Dezember 2019
Dezember 2019

Münze des Monats

© gemeinfrei

Die Macht einer Münze: Ein Berner Plappart des 15. Jahrhunderts

„Einer bat mich, sag mir wer / von allem wohl das Stärkste wär, / (...) da sprach ich: der Pfennig!“ Der Spruchdichter Heinrich der Teichner besingt hier die große Macht der kleinen Münze: Sie sei in der Lage, den Lauf aller Dinge auf ein neues Ziel zu lenken. Der Rekurs auf die gebieterische Gewalt des Geldes stellt fraglos einen allfälligen Gemeinplatz dar, im Gefolge des sog. ‚material turn‘ gewinnt er indes unversehens an Aktualität. Lassen sich die Verse des Teichners als Verweis darauf lesen, dass dem Objekt Münze der Status eines historischen Akteurs zukommen sollte, der im Sinne der Soziologen Bruno Latour und Michel Callon „andere Elemente von sich abhängig macht und deren Willen in seine eigene Sprache übersetzt“? Inwiefern können Münzen in ihrer stofflichen Gegenständlichkeit als Mitwirkende am Gang der Geschichte beschrieben werden?
Nicht nur als abstrakte Rechengröße kann Geld Kriege verursachen, entscheiden und beenden. Die Münze des Monats Dezember zeugt von einer sehr viel handfesteren Einflussnahme eines nur scheinbar unscheinbaren Objekts. Es handelt sich um einen Plappart Berner Prägung, dessen vom mittellateinischen ‚blaffardus‘ (blass, weißlich) abgeleitete Bezeichnung auf eine Silbermünze von vergleichsweise hohem Feingehalt verweist. Die Stadt Bern ist die Geburtsstätte der gezeigten Groschenmünze, die hier seit 1388 vermutlich zunächst als Schilling zu 12 Pfennigen ausgeprägt wurde. Im Jahr 1421 wurde der Feingehalt des Berner Plapparts verbessert, er wurde nun bei einem Raugewicht von 2,33 g jeweils hälftig aus Silber und Kupfer legiert und galt folglich um 15 Pfennige lokaler Währung. Gleichwohl war dieser neue Qualitätsstandard nicht dauerhaft gewährleistet. So kam es zu jenen Unstimmigkeiten, die im August des Jahres 1458 jäh die Hochstimmung eines zu Konstanz abgehaltenen Schützenfestes durchbrachen. Die Reichsstadt am Bodensee hatte damals die benachbarten Eidgenossen unter Zusicherung freien Geleites zu einem Wettschießen geladen, dessen Siegern mit Rössern, Ochsen und Ringen wertvolle Sachpreise in Aussicht gestellt wurde. Zu ihrer Finanzierung hatte jeder Schütze den Betrag von einem Gulden als Wetteinsatz zu hinterlegen. Das weitere Geschehen schildert der Chronist Diebold Schilling d. J. in plastischer Eindrücklichkeit: „Jeder der Schützen nahm Geld aus seinem Säckel und zwar die Münzen, die damals in Gericht und Gebiet seiner Herrschaft gang und gäbe waren.“ Darunter befanden sich auch Plapparte aus Bern, „auf dem der Bär, das Zeichen der ehrsamen Bürger von Bern, zu sehen war“. Die Gastgeber hätten dieses Gepräge freilich zum Gegenstand des Spotts gemacht, den stolzen Wappenbären als Kuh verunglimpft und die fremde Münze insgesamt als „Kuhplappert“ zurückgewiesen. Dahinter verbarg sich ein Vorwurf, der den Eidgenossen des 15. Jahrhunderts schmerzlich vertraut war: „er wer kein kuwekiher“, so zitiert ein Speyerer Chronist einen der aufgebrachten Berner, der sich nach anderer Fassung mit einem Fausthieb gegen die Unterstellung sodomitischer Praktiken verwahrte. Was als spontanes Handgemenge begann, mündete kurze Zeit später in den sogenannten Plappartkrieg. Auf Betreiben einiger Bürger aus Luzern eröffnete die Eidgenossenschaft eine Fehde und setzte schließlich mehr als 4000 Bewaffnete gegen Konstanz in Marsch. Die Bodenseestadt wusste sich ob dieser Eskalation nicht anders zu behelfen, als für die Gesamtsumme von 5000 Gulden einen Gewaltverzicht zu erkaufen: „Daruff zoch jederman wider heim und ward denen von costentz irs schiessens gelonet“, so der hämische Kommentar Diebold Schillings.
Welche Erkenntnis lässt sich aus der Episode über die Macht des Münzgeldes ziehen? Wenig, so suggerierte es der Konstanzer Stadtarchivar Helmut Maurer, der die Erzählung vom Kuhplappart als eidgenössische Propaganda-Fiktion zu entlarven suchte. Dem ist nicht nur entgegenzuhalten, dass die Geschichte vermutlich erstmals in der Reichsstadt Speyer und damit fernab der Schweiz verschriftlicht wurde. Schwerer noch wiegt das Argument, dass der Scheltname „Kuhplappart“ wohl keine spontane Neuschöpfung war, sondern eine längst geläufige Bezeichnung der Berner Münze: Bereits für 1434/35 verzeichnet das Rechnungsbuch der Reichsstadt Basel einen Verlust von 15 lb. wegen der Abwertung der ‚kuoplapharten‘. Auch in der Folge blieb man in Basel skeptisch gegenüber den Emissionen der Nachbarstadt: Eine Überprüfung der Münzqualität ergab im Juli 1466, dass der Berner Blappart statt acht tatsächlich nurmehr sieben Lot Silber (437/1000) enthielt. Mit 10 Basler Pfennigen sei er daher deutlich überbewertet, realistischer schien ein Nennwert von 9 Pfennigen. Überträgt man dieses Resultat auf die Szenerie des Konstanzer Schützenfestes, so ergäbe sich folgende hypothetische Situation: Während die Berner als Äquivalent des geforderten Guldens 28 ihrer Plapparte auf den Tisch legten, könnten die Konstanzer entsprechend dem damaligen Kurswert der feinen Mark Silber mindestens 31 Münzen eingefordert haben. Sofern das alte Stereotyp zutrifft, dass bei Schwaben wie bei Schweizern beim Thema Geld der Spaß aufhört, wäre der Streit geradezu unvermeidlich.
Der Plappartkrieg scheint daher geeignet, eine grundlegende Problematik des spätmittelalterlichen Münzwesens zu veranschaulichen: Nennwert und Sachwert lokaler Prägungen waren kaum jemals deckungsgleich und doch endete das Garantieversprechen der Münzherren in der Regel an den Grenzen des eigenen Territoriums. Im vorliegenden Fall freilich versuchten die Eidgenossen, den Geltungsbereich des Nominalwertes und damit den Kredit ihres Gemeinwesen auf dem Wege militärischer Gewalt auszuweiten. Auf der Grundlage des Fehderechts konnte die despektierliche Herabsetzung des Münzbildes als ehrverletzende Schädigung der Garantiemacht – des Berner Rates und mit ihm aller Eidgenossen – aufgefasst werden. Es war demnach tatsächlich die konkrete Materialität der Münze, die den Gegenstand des Anstoßes bildete, ein gewaltiges Aufgebot an menschlichen Akteuren ‚in Harnisch‘ brachte und zu ihrer Verteidigung mobilisierte. In der Fähigkeit des Berner Plapparts, die latenten Spannungen zwischen Schweizern und Schwaben in die Sprache des Geldes zu übersetzen, mag man tatsächlich eine bemerkenswerte Handlungsmacht erblicken.

Jan Keupp

Literatur:

  • Diebold Schilling d. J.: Eidgenössische Chronik, Korporation Luzern, S 23 fol., URL: https://www.e-codices.ch/en/list/one/kol/S0023-2 (Zitate S. 126f.).
  • Speierische Chronik, hrsg. von Franz Joseph Mone, in: Quellensammlung der badischen Landesgeschichte, Bd. 1, Karlsruhe 1848, S. 367–520 (Zitat S. 423).
  • Die Gedichte Heinrichs des Teichners, Bd. 2, hrsg. von Heinrich Niewöhner (Deutsche Texte des Mittelalters 46), Berlin 1954 (Zitat Nr. 417, S. 188f.).
  • Felix Burckhardt, Münznamen und Münzsorten. Ergänzungen zu numismatischen Wörterbüchern, in: Schweizer Münzblätter 5/18 (1954/55), S. 32–36.
  • Michel Callon/Bruno Latour, Die Demontage des großen Leviathans: Wie Akteure die Makrostruktur der Realität bestimmen und Soziologen ihnen dabei helfen, in: ANThology. Ein einführendes Handbuch zur Akteur-Netzwerk-Theorie, hrsg. von Andréa Bellinger/David Krieger, Bielefeld 2006, S. 75–101 (Zitat S. 85).
  • Hans-Ulrich Geiger, Der Beginn der Gold- und Dickmünzenprägung in Bern. Ein Beitrag zur Bernischen Münz- und Geldgeschichte des 15. Jahrhunderts, Bern 1968.
  • Bernhard Harms, Die Münz- und Geldpolitik der Stadt Basel im Mittelalter (Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft. Ergänzungsheft 23), Tübingen 1907.
  • Helmut Maurer, Formen der Auseinandersetzung zwischen Eidgenossen und Schwaben: Der ‚Plappartkrieg‘ von 1458, in: Die Eidgenossen und ihre Nachbarn im deutschen Reich des Mittelalters, hrsg. von Peter Rück/Heinrich Koller, Marburg a.d. Lahn 1991, S. 193–214.

Berner Plappart, um 1421 (?), 2,13g
Vs: + x MONETA x BERNENSIS x; Rs: + x SANCTUS x VINCENCUS x
Hans-Ulrich Geiger, Der Beginn der Gold- und Dickmünzenprägung in Bern. Ein Beitrag zur Bernischen Münz- und Geldgeschichte des 15. Jahrhunderts, Bern 1968, S. 241, Nr. 10, Beschreibung und Datierung ebd. S. 145.

© gemeinfrei
November 2019
November 2019

Münze des Monats

© Stefan Kötz
© Stefan Kötz

Schautaler der Abtei Corvey auf Kaiser Leopold I. als Türkensieger 1690

Johann Odendahl (Münzmeister)
Silberprägung (Felder geglättet), Gew. 28,34 g, Dm. 48,9 mm, Stempelst. 180°; Ilisch/Schwede 327
LWL-Museum für Kunst und Kultur / Westfälisches Landesmuseum, Münster, Inv.-Nr. 46223 Mz
Fotos: Stefan Kötz

Peter Berghaus (1919–2012), von 1950 bis 1977 Landesnumismatiker Westfalens und danach bis 1984 Direktor des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Münster (seit 2013 „LWL-Museum für Kunst und Kultur / Westfälisches Landesmuseum“), hätte am 20. November seinen 100. Geburtstag feiern können. Hier sei zur Erinnerung an ihn eine seiner vielen Forschungsinteressen aufgegriffen: 1972 stellte Berghaus in der Wiener Numismatischen Zeitschrift „Numismatische Erinnerungen der Türkenkriege aus Westfalen“ zusammen. Einziges Stück seiner eigenen Museumssammlung war der Schautaler des Corveyer Fürstabtes Christoph von Bellinghausen (um 1641–1696, reg. ab 1678) von 1690 mit dem Brustbildnis des Kaisers und dem Titelzusatz „Bezwinger der Türken“. Einen konkreten Anlass dafür konnte Berghaus aber nicht nennen – es soll hier versucht werden. Methodisch geht das nur unter Benutzung archivalischer Quellen zum Münzwesen und zur Politik des Abtes.
Die Vorderseite des Talers zeigt das Wappen des Abtes: quadriert aus den Wappenbildern der Abtei (rot über gold geteilt) und seiner Familie (in Silber ein schräg gestellter roter Maueranker), die aus Schloss Altenbernsau bei Overath im Bergischen Land stammte; sein Vater Hans Georg, kaiserlicher Oberst, hatte in zweiter Ehe Anna von Dalwig, Erbtochter von Haus Knippenburg bei Bottrop, geheiratet, die Mutter Christophs. Beiderseits des Schildes verweisen Krummstab und Schwert auf die geistliche und weltliche Herrschaft des Abtes: der Krummstab meint die geistliche Herrschaft über ein „exemtes“, aus der bischöflichen – hier Paderborner – Zuständigkeit herausgelöstes und dem Papst direkt unterstelltes Gebiet. Das Schwert weist den Abt aus als ein nur dem Kaiser gehorsamspflichtiger Reichsfürst und Landesherr über ein eigenes Territorium, der eigenes Militär und eigenes Gericht ebenso wie etwa eigene Steuererhebung und Münzprägung haben durfte. Der Wappenschild ist geziert mit drei Helmen: zwei, der mittlere mit der Mitra und der linke mit den drei Krummstäben, gehören zum Wappen der Reichsabtei Corvey, der rechte mit den beiden Flügeln, die mit je einem Maueranker belegt sind, zum Familienwappen.
Über der Mitra des mittleren Helmes ist der heilige Vitus in Halbfigur mit seinen Attributen dargestellt: der Palmwedel erinnert an seinen Tod als Märtyrer, während der auf einem Buch sitzende Adler an seine Heiligenlegende anspielt: als Knabe von heidnischen Eltern Christen zur Erziehung übergeben, weigerte er sich, dem Kaiser zu opfern – Symbol seiner Standhaftigkeit ist das Buch –, wurde dann auf der Flucht von einem Adler ernährt und um 304 in siedendem Öl getötet, obwohl er den Sohn Kaiser Diokletians von einer „Besessenheit“ geheilt hatte. Als einer der vierzehn Nothelfer gegen zahlreiche Krankheiten von Menschen und Haustieren sowie Patron vieler Berufe genoss er europaweite Verehrung.
Die Umschrift SANCTVS VITVS PATRONVS CORBEIENSIS benennt ihn als den Heiligen Veit, Patron von Corvey: Nach der Überführung seiner Reliquien aus der königlichen Abtei Saint-Denis bei Paris an die Weser 836 war das ursprüngliche Corveyer Stephanus-Patrozinium durch Vitus erst ergänzt und dann verdrängt worden. Sein Bild findet sich auf vielen Corveyer Münzen seit dem Hochmittelalter, auch auf fast allen Schautalern des 17. und 18. Jahrhunderts. Hier ist die Vitus-Figur gerahmt von der Signatur des Münzmeisters I – O = Johann Odendahl.
Der Prägestempel der Rückseite mit dem Bildnis des Kaisers wurde bereits für einen Taler von 1688 verwendet – der mit der Abwehr der Türkenbelagerung Wiens 1683 eröffnete Krieg hatte die Rückeroberung des seit 1541 türkisch besetzten Ungarn eingeleitet. 1686 war die Hauptstadt Ofen (Budapest) erobert worden, 1687 war der Sohn des Kaisers zum König von Ungarn gekrönt worden, 1688 hatte man Belgrad erobert, das allerdings 1690 wieder verloren ging. Der Stempelschneider ist unbekannt. Es ist sicher nicht der Braunschweiger Graveur Levin Zernemann – so Ilisch / Schwede S. 375 –, der 1688 die Prägestempel für den Sedisvakanztaler des Hildesheimer Domkapitels geschnitten hatte. Dort ist das Porträt zwar sehr ähnlich, aber doch feiner geschnitten und vor allem auch ein anderes Punzenalphabet verwendet.
Das geharnischte Brustbild Kaiser Leopolds I. ist um den Lorbeerkranz des siegreichen Imperators ergänzt, der schon in der Antike ein Attribut des Kaisers war. Die Umschrift nennt seinen Titel LEOPOLD I & MAGNVS D[ei] G[ratia] ROM[anorum] IMP[erator] SEMP[er] AVG[ustus] TVRCAR[um] DOMITOR = Leopold der Erste und Große von Gottes Gnaden Kaiser der Römer, Allzeit Mehrer des Reiches, Bezwinger der Türken. Die letzte Formel gehörte nicht zur offiziellen kaiserlichen Titulatur, sondern ist ein Zusatz, der in dieser Form nur auf den Corveyer Talern mit dem Brustbild des Kaisers aus den Jahren 1688, 1690 und 1694 verwendet wurde.
Dass man den Kaiser auf die Rückseite setzte, hatte seine Ursache wohl einerseits darin, dass nach den Reichsmünzordnungen von 1551 (Hirsch Bd. I S. 345-346) und 1559 (Hirsch I S. 385) für die Rückseiten der Münzen Name und Titel des regierenden Kaisers vorgeschrieben war, um die Einhaltung der Reichsgesetze zu dokumentieren. Die Bestimmung wurde seitdem für viele Silbermünzen angewendet, selbst dort, wo die Reichsvorschriften für den Feingehalt missachtet wurden, wie auf den Apfelgroschen in Paderborn, Lippe und Corvey nach 1590. Auf den Sedisvakanzmünzen der Domkapitel zu Münster und Hildesheim von 1650, 1683 und 1688 zeigte man das Bild des Kaisers, obwohl der Reichshofrat in einem Urteil von 1651 deren Münzrecht bestritten hatte. Durch minutiöse Einhaltung dieser Vorschrift zur Nennung des Kaisers wollte man davon ablenken, dass man in anderer Hinsicht dagegen verstieß, zumal die Reichsmünzordnungen für diesen Fall den Verlust des Münzrechts androhten (1559 Art. 30, s. Hirsch I S. 411).
Der Ehrentitel eines „Bezwingers der Türken – sogar auf den Porträttalern das Abtes von 1688 als zweite, äußere Umschrift – erklärt sich nicht aus einem Corveyer Engagement im Türkenkrieg oder einer Sympathie des Abtes für die kaiserlichen Waffen aus Familientradition. Man stand zwar in ständiger Korrespondenz mit dem Kaiserhof und dem Reichstag in Regensburg, wo über die Türkenhilfe des Reiches diskutiert und entschieden wurde. Mit dieser puren Schmeichelei wollte man vielmehr wohl versuchen, am Kaiserhof ein positives Klima zu schaffen, einerseits, damit zwei hannoversche Kompanien aus Höxter abzogen, andererseits für den Fall etwaiger Kritik an der Corveyer Münzprägung. Den Regensburger Reichstagsberichten zufolge wurden mehrfach Initiativen gegen die unterhaltigen Gulden der illegalen sogenannten Heckenmünzstätten unternommen.
Tatsächlich war der Corveyer Abt Christoph einer der schlimmsten Falschmünzer seiner Zeit, indem er ab 1682 jährlich zu Hunderttausenden silberne Gulden zu 2/3 Taler angeblich nach dem Münzfuß des 1667 in Zinna zwischen Kursachsen, Kurbrandenburg und Braunschweig-Lüneburg geschlossenen Vertrags, faktisch aber ziemlich unterhaltig prägen ließ. Das Silber wurde auf dem internationalen Markt eingekauft und die Münzen so verbreitet. Pro 100 Mark Silber (à 233,85 g) sollte der 1682 angestellte Münzmeister Georg Binnenboß (1654–1720) bei groben Münzen drei Taler Schlagschatz zahlen. Als er 1685 ausschied, hatte er immerhin 1910 2/3 Taler Schlagschatz bezahlt! Wie sonst in jener Zeit oft üblich, wurden diese Gelder teilweise in guten neu geprägten Talern gezahlt. Die seit 1683 jährlich geprägten Vitustaler wurden beim Vitusfest (15. Juni) an die Ehrengäste verteilt, dienten also der fürstäbtlichen Repräsentation.
Nach dem Tode seines Nachfolgers nahm Binnenboß wieder das Amt eines Münzmeisters an und Ende 1686 die Prägung wieder auf. Da inzwischen die Münzprägung in Höxter vom – theoretisch – aufsichtsführenden Münzprobationstag des Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreises im fernen Köln verboten worden war, prägte er mit rückdatierten Stempeln, was gesetzlich verboten war. Zur Entrichtung des Schlagschatzes an den Abt entstanden wieder Talerstücke mit dem Bild des Heiligen Vitus, deren Stempel der inzwischen als Wardein (Aufseher) angestellte Kölner Goldschmied Johann Odendahl schnitt. Am 1. Mai 1687 wurden von Binnenboß 50 Vitustaler als Schlagschatz angemahnt. Insgesamt zahlte er 1687 für 95.556 Guldenstücke einen Schlagschatz von 1597 ½ Talern. Auch von 1688 sind noch drei Talertypen von Binnenboß bekannt, die dafür verwendet wurden, wobei man mehrfach nicht zusammengehörige Vorder- und Rückseitenstempel kombinierte. Darunter waren auch die Porträttaler des Abtes und des Kaisers mit dem genannten Titel, obwohl der Abt versicherte, er habe den Münzmeister entlassen, nachdem die Nachbarn gegen die Prägung schlechter Gulden protestiert hatten. Binnenboß wurde 1689 Münzmeister in Hildesheim.
Nachdem die Lage sich etwas beruhigt hatte, wurde im Oktober 1689 Johann Odendahl zum Münzmeister bestellt, wie es in der Bestallung und in Verteidigungsbriefen aus dem Juni 1690 heißt, „auch umb einige Schaw Stücke und Vitsthaler für ihr auswärtige Bediente und sonsten zu haben, wobei sie dan den ihrigen befohlen, das die Schawstücke und species nach dem Reichs Schrott und Korn, die Marckstücke und kleinere Sorten aber nach dem Fuß anderer fürstl. Müntze ausgemüntzet werden sollte“; pro 1000 Taler ausgemünzter Gulden sollte er 25 Taler als Schlagschatz abliefern. Münzen der Jahre 1689/90 kennt man bis auf diesen Taler zwar nicht. Da er erstmals in Corvey zur Prägung ein Walzwerk einsetzte, lassen sich aber seine Produkte in einigen auf 1684 datierten Gulden erkennen. Lieferungen der Taler an Diplomaten und auswärtige Agenten wie in Regensburg lassen sich allerdings bisher nicht nachweisen. Der Regensburger Agent Schwegerle erhielt 1689 sein über fast sechs Jahre rückständiges Salär von 400 Talern in schlechten Gulden, die nur mit der Hilfe Nürnberger Kaufleute der Konfiskation entgingen.
Die kreisausschreibenden Fürsten des Westfälischen Reichskreises, der Fürstbischof von Münster und der Kurfürst von Brandenburg, waren aber gewillt, entschlossen gegen die Heckenmünze in Höxter vorzugehen. Agenten sammelten Beweise für die Tätigkeit im Haus des Münzmeisters. Am 5. Juli 1690 schlug ein 250 Mann starkes Truppenkontingent aus münsterischen, brandenburgischen und Paderborner Truppen zu. Der Stadtkommandant – Höxter hatte eine münsterische Besatzung – öffnete die Tore, die Truppen besetzten die Münzstätte, zerstörten alles Inventar, beschlagnahmten Material und Akten, verhafteten den Münzmeister Odendahl und das gesamte Personal und brachten alles nach Münster. Damit endete die Münzprägung in Höxter. Auf den Protest des Fürstabtes antwortete man kühl, der Abt habe aus der Münzprägung 3.000 Taler Schlagschatz erhalten. Tatsächlich hatte der Umsatz Odendahls bei 100.548 Talern gelegen, der Schlagschatz von 2.953 ½ Talern war bis auf 439 Taler bezahlt worden. Das gemünzte Geld war nach Hamburg, Lübeck, Amsterdam, nach Polen und Preußen exportiert worden.
Doch statt den geständigen Münzmeister am Leben zu strafen und nach der peinlichen Halsgerichtsordnung von 1531 in kochendem Öl zu sieden, wurde das Münzpersonal entlassen und Odendahl „auf ewig“ aus dem Westfälischen Kreis verbannt. Jedoch 1691 sah man ihn wieder in Höxter, und 1692 wurde er vom münsterischen Fürstbischof als Münzmeister angestellt! Er besorgte nun die Ausprägung großer Mengen an Gulden, Kurantgeld und Landmünzen nach den Vorschriften der Leipziger und Torgauer Münzverträge von 1690. Odendahl starb 1697 in Münster.
Die gesetzlichen Selbstreinigungskräfte des Westfälischen Reichskreises hatten 1690 einigermaßen funktioniert. Die eigentlich für diese Münzvergehen in den Reichsmünzordnungen vorgesehene Annullierung des Münzrechtes durch den Kaiser traf den Corveyer Fürstabt jedoch nicht. Spielten dabei die dem Kaiser schmeichelnden Talerprägungen von 1688 und 1690 eine Rolle?
Gerd Dethlefs

