• 1. Grundsätzliches
  • 1.1 Der Takt
  • 1.2 Der Vers
  • 1.3 Die drei Zonen des Verses
  • 1.4 Die Strophe
  • 1.5 Die metrische Zeichensprache

  • 2. Der höfische Reimpaarvers

  • 3. Strophik

  • 4. Der Leich
  • 1.1 Der Takt

    Ein Takt in der mittelhochdeutschen Dichtung besteht nach Heusler im Normalfall aus zwei Elementen, die jeweils mit dem Zeichen ‚r’ dargestellt werden (jedes Element steht für eine Sprechsilbe). In Analogie zur Musik ließe sich sagen, dass ein Heuslerscher Normaltakt einem Zweivierteltakt °viertelnoteviertelnote° entspricht. Die beiden Elemente eines Taktes in der mittelhochdeutschen Dichtung unterscheiden sich jedoch in spezifischer Weise: Das erste Element ist immer betont, das zweite nie. Erst diese Unterscheidung konstituiert den Takt, andernfalls würde ein nicht hierarchisiertes Nebeneinander von Elementen vorliegen. Nach Heusler wird eine Betonung mit einem Akzent (Akut, ähnlich dem französischen accent aigu) angezeigt, dementsprechend schreibt man:
    t r’.

    Diese Grundeinheit des mittelhochdeutschen Verses wird durch Taktstriche von den übrigen Takten geschieden: °t r°. Zu beachten ist also, dass ein Takt immer mit einer Betonung beginnt. Man nennt das betonte Element auch ‚Hebung‘ und das unbetonte ‚Senkung‘. Dabei spielt die phonetische Qualität einer Silbe keine Rolle, es kann eine phonetisch lange Silbe in der Senkung und eine phonetisch kurze Silbe in der Hebung stehen oder umgekehrt: Phonetisch so unterschiedliche mittelhochdeutsche Wörter wie sehen, bône, mânôt, anlouf, alsô können alle dem Muster °t r° folgen.


    Hebung und Senkung

    Wir halten fest:

    Der Takt im mittelhochdeutschen Vers besteht im Normalfall aus zwei Elementen, deren phonetische Qualität keine Rolle spielt und von denen das erste betont wird.

    Dieser ‚Normaltakt‘ des mittelhochdeutschen Verses °t r° entspricht in etwa dem antiken Trochäus °uq°. Im Gegensatz zur mittelhochdeutschen Metrik spielt in der antiken Metrik die Länge oder Kürze einer Silbe aber eine bedeutende Rolle. Die antike Metrik bleibt im lateinischen Mittelalter bei Schulgebildeten bekannt.

    Daneben gibt es auch noch andere mittelalterliche metrische Systeme. Der alt- und mittelfranzösische Vers etwa hat die Silbenzahl als Hauptorganisationsprinzip; so gibt es z.B. Achtsilbler und Elfsilbler (Vgl. Elwert).

    In den germanischen Sprachen, zu denen auch das Deutsche gehört, liegt der Akzent eines jeden Wortes fest und kann nicht etwa der Metrik zuliebe geändert werden (andernfalls käme es zu einer Tonbeugung). Anders ist es in den romanischen Sprachen, im Lateinischen und Griechischen, in denen der sogenannte musikalische Wortakzent die Betonung verschiedener Silben ermöglicht.






    Lehrer Lämpel
    
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