerten von lernrelevanten Unterrichtsereignissen und Lehrkrafthandlungen sowie das Modellieren von alternativen Lehrkrafthandlungen umfasst. Anschließend wurden fachspezifisch die oben skizzierten Analyseschwerpunkte vermittelt, die den professionellen Zugang zum Lehren in heterogenen Klassen fokussieren. Um eine Theorie-Praxis-Integration zu ermöglichen, sahen die Lehramtsstudierenden ausgewählte Unterrichtsvideos, identifizierten lernrelevante Unterrichtsereignisse und Lehrkrafthandlungen und interpretierten sie theoriegeleitet auf Basis der jeweiligen Analyseschwerpunkte. Darüber hinaus bewerteten sie die Angemessenheit des Lehrkrafthandelns und formulierten funktionale Alternativen. Methodisch wurden die Unterrichtsvideos in den Lehrmodulen mit einem optimierten Video-Annotationstool analysiert, sodass die Studierenden die Möglichkeit hatten, die angebotenen Video-Lerngelegenheiten auch eigenständig zu nutzen.

Videoportal ProVision
In Bezug auf das zweite Ziel des Teilprojekts wurden im Rahmen der ersten Förderphase bereits über 50 Unterrichtsstunden in den Fächern Mathematik und Sachunterricht sowie Deutsch, Geographie, Sport und berufliche Bildung mit bis zu sechs Kameras und 24 Mikrofonen aufgenommen (jede einzelne Schülerin bzw. jeder einzelne Schüler sowie die Lehrkraft trugen ein Mikrofon). Diese Aufnahmen wurden und werden sowohl für die universitäre Lehre als auch für die Bereitstellung im Videoportal ProVision aufbereitet. Dieses Portal wurde im Rahmen des Teilprojekts aufgebaut und ist unter der URL www.uni-muenster.de/provision zu erreichen. Nutzer aus dem Bereich der Lehrkräftebildung können dort vollständige Unterrichtseinheiten, einzelne Unterrichtsstunden und ausgewählte Clips aus den Unterrichtsstunden anschauen. Letztere wurden für die Videoanalyse auf der Basis der skizzierten Analyseschwerpunkte angefertigt.
Neben dem Videomaterial stellt das Portal für alle Videos entsprechende Begleitmaterialien bereit, wie z.B. Unterrichtsverlaufspläne, Lehr- und Schülermaterialien, Verlaufsprotokolle, Transkripte und Hinweise zu Analyseschwerpunkten. Dadurch können die Unterrichtsvideos angemessen kontextualisiert und interpretiert werden.