Literatur

  • Johann Christian Hirsch: Des Teutschen Reichs Münz-Archiv. 9 Bände, Nünberg 1756-1768, auch online lesbar; Bd. 1: https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb11197784.html – Bd. 2: https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10710563.html
  • Peter Berghaus: Numismatische Erinnerungen an die Türkenkriege aus Westfalen, in: Numismatische Zeitschrift 87/88, Wien 1972, S. 119-122 und Taf. 13
  • Gerd Dethlefs: Die Sedisvakanztaler und Türkenmedaillen des münsterischen Münzmeisters Gottfried Storp 1683–1688, in: Peter Berghaus (Hg.), Westfalia Numismatica 2001, Minden 2001 (Schriftenreihe der Münzfreunde Minden 17), S. 111-123
  • Peter Ilisch: Martin Müller, Taler für den Corveyer Abt Christoph von Bellinghausen 1683 (Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Das Kunstwerk des Monats März 2005), 4 S., auch online lesbar s. https://www.lwl.org/landesmuseum-download/kdm/archiv/2005/kdm_03_2005.pdf
  • Arnold Schwede / Peter Ilisch: Das Münzwesen im Stift Corvey 1541–1794, Paderborn 2007, S. 361-384, 460 Nr. 327, mit der älteren Literatur.
  • Andreas Kurte: Die Äbte, Fürstäbte und Fürstbischöfe von Corvey, Paderborn 2017, S. 223-228.

Archivalien

  • Landesarchiv Westfalen Münster, Fürstabtei Corvey, Akten Nr. 9 (Reichssachen 1652-1689), 30-32/36 (Korrespondenzen mit dem Reichstagsagenten in Regensburg 1683-1690, Nr. 31 Bl. 181: Zahlung des Salärs 6.10.1689), 37 (Türkensteuer 1685-1695), 691 (Münzsachen 1688/90), 734 (Münzsachen 1679-1696; Bl. 100-101 Quittung 1683 über Veitstaler, Bl. 276-284 zum Münzwesen 1689/90), 990 (Regierungs- und Kanzleiverhandlungen 1689-1692).
Oktober 2019
Oktober 2019

Münze des Monats

© Archäologischen Museums der Universität Münster
© Archäologischen Museums der Universität Münster

Denar des Kaisers Trajan

Archäologisches Museum der Universität Münster, Inv. Nr. M 2116.
Münze der römischen Kaiserzeit.
Denar des Kaisers Trajan (98-117 n. Chr.), Prägeort Rom, 112-114 n. Chr.
Av: IMP TRAIANO AVG GER DAC P M TR P COS VI P P: Trajansbüste, mit Lorbeerkranz, Gewand über der rechten Schulter (manchmal auch über der linken);
Rev: S P Q R OPTIMO PRINCIPI VIA TRAIANA: Via Trajana, bis zur Taille nackt, mit dem Kopf nach rechts liegend, ein Rad auf dem rechten Knie, den linken Arm auf einem Felsen abgelegt, in der linken Hand einen Zweig haltend.
Rif: RIC II, 266; BMC 487; Cohen 646.

Dieser denarius wurde zur Feier die Errichtung der Via Traiana, die Beneventum (Benevento, in Kampanien) mit Brundisium (Brindisi, in Apulien) verband, geprägt.
Die Darstellung auf der Münze ist recht ungewöhnlich: Die weibliche Figur auf dem Revers repräsentiert die Straße. Ihr linker Ellbogen ruht auf einigen Felsen, die für den Boden stehen, der geebnet werden musste. Mit der Rechten hält sie ein Wagenrad auf dem Knie fest, ein Symbol für den intensiven Verkehr. Die gleiche Darstellung findet sich auch auf aurei, sestertii, dupondii und asses (RIC II, 266, 636-641).
Bereits Augustus ließ zur Feier der Errichtung von Straßen Münzen prägen (RIC I, 140-144), doch erst unter Trajan taucht die Straße als Personifikation auf. Dieser sorgte während seiner Regierungszeit für den Bau und die Restauration vieler öffentlicher oder strategischer Bauten, manches davon wurden auf Münzen gefeiert. In diesem Kontext gibt es zwei solcher Darstellungen mit Personifikationen, die derjenigen der Via Traiana ähneln: Die erste befindet sich auf einem denarius, der die Donau zeigt (RIC II, 100-101), die zweite auf einer Münze zur Errichtung des römischen Aquädukts (RIC II, 463-464, 607-609). Die Haltung der beiden Personifikationen erinnert an die derjenigen auf der Münze zur Via Traiana, obwohl es sich jeweils um eine männliche Personifikation handelt.
Die Münzen sowie die beiden erhaltenen Inschriften bilden den einzigen zeitgenössischen Nachweis zur Ausführung des Straßenbaus. Dank der Inschriften wissen wir, dass die Straße während der XIII tribunicia potestas Trajans eröffnet wurde, welche am 10. Dezember 109 n. Chr. begann. Die Inschriften befanden sich auf den Meilensteinen und auf den Steinen, die jeweils an den obersten Punkten der Brücken angebracht wurden. Die Meilensteine wurden im Abstand von je einer Meile (ca. 1.5 km) aufgestellt und trugen alle die gleiche Inschrift, nur die Anzahl der Meilen variierte. Die Inschrift lautete (CIL IX, 6003):
IMP(ERATOR) CAESAR
DIVI NERVAE F(ILIUS)
NERVA TRAIANVS
AVG(VSTVS) GERM(ANICVS) DACIC(VS)
PONT(IFEX) MAX(IMVS) TR(IBVNICIA) POT(ESTATE)
XIII IMP(ERATOR) VI CO(N)S(VL) V
P(ATER) P(ATRIAE)
VIAM A BENEVENTO
BRVNDISIVM PECVN(IA)
SVA FECIT
Den Inschriften auf den Steinen der Brücken fehlten die Meilenangaben, dafür hatten sie die Ergänzung et pontes nach viam (CIL IX, 6005).
Durch den Ausdruck pecunia sua kann man darauf schließen, dass die Arbeiten aus dem fiscus Caesaris finanziert wurden, das unter direkter kaiserlicher Kontrolle stand.
Die Straße wurde nicht ex novo gebaut: Strabo berichtet von einer bereits vorher existierenden Verbindungsroute, die er allerdings als Maultierweg («ἡμιονική», Strabo 6,3,7) beschreibt, was eine schlechte Begehbarkeit vermuten lässt. Der durch Trajan veranlasste Neubau verbesserte das Vorankommen der Reisenden somit erheblich. Die Aufsicht über die Arbeiten hatte der Magistrat Quintus Pompeius Falco inne, der 108 n. Chr. consul suffectus war und den Titel des curator viae Traianae (AE 1957, 336) erhielt.
Den Anfang der Straße bildete der Trajansbogen in Beneventum, der 114 n. Chr. zur Feier der Errichtung der Via Traiana errichtet wurde. Von dort aus führte die Straße durch Aequum Tuticum, Aecae, Herdonia, Canusium, Rubi, Butuntum, Barium und Egnatia, bevor sie Brundisium erreichte. Die Straße stellte eine Alternative zur Via Appia aus republikanischer Zeit dar. Im Vergleich zu dieser war sie ca. 28 Meilen kürzer, was auf der Gesamtstrecke zwischen Beneventum und Brundisium eine Zeitersparnis von fast einem Tag ausmachte. Die Aufmerksamkeit, die dem Bau der Via Traiana galt, zeigt die Bedeutung von Brundisium, einem für Trajan bedeutsamen Hafen, weil dieser von dort aus seine Expeditionen in den Osten startete, von denen vor allem die nach Dakien und Parthien wichtig waren: Im Jahr 113 n. Chr. bildete Brundisium den Ausgangspunkt für den Partherkrieg.

Roberto Tomassoni (Übersetzung: Patricia Linnemann)


Literatur:

  • AE = Année Épigraphique;
  • ASHBY T., GARDNER R. 1916, The Via Traiana, “Papers of the British School at Rome”, Bd. 8, Nr. 5, S. 104-171;
  • BELLONI G. G. 1993, La moneta romana, Rom;
  • CIL = Corpus Inscriptionum Latinarum;
  • RADKE G. 1971, Viae publicae romanae, “Pauly’s Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Supplementband XIII”, Stuttgart;
  • RESCIO P. 2013, Via Traiana: una strada lunga duemila anni: guida al percorso e agli itinerari, Fasano;
  • RIC I = SUTHERLAND C. H. V., CARSON R. A. G. 1984 (Repr.), Roman Imperial Coinage, I, From 31 BC to AD 69, London;
  • RIC II = MATTINGLY H., SYDENHAM E. A. 2001 (Repr.), Roman Imperial Coinage, II, Vespasian to Hadrian, London;
  • ROTILI M. 1972, L’arco di Traiano a Benevento, Rom;
  • SILVESTRINI M. 1999, Un itinerario epigrafico lungo la via Traiana: Aecae, Herdonia, Canusium, Bari;
© Wikipedia
September 2019
September 2019

Münze des Monats

© Bernd Thier
© Bernd Thier

Ein „Spökenkieker“ auf einem Notgeldschein des Kreises Ahaus von 1923


Das deutsche Notgeld der Jahre 1914 bis 1923, geprägt durch Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg, die Heimatfront, die Not und den Hunger in der Kriegs- und Nachkriegszeit sowie die große Inflation, war lange Zeit das alleinige Beschäftigungsfeld von Münz- und Geldscheinsammlern sowie engagierter Heimatforscher. So entstanden bereits kurz nach den frühen Notgeldausgaben ab 1915 erste Listen und Kataloge. (Fast) alle Münzen und Scheinen wurden nach und nach erfasst, beschrieben und katalogisiert, aber eine intensive Auseinandersetzung mit den historischen Hintergründen, den beteiligten Ausgabestellen, den Prägeanstalten und Druckereien, den Entwerfern und Künstlern sowie den Text- und Bildinhalten fand erst in den letzten Jahren auch das Interesse der wissenschaftlich-numismatischen Forschung.


Nachfolgend soll als „Münze“ des Monats ein Geldschein vorgestellt werden, der in der Rückschau auf das Jahr seiner Entstehung (1923) ein beklemmendes Gefühl zurück lässt. Er ist in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich, obwohl er sich auf den ersten Blick in die Reihe der üblichen Notgeldscheine jener Zeit einsortieren lässt.


Nach den kriegsbedingten Notgeldausgaben zur Behebung des Kleingeldmangels der Jahre 1914 und 1916 bis 1917, dem Großgeldmangel 1918 bis 1919 und den Ausgaben von Serienscheinen zu Sammlerzwecken 1918 bis 1922 ergab sich mit der anfänglich schnellen und zum Schluss galoppierenden Inflation 1922 bis 1923 erneut die Notwendigkeit, in kürzester Zeit enorme Geldmengen zu produzieren. Nur so konnte die Zahlungsfähigkeit von Kreisen, Städten, Gemeinden, Firmen und Betrieben sichergestellt werden. Lohnzahlung erfolgten bar in der Lohntüte. Das morgens verausgabte Geld war abends schon kaum noch etwas wert. Die Reichsbank bzw. die beauftragten Druckereien kamen mit der Produktion offizieller Zahlungsmittel nicht nach. Vorrübergehende Abhilfe – bis zu einer unumgänglichen Währungsreform – konnten daher nur kurzfristige lokale Notgeldausgaben schaffen. Diese mussten allerdings von staatlicher Seite genehmigt werden.


Der Landrat des Kreises Ahaus, Felix Sümmermann (1889–1970), richtete daher am 13. August 1923 ein Genehmigungsschreiben an den Regierungspräsidenten Heinrich Haslinde (1881–1958) in Münster: „Der augenblickliche Geldmangel tritt im Kreis Ahaus überaus stark in Erscheinung. Ersatzwertzeichen sind aus der Notlage heraus von den großen Industriefirmen des Kreises (van Delden, Gronau; van Delden, Ahaus) in großen Mengen ausgegeben. Es erscheint erforderlich, daß der Kreis baldigst durch Ausgabe von eigenem Notgeld eingreift. Ich bitte dem Kreis Genehmigung dazu bis zum Betrag von 30 Milliarden erteilen zu wollen.“ (zitiert nach Döll, S. 14)


Die Genehmigung erfolgte offenbar Mitte bzw. Ende Oktober. Zu diesem Zeitpunkt waren die beantragen 30 Milliarden Mark allerdings schon „Kleingeld“. Der Kreis gab danach in kurzer Abfolge drei verschiedene Ausgaben in deutlich größerem Umfang in Umlauf:

Ausgabe A: Scheine zu 5 und zu 20 Milliarden mit Datum vom 26. Oktober 1923.
Ausgabe B: Scheine zu 10 und zu 50 Milliarden mit Datum vom 1. November 1923.
Ausgabe C: Scheine zu 100 und zu 500 Milliarden mit Datum vom 5. November 1923.


Während die Ausgaben A und C funktional, schlicht und einseitig gestaltet waren, tragen die beiden Scheine der Ausgabe B vom 1. November auf der Rückseite einfarbige Illustrationen.

