Grußwort von Prof.in Dr. Saskia Wendel zur Feier des 60. Geburtstages von Marie-Theres Wacker, 3.11.12, Münster


Liebe Marie-Theres,

ich erinnere mich noch gut daran, als ich als Studentin Ende der Achtziger Jahre zur Vorberei-tung eines Seminars in Freiburg das erste Mal einen Aufsatz von Dir gelesen hatte. Es war der Aufsatz „Die Göttin kehrt zurück“ in dem von Dir herausgegebenen Band „Der Gott der Männer und die Frauen“. Darin hattest Du noch einen weiteren Aufsatz zum Hoseabuch pub-liziert. Das Thema „Göttin“ war in den Achtzigern ziemlich in Mode, u.a. auch durch die Bü-cher von Heide Göttner-Abendroth zur Matriachatsforschung. Damals dachte ich: Was macht die Frau doch für spannende Themen. Und wie viel kann ich von ihr über eine kritische und innovative Lektüre des Alten Testamentes lernen, was mir damals im regulären Theologiestu-dium in Freiburg nicht möglich gewesen ist. Katholische Theologieprofessorinnen gab es in Freiburg keine und an anderen Studienorten im deutschsprachigen Raum nur sehr vereinzelt. Du, Marie-Theres, hattest es dann als eine der ersten katholischen Theologinnen auf einen Lehrstuhl für Biblische Theologie in Deutschland geschafft – an der Universität zu Köln. Du bist also eine Pionierin nicht nur der Feministischen Theologie und Theologischen Frauenfor-schung in Deutschland, sondern der wissenschaftlichen Theologinnen an der Universität, der Professorinnen. Ich darf sagen: Du bist für uns „Nachrückende“ damals ein wichtiges Vorbild gewesen, eine Frau, die Mut gemacht hat, den gewählten Weg, der ja alles andere als einfach ist, weiterzugehen. Ich denke, das gilt auch heute noch, und so manche Nachwuchswissen-schaftlerin hätte sicher schon längst aufgegeben, wenn es nicht Frauen wie Dich geben würde!

Dein weiterer wissenschaftlicher Weg hat Dich dann von Köln nach Münster geführt. In Münster habe ich Dich dann auch persönlich kennengelernt, und wir haben dann auch ein gemeinsames Hauptseminar zum Gottesverständnis angeboten. Und wieder dachte ich: Was ist das doch für eine tolle Theologin – offen, ideenreich, kreativ, mit einer herausragenden Kenntnis ihres Faches, so ganz und gar nicht ängstlich vor sagen wir einmal „schrägen The-men“. Deine Vorliebe für „schräge“ Themen führte auch dazu, dass Du ganz offensiv die Öffnung hin zur Genderforschung vollzogen hast, auch zur Männerforschung, und damit ein ganz wichtiges Themenfeld auch innerhalb der Theologie besetzt hast. Auch hier bist Du Pio-nierin! Dieser Eindruck wurde übrigens im letzten Semester nochmals bestätigt in unserem gemeinsamen Hauptseminar zum Thema „Heiliger Geist“. So manche Studentin saß bei mir in der Sprechstunde und sagte, dass sie gerade auch durch Deinen Beitrag einen ganz neuen Blick auf Theologische Frauenforschung und auf das Thema „Gender“ gewonnen habe, dass sie das alles ja ganz kritisch gesehen habe, jetzt aber doch das Anliegen viel besser verstünde und auch teilen könne. Und das ist eine wunderbare Rückmeldung an Dich!

Ich spreche hier ja als Vorsitzende des Theologinnennetzwerkes AGENDA, und ich möchte Dir, Marie-Theres, im Namen nicht nur der AGENDA-Mitglieder, sondern im Namen aller Katholischen Theologinnen, die wir von AGENDA ja vertreten, ein ganz herzliches Danke sagen: Für Deine inspirierenden wissenschaftlichen Beiträge ebenso wie für Deine Vorbild-funktion. Für Dein unermüdliches Engagement und Deine Unterstützung. Dafür, dass Du jun-ge Theologinnen förderst und ihnen