Der Schein zu 10 Milliarden zeigt die Abbildung eines Holzschnittes, der den Brand von Vreden im Jahr 1811 zeigt. Schon Wilhelm Döll erkannte 1984, dass diese Abbildung auf den Holzschnitt „Der große Brand“ des Coesfelder Künstlers Heinrich Everz zurück geht und im Ahauser Heimatkalender 1923 abgebildet ist (C. Weddige, Der Brand von Vreden (1811), in: Ahauser Kreiskalender 1923, S. 74–75, Druckerei J. & A. Temming, Bocholt 1922).


Näher betrachte werden soll hier der Schein zu 50 Milliarden:
Text der Vorderseite innerhalb eines rechteckigen Schmuckrahmens:
Notgeld des Kreises Ahaus
Gen
.(emigt) d.(urch) Erl.(ass) d.(es) H.(errn) Reichsfinanzm.(inisters); Verf.(ügt) d.(durch) Reg.(ierungs)-Präs.(ident) z.(u) Münster v.(om) 29.10.(19)23, N(umme)r. 4513.I.8
Ausgabe B / aufgedruckte Kontrollnummer (1438)
50 Milliarden Mark
Zahlt die Kreiskommunalkasse des Kreises Ahaus in Ahaus dem Einlieferer dieses Scheins.
Ahaus, den 1. November 1923
Der Kreisausschuss
: Abbildung der Unterschriften von Landrat Felix Sümmermann, Kreisausschussmitglied Adolf Freiherr von Oer (1863–1941) und Kreisausschußoberinspektor Wilhelm Kerkhoff
Dieser Schein verliert seine Gültigkeit, wenn er nicht bis zum 1. Februar 1924 eingelöst wird.

Unten links außerhalb des Schmuckrahmens: Gebr.(üder) Lensing, Ahaus
Papier weiß, Unterdruck grau mit 50 in der Mitte, Wasserzeichen Rundwaben, Druck schwarz, Maße 140 x 91 mm
Auf der linken Seite vertikal halbrunder zweizeiliger Prägetrockenstempel (ca. 50 x 12 mm): Kreisausschuss des Kreises / Ahaus.

Anmerkung: Die Angabe „Gebr. Lensing, Ahaus“ bezieht sich auf die Druckerei, in der die Scheine gefertigt wurden. Die Brüder Heinrich (1838–1900) und Lambert (1851–1928) Lensing hatten im 19. Jahrhundert eine Buchhandlung und später einen Zeitungsverlag in Dortmund gegründet, den seit 1919 als Geschäftsführer Lambert (II.) Lensing (1889–1965) führte, der im gleichen Jahr auch das Ahauser Kreisblatt übernommen hatte. In der Druckerei dieser Tageszeitung an der damaligen Ulmenstraße (heute Van-Delden-Straße) entstanden daher die Notgeldausgaben.

Rückseite:
Neben der vertikal orientierten Wertzahl 50 (für 50 Milliarden Mark) im Rankenwerk Abbildung eines rechteckigen Holzschnittes: Ein Schäfer mit langem Mantel und Hut, gestützt auf einen Stock, steht in einer flachen Moorlandschaft und sieht in den Nebel- und Wolkenformationen am Horizont drei bewaffnete Reiter. Unten rechts Datierung und Signatur: (19)23, Monogramm HE (Heinrich Everz).

Umschrift um die Darstellung: WAS GALOPPIERT DORT DURCH DIE NACHT? ES SIND DIE WILDEN REITER / DIE UNS DEN KRIEG UND DIE NOT GEBRACHT / GEB´ GOTT, DER DRITTE ZIEHT WEITER

Auch dieser Holzschnitt, datiert 1923, wurde im Ahauser Heimatkalender abgedruckt, allerdings erst in der Ausgabe des Jahres 1924. Sein Titel: „De wille Jagd“ (Die wilde Jagd). Er wurde vom Künstler speziell für den Artikel „Das Amtsvenn“ von Oberlehrer Heidebrink, Asbeck, geschaffen (Ahauser Kreiskalender 1924, S. 40–41, Druckerei J. & A. Temming, Bocholt, 1923). Dieser Text beginnt mit folgenden Worten: „Heide- und Moorlandschaft: Wer dächte da nicht an die Geister- und Spukgeschichten, die einem die Großmutter am gemütlichen Herdfeuer erzählte! Wer wurde nicht schon lebhaft an die wilde Jagd erinnert, wenn er an einem nebligen Septembertage das Moor durchstreifte! Wenn sich dann die Nebelschwaden zu menschlichen Gestalten zusammenballen, kann man es so recht verstehen, daß der wilde Jäger in dem Glauben unserer heidnischen Vorfahren eine so große Rolle spielen konnte. Wem fallen dabei nicht die wunderbaren Heide- und Moorlieder von A. v. Droste-Hülshoff ein! Eine solche Geisterstimmung kommt auch in dem vorstehenden Bilde vom Amtsvenn zum Ausdruck.“

Das erwähnte Amtsvenn ist ein Moorgebiet (niederdeutsch: Venn) im nordwestlichen Münsterland in Nordrhein-Westfalen zwischen den Orten Epe, Alstätte und Graes.

Der um die Abbildung auf dem Geldschein zu lesende Text gehörte ursprünglich nicht zum verkleinert wiedergegebenen Originalholzschnitt. Von diesem gibt es zwei Fassungen (ca. 17 x 24 und 39 x 55 cm).

Durch die Umschrift wird die Darstellung nun zu einem Menetekel, einem Vorzeichen für drohendes Unheil: Es sind drei Reiter dargestellt, von denen zwei für die jüngsten Kriege der damaligen Zeit stehen, den Deutsch-Französischen Krieg (1870–1871) und den gerade beendeten (Ersten) Weltkrieg (1914–1918). „Geb´ Gott, der Dritte zieht weiter“. Kriegsmüde wird hier die Angst vor einem weiteren großen Krieg zum Ausdruck gebracht und Gott gebeten, den „Dritten Reiter“ vorüberziehen zu lassen und einen erneuten Krieg, sicherlich am Horizont u.a. durch die französische Rheinlandbesetzung zu erahnen, abzuwenden. Dass kaum 16 Jahre später tatsächlich der Zweite Weltkrieg ausbrechen würde, konnte damals noch niemand konkret ahnen. Wenn man sich mit den Hintergründen dieser vermeintlichen „Geistererscheinungen“ intensiver beschäftigt, wird verständlich, das – besonders im Münsterland – damals konkrete Ängste herrschten, die auf Jahrhunderte alte Überlieferungen zurückgehen.

Heinrich Evers (1882–1967), geboren in Lippstadt, ist bis heute der Künstler Westfalens, der den Holzschnitt im 20. Jahrhundert dort wieder bekannt machte, nachdem er seine große Zeit vor allem im 15. und 16. Jahrhundert und dann vorübergehend im 19. Jahrhundert hatte. Er schuf zwischen 1920 und 1967 über 600 Holzschnitte, meist mit Motiven aus Westfalen und dem Emsland, illustrierte vor allem in den 1920er Jahren zahlreiche Heimatkalender und Bücher und griff dabei auch immer Historisches, Märchen, Mythen, Sagen und Legenden auf. Für die Illustration des Artikels im Ahauser Heimatkalender 1923 über das Amtsvenn entschied er sich für die Darstellung eines Schäfers, der die Vision der „Wilden Jagd“ hat. Diese in ganz Europa weit verbreitete Sage handelt von berittenen Jägern, die über den Himmel ziehen und Vorboten für Kriege, Krankheiten, Dürren oder andere Katastrophen sein sollten. Doch nicht jeder konnte sie sehen.

Schon die westfälische Dichterin Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848) beschreibt in ihrer 1840 erschienenen Ballade Vorgesichte oder Second Sight sowie in ihren kurz zuvor publizierten Prosatexten Bei uns zu Lande auf dem Lande und Westfälische Schilderungen aus einer westfälischen Feder ein ungewöhnliches Phänomen: Sie berichtet von den sogenannten Spöken-Kiekern, den Spuk-Guckern, den Geister-Sehern, den Vör-Kiekern, den Vor-Schauern, den Schichtern oder Wickern, den seltsamen Menschen, die angeblich das Zweite Gesicht haben und – bildlich – Ereignisse vorhergesehen haben, bevor diese dann tatsächlich eingetroffen sind. Sie blicken – angeblich – mit einem weiteren Sinn, der anderen fehlt, in die Zukunft und haben somit ein Vor- oder Ferngesicht, ein sogenanntes inneres oder drittes Auge. Dass es diese Spökenkieker genannten Menschen gegeben hat, ist eine Tatsache. Ob sie aber tatsächlich in die Zukunft schauen konnten, obwohl sie dies eigentlich gar nicht wollten, ist in der wissenschaftlichen Forschung sehr umstritten. Bekannt sind die Spökenkieker vor allem in Westfalen und in Niedersachsen, besonders im Münsterland, wo es fast in jedem Dorf im Laufe der Geschichte namentlich überlieferte Vorseher geben hat. Heute bezeichnet man mit dem Begriff eher leichtgläubige Menschen, Pessimisten, Schwarzseher, denn die Spökenkieker sahen fast immer nur Unheil voraus: den eigenen Tod oder den eines anderen, Kriege, Krankheiten, kleine und große Unglücke verschiedener Art sowie oft auch Brandkatastrophen. Es waren daher allesamt eher negative und depressive Momente, die auch die Ängste und Nöte der damaligen Zeit widerspiegeln. Die Gabe wurde angeblich vererbt, konnte aber auch durch die ungewöhnlichsten Umstände erworben oder sogar übertragen werden. Oft waren die Spökenkieker einfache Menschen, vielfach waren es Knechte oder Schäfer, meist Männer, eher selten Frauen. Die von ihnen einmal gesehenen zukünftigen Begebenheiten konnten, trotz allerlei Versuche, sie zu verhindern, angeblich aber nie abgewendet werden.

Hier erscheint nun die künstlerisch dargestellte Vision eines namentlich unbekannten Schäfers, der im Amtsvenn im Münsterland Jahrzehnte zuvor drei Wilde Reiter als Vorboten für drei Kriege gesehen haben soll, mit der hinzugefügten Umschrift von 1923, rückblickend als unabänderliche Ankündigung eins dritten großen und somit weiteren (2. Welt)-Krieges.

Wer damals die Idee hatte, die beiden Holzschnitte von Heinrich Everz auf den Notgeldscheinen abzubilden und mit Umschriften zu versehen, ist unbekannt. Vielleicht war es auch der Künstler selbst, der den Vorschlag machte und auch die Texte mit den aktuellen Bezügen hinzufügte. Die Umschrift auf dem zugehörigen 10 Milliarden Mark Schein mit der Darstellung des Brandes von Vreden 1811 beschreibt die aktuelle Notsituation 1923 ebenfalls sehr eindrucksvoll: ES STEHT DIE WELT IN FLAMMEN / ES BRENNT DIE GROSSE NOT / HERR HILF DAS ELEND BANNEN / HERR SCHAFFE UNS WERK UND BROT!

Beide Scheine entstanden zwei Wochen vor der sich abzeichnenden Währungsreform, die am 15. November 1923 mit der Ausgabe der neuen Rentenmarkscheine begann. Der Umrechnungsfaktor betrug hierbei 1 Billion Papiermark zu 1 Rentenmark. Beide Scheine waren daher plötzlich rechnerisch nur noch 1 bzw. 5 Pfennig wert und konnten bis zum 1. Februar 1924 theoretisch noch umgetauscht werden. Tatsächlich wurden die Inflationsscheine und auch die Notgeldscheine bis zum Frühjahr 1924 vielfach noch ersatzhalber verwendet, denn die Produktion ausreichender Mengen der neuen Rentenmarkscheine verzögerte sich noch. Mit der Währungsumstellung begann dann zwar die kurze Epoche der Goldenen Zwanziger-Jahre, die oft auch mit einem Tanz auf dem Vulkan beschrieben wurden. Nach den politischen Ereignissen 1933 dauerte es nur noch sechs Jahre, bis sich die Prophezeiung des Spökenkiekers aus dem Amtvenn erfüllen sollte.

Bernd Thier

Literatur

Notgeldschein:
Döll
, Wilhelm, Notgeld und Wertmarken im Kreis Borken, Ahaus/Borken 1914–1947. Ein Beitrag zur Heimatgeschichte, Borken 1983, hier S. 14–18.

Der Künstler Heinrich Everz:
Wagner, Eckhard, Der Heimat verpflichtet. Zum Leben und Werk von Heinrich Everz, in: Heinrich Everz 1882–1967. Holzschnitte aus Westfalen und dem Emsland, Sonderausstellung des Emslandmuseum Jagdschloss Clemenswerth 4. Juli–17. Oktober 1982, Künstlerbegegnungen mit dem Emsland Teil 5, Sögel 1982, S. 5–16.

Ausstellungskatalog: Heinrich Everz, Holzschnitte aus Haltern und dem Münsterland. Eine Ausstellung in der Stadtbücherei Haltern vom 15.12.1990 bis 26.01.1991, Haltern 1990.

Der Nachlass von Heinrich Everz online: http://www.heinrich-everz.de/

Wikipedia „Heinrich Everz“: https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Everz

Über Spökenkieker:
Bahlmann, Paul
, Westfälische „Spökenkieker“ und ihre Vorgeschichten. Eine Sammlung älterer Prophezeiungen aus und über Westfalen, Münster 1901.

zur Bonsen, Friedrich, Das Zweite Gesicht (Die „Vorgeschichten“). Nach Wirklichkeit und Wesen, Essen 1940.

Schepper, Rainer, Das Zweite Gesicht in Volksglaube, Dichtung und Forschung. Eine Skizze, Münster 1981.

Strotdrees, Gisbert, Das 'Zweite Gesicht' in Westfalen. Geschichte, Erzählkultur, Erinnerungsort, in: Jan Carstensen (Hg.), "Verflixt!" Geister, Hexen und Dämonen. Schriften des LWL-Freilichtmuseums Detmold, Westfälisches Landesmuseum für Volkskunde, Band 35, Münster 2013, S. 33–48.

Wikipedia „Wilde Jagd“: https://de.wikipedia.org/wiki/Wilde_Jagd

Wikipedia „Spökenkieker“: https://de.wikipedia.org/wiki/Sp%C3%B6kenkieker

August 2019
August 2019

Münze des Monats

Erzbistum Köln, Sigewin, Pfennig, Hävernick 363, 1,492 g, 20,0 mm, aus dem Fund von Remscheid, Westfälisches Landesmuseum, Münzkabinett Inv.Nr.137Mz
© S. Kötz
Erzbistum Köln, Sigewin, Pfennig, Hävernick 363, 1,492 g, 20,0 mm, aus dem Fund von Remscheid, Westfälisches Landesmuseum, Münzkabinett Inv.Nr.137Mz
© S. Kötz
Erzbistum Köln, Sigewin, Pfennig, Hävernick 390, 1,429 g, 19,6 mm, Westfälisches Landesmuseum, Münzkabinett Inv.Nr.21754Mz
© S. Kötz
Erzbistum Köln, Sigewin, Pfennig, Hävernick 390, 1,429 g, 19,6 mm, Westfälisches Landesmuseum, Münzkabinett Inv.Nr.21754Mz
© S. Kötz

Ein Pfennig des Kölner Erzbischofs Sigewin


Abb.1 Erzbistum Köln, Sigewin, Pfennig, Hävernick 363, 1,492 g, 20,0 mm, aus dem Fund von Remscheid, Westfälisches Landesmuseum, Münzkabinett Inv.Nr.137Mz

Köln war schon in römischer und merowingischer Zeit zeitweise Münzstätte gewesen. Auch unter den Karolingern entstanden hier Münzen. Allerdings ist festzustellen, dass im 8. und 9. Jahrhundert Köln im Schatten des Handelsemporiums Dorestad stand, dessen Münzen wie Schatzfunde und Einzelfunde sowohl in das Rheinland als auch nach Westfalen bedeutende Verbreitung fanden.
Der Wandel kam zeitgleich mit dem Bedeutungsverlust von Dorestad mit dem Wechsel vom 9. zum 10. Jahrhundert. Fortan waren die Kölner Pfennige im westlichen Herzogtum Sachsen ebenso wie in den östlichen Teilen des Herzogtums Niederlothringen verbreitet und wurden vielfach örtlich imitiert. Selbstbewusst wurde zu Zeiten von Ludwig dem Kind (900-911) ein S mit Querstrich, das Kürzel für SANCTA dem Ortsnamen COLONIA hinzugefügt. Das behielt man bis in das 2. Jahrzehnt des 11. Jahrhunderts bei. Danach wurde entweder SCA (1014-1024) geschrieben oder aber (ab 1027) Sancta voll ausgeschrieben.
Hinzu kam eine steigende Bedeutung der Kölner Erzbischöfe in der deutschen Reichspolitik. So wurde Gisela, die Frau des 1.Salierkönigs Konrad II., 1024 in Köln gekrönt. Kurz darauf erscheinen dann auch die ersten Münzen, auf denen mit Pilgrim (1021-1036) ein Kölner Erzbischof namentlich genannt wird. Man sollte daraus nicht schließen, dass das Erzbistum bis dahin kein Münzrecht gehabt hätte. Nur konnte man das im Münzbild nicht erkennen, da dieses in den Münzaufschriften den Königen den Vorrang ließ, zumal diese ja im Reich de jure die Oberherrschaft über das Münzwesen ausübten. Das mit Köln in Konkurrenz stehende Erzbistum Mainz wechselte auf den Münzaufschriften in der Zeit Konrads II. von einem allgemeineren, an vielen Orten benutzten Civitas zu Urbs, womit es sich selbst mit Rom in eine Reihe stellte.
Auch die Nachfolger Pilgrims setzten ihre Namen mit danach folgenden Abkürzung für Archiepiscopus auf die Münzen. Unter Erzbischof Hermann II. (1039-1056) verdrängte der Erzbischofsname sogar den Königsnamen, was nicht unbedingt ein gespanntes Verhältnis zwischen beiden, wohl aber eine Machtverschiebung zugunsten des Klerus signalisierte. Er ersetzte auch das SANCTA durch VRBS, was dann von Erzbischof Anno (1056-75) zunächst beibehalten wurde. Später modifizierte er die Legende zu IMAGO.S.COLONIE, was um eine Kirche herum zu lesen war. Diese war also ein Topos des heiligen Köln. Der Nachfolger Hildolf (1075-1078) kehrte zu SANCTACOLONIA zurück.
Was man den Münzen nur indirekt ansehen kann, war der sich verschärfende Konflikt zwischen den Unterstützern des Königtums und denen der Päpste, wobei es in erster Linie um die Frage ging, wem Bischöfe unterstellt sind und wem es zusteht, sie einzusetzen („Investiturstreit“). Nach dem Tode Hildolfs, der Hofkaplan am königlichen Hof gewesen war, wurde um die Jahreswende 1078/79 der Kleriker Sigewin von König Heinrich IV. als neuer Erzbischof in Köln eingesetzt. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger war er bereits im Kölner Domkapitel verankert. Die Einsetzung durch den König entsprach in keiner Weise den Vorstellungen des Papstes Gregor VII. Zu dieser Zeit hatten die politischen Gegner des Königs und Unterstützer Papst Gregors mit Rudolf von Rheinfelden 1077 einen Gegenkönig eingesetzt. Dessen Heer schlug 1080 die Truppen Heinrichs in die Flucht. Durch den Konflikt fehlte Sigewin die Weihe zum Erzbischof, da Gregor VII. die Kölner Frage in der Schwebe hielt. Im frühen Jahr 1080 brannte in Köln das erst kurz vorher errichtete Stift Mariengraden nieder, doch griff der Brand nicht auf die Domkirche über, was als Wunder und Folge des Einsatzes der Reliquien des hl.Kunibert, eines früheren Erzbischofs, angesehen wurde. Dennoch stellte sich die Frage, ob der Brand Gottes Zorn für eine falsche politische Entscheidung Sigewins sein konnte.
Die Weihe zum Erzbischof durch Verleihung des Palliums erlangte Sigewin erst nach der Absetzung Gregors VII. und der Einsetzung des Gegenpapstes Clemens III. von letzterem. Das genaue Datum ist unbekannt, muss aber zwischen Ostern 1084 und dem 20.1.1085 liegen. Die fehlende Würde zeigt sich auch in der Münzprägung. Der älteste Typ Sigewins zeigt diesen mit einem frontalen Brustbild. Der Kopf ist barhäuptig, was für das 11.Jahrhundert bei bischöflichen Münzen die Regel ist. Mit der rechten Hand hält er den Bischofsstab. Die Umschrift lautet auf +SIGEVVINVS, wobei eben der Titel fehlt. Die Rückseite zeigt eine Kirchendarstellung mit Säulenarkade, spitzem mit einem großen Kreuz bekröntem Dreiecksgiebel und zwei kleinen Seitentürmen. Unter der Basis sind Ranken, bei denen seit längerem darüber gestritten wird, ob diese die Quellen des Rhein symbolisieren. Ähnliche Ranken finden sich auch in Duisburg.
Bei der Ausstellung von Urkunden war Sigewin freilich weniger zurückhaltend. Im März 1080 lässt er schreiben: Sigewinus gratia dei Coloniensis archiepiscopus (Rheinisches Urkundenbuch 261, 262). Nur eine einzige Urkunde vom November 1080 führt vor dem Titel noch ein „indignus“ zusätzlich ein (ebda.332), das sich aber später nicht mehr findet. Mit dem König als Verbündetem war an seiner Macht in Köln ohnehin faktisch nicht zu rütteln.

Abb.2: Erzbistum Köln, Sigewin, Pfennig, Hävernick 390, 1,429 g, 19,6 mm, Westfälisches Landesmuseum, Münzkabinett Inv.Nr.21754Mz

Zu einem späteren Zeitpunkt fand dann ein Typenwechsel statt. Auf den neuen Münzen ist die Darstellung ähnlich, doch ist die Umschrift um ARCHIEP(is)C(opus) ergänzt. Die Rückseite zeigt nunmehr eine mehrtürmige Kirchenanlage, die von einer Mauer mit einem schmalen Tor und Buckelquadern umgeben wird. Die Umschriften lauten durchweg AINCTA COLONAS, sind somit inkorrekt. Sie zeigen wie die Stempelschneider, die offensichtlich Analphabeten waren, arbeiteten. Sie kopierten jeweils die letzten Stempel und übernahmen dabei eben auch Fehler, die im Laufe der Zeit entstanden waren. Offensichtlich nahm niemand im Domkapitel oder am Hof des Erzbischofs an solchen Fehlern Anstoß.
Der Schatzfund von Remscheid lässt keinen Zweifel daran, dass die eingangs vorgestellten Münzen Sigewins in die Frühzeit seines Erzbischofsamtes gehören. Die Kölner Münzen dieses Hortfundes enden mit diesem Typ. Sie stammen aus immerhin elf verschiedenen Vorderseitenstempeln, was zeigt, dass die Prägung doch einen gewissen Umfang gehabt haben muss. Im Kontrast dazu steht der Schatzfund von Bonn I von 1879, der noch zu Lebzeiten Sigewins, aber wohl nahe an 1089 verborgen wurde. Hier entfielen auf den jüngeren Typ 76 Exemplare, auf den älteren aber nur vier. Dies deutet darauf, dass der Typenwechsel nicht sehr lange nach 1079 stattgefunden haben muss und Sigewin auch schon vor der Übergabe des Palliums durch Clemens III. Münzen mit dem Titel archiepiscopus prägen ließ.


P. Ilisch


Literatur:

  • Manfred Groten, Brandkatastrophe und Solidarität, Marktsanierung und Gottesfrieden. Kölns Take-off unter Erzbischof Sigewin(1079-1089). In: Ostkirche und Weltkirche in der Geschichte. Kölnische Kirchengeschichte zwischen Mittelalter und zweitem Vatikanum, Festschrift für Norbert Trippen. Köln/Weimar/Wien 2011, S. 69-77.
  • Walter Hävernick, Die Münzen von Köln. Köln 1935.
  • Peter Ilisch, Die Schatzfunde von Werlte und Remscheid. In: Bernd Kluge (Hrsg.), Fernhandel und Geldwirtschaft. Beiträge zum deutschen Münzwesen in sächsischer und salischer Zeit. Ergebnisse des Dannenberg-Kolloquiums 1990. Berliner Numismatische Forschungen N.F. Bd. 1 = Römisch-Germanisches Zentralmuseum Forschungsinstitut für Vor- und Frühgeschichte Monographien Bd. 31. Sigmaringen 1993, S. 153-171.
Juli 2019
Juli 2019

Münze des Monats

© Archäologisches Museum der Universität
© Archäologisches Museum der Universität

Eine klassische Schildkröte aus Aegina

Aegina, Hemiobol, 0,72 g, Zweite Hälfte 5. Jh. v. Chr. Münster, Archäologisches Museum der Universität, M 825

Nachdem Silber etwa ab der Mitte des 6. Jhs. v. Chr. die Legierung Elektron als Hauptmünzmetall abgelöst hatte, begannen viele der griechischen Poleis Münzen zu prägen oder ihre bisherige Münzprägung deutlich zu intensivieren. Zu den frühesten Städten mit eigener Münzprägung im griechischen Mutterland gehörte neben Athen und Korinth die Insel Aegina. Strategisch günstig inmitten des Saronischen Golfes gelegen, zählte Aegina in der archaischen Zeit zu den führenden Handelsmächten im östlichen Mittelmeerraum. Diese Dominanz zeigt sich auch in der Münzprägung. Denn die Münzprägung Aeginas folgt einem eigenen staterbasierten System, das später mit wenigen Ausnahmen von allen Kykladeninseln und vielen Städten auf der Peloponnes und dem übrigen griechischen Festland übernommen wurde.
Wann genau die Silbermünzprägung in Aegina einsetzte, ist unbekannt. Der antiken Überlieferung zufolge (Marmor Parium, FGrHist 239 A 45) ließ König Phaidon von Argos erstmals auf Aegina Silbermünzen prägen, allerdings ist dessen historische Einordung höchst umstritten. Anhand von gut datierbaren Hortfunden lässt sich der Zeitraum jedoch auf die Mitte bis zum dritten Viertel des 6. Jhs. v. Chr. eingrenzen.
In dieser frühen Phase prägen die Aigineten Silbermünzen mit einer Seeschildkröte mit einfacher Punktreihe auf dem Rücken. Auf der Rückseite befindet sich ein quadratum incusum, das sich in für die frühen äginetischen Münzen typischer Weise mit unterschiedlichen, unregelmäßigen Füllungen präsentiert. Das quadratum incusum auf den Rückseiten der äginetischen Silbermünzen durchläuft eine typologische Entwicklung, die es ermöglicht, die verschiedenen Prägungen in eine chronologische Abfolge zu stellen. Auch die Schildkröte erfährt Veränderungen. Zu Beginn des 5. Jhs. v. Chr. wird die einfache Punktreihe auf dem Rücken der Seeschildkröte durch eine T-förmige Punktreihe ersetzt.
Eine grundlegende Neuerung vollziehen die Münzen zu einem unbekannten Zeitpunkt im 5. Jh. v. Chr., als die Seeschildkröte durch eine Landschildkröte ersetzt wird. Ein Beispiel für diesen neuen Münztyp ist die Münze des Monats Juli, die sich in der Sammlung des Archäologischen Museums der WWU Münster befindet. Der Hemiobol zeigt auf der Vorderseite die Landschildkröte und auf der Rückseite ein quadratum incusum mit fünf Feldern, das stilistisch dem der letzten archaischen Phase nahesteht.
Die Ursache für den Wechsel von See- zu Landschildkröte ist bisher nicht schlüssig erklärt worden. Laut der älteren Forschung scheint das veränderte Motiv auf das Ende der Vormachtstellung Aeginas im Seehandel hinzudeuten. Neuerdings tendiert man allerdings zu einer pragmatischeren Erklärung. Demnach sei das neue Motiv eingeführt worden, um die neuen Prägungen unmittelbar von den älteren Emissionen unterscheiden zu können, da diese stark abgegriffen und anscheinend untergewichtig waren. Auch der konkrete historische Anlass ist in der Forschung umstritten. Diskutiert werden die Einnahme der Insel durch die Athener 457/56 v. Chr. einerseits und die Wiederansiedlung äginetischer Bürger durch den spartanischen Admiral Lysander im Jahr 404 v. Chr. andererseits. Einer dritten Erklärung zufolge stammen die Prägungen mit der Landschildkröte aus der Zeit zwischen 445 und 431 v. Chr. (Vertreibung äginetischer Bürger und Ansiedlung athenischer Kleruchen, Thuk. 2,27), also einer Phase äginetischer Unabhängigkeit von Athen. Aufgrund dieser Datierungsunstimmigkeiten ist eine Feindatierung der Münsteraner Münze daher zwar nicht möglich, eine grobe Einordnung in die zweite Hälfte des 5. Jhs. v. Chr. aber wahrscheinlich. Schließlich ist in diesem Zusammenhang noch anzumerken, dass man bemerkenswerterweise offenbar am Anfang des 4. Jhs. v. Chr. in Aegina zu der alten Darstellungsweise mit Seeschildkröte auf dem Avers zurückkehrte, was die Datierung äginetischer Münzen zusätzlich erschwert.
Im Einzelnen ungeklärt ist auch die Herkunft des Silbers für die äginetischen Münzen, denn auf der Insel gibt es keine Silbervorkommen. Nach Auskunft naturwissenschaftlicher Provenienzanalysen stammt ein Teil des Silbers für die archaischen Schildkröten von der Insel Siphnos. Dort haben sich archaische Bergbautätigkeiten montanarchäologisch verifizieren lassen, allerdings endeten die dortigen Abbautätigkeiten wahrscheinlich noch vor dem Beginn des 5. Jhs. v. Chr. Ein Großteil des Silbers wird daher aus anderen Regionen stammen, auf die Ägina durch die intensiven und weitverzweigten Handelsbeziehungen beste Zugriffsmöglichkeiten hatte.
Wie die Eule für Athen und der Pegasos für Korinth war die Schildkröte als knappes Symbol (parasema) für Aegina bestens geeignet, um einen hohen Wiedererkennungswert auf dem internationalen Markt zu generieren und so zur weiten Verbreitung und Akzeptanz des Zahlungsmittels beizutragen. Belegt wird dies durch den Fund zahlreicher antiker Imitationen und Fälschungen in mitunter weit von Griechenland entfernten Regionen des Mittelmeerraumes.

Sophia Nomicos


Literatur:
Permalink zum Digitalen Münzkabinett der Uni Münster:
https://archaeologie.uni-muenster.de/ikmk/object?id=ID1226

  • R. R. Holloway, The Elder Turtles of Aegina (Diss. Princeton University 1960)
  • F. P. Mittag, Griechische Numismatik. Eine Einführung (Heidelberg 2016) 63–66. 104.
  • H. Nicolet-Pierre, Remarques sur le monnayage d’Égine au VIe et Ve siècle d’après la trouvaille de Mégalopolis de 1936, in: Frappe et ateliers monétaires dans l’Antiquité et au Moyen Age (Belgrad 1976) 5–12.
  • E. Pernicka – G. A. Wagner, Die metallurgische Bedeutung von Sifnos im Altertum, in: G. A. Wagner – G. Weisgerber, Silber, Blei und Gold auf Sifnos. Prähistorische und antike Metallproduktion (Bochum 1985) 200–211.
  • K. Sheedy, Aegina, the Cyclades, and Crete, in: W. E. Metcalf (Hrsg.), The Oxford Handbook of Greek and Roman Coinage (Oxford 2012) 105–127.
Juni 2019
Juni 2019

Münze des Monats

© M. Bohl
© M. Bohl

Geprägte Faszination

Am 4. April dieses Jahres erschien eine 10-Euro-Sammlermünze „In der Luft“, die den Auftakt einer dreiteiligen Serie mit dem Titel „Luft bewegt“ bildet. Die Münze schließt thematisch an die Ausgabe der 5-Euro-Münzen „Planet Erde“ und „Klimazonen der Er-de“ aus den vergangenen beiden Jahren an. Auf der Bildseite ist ein Gleitschirm mit Pilot im Zentrum einer Gebirgslandschaft dargestellt. Die Wertseite zeigt den Bundesadler, den Schriftzug „Bundesrepublik Deutschland“, die Wertziffer und die Wertbezeichnung, die Jahreszahl 2019, die zwölf Europasterne und das jeweilige Münzzeichen der Prägestätte. Der glatte Münzrand trägt die Inschrift „Luft bewegt“. Der Entwurf der Bildseite stammt von der Künstlerin Natalie Tekampe aus Müncheberg. Die Wertseite ist bei allen Münzen der Serie identisch und wurde von dem Künstler Andre Witting aus Berlin gestaltet.
Die Münze besteht aus zwei verschiedenen Kupfer-Nickel-Legierungen. Sie hat ein Gewicht von 9,7 Gramm und wird in den beiden Prägequalitäten Stempelglanz und Spiegelglanz hergestellt. In der Prägequalität Stempelglanz beträgt die Auflage 1,5 Millionen; die Auflage im Spiegelglanz ist auf maximal 250.000 Stück limitiert.
Auf der Bildseite der Münze strahlen umgeben von einem imposanten Gebirgspanorama Gleitschirm und Pilot Gelassenheit und Entspannung aus. Für einen stress- und unfallfreien Flug sind sowohl meteorologische als auch technische Kenntnisse wesentliche Voraussetzungen. Die korrekte Interpretation von Wetterkarten, Wetter-Apps und Wolkenbild informieren den Gleitschirmflieger über zu erwartenden Niederschlag, Windstärke und -richtung sowie Thermik. Auf dieser Grundlage basiert die Entscheidung für oder gegen den Start. Aus dem technischen Bereich ermöglichen erst fundierte Kenntnisse über das Fluggerät den korrekten Umgang mit dem Gleitschirm und die Pflege der wertvollen Ausrüstung. Die Aerodynamik informiert über Flugverhalten, sodass die Pilotierung des Gleitschirms sicher erfolgen kann.
Das Naturerlebnis und die erforderliche Vielseitigkeit zur Beherrschung der meteorologisch-technischen Herausforderungen machen den Reiz dieses Sports aus. Die Münze des Monats spiegelt die vom Gleitschirmfliegen ausgehenden Faszination auf besondere Art und Weise wider.
Die numismatische Besonderheit ist der lichtdurchlässige und fälschungssichere Polymerring, der das Hauptmotiv der Münze – den Gleitschirm mit Pilot – umrahmt. Der Kunststoffring trennt und verbindet zugleich den inneren und äußeren Münzring. Durch den Polymerring entsteht der visuelle Effekt, dass der innere Ring räumlich schwebt. Die Leichtigkeit und Freiheit des Gleitschirmfliegens wird dadurch eindrucksvoll unterstrichen.
Was macht das Interesse der Gleitschirmflieger und sicherlich des ein oder anderen (noch) Fußgängers an einer solchen Münze aus? Die Münze ist geprägte Faszination! Neben dem bereits oben erwähnten Kunststoffring als besonderes Merkmal, rührt die Faszination des Gleitschirmfliegens aus dem Naturerlebnis und meteorologisch-technischen Herausforderungen. Das Naturerlebnis beginnt mit dem Moment des Abhebens. Sobald die Füße den Boden während des Starts verlassen, ist der Pilot in der dritten Dimension und hängt an seinem Segel und einer Anzahl von Leinen. Einige hundert Meter über dem Boden zeigt sich dem Gleitschirmpilot eine einzigartige Perspektive auf die Erde. Hinzu kommt die Stille in der Höhe, die nur von Windgeräuschen durchzogen wird und die erst mit der Annäherung an den Boden kurz vor der Landung den Piloten verlässt.

Martin Bohl

Mai 2019
Mai 2019

Münze des Monats

Denar, 42 v. Chr., makedonische Münzstätte.
© Numismatik Lanz

Römischer Denar

Römische Republik.
M. Iunius Brutus - L. Plaetorius Cestianus.
Denar, 42 v. Chr., makedonische Münzstätte.
3,73 g.
Vs: L · PLAET · CEST / BRV[T] - IMP, Büste nach rechts.
Rs: Freiheitskappe (pileus) zwischen zwei Dolchen, darunter EID·MAR.
RRC I, 518 Nr. 508/3; Sydenham 1301; BMC 68.
Numismatik Lanz München, Auktion 158, 5.6.2014

Vor gut einem Jahrzehnt fanden sich amerikanischen Museumskuratoren, Numismatiker, Münzhändler und Sammler zuammen, um die "100 Greatest Ancient Coins" zu küren. Man verzichtetet auf eindeutig gewichtete Kriterien, würdigte aber vor allem Seltenheit, Wert, historische Bedeutung, Popularität und Schönheit der Münzen, um aus der über ein Jahrtausend währenden antiken Münzgeschichte die 'bedeutendsten' Münzprägungen auszuwählen.
Auf den ersten Blick mag es überraschen, dass keine der künstlerisch herausragenden griechischen Prägungen den ersten Platz belegte. Die berühmte, namentlich signierte syrakusanische Tetradrachme des Künstlers Euainetos belegte immerhin den dritten Platz, hinter der wohl bekanntesten antiken Münze überhaupt, der attischen Tetradrachme mit der Eule. Als bedeutendste Münze wurde vielmehr ein römischer Denar der Bürgerkriegszeit erkoren - und dieser "Brutus EID MAR Denar", unsere Münze des Monats Mai, stellt in der Tat eine in vieler Hinsicht spektakuläre, ja ikonische Prägung dar, zudem ein erstrangiges historisches Zeugnis für eines der einschneidendsten Ereignisse der antiken Geschichte, nämlich die Ermordung Caesars am 15. März 44 v. Chr.
Diese Münze war schon in der Antike so bekannt und in ihrer Ikonographie und programmatischen Aussage so geläufig, dass noch drei Jahrhunderte später der Historiker Cassius Dio schreiben konnte: »Brutus (...) ließ auf den Münzen, die er prägte, sein Bildnis und eine Mütze sowie zwei Dolche darstellen und machte durch diese Bilder und die Inschrift deutlich, dass er mit Cassius das Vaterland befreit hatte« (Cass. Dio XLVII 25, 3). Eine Erinnerungsmünze an einen politischen Mord mit dem Porträt des M. Iunius Brutus, eines der Mörder, auf der Vorderseite: Mit dieser Währung, in einer mobilen Feldmünzstätte geprägt, bezahlte eben dieser Brutus Monate später seine Truppen in Makedonien, wo er im nach dem Tod Caesars neu aufgeflammten Bürgerkrieg zusammen mit anderen Republikanern gegen Marcus Antonius und den jungen Octavian, den späteren Augustus, kämpfte und 42 v. Chr. in der Schlacht bei Philippi unterliegen und Selbstmord begehen sollte.
Als historische Quelle ist dieser sog. Brutus-Denar einzigartig, da er das Motiv eines der Attentäter offenlegt, und dies in einer unmittelbar verständlichen Form. Die Vorderseite der Münze bietet, neben der Nennung des verantwortlichen Münzmeisters Lucius Plaetorius Cestianus, das ausdrucksstarke Porträt des Brutus mit seinem Namen und dem Titel Imperator. Sie weist zugleich auf den Ahnherrn des Brutus, L. Iunius Brutus, hin, der 509 v. Chr. die Römer von der etruskischen Königsherrschaft befreit und damit die Republik begründet haben soll.
Frappierend ist allerdings vor allem die Rückseite: Sie bietet eine Rechtfertigung für die Mordtat am 15. März 44 v. Chr. Die Münzaufschrift nennt das Datum EID MAR (= Idibus Martiis, die Mitte des Monats März; der Diphthong EI steht für I), bezieht sich mithin unmissverständlich auf die Ermordung Caesars durch die Verschwörer - diese freilich nicht nur die beiden Anführer Brutus und Cassius, sondern ein gutes Dutzend Senatoren, welche bei der Senatssitzung in der Kurie an diesem Tag über Caesar herfielen und ihn erdolchten.
Die Darstellung einer Freiheitskappe, des pileus, welche ein Sklave bei seiner Freilassung als äußeres Zeichen erhielt, flankiert von zwei Dolchen, symbolisiert die Befreiung des römischen Volkes von der Alleinherrschaft Caesars und propagiert diese als Wiederherstellung der Freiheit. Der Caesarmord wird somit in die Tradition eines gerechtfertigten Tyrannenmordes gestellt. Und auch hier liegt noch eine Anspielung auf den Ahnherrn des Brutus vor, welcher der Tradition nach auf einen blutigen Dolch geschworen haben soll, die etruskischen Herrscher aus Rom zu vertreiben.
Diese Begründung des Mordes ist allerdings durchaus ambivalent, denn Brutus handelte, indem er sein Porträt auf die Münze setzen ließ, nicht anders als Caesar: Einer der Gründe für den Mord war es gerade gewesen, dass Caesar sein Bildnis auf die Münzen hatte setzen lassen - dies galt als ein Zeichen für sein Bestreben, eine Monarchie zu errichten und machte zugleich die Hybris augenfällig, die ihm seine Gegner vorwarfen. Bemerkenswert ist auch die schonungslose Darstellung des Gesichtes des Brutus: starr geradeausblickend, nahezu ausgezehrt und erschöpft wirkend. Jeglicher Versuch, den nur 43 Jahre alten Politiker jugendlich darzustellen, seine Gesichtszüge zu mildern, unterbleibt.
Das schlichte Design der Rückseite dürfte beim zeitgenössischen Betrachter weitere republikanische Anmutungen geweckt haben. Die beiden symmetrisch angeordneten Dolche der zwei Führer der Verschwörung konnten an die Gleichrangigkeit der traditionellen Höchstmagistrate der Republik, der Konsuln, erinnern. Aber sie werden auch als Anspielungen auf die mythischen Retter Roms in tiefer Vergangenheit, die Zwillinge Castor und Pollux, verstanden worden sein, deren Rolle nun eben Brutus und Cassius einnehmen sollten.
Atemberaubend bleibt in der Zusammenschau die Direktheit der Aussagen dieser Prägung: sie zeigt die Waffen, mit denen Caesar ermordet wurde, bietet das präzise Datum der Tat und benennt das Motiv für die Verschwörung und den Mord.
H.A. Cahn führte 1989 in einem Corpus 56 Denare und 2 Aurei dieser Prägung auf. Heute sind wohl bald 100 Münzen dieses Typs bekannt. Die wenigen Stücke, die auf den Markt kommen, sind enorm begehrt und erfuhren in den letzten Jahren beachtliche Preissteigerungen. 2016 ging ein vorzüglich erhaltenes Exemplar dieser außerordentlichen Münze, eingerechnet Zuschläge, für umgerechnet € 450.000 an einen privaten Sammler, auch weniger gut erhaltene Stücke wie das vorliegende wechseln für sechsstellige Summen den Besitzer. Übrigens existieren auch bereits zeitgenössische oder wenig spätere Nachprägungen und Fälschungen dieses Brutus-Denar, welche die frühe Popularität des Typs bezeugen. Mindestens 16 Stücke sind bekannt. Es wird gemutmaßt, dass diese im Bürgerkriegsjahr 68/69 n. Chr. geprägt worden sein können, doch auch eine Nachprägung erst zur Zeit der Renaissance kann nicht ausgeschlossen werden. Das numismatische Motiv wurde jedenfalls auch später noch für politische Zwecke aufgegriffen und variiert.

J. Hahn


Literatur:

  • Nodelman S., The Portrait of Brutus the Tyrannicide, in Ancient Portraits in the J. Paul Getty Museum, vol. 1, Occasional Papers on Antiquities, 4, Malibu 1987, 41-86
  • H.A. Cahn, EIDibus MARtiis, Numismatica e antichità classiche 18 (1989), 211–232
  • G. Lahusen, Die Bildnismünzen der römischen Republik (1989) 17 f. Taf. 5, 2; 81-83
  • R. Walburg, EID MAR: Die Macht der visuellen Kommunikation, Boreas 30/31 (2007/2008), 111-125
  • Berk, H.J. (ed.), 100 Greatest Ancient Coins, Atlanta, GA 2008
  • K. Tempest, Brutus, the Noble Conspirator, New Haven - London 2017
April 2019
April 2019

Münze des Monats

© Münster, LWL-Museum für Kunst und Kultur
© Münster, LWL-Museum für Kunst und Kultur
© Frankfurt, Historisches Museum
© Frankfurt, Historisches Museum
© Frankfurt, Historisches Museum
© Frankfurt, Historisches Museum

Drei Medaillen auf das Leid der Stadt Frankfurt im Dreißigjährigen Krieg (1635, 1636, 1637)

a) 1635: Silber, geprägt; Gew. 4,85 g, Dm. 26 mm (Joseph/Fellner 415/16)
Münster, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Inv.-Nr. 24741
b) 1636: Gold, geprägt; Gew. 7,96 g, Dm. 27 mm (Joseph/Fellner Nr. 420)
Frankfurt, Historisches Museum, Inv.-Nr. MJF 420
c) 1637: Silber, geprägt; Gew. 6,74 g, Dm. 27 mm (Joseph/Fellner Nr. 426)
Frankfurt, Historisches Museum, Inv.-Nr. MJF 426


Der Dreißigjährige Krieg, dieser gesamteuropäische Konfessions- und Hegemonialkonflikt in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, ging mit der Landung des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf (reg. 1611–1632) auf Usedom im Juli 1630 in seine dritte Phase. In dieser generationenlangen Abfolge von Kriegen löste der schwedische Krieg bis 1635 den böhmisch-pfälzischen Krieg (1618–1623) und den dänisch-niedersächsischen Krieg (1623–1629) ab und mündete direkt in den schwedisch-französischen Krieg (1635–1648), flankiert vom spanisch-niederländischen Krieg (1568–1648), vom französisch-spanischen Krieg (1635–1659) und vom schwedisch-dänischen Krieg (1643–1645). Mit dem Sieg in der Schlacht bei Breitenfeld (bei Leipzig) im September 1631 gegen Tilly (1559–1632) blieb der Vormarsch Schwedens im Reich nicht mehr aufzuhalten. Gustav Adolf, der aus konfessioneller Sicht natürlich den Protestanten in einer nach dem kaiserlichen Restitutionsedikt von 1629 schwierigen Phase zu Hilfe kam, verfolgte in erster Linie allerdings eigene, herrschaftspolitische ebenso wie wirtschaftspolitische, Absichten. Frankfurt, der alten Reichsstadt, seit 1356 Wahl- und 1562 auch Krönungsort des römisch-deutschen Königs bzw. Kaisers und eine der wichtigsten europäischen Handels- und Messestädte, sollte dabei eine besondere Rolle zukommen. Die Stadt, klar protestantisch geprägt, deren Stadtherr freilich der katholische Kaiser war, hatte bisher wohlweislich Neutralität gewahrt, doch erreichte Gustav Adolf nach zähen Verhandlungen Ende November 1631 den Abschluss eines Schutz- und Verteidigungspakts. In der Mitte Deutschlands am unteren Main verkehrsgeografisch bevorzugt gelegen, war Frankfurt geostrategisch ideal als militärische Hauptoperationsbasis – ideal aber auch als Ankerpunkt für die schwedischen Großmachtpläne, ideal mit ihrer Wirtschafts- und Finanzkraft für Gustav Adolfs wirtschaftspolitische Visionen. Mit dem Schlachtentod des Königs bei Lützen (bei Leipzig) im November 1632 gegen Wallenstein (1583–1634) erlitt diese Dominanz Schwedens im Reich jedoch einen empfindlichen Dämpfer. Reichskanzler Axel Oxenstierna (1583–1654), Mitglied der Vormundschaft für Königin Christina (reg. 1632/44–1654), übernahm nun die Regierung und auch den militärischen Oberbefehl. Unter seiner Führung wurde im Frühjahr 1633 der Heilbronner Bund, ein gegen Habsburg gerichtetes Militärbündnis der Protestanten der fränkischen, schwäbischen und rheinischen Reichskreise, geschlossen. Frankfurt wurde Sitz von Direktorium, Bundesrat und Verwaltungsbehörden und so – im Duett mit Mainz, dem nicht minder symbolträchtigen Sitz des Reichserzkanzlers, des Stellvertreters des Kaisers in Deutschland – gleichsam zur Hauptstadt der Schweden im Reich. Im September 1634 kam es bei Nördlingen zur Entscheidungsschlacht, die für die unter Schweden vereinten Protestanten in der Katastrophe endete; Schweden ging seiner Vormachtstellung auch im deutschen Südwesten verlustig. Am 30. Mai 1635 schlossen Kaiser Ferdinand II. (reg. 1619–1637) und die katholische Liga mit dem Kurfürstentum Sachsen den Prager Frieden, dem bald alle anderen protestantischen Reichsstände folgten. Umkämpfte Bundesfestung in der Endphase des schwedischen Krieges, kam es hier – am 10. Juli 1635 war auch Frankfurt dem Prager Frieden beigetreten – zum Showdown: Im sogenannten Gefecht an der Alten Brücke im August 1635 wurde die fast vierjährige Schwedenzeit in der Stadt gewaltsam beendet und die schwedische Hegemonialstrategie für Europa endgültig beerdigt. Schweden und das katholische Frankreich bildeten nun die Feinde im Reich, der Dreißigjährige Krieg war jetzt endgültig kein Konfessionskrieg mehr.

Frankfurt war in den ersten beiden Kriegen des Dreißigjährigen Krieges zwar von direkten Kriegseinwirkungen verschont geblieben, doch wirkte der Krieg, der 1620/22 im Umland durchaus tobte, auch in die Stadt hinein. Wie überall zog der Krieg mit Blick auf die breite Bevölkerung auch in Frankfurt und Umgebung durch seine Folgen mehr Menschen in Mitleidenschaft und Tod als in Form unmittelbarer Kriegstoter. Die Verheerung fruchtbaren Landes infolge des Durchzugs marodierender Soldaten und des Kampfgeschehens resultierte in massiven Ernteausfällen, Lebensmittel – die auch und zuerst die Soldaten zu versorgen hatten – wurden knapp; die Preise stiegen, es kam zu Hungersnöten. Das geschwächte Immunsystem chronisch unterernährter Menschen war der perfekte Nährboden für Krankheiten, die die Soldaten ohnehin im Gepäck hatten: Typhus, Rote Ruhr und Pest, aber auch Dysenterie, Angina, Skorbut, Faulfieber, Rheuma. In Frankfurt starben so 1622 1.785 statt normal im Jahresdurchschnitt 700 bis 800 Menschen; auch 1625 waren es 1.871 Tote, speziell wohl Tote an der Pest, der Beulenpest. Die Pest, im sogenannten Schwarzen Tod Mitte des 14. Jahrhunderts nach Europa gekommen, blieb bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts in Europa endemisch, brach also immer wieder regional und lokal aus, auch in Frankfurt; zwischen 1605 und 1607 gab es über 2.000 Tote. Bald nach Eintreffen der Schweden Ende 1631 grassierten Pest und weitere Krankheiten grausam in den Garnisonen, ein schwerer Ausbruch datiert in den Juli 1632, der heftigste in den Juli 1634, und aus den Garnisonen kam der Tod in die Gassen der Stadt. Der Krieg an sich traf Frankfurt und das gesamte Rhein-Main-Gebiet vor allem ab Herbst 1634, als sich nach der Schlacht bei Nördlingen die protestantischen Kriegsparteien, verfolgt durch kaiserliche Truppen, hierher, um die Bundesfestung des Heilbronner Bundes, zurückzogen. Doch auch nach Abzug der Schweden im August 1635 blieb die Umgebung Frankfurts Kriegsschauplatz, Frankfurt selbst Standort kaiserlicher Truppen, und die allgemeine Situation blieb ebenso katastrophal: Das Umland war verödet, 1637 herrschte die schlimmste Hungersnot, Seuchen wüteten. Es war diese Trias aus Krieg, Hunger und Krankheiten – der Krieg gleichsam als Vater des Hungers, der Hunger als Mutter der Krankheiten –, die in Frankfurt, in den früheren 1630er Jahren eine Stadt von ca. 15.000 Einwohnern, für folgende Todeszahlen verantwortlich war: 1630: 1.131, 1631: 2.900, 1632: 762, 1633: 3.512, 1634: 3.421, 1635: 6.943, 1636: 3.152, 1637: 1.079 – zwischen 1625 und 1646 insgesamt 34.678 Sterbefälle bei nur 20.204 Geburten.

Die Zahl von 3.421 Toten im Jahr 1634 findet sich nun auch auf einer Frankfurter Medaille von 1635, die auf das Vorjahr zurückblickt: GROS | STERBEN · WAR · | VER·SHINEN · IAR · | 3421 · AN · DER · ZAHL · WAR | KRIEG · TEVRVNG · GAR · | MIT · VOLLER · MASS · | VNS · EINSCHENCKT · | GOTT · IM · GRIMME · DAS · | THVT · BVES · MEYD · SVND · | FORCHT · GOT · FVRWAR · | IESVS · GIBT · DAN · EIN | BESER · IAR ·. Die Jahreszahl 16-35 steht zu Seiten des Wortes GROS in der ersten Zeile und ist von anderem Duktus; da es auch Exemplare ohne die Jahreszahl gibt, ist diese offensichtlich erst nachträglich in den Stempel geschnitten worden. Sie bezeichnet das Entstehungsjahr der Medaille, nicht – wie manchmal bei ungenauer Interpretation kolportiert – das Jahr der 3421 Toten AN DER ZAHL, das durch VERSHINEN IAR eindeutig auf 1634 bestimmt ist. Die Totenzahl übrigens umfasst nur die protestantischen Toten, denn die Register des sogenannten Kastenamts der protestantischen Reichsstadt, denen diese Zahl entnommen ist, verzeichneten die auf den protestantischen Friedhöfen der Stadt Bestatteten; der Hauptfriedhof von St. Peter war im Oktober voll belegt. Insgesamt muss es mit Katholiken, Juden und Fremden – und den Soldaten, die höchstwahrscheinlich noch gar nicht mitgerechnet sind – deutlich mehr Tote in Frankfurt 1634 gegeben haben. Für das GROS STERBEN macht der einigermaßen unbeholfen reimende und rhythmisierende Text, der in zwölf wohlgefüllten Zeilen das gesamte Feld der einen Medaillenseite einnimmt, KRIEG und TE-VRVNG verantwortlich. Angesprochen sind damit zwei Elemente der Trias Krieg, Hunger und Krankheiten, wobei Teuerung mit Hunger gleichzusetzen ist; Krankheiten, Pest und andere, fehlt zwar, sie waren aber natürlich letztlich für die meisten Todesfälle verantwortlich. GOTT wird hier als derjenige identifiziert, der im Zorn, IM GRIMME, Frankfurt MIT VOLLER MASS dieses Leid EIN-SCHENCKT hat; als Gegenmittel wird empfohlen: THVT BVES, MEYD SVND, FORCHT GOT. Es entspricht dem religiösen Grundcharakter der Zeit, auch der protestantischen Frömmigkeit, gegebenes Leid auf diese Weise als gottbefohlen, als gerechte Strafe für ein unbußfertiges, sündhaftes, gottvergessenes Leben zu deuten und entsprechende religiöse Kompensationsleistungen dagegenzusetzen. Bei seinen konkreten Maßnahmen gegen die Seuchen war Frankfurt freilich weniger gottbefohlen, sondern legte bei den neu erlassenen gesundheitspolizeilichen Vorschriften einen erstaunlichen Pragmatismus an den Tag. Gezielt wurden die Übertragungswege der Krankheiten ins Visier genommen, indem die Straßenreinigung verbessert, die Krempelmärkte und Badstuben geschlossen sowie Hospitäler eingerichtet wurden; der weitverbreitete Miasmenglaube, schlechte Luft als Übertragungsweg, spielte offenbar kaum eine Rolle. Der religiöse Grundtenor der einen Medaillenseite – was hier Vorder- und was Rückseite ist, ist schwer zu entscheiden – wird auf der Gegenseite, die fast nur Bildinformationen trägt, unmittelbar gespiegelt. Zu sehen ist die Silhouette Frankfurts von Süden mit seinen Kirchen – in der Mitte der Dom St. Bartholomäus –, den Türmen, Bürgerhäusern und der mainseitigen Stadtbefestigung; im Hafen, geschützt von einer Bastion samt Mole, liegen einige Schiffe, auf dem Main fährt ein Segler. Auf der rechten Bildhälfte führt eine Brücke, die sogenannte Alte Brücke, auf die gegenüberliegende Mainseite nach Sachsenhausen mit seinen Türmen, den Kirchen, Bürgerhäusern, vor allem jedoch der landseitig gut ausgebauten Befestigung im Vordergrund. Die Gesamtkomposition ist bekannt von dem berühmten Stich des Matthäus Merian d. Ä. (1593–1650) in seiner Topographia Germaniae von 1646, auch wenn die Medaille hier notgedrungen stark schematisiert. Über Frankfurt fliegt nun von Osten ein Engel heran, der in der erhobenen Rechten drohend eine Zuchtrute schwingt, von Westen aber erscheint ein Streifen Licht oder Wind am Himmel und schickt dem Engel ES · IST · GENVG entgegen. Unter der Abschnittslinie wird auf die dazugehörige Bibelstelle SAMV : 24 · – gemeint ist 2 Sam 24,16 – verwiesen: „Als aber der Engel seine Hand ausstreckte über Jerusalem, um es zu verderben, reute den HERRN das Übel, und er sprach zum Engel, der das Verderben anrichtete im Volk: Es ist genug; lass nun deine Hand ab!“ Kapitel 24 des zweiten Buches Samuel thematisiert den Zorn Gottes auf König David, der gegen seinen Willen eine Volkszählung in Israel und Juda durchgeführt hat; als David aus Reue Gott um Vergebung bittet, stellt dieser ihm drei Strafen zur Wahl: sieben Jahre Hungersnot, drei Monate Flucht vor den Feinden oder drei Tage Pest. „Da ließ der HERR die Pest über Israel kommen vom Morgen an bis zur bestimmten Zeit, so dass von dem Volk starben von Dan bis Beerscheba siebzigtausend Mann“ (2 Sam 24,15). Jerusalem jedoch wird auf Geheiß des reuigen Gottes verschont, und als Bußleistung errichtet David, der die volle Verantwortung für sein Tun übernommen hat, einen Altar, woraufhin Israel von der Plage befreit wird. Die Wahl dieser Bibelstelle, deren Strafenkatalog letztlich die Trias Krieg, Hunger und Krankheiten spiegelt und bei der Pest sehr konkret wird, bot sich natürlich an. Falls dies die Bezüge nicht überinterpretiert, könnte sich Frankfurt hier sogar mit Jerusalem gleichsetzen – obwohl die Pest vor Frankfurt natürlich nicht haltmachte – und zudem als Urheber des Frankfurter Leides in Parallelität zu König David der römisch-deutsche Kaiser als Stadtherr oder aber Schweden als Herr der Bundesfestung Frankfurt angesprochen sein. Wenn also Kaiser oder/und Schweden Reue über ihr gottesfeindliches Tun empfinden und wie die Frankfurter selbst Buße tun würden, mithin den Krieg, Urgrund allen Leides, beendeten, könnte Gott dem Racheengel, Vehikel seines Zorns, reuig Einhalt gebieten, womit die Hoffnung genährt würde, dass IESVS GIBT DAN EIN BESER IAR. Hiermit schließt sich der Kreis zwischen den zwei Seiten der Medaille, und ein besseres Jahr wünschte sich Frankfurt mit Sicherheit auch in wirtschaftlicher Hinsicht, mit Blick auf Handel und Verkehr, die nur ohne Krieg, Hunger und Krankheiten florieren konnten.

Das Jahr 1635 allerdings wurde nicht besser, sondern noch viel schlimmer, wie eine weitere Frankfurter Medaille von 1636 rückblickend berichtet: DREY · LAND·PL|AGEN · VBER · DIE · STAT · | VER-GANGEN · IAHRS · | GESEHEN · HAT · | EIN · IEDER · SAH · INER|LICKEN · STREITT · | ZV · SAXENHAV-SEN · | DA · WAR · LEYT · 6943 | STARBEN · HIN · WEGG · | HVNGER · TEVWRVNG · | LEYD · HERR · VND · | KNECHT ·. Der erneut einigermaßen unbeholfen reimende und rhythmisierende Text nimmt in zwölf vollen Zeilen – die Zahl, die Apostelzahl, ist sicherlich kein Zufall – wieder die gesamte eine Medaillenseite ein. Die Jahreszahl 1636 findet sich aber nicht auf dieser Seite, auch nicht nachgetragen, sondern im Abschnitt der Gegenseite; es handelt sich jedoch nicht um die Datierung des dort Dargestellten, sondern ebenfalls um das Entstehungsjahr der Medaille, wie auch die Worte VERGANGEN IAHRS GESEHEN HAT in Bezug auf das genannte Leid belegen. Nachgetragen, weil von etwas anderem Duktus, erscheint dagegen die Zahl der Toten: 6943 STARBEN HIN WEGG – wohlgemerkt nur die städtischen, protestantischen Toten, in Frankfurt 6.086 und in Sachsenhausen 857; im November war dann auch der Sachsenhausener Friedhof voll belegt. Der Text versetzt hier den religiösen Grundtenor auf eine grundsätzlichere Ebene, indem das mehrfach benannte LEYT mit den DREY LANDPLAGEN, die VBER DIE STAT gekommen sind, identifiziert wird. Der Bezug auf die biblischen zehn (Land-)Plagen (2 Mos 7–11), die Gott als Strafe über das pharaonische Ägypten, das sich weigerte, Mose das Volk Israel aus der Sklaverei führen zu lassen, aussandte, ist eindeutig. Neben Blut, Fröschen, Stechmücken, Stechfliegen, Hagel, Heuschrecken, Finsternis und Tod alles Erstgeborenen sind auch Viehpest und (Menschen-)Blattern Elemente dieser biblischen Urkatastrophe. Zusammen mit den explizit angesprochenen Geschehnissen in Sachsenhausen wird mit HVNGER, TEVWRVNG, LEYD auch hier die klassische Trias Krieg, Hunger und Krankheiten bedient, wobei Hunger und Teuerung synonym sind und Leid gleichsam generalisiert für Krankheiten steht. Während die letzten Worte HERR VND KNECHT als inbrünstige Anrufung Gottes, den DREY LAND-PLAGEN, Emanation seines Zorns, endlich Einhalt zu gebieten, den religiösen Rahmen dieser Seite der Medaille beschließen, bleibt die andere Seite gänzlich säkular. Dargestellt – und so die Medaillenseiten verbindend – wird das Gefecht an der Alten Brücke vom 1. bis 11. August 1635, Verbildlichung des INERLICKEN STREITT ZV SAXENHAVSEN, den EIN IEDER SAH. Dabei wurden die schwedischen Truppen unter Hans Vitzthum von Eckstädt (1595–1648), der in Sachsenhausen Stellung bezogen hatte, in zehntägigem Kampf mit den Truppen Frankfurts und des kaiserlichen Generalleutnants Matthias Gallas (1588–1647) zur Aufgabe gezwungen. Am 1. August besetzte Vitzthum die Brücke, tags darauf und am 5. August drangen die Schweden sogar in Frankfurt ein; Gallas kam am 7. August zu Hilfe, am 9. August wurde Sachsenhausen erstürmt, tags darauf kapitulierten die Schweden und zogen am 11. August ab. Zu sehen sind hier aus veränderter Perspektive von Norden Frankfurt unten und – in perspektivischer Schrägstellung – Sachsenhausen oben, wobei die Darstellung noch schematischer, erneut aber sehr kleinteilig ist. Kompositorisch im Zentrum des Szenariums, das Matthäus Merian d. Ä. in seinem Theatrum Europaeum ebenfalls in Kupfer gestochen hat, steht die Alte Brücke, die beide Städte seit jeher miteinander verband. Von Frankfurt aus gehen auf ganzer Front der mainseitigen Stadtbefestigung elf feine Linien rüber nach Sachsenhausen, konzentriert auf den westlichen Stadtteil, über dem schon eine gewaltige Rauchwolke gen Himmel steigt. Die Linien markieren die Salven der in Frankfurt innerhalb der Mauern und auf Bastionen stationierten Kanonen, die jeweils auch sichtbar sind und von denen insgesamt 16-fach der Rauch des Mündungsfeuers aufsteigt. Auf Sachsenhausener Seite hingegen sieht man nur wenige Schwaden der Kanonen, deren Schüsse, nicht durch Linien nachgezeichnet, somit kaum zielgerichtet erscheinen; möglicherweise fliehen rechts die Schweden aus der Stadt. In Frankfurt selbst wütet offenbar kein Feuer, doch mitten auf der Brücke zeigt sich Rauch, was vielleicht die Zerstörung der Brückenmühle durch die Schweden am 5. August visualisieren soll. Die Kanonaden zwischen dem 6. und 10. August entschieden das Gefecht, bei dem insgesamt 35 Menschen starben; dass in dieser Kampfsituation keinerlei Schiffsverkehr auf dem Main möglich war, Handel und Verkehr also vollständig zum Erliegen gekommen waren, ist klar. Frankfurt aber war jetzt die mittlerweile ziemlich ungeliebten Schweden, deren militärischer Verbündeter – und nicht mehr nur ein Schutz- und Verteidigungspartner – man seit dem Heilbronner Bund 1633 war, endlich los.

Eine dritte Medaille im vorliegenden Zusammenhang, auch wenn diese weder im Text noch im Bild beider Medaillenseiten irgendeinen Bezug auf Frankfurt bietet, datiert aus dem Jahr 1637. Durch die zehn Zeilen Text auf der einen Seite ist sie jedoch mit den zwei Medaillen von 1635 und 1636 verbunden, und auch aus forschungsgeschichtlichen und weiteren Gründen ist ein Konnex zu Frankfurt einigermaßen wahrscheinlich. Der Text betrifft hier allerdings nicht konkrete Ereignisse und nennt nicht rückblickend die Zahl der Toten für das Jahr 1636, die mit 3.152 – städtischen, protestantischen Toten – durchaus noch beträchtlich war. Stattdessen wird zu Gott gefleht: · 1637 · | ACH · GOTT · VERGIS | ALL · VNSER · SVND | SIHE · AN · IESVM | DAS · LIBE · KIND · | WEND · HVNGER · PEST | DIE · KRIGES · SCHAR · | SCHENCK · VNS · DOCH | EIN · FRIDLICH|ES · IAHR ·. Gerahmt von dünnen Palmzweigen, wird in nun recht geübten Versen GOTT um Vergebung, VERGIS ALL VNSER SVND – die Sünde als Urgrund allen Leides, Strafe des zürnenden Gottes –, und um Beendigung all dieses Leides, WEND HVNGER, PEST, DIE KRIGES SCHAR, gebeten. Ganz direkt wird hier die Trias Krieg, Hunger und Krankheiten beim Namen genannt, Pest sicherlich generalisierend für alle Krankheiten, die zusammen mit Hunger und Krieg das Leid bedeuteten. Der rein religiöse Tenor des Textes, mit ACH GOTT stark emotionalisiert, wird durch die Bitte an Gott: SIHE AN IESVM, DAS LIBE KIND, den menschgewordenen, durch seinen Tod die Menschheit von der Sünde erlö-senden Gottessohn, unmittelbar an die gelebte protestantische Frömmigkeit angebunden. Die Medaille steht somit im Konzert der oft religiös konnotierten allgemeinen und zeitlich wie örtlich überindividuellen Kriegsleid- und Friedenswunschmedaillen, die es gerade im Dreißigjährigen Krieg, schon seit der Mitte der 1620er Jahre, häufig gibt. Dem entspricht auch die bildliche Darstellung der Gegenseite: Zwei weibliche Personifikationen, beide in antikisierendem Gewand mit Rüstung darüber, stehen sich gegenüber, die linke durch den Palmzweig in der Rechten als der Friede Pax, die rechte durch das Schwert in der Rechten und den Helm in der Linken als der Krieg Bellona identifiziert. Pax, auf entfunktionalisiertem Kriegsgerät – Lanzen, Speeren, Hellebarden, einem Gewehr, einem Schild, einer Kanone mit Kugeln, Rüstungsteilen und einer Kriegstrommel – stehend, gebietet mit ihrer Linken energisch Bellona Einhalt, die sich, zurückblickend, das Schwert zerbrochen und des Helmes entblößt, zur Flucht wendet. Oben erscheint die Hand Gottes, die dextera Dei, aus den Wolken und hält einen Oliven- und Palmzweig, Symbole des Friedens wie der Freude, über die Szenerie. Die Umschrift AVREA · PAX · VIGEAT · DET · – DEVS · ARMA · CADANT – „Der goldene Frie-de blühe; Gott mache, dass die Waffen fallen“ – zitiert einen Hexameter, dessen Autor, wohl ein neulateinischer Epigrammatiker, unbekannt ist. Darstellung und Umschrift sind freilich nicht Erfindung des Medailleurs, sondern mit einigen Abwandlungen im Detail von einer Medaille Sebastian Dadlers (1586–1657) kopiert, wenn auch stilistisch stark vergröbernd. Dieser schuf, damals in kur-fürstlich-sächsischen Diensten am Dresdener Hof stehend, eben seit Mitte der 1620er Jahre Friedensmedaillen; es dürfte sich bei der Vorlage um seine früheste derartige Arbeit, die es ohne Jahreszahl sowie mit 1627 und 1628 gibt, handeln. In der Verbindung von allegorischer Darstellung auf der einen Seite und (Gebets-)Text auf der anderen Seite wird so auf der Medaille der Bitte an Gott: SCHENCK VNS DOCH EIN FRIDLICHES IAHR, dass also der Frieden den Krieg vertreibe, vielschichtig Ausdruck verliehen. Und in der Tat konnte sich Frankfurt nach dem letzten großen Schreckensjahr 1637, in dem wie auf der Medaille nur noch Gebete halfen, recht bald vom Krieg und auch der Schwedenzeit erholen und an die frühere Wirtschafts- und Finanzkraft anknüpfen.

Betrachtet man die drei Frankfurter Medaillen von 1635, 1636 und 1637 in der Zusammenschau, so dürften sie alle aufgrund ihrer thematischen, kompositorischen und einiger formaler Parallelen von demselben Stempelschneider stammen. Dieser hat auf dem kleinen Rund – die Stücke messen nur 26 bis 27 mm im Durchmesser – erstaunlich detailreiche Darstellungen und Texte in schöner Kapitalis geschaffen, war allerdings auch nicht der allergrößte Künstler, wie die eher unbeholfenen Verse, Unregelmäßigkeiten der Buchstaben und vor allem die mehr schlecht als recht gelungene Dadler-Kopie zeigen. Wer dieser Medailleur des Frühbarock war, ist unbekannt, er hat – was nicht selten der Fall war – seine Arbeiten nicht signiert; nur eine formal-stilistische und dabei breit vergleichende Analyse der drei Stücke unter Anwendung des gesamten methodischen Instrumentariums der Medaillenkunde könnte hier Hinweise erbringen. Es mag angesichts der kleinteiligen Stadt- bzw. Gefechtsdarstellungen und auch der genauen Totenzahlen für 1634 und 1635, die den städtischen Registern entnommen sind, ein Einheimischer, ein Frankfurter, gewesen sein. Neben spezialisierten Medailleuren, von denen man in Frankfurt zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges freilich kaum etwas weiß, ist dann auch an die Münzmeister und Stempelschneider des städtischen Münzgeldes sowie pauschal an die örtlichen Gold- und Silberschmiede zu denken. Doch auch auswärtigen Künstlern wären die Zahleninformationen und die Topografie leicht zu vermitteln gewesen – letztere etwa in Form der Merian-Stiche, die es auch bereits von 1617/18 und 1628 gibt. In der reichen Handels- und Messestadt Frankfurt erscheint, sogar im Krieg, eine aktive einheimische Medaillenszene gleichermaßen wahrscheinlich wie die gute Marktzugänglichkeit auswärtiger Medailleure. Das Zentrum der Medaillenproduktion im Reich lag unzweifelhaft in Nürnberg, doch auch Augsburg, Wien, Breslau, Dresden, Danzig oder Zentren im Ausland kämen in Frage – und trotzdem machen die vorliegenden drei Medaillen insgesamt einen lokalen Eindruck. Wer diese in Auftrag gegeben und bezahlt hat, ist ebenfalls unklar; im Falle der Reichsstadt selbst würde man wohl einen offiziellen Hinweis, das Wappen oder eine entsprechende Schriftinformation, erwarten. Eher war es – und gerade während des Dreißigjährigen Krieges nahm diese Form des Unternehmertums einen enormen Aufschwung – ein freischaffender Künstler, der auf eigene Rechnung Medaillen für den Markt, den Einzelverkauf oder den Vertrieb auf Messen, herstellte; die städtischen Münzmeister taten freilich das gleiche. Auch die kleine Form, die nochmals die Einheit aller drei Medaillen unterstreicht, legt dies nahe, zumal alle drei geprägt sind, wenn auch jeweils wohl nur aus einem Stempelpaar, was eine größere Stückzahl als beim Guss ermöglichte. Der Rezipientenkreis war angesichts des dezidiert lokalen Bezugs der Medaillen von 1635 und 1636 in erster Linie sicher Frankfurt selbst, Bürger, Kaufleute, Adlige, jedoch dürfen bereits zu dieser Zeit die Medaillensammler überall im Reich nicht vergessen werden. Die überindividuelle Kriegsleid- und Friedenswunschmedaille à la Dadler von 1637 dagegen eignete sich, auch wegen des inzwischen etablierten Bildmotivs, wahrscheinlich besser für den breiteren Vertrieb. Dass die Texte – die reinen Textseiten stehen in protestantischer Tradition mit ihrer starken Betonung des Wortes – auf Deutsch und nicht Lateinisch sind, spricht für das intendierte breite Publikum; die kleinen Prägungen dürften einigermaßen erschwinglich gewesen sein. Auf diesen Sozialstatus der Käufer deutet auch, dass die Stücke meist aus Silber sind, doch gibt es daneben solche aus Gold für gehobenere und solche aus unedlen Metallen, teils erst später entstanden, für niedrigere Ansprüche. Über Auflagen, Preise und Käufer weiß man gar nichts; möglicherweise können Archivstudien Aufschluss geben, allerdings sind die Bestände durch die Zeitläufte der letzten bald vier Jahrhunderte stark dezimiert.

Insgesamt ergibt sich so eine kleine Reihe von drei jährlich aufeinanderfolgenden Frankfurter Medaillen zu demselben Themenfeld: Krieg, Hunger und Krankheiten, das Leid der Stadt im Dreißigjährigen Krieg. Die Jahre 1634, 1635 und 1636, über die rückblickend jeweils berichtet wird, waren wohl die schwierigsten, doch waren auch die Jahre davor und danach kaum besser, so dass letztlich unklar bleibt, warum die Serie 1634/35 beginnt und 1636/37 endet. Vielleicht gab das schlimme Kriegs- und Pestjahr 1634 den Anstoß, und weil das Hungerjahr 1637 so schlimm war, hat man die Reihe dann vielleicht nicht fortgesetzt. Dass die dritte Medaille von 1637 dabei überindividuell nach einer bekannten Vorlage gestaltet wurde, bringt einen gewissen – auch kompositorisch-formalen – Bruch in die Serie, doch war das Motiv der repräsentativen Stadtansicht mit dem Erstaufschlag für 1634 verbraucht und gab es 1636 kein so prominentes, bestens visualisierbares Ereignis wie eben das Gefecht an der Alten Brücke 1635. Und auch Überlegungen zum Verkaufsabsatz der ja wohl auf eigene Rechnung des Künstlers hergestellten Prägungen mögen bei der Entscheidung für das allegorische Bildmotiv eine Rolle gespielt haben. Das Thema wurde so 1637 nach dem individuellen Frankfurt-Bezug 1635 und 1636, ungemein konkret bei Sachsenhausen, bildlich auf eine grundsätzliche Ebene versetzt, aber auch textlich, indem der religiöse Grundtenor bis zur Ausschließlichkeit gesteigert ist. Als Kriegsleid- und zugleich Friedenswunschmedaillen ordnen sich die Frankfurter Stücke ein in eine ganze Reihe derartiger Produkte überall im Reich während des Dreißigjährigen Krieges. Der Funktionskontext war hier jedoch noch ein spezifischer: Es handelt sich um sogenannte Neujahrsmedaillen, Medaillen, die im Rückblick auf das schlechte alte Jahr der – religiös grundge-legten, wie auch das über die Stadt gekommene Leid prinzipiell religiös begründet wird – Hoffnung auf ein besseres neues Jahr Ausdruck verliehen. Die Formulierungen IESVS GIBT DAN EIN BESER IAR auf der Medaille von 1635 und mehr noch SCHENCK VNS DOCH EIN FRIDLICHES IAHR auf der Medaille von 1637 belegen dies, während es für die Medaille von 1636 nur vermutet werden kann. Für die Käufer, die eben wohl meist aus Frankfurt stammten, waren diese metallenen Hoffnungswünsche in schwerer Zeit gleichzeitig metallene Erinnerungsstücke an diese schwere Zeit in der eigenen Stadt. Dass solche quasi zeitgeschichtlichen Dokumente, Vertreter der sich zunehmend etablierenden Mediengattung Medaille, gerade 1635 bis 1637 aufgelegt wurden, bleibt zuletzt dennoch erstaunlich; Käufer muss es jedenfalls gegeben haben. Als Neujahrsmedaillen stehen die Frankfurter Stücke ebenfalls nicht allein in Raum und Zeit – die Hoffnung auf ein gutes neues Jahr in Frieden wurde im Krieg überall und gleichsam mit jedem neuen Jahr neu virulent. In Frankfurt dagegen stehen die drei Medaillen mitten im Krieg ziemlich allein, denn abgesehen von einigen wenigen Personenmedaillen, die auf private Auftraggeberschaft zurückgehen und damit ganz anders zu kontextualisieren sind, gibt es praktisch kein Medaillenschaffen, in den 1630er Jahren gar keins. Die letzten Wahl- bzw. Krönungsmünzen und -medaillen für den römisch-deutschen Kaiser, welcher Impetus hauptsächlich von auswärtigen Künstlern, aus Nürnberg, Breslau, Danzig, Dresden oder Graz, teilweise aber auch von Frankfurtern bedient wurde, stammen von 1619 für Ferdinand II. (reg. 1619–1637), die nächsten von 1658 für Leopold I. (reg. 1658–1705). Aus der vierjährigen Schwedenzeit gibt es kein Stück, das von den faktischen Stadtherren – König Gustav II. Adolf, Reichskanzler Axel Oxenstierna, Königin Christina – ausgegangen wäre oder sich explizit auf diese beziehen würde. Neben der reichsstädtischen Münzprägung, die auch während des Krieges, auch in den 1630er Jahren, andauerte, stellen die drei Medaillen auf das Leid Frankfurts im Dreißigjährigen Krieg exzeptionelle Dokumente von besonderer Aussagekraft dar.

Stefan Kötz

Literatur

  • Rüppell, Eduard: Beschreibung der Münzen und Medaillen, welche wegen geschichtlicher Bege-benheiten für Frankfurt gefertigt wurden […], Frankfurt am Main 1857, auch in: Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst 8 (1858), S. 1–54
  • Kriegk, Georg Ludwig: Frankfurt um die Mitte des dreissigjährigen Krieges [1635/36], in: Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst NF 1 (1860), S. 251–274, auch in: ders.: Geschichte von Frankfurt am Main in ausgewählten Darstellungen nach Urkunden und Acten, Frankfurt am Main 1871, S. 418–441
  • Lammert, Gottfried: Geschichte der Seuchen, Hungers- und Kriegsnoth zur Zeit des 30jährigen Krieges, Wiesbaden 1890
  •  Joseph, Paul / Fellner, Eduard: Die Münzen von Frankfurt am Main nebst einer münzgeschichtlichen Einleitung und mehreren Anhängen, 2 Bde. und Supplement-Bd., Frankfurt am Main 1896/1903
  • Rieck, Anja: Frankfurt am Main unter schwedischer Besatzung, 1631–1635. Reichsstadt – Repräsentationsort – Bündnisfestung (Europäische Hochschulschriften, Reihe III: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, Bd. 1011), Frankfurt am Main 2005


Abb. 1: © LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster (Foto: Sabine Ahlbrand-Dornseif)
Abb. 2: © Historisches Museum Frankfurt (Foto: Frank Berger)
Abb. 3: © Historisches Museum Frankfurt (Foto: Frank Berger)

März 2019
März 2019

Münze des Monats

© T. Bauer
© T. Bauer

Auf Hauptstadtsuche: al-Hāšimiyya 138 und 139 (755-757)

 

Oben: al-Hāšimiyya 138/755-756, 24 mm, 2,87 g, Stempelstellung 1 h

Avers Feld:

lā ilāha illā

llāhu waḥdahū

lā šarīka lahū

Avers Rand:

bi-smi llāh: ḍuriba hāḏā d-dirham bi-l-Hāšimiyya sanata ṯamān wa-ṯalāṯīn wa-miʾa

Avers Feld:

Es gibt keinen Gott außer

Gott als Einzigem,

er hat keinen Teilhaber.

Avers Rand:

Im Namen Gottes: Dieser Dirham wurde geprägt in Hašimiyya im Jahre 138

Revers Feld:

Muḥammadun

rasūlu

llāh

Revers Rand: Koran Q 9/33

Revers Feld:

Muḥammad ist

der Gesandte

Gottes

Revers Rand: Koran Q 9/33

Unten: al-Hāšimiyya 139/756-757, 25 mm, 2,73 g, Stempelstellung 3:30 h

Inschrift wie oben, außer Datum in Avers Rand: tisʿ „neun“ statt ṯamān „acht“

2019 jährt sich zum zwanzigsten Mal der Umzug der Bundesregierung in die neue Hauptstadt Berlin, acht Jahre nach dem „Hauptstadtbeschluss“ des Bundestages, doch abgeschlossenen ist der Umzugsprozess bis heute nicht. Dabei hatte es Deutschland vergleichsweise einfach: Die neue Hautstadt Berlin gab es schon, und sie war sogar schon einmal Hauptstadt gewesen. Für die Abbasiden, die im Jahre 132/749-750 die erste islamische Dynastie der Umayyaden gestürzt hatten, gestaltete sich die Suche nach einer neuen Hauptstadt schwieriger, und sie lässt sich an der Münzproduktion ablesen.
Das Erscheinungsbild von Gold- (dīnār) und Silbermünze (dirham) änderte sich nach der „abbasidischen Revolution“ zunächst nicht, mit einer allerdings wichtigen Ausnahme. Die Abbasiden bezogen ihre Legitimation aus ihrer Abstammung von den Banū Hāšim, der Sippe, aus der auch der Prophet stammte. Ihr Ahnherr al-ʿAbbās war der Enkel Hāšims und der Onkel Muḥammads. (Ein konkurrierender Anspruch der Nachkommen ʿAlīs, des Neffen und Schwiegersohns des Propheten, führte zur Entstehung der Schiiten, konnte aber einstweilen abgewiesen werden.) Zwar hatten auch schon die Umayyaden den Propheten auf ihren Münzen bedacht, nämlich in der Randlegende der Rückseite. Nun wurde ihm aber auch der Text im Feld gewidmet, wo nun „Muḥammad ist der Gesandte Gottes“ ebenso groß zu lesen war wie das Bekenntnis zum Einen Gott auf der Vorderseite. Diesem Text musste die antitrinitarische Koransure Q 112 weichen, die eine deutliche Abgrenzung zum Christentum und damit zum christlichen römischen Reich darstellte – ein erster Hinweis auch darauf, dass sich die Aufmerksamkeit der neuen Dynastie stärker nach Osten richtete. Das islamische Reich war ja Erbe zweier antiker Großreiche, des oströmischen, das, wenn auch mit territorialen Verlusten, immerhin weiterexistierte, und des persischen, das vollständig erobert worden war und sich allmählich (zumal nach dem Erdbeben, das 749 Syrien verwüstete) als wirtschaftlich und kulturell wichtigerer Reichsteil herauskristallisierte.
Auch an den Orten, in denen die frühen abbasidischen Münzen geprägt wurden, zeigt sich die neue Ausrichtung. Die Umayyaden hatten zu Beginn ihrer Herrschaft das ehemalige Sassanidenreich mit Prägeorten geradezu flächendeckend überzogen, wohl auch, um ihre Herrschaft reichsweit zu demonstrieren. Nach einiger Zeit stellten die meisten dieser Orte ihre Münzproduktion aber wieder ein. Gerade dort, besonders in den alten iranischen Residenzstädten wie Ardašīr Ḫurra, Iṣṭaḫr, Ǧunday Sābūr und as-Sūs, ließen die neu an die Macht gelangten Abbasiden die Münzproduktion aber wieder aufleben, wenn auch nur für kurze Zeit, z.T. nur für ein einziges Jahr. Umgekehrt wurde in Wāsiṭ (im Iraq auf halbem Weg zwischen Bagdad und Basra), dem mit großem Abstand wichtigsten Prägeort für umayyadische Dirhams, die Münzproduktion für viele Jahrzehnte völlig eingestellt. Die Hauptstadt Damaskus war zwar nur der zweitwichtigste Prägeort für Silbermünzen (dafür Prägeort der allermeisten Goldmünzen), doch verwendete man für die „Hauptstadtdirhams“ eine runde, elegante Kaligraphie, die sich deutlich von dem eckigeren Schriftstil der Münzen aus Wāsiṭ und (mit zeitweiser Ausnahme von Ifrīqiyā in Nordafrika) aller anderen Prägeorte unterschied. „Hauptstadtmünzen“ waren und sind dadurch auf den ersten Blick erkennbar. Nach Herrschaftsantritt der Abbasiden erging es Damaskus aber nur wenig besser als Wāsiṭ, und nach vier Jahren einer Dirhamproduktion winzigen Umfangs wurde die Prägung von Silbermünzen auch hier für Jahrzehnte eingestellt.
Doch Damaskus hatte nicht nur als Prägeort ausgedient, sondern auch als Hauptstadt. Mit der Wahl einer neuen Hauptstadt sollte nicht nur ein sichtbarer Bruch mit der Vorgängerdynastie, sondern auch die Verlagerung des Reichsschwerpunkts in die vormalig sassanidischen Gebiete deutlich werden, wenn sie auch nicht gar zu weit im Osten sein durfte. So konzentrierten sich die beiden ersten Abbasidenkalifen as-Saffāḥ (132-136/749-754) und al-Manṣūr (136-158/754-775) auf das Zweistromland um und nördlich von al-Kūfa, das (neben al-Baṣra) auch der produktivste Prägeort für Dirhams in dieser Zeit war. Verschiedene Regierungssitze wurden ausprobiert und Stadtgründungen begonnen, doch eine endgültige Lösung wollte sich nicht einstellen. Sowohl als Ortsname als auch als Benennung des Prägeorts für die an den wechselnden Residenzorten geprägten Münzen wurde „al-Hāšimiyya“ verwendet, benannt nach den Banū Hāšim, der Sippe des Propheten, der die Abbasiden entstammten. Viele Münzen mit dieser Herkunftsbezeichnung können in den Jahren zwischen 138/755-756 und 145/762 allerdings nicht geprägt worden sein, denn nur weniger als zwei Dutzend Exemplare sind bekannt. Die Suche nach einer Hauptstadt spiegelt sich auch in der Suche nach der kaligraphischen Gestaltung der Münzen wider, von denen einige, wie die oben zuerst abgebildete aus dem Jahr 138, dem Stil der umayyadischen Münzen aus Wāsiṭ folgen, wieder andere, wie die darunter gezeigte aus dem Jahr 139, dem Stil der Dirhams aus Damaskus. Dabei löst nicht etwa ein Stil den anderen ab, doch lässt die geringe Zahl dokumentierter Münzen aus dem realen oder fiktionalen Ort al-Hāšimiyya keine detaillierten Schlüsse über die zeitliche und lokale Verteilung zu. Offensichtlich ist lediglich, dass der Hof Stempelschneider beschäftigte, die teils die Tradition der Münzen aus Damaskus und teils derjenigen aus Wāsiṭ fortsetzten, nachdem sie in beiden Orten nicht mehr gebraucht wurden.
Im Jahre 146/763 nahm die kalifale Administration ihre Arbeit in der im Vorjahr neu gegründeten Hauptstadt Bagdad auf. Damit hatte die Hauptstadtsuche nach vierzehn Jahren ihr Ende gefunden. Diese neue Stadt lag ca. 35 Kilometer nördlich der sassanidischen Hauptstadt Seleukia-Ktesiphon am Tigris, wurde in sassanidischer Tradition als runde Stadt geplant und behielt den persischen Namen einer älteren Siedlung der Region. Offiziell hieß die Neugründung aber Madīnat as-Salām „Stadt des Friedens/des Heils“, welcher Name auch auf den Münzen in den folgenden Jahrhunderten ausschließlich gebraucht wird. Doch noch standen die Baugerüste, noch wurden nur ganz wenige Münzen geprägt – und diese immer noch im Damaskus-Stil, ehe im Laufe des Folgejahrs 147/764 auch diese letzte Reminiszenz an die alte Hauptstadt endgültig verschwand (s. u. Abb.):

Madīnat as-Salām 146/763-764, 24 mm, 2,62 g, Stempelstellung 2 h

Inschrift wie oben, außer Ort und Datum in Avers Rand: … bi-Madinat as-Salām sanata sitt wa-arbaʿīn wa-miʾa „… in Madīnat as-Salām im Jahre 146“

T. Bauer

© T. Bauer
Februar 2019
Februar 2019

Münze des Monats

© Stefan Kötz
© Stefan Kötz

Sedisvakanzmünzen – eine Erfindung des Domkapitels zu Münster

Anton Gottfried Pott
Abschlag zu 15 Dukaten vom Sedisvakanz-Doppeltaler des Domkapitels zu Münster 1719
Goldprägung, Gew. 51,903 g, Dm. 47,0–47,5 mm, Stempelst. 0°; Schulze 211
LWL-Museum für Kunst und Kultur / Westfälisches Landesmuseum, Münster, Inv.-Nr. 29380 Mz
Foto: Stefan Kötz

Numismatik darf sich als Wissenschaft nicht in der Beschreibung von Münzen und Medaillen erschöpfen, sondern hat dem Grundanliegen aller historischen Forschung zu folgen und die Warum-Fragen zu beantworten: was bedeuteten Bilder und Aufschriften in den Augen der Herausgeber, in welchen Traditionen standen sie, wer waren die Empfänger und Nutzer, wie und wohin verbreitete sich die Prägung, wie wirtschaftlich war die Geldschöpfung – und so weiter. Für die Kontextualisierung bedarf es der Quellen, die den Entstehungsprozess dokumentieren. Am Beispiel einer Sedisvakanzmünze des Domkapitels zu Münster vor genau 300 Jahren soll dies hier gezeigt werden – die Kapitelsprotokolle und Akten im Landesarchiv Westfalen geben reichen Aufschluss.
Am Weihnachtstag 1718 war Franz Arnold von Wolff-Metternich (1658–1718), Fürstbischof von Paderborn und Münster, in Schloss Ahaus verstorben. Der Bischöfliche Stuhl (lateinisch sedes) war leer (lateinisch vacans), und während dieser „Sedisvakanz“ fiel die Regierung des „Hochstifts“ an das aus 41 Adeligen bestehende Domkapitel. Zur dauerhaften Erinnerung an seine Ausübung der fürstlichen Herrschaftsrechte ließ man Münzen prägen – seit 1650, meist Taler. Die Kosten wurden seit 1683 aus dem „Judengeleit“ aufgebracht: die sonst steuerfreien Juden im Fürstbistum hatten für ihre Aufenthaltsberechtigung an den Fürstbischof zu zahlen. Bei dessen Tode erhob das Domkapitel die Abgabe, die nun auf 2.000 Gulden festgesetzt wurde.
In der Sitzung des Domkapitels am 24. Januar 1719 legte dessen Vorsteher Domdechant Franz Ludolf von Landsberg für die Prägung von Sedisvakanztalern „unterschiedliche Concepter“ vor. Man beschloss, 1000 Speziestaler im Wert von je zwei Gulden und zwei Lot schwer prägen zu lassen und wählte den Entwurf, „woh aller anwehsender votirender Capitularen Wapffen rundtumb an beyden Seiten, an der einen der heyliger Paulus, und anderer Carolus gesetzet“. Die Wappen der drei nicht formell zugelassenen („emanzipierten“) und daher bei der Bischofswahl nicht stimmberechtigten Domherren ließ man aus. Der Münzmeister Pott warnte allerdings, dass die Taler „wegen ihrer Breite … zu dünn werden wollen, das also das Gepräge … aus dem dünnen Silber nicht woll könne gezwungen werden, wan aber ein jedes Stück auff 3 Loth schwer gemachet werden dorffe, so bilden sich Wapfen und das ganze Gepräge schöner aus und were dan zugleich auch ein egales Geldt, (dass) ein jedes Stück auf 3 Gulden oder 2 Rthlr. gerechnet werden kann“. Das Domkapitel genehmigte am 6. März, das Gewicht um ein Lot zu erhöhen. Es handelte sich also nicht um Doppelgulden oder Speziestaler (nach dem Reichsfuß von 1566, im Sollgewicht von 29,2 Gramm) zu 1 1/3 Reichstaler, sondern um einen anderthalbfachen Speziestaler gleich einen doppelten Reichstaler zu 3 Lot à 14,61 = 43,83 Gramm. Der Reichstaler als Rechnungswährung hatte sich längst vom Talerstück (Speziestaler) gelöst. Die Prägekosten überstiegen den Nennwert – was für Repräsentationsmünzen typisch ist.
Für die Kostensteigerung gab es bereits eine Gegenfinanzierung: Am 1. März 1719 hatte der Landtag dem Domkapitel für die dreimonatige Sedisvakanz ein „gratuitum“ von 6.000 Talern angeboten – sonst erhielt der Landesherr monatlich aus Steuermitteln 2.000 Taler. Daraus bestritt das Domkapitel nun die Landtagsdiäten. 500 Taler dieser Präsenzgelder wurden der Ritterschaft in Doppeltalern ausgezahlt, also 250 Stück.
Die übrigen wurden unter die Domherren verteilt, jeder erhielt wohl 16, der Dechant die doppelte Zahl, der Syndikus des Kapitels sechs, der Sekretär vier und der Obrist Corfey für die Entwurfszeichnung sechs Stück. Am 24. März genehmigte das Domkapitel drei Domherren noch Nachprägungen: zehn Abschläge in Gold und 138 in Silber. Zu diesen zehn Goldabschlägen gehört auch der hier besprochene Abschlag zu 15 Dukaten aus dem Vorbesitz einer alten münsterischen Bürgerfamilie.
Bis Ende April prägte der Münzmeister 1180 Stück. 1000 Stück erhielt das Kapitel, die übrigen einige Domherrn, darunter der Dechant allein 100. Die extra bewilligten 138 Stück sind wahrscheinlich eingerechnet. Das Domkapitel war ja interessiert, sein Münzrecht zu dokumentieren. Am 3. August wurden weitere Prägungen genehmigt, wobei pro Stück einen Vierteltaler für die Prägekosten zu zahlen war. Immerhin sind bisher zwei Vorder- und drei Rückseitenstempel bekannt. Im Sommer ließ man außerdem Doppelschillinge (1/14 Taler) und Groschen (1/24 Taler) für den Geldumlauf prägen.
Dieser stempelfrische Goldabschlag des Doppeltalers zeigt vorn das Wappen des Domkapitels mit der Jahreszahl und den Initialen des Münzmeisters AG – P = Anton Gottfried Pott (amt. 1718–1742). Die Umschrift nennt Anlass und Herausgeber CAPITVL(um) MONAST(eriense) SEDE VACANTE. Außen 19 Familienwappen, oben rechts beginnend mit dem Wappen des Dompropstes Wilhelm von Wolff-Metternich, jüngeren Bruders des verstorbenen Bischofs, gefolgt von den Wappen des Domdechanten Landsberg, des Domscholasters Galen, des Domküsters Nesselrode und des Vicedominus Korff-Schmising. Es folgten die Wappen der Kapitulare nach ihrem Dienstalter, beginnend mit dem Senior Droste zu Vischering – einige Wappen erscheinen mehrfach.
Die Rückseite zeigt das Brustbild von CAROLVS M(agnus) R(omanorum) I(mperator) ECCL(esiae) MON(a)S(teriensis) FVNDATOR = Karl der Große, Römischer Kaiser, Gründer der Kirche zu Münster, im Kreis der Wappen der 19 jüngeren Kapitulare.
Der Entwurf stammte von dem Artillerieoberst Lambert Friedrich Corfey (1688–1733), der als Architekt, neulateinischer Dichter und Chronist einer der führenden Intellektuellen in Münster war. Als Sammler antiker und auch westfälischer Münzen illustrierte er seine Chronik der münsterischen Bischöfe mit vielen Münzzeichnungen. Mehrfach lieferte er Entwürfe für Schaumünzen, so für die Sedisvakanztaler 1706 und 1719, für die Medaille auf den Max-Clemens-Kanal 1724, und in Osnabrück für den Sedisvakanztaler 1715 und die -medaille 1728. Er kannte zweifellos den Wappenkranz auf Münzen wie den Tiroler Guldengroschen Erzherzog Sigismunds ab 1484. Auch auf den Wappenkalendern des Domkapitels rahmten die Wappen der Domherren das Kalendarium.
Bistumspatron und Bistumsgründer standen für den geistlichen und weltlichen Charakter des Fürstbistums. Der Wappenkranz der Domherren rund um die Bistumspatrone zeigt die führenden Adelsfamilien und damit den Charakter dieser geistlichen Wahlstaaten als Adelsrepubliken. Das Motiv fand sofort Nachfolge: Das Paderborner Domkapitel, von deren 24 Mitgliedern neun auch in Münster präbendiert waren, ließ nach einem Taler im Sommer 1719 noch Medaillen mit dem Wappenkranz von kunstvollen Prägestempeln des Nürnberger Medailleurs Peter Paul Werner (1689–1771) prägen. Daraufhin beauftragte man auch in Münster wieder nach dem Entwurf Corfeys eine solche Medaille, ebenfalls 1000 Stück, die aber erst 1720 ausgeliefert wurden.
Das vom münsterischen Domkapitel realisierte Konzept Corfeys setzte also Maßstäbe: fast alle Sedisvakanztaler und -medaillen der deutschen Domkapitel zeigten fortan die um die Patrone in den Kranz gestellten Wappen der adeligen Domherren.
Eine Besonderheit der westfälischen Sedisvakanzschaumünzen war zudem die Darstellung von Kaiser Karl dem Großen als Bistumsgründer. Sein Bild drückt die Verbundenheit des Fürstbistums mit dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation aus und war nicht nur nostalgische Erinnerung: der Kaiser, damals Karl (!) VI., war wichtige Schutzmacht. Karl der Große stand zugleich in der Regentenreihe der Könige von Frankreich. Beim Westfälischen Friedenskongress war nicht zuletzt durch die Intervention Frankreichs unter Berufung auf Karl den Großen die Säkularisation der katholisch gebliebenen Hochstifte vereitelt worden. Karl war seitdem der politische Landespatron der westfälischen Fürstbistümer.
Gerd Dethlefs

 

Literatur

  • Hans Weinrich: Sedisvacanz-Medaille des Jahres 1719, in: Auf Roter Erde. Heimatbeilage der Westfälischen Nachrichten Münster, Nr. 82-83 (März / April 1966)
  • Wolfgang-Georg und Ingrid Schulze: Die fürstbischöflich münsterischen Münzen der Neuzeit, Münster 1973, Nr. 211/212
  • Gerd Dethlefs: Die Hildesheimer Sedisvakanzmedaille von 1724. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Sedisvakanzmünzen, in: Numismatisches Nachrichtenblatt Jg. 28, 1979, S. 185-205
  • Ders.: Die Münzillustrationen im "Chronicon Monasteriense" des Lambert Friedrich Corfey, in: Geldgeschichtliche Nachrichten 19. Jg. 1984, Nr. 104, S. 307 325
  • Ders.: Die Sedisvakanztaler und Türkenmedaillen des münsterischen Münzmeisters Gottfried Storp 1683-1688, in: Peter Berghaus (Hg.), Westfalia Numismatica 2001, Minden 2001 (Schriftenreihe der Münzfreunde Minden 17) S. 111-123
  • Ders.: Die Sedisvakanzmünzen des Domkapitels zu Münster 1719, in: Numismatisches Nachrichtenblatt 68. Jg. Heft 6 (Juni 2019), S. 220-226

Archivalien

  • Landesarchiv Westfalen, Domkapitel Münster, Akten Nr. 4917 (Protokolle 1719), Bl. 35, 89, 92, 113, 123, 136, 242; Fürstentum Münster, Landtag, Protokolle Bd. 92 (1717-1719), Bl. 334, 343, 350; Münsterische Ritterschaft Akten 145 Bd. 23 (Protokolle 1719), Bl. 19.
Januar 2019
Januar 2019

Münze des Monats

Münster, LWL-Museum für Kunst und Kultur 1,165 g, Dm. 18,6 mm, St. 90° (ex. Adolf Hess AG, Luzern, April 1966), Inv.Nr.17176Mz Av.
© LWL-Museum für Kunst und Kultur (Westfälisches Landesmuseum), Münster
Münster, LWL-Museum für Kunst und Kultur 1,165 g, Dm. 18,6 mm, St. 90° (ex. Adolf Hess AG, Luzern, April 1966), Inv.Nr.17176Mz Rv.
© LWL-Museum für Kunst und Kultur (Westfälisches Landesmuseum), Münster

Pfennig des Corveyer Abtes Saracho


Av. Brustbild, einen nach außen gerichteten Krummstab haltend. Umher Perlkreis und Legende: SARAKA ABBAS COR
Rs. Kreuz mit Punkten in den Winkeln, umher Perlkreis und Legende: +ODDO+IVIPHING


Die Münzstätte Corvey gehört im Prinzip zu den ältesten in Deutschland. Im Jahre 833 gab Kaiser Ludwig der Fromme der Abtei das Recht, einen Markt mit Münzstätte und Zoll einzurichten, weil wie es in der Urkunde heißt, die Gegend solcher Einrichtungen entbehre. Man mag dies als Indiz werten, dass das Herzogtum Sachsen bzw. der nordwestdeutsche Raum, der ja erst durch die Sachsenkriege Karls des Großen dem Karolingische Reich hinzugefügt worden war, in dieser Zeit im Vergleich zum Rest des Reiches wirtschaftlich unterentwickelt war. Allerdings kennen wir aus der Zeit nach 833 keine Münze, die für Corvey in Anspruch genommen werden kann. Das liegt sicher auch daran, dass zur Zeit der Ausstellung des Diploms reichsweit einheitliche Münzen ohne Ortsnennung geprägt wurden. Die älteste Münze wurde in Zeiten König Heinrichs II. (1002-1024) geprägt und ist nur in einem Exemplar bekannt. In der Zeit danach entstanden in der abteilichen Münzstätte möglicherweise Nachprägungen der vom Harz ausgehenden Otto-Adelheid-Pfennige, die keine Ortsangaben enthalten. Solche kommen dann erst seit etwa 1045 vor.
Saracho, oft mit dem Beinamen „von Rosdorf“ genannt, wurde nach dem Tode des Abtes Arnold I. zu dessen Nachfolger gewählt und trat 1056 dieses Amt an. Gleich zu Beginn ließ er zur Sicherung der Abteigüter ein Verzeichnis aller Schenkungen erstellen. Im gleichen Jahr begann auch die Herrschaft König Heinrichs IV., der aber noch ein Kind war und unter der Vormundschaft seiner Mutter sowie der Erzbischöfe von Köln und Hamburg-Bremen stand. Als Vorsteher einer Reichsabtei gehörte auch Saracho zur königlichen Umgebung, hatte aber nicht den Einfluss der beiden Erzbischöfe. 1064 schenkte der noch minderjährige König die Reichsabtei Corvey dem Erzbistum Hamburg-Bremen. Dies wurde natürlich von Saracho so nicht akzeptiert und er bemühte sich um die Unterstützung von Papst Alexander II. sowie seines Verwandten Otto von Northeim, der von 1061-1070 Herzog von Bayern und somit eine Person mit Macht war. Er stand in Konflikt mit dem königlichen Vormund Erzbischof Anno von Köln, der 1062 den jungen König in seine Gewalt gebracht hatte. 1064 erreichte Saracho, dass Alexander II. der Abtei Corvey den Status der päpstlichen Unmittelbarkeit verlieh, wodurch es einem König nicht zustand die Abtei zu vergeben. So mussten 1066 der König wie auch Erzbischof Adalbert von Bremen den Corveyer Benediktinern ihre Unabhängigkeit (Libertas) bestätigen, womit die Schenkung von 1064 gegenstandslos war. Im Januar 1071 verstarb Saracho.
Mit Sarachos Bild und Name ist seit 1859/62 (Köhne, N. F. XII, 12) eine Silbermünze bekannt, die aus einem an unbekanntem Ort in Russland nach 1068 verborgenen Schatzfund stammt. Sie ist in mehrfacher Hinsicht bedeutsam. Hermann Dannenberg nahm sie 1876 als Nr.737 in sein Standardwerk zu den deutschen Münzen der ottonisch-salischen Zeit auf. Bilder von königlichen oder kaiserlichen Herrschern des deutschen Reiches waren gelegentlich schon im 10. Jahrhundert, vermehrt aber sind sie im 11.Jahrhundert anzutreffen. Die Erzbischöfe und Bischöfe waren dem gegenüber zurückhaltend. Eine Ausnahme ist der Mainzer Erzbischof Willigis, der sich im 1.Jahrzehnt des 11.Jahrhunderts im frontalen Brustbild ohne Insignien, aber in geistlicher Gewandung abbilden ließ und dabei auf Nennung seines Namens verzichtete. Auszuklammern sind hier auch diejenigen Bischofsbilder, die auf Münzen gebraucht wurden, um königliche Münzen nachzumachen. Sie weisen auch keine Insignien auf. Hervorgehoben ist bei Bildern Geistlicher immer deutlich die Tonsur, d.h. eine größere Stelle auf dem Kopf, auf der die Haare durch Rasur entfernt sind. Hierdurch wurden Geistliche, sowohl weltliche wie auch Mönche, äußerlich auch unabhängig von der Kleidung erkennbar. Der Brauch geht zurück in das Frühmittelalter und findet sich dementsprechend sowohl in der orthodoxen wie in der katholischen Kirche (wo er 1973 abgeschafft wurde). Auffällig an dem Kopf ist auch, dass der Abt Saracho ein Perldiadem trägt, dessen Bedeutung unerforscht ist. Seit den 1040-er-Jahren aber begann eine Welle von Münzprägungen von bischöflichen Brustbildern, sei es in Seitenansicht oder im Profil, mit dem Krummstab als Insignie. Tendenziell tauchen solche Bilder im Osten des Reiches eher später auf. Der Corveyer Pfennig entsprach damit einer Zeitströmung.
Die Entdeckung des Münztyps bewirkte in der Numismatik methodische Neuüberlegungen, da auf dem Gepräge sowohl die Namen Saracho und Otto vorkommen. Beide Namen passten in chronologischer Hinsicht nicht zusammen, da in der Amtszeit des Abtes der Name Heinrich (IV.) zu erwarten gewesen wäre und der letzte König Otto 1002 gestorben war. Man erkannte, dass mit Münzbildern im Mittelalter mitunter auch Namen fortgeführt wurden, die auch über den Tod der Namensträger hinaus beibehalten wurden. Heute ist die „Immobilisierung“ in der Münzgeschichte ein bekanntes Phänomen, das in den meisten Ländern Europas vorkam. Da im Mittelalter die absolute Mehrzahl der Bevölkerung analphabetisch war, waren bei manchen Münzbenutzern Buchtstaben nur bestimmtes Dekor, das dazu zu sein hatte, um Vertrauen in den Wert zu schaffen.
Die Seite mit dem Kreuz und dem Namen ODDO, der sächsischen Namensform zu oberdeutsch Otto, bedarf einer näheren Betrachtung. Moderne Menschen gehen davon aus, dass Angaben auf Zahlungsmitteln aus ihrer eigenen Zeit stammen. Das war im Mittelalter nicht grundsätzlich so. Zum einen Münzbilder wurden auch über längere Zeiten beibehalten, wenn es der Verbreitung des Produkts nützlich erschien. Zum anderen wurden schon in der Antike die Bilder erfolgreicher, weit verbreiteter Münzsorten in weiteren Münzstätten kopiert und dies in manchen Werkstätten ganz exakt, in anderen etwas lockerer. Mit Münzfälschung hatte das nichts zu tun, so lange das Produkt aus dem gleichen Material war wie das Vorbild und diesem auch im Gewicht nahekam.
Die wahrscheinlich erste Münzprägung in Westfalen geschah für den Erzbischof von Köln in dem diesem unterstehenden Ort Soest. Hier wurden Pfennige mit Aufschrift ODDO IMP(erator) AVG(gustus) geprägt, auch noch als Kaiser Otto II. 983 starb und der Nachfolger Otto III. kein Kaiser (Imperator) war und auch noch nach 1002, dem Todesjahr des dritten Otto. Dabei entfernte sich das Bild in sehr kleinen Schritten immer weiter von der Ausgangsvorlage. In Soest hielt sich das Bild bis weit in das 12.Jh. Andere Orte, die das erfolgreiche Modell des Soester Pfennigs aufgriffen, waren u.a. Münster, Osnabrück, Werl.
Sehr ähnliche Rückseiten finden sich auch auf Geprägen aus Herford, die auf der anderen Seite das Münzbild von Münster kopieren und wohl zeitgleich mit dem Pfennig des Abtes Saracho entstanden sind. Aus dem südostwestfälischen Raum heraus verbreitete sich das Bild auch nach Niederhessen, so dass mitunter der Entstehungsort einer Münze dieser Art nicht immer einfach festzustellen ist. So gibt es auch eine verwandte Art von Pfennigen, deren eine Seite den Münzen des hier besprochenen Corveyer Typs entspricht, jedoch gespiegelt.
Die Zuwendung der Münzprägung der Abtei Corvey nach Westen änderte sich bereits unter Saracho wieder. Wohl gegen Ende seines Abbatiats entstanden in Corvey, die auf einer Seite den Abt frontal und auf der anderen Seite ein Gebäude zeigen, das sich klar an Vorbildern aus der Münzstätte Goslar orientiert (Berghaus 1951 S.10).
Peter Ilisch

Literatur:

  • Heike Bartel, Das Münzprivileg Ludwigs des Frommen für Corvey (BM2 922). Archiv für Diplomatik 59, 2013, S. 147–168
  • Bernhard von Köhne, In Russland gefundene Münzen des eilften Jahrhunderts. Blätter für Münz- Siegel- und Wappenkunde N.F. 1859/62, S.321-327.
  • Peter Ilisch, Kleine Corveyer Münzgeschichte. Heimatkundliche Schriftenreihe 30. Paderborn 1999.
  • Peter Ilisch, Corveyer Münzen des Mittelalters. In: Höxter Bd.1: Höxter und Corvey im Früh- und Hochmittelalter, hrsg. v. Andreas König, Holger Rabe u. Gerhard Streich. Hannover 2003, S. 170-184.
  • Peter Ilisch, Überlegungen zur Bedeutung der Münzstätte Corvey im 11. Jahrhundert In: Von der Weser in die Welt, Festschrift für Hans-Georg Stephan (Hrsg .v. T. Gärtner, S. Hesse u. S. König). alteuropäische Forschungen N.F. 7, Langenweissbach 2015, S. 165-168.
  • Peter Berghaus, Deutsche Münzen des 11. Jahrhunderts in Kungliga Myntkabinettet, Stockholm. Hamburger Beiträge zur Numismatik 1951, S. 7-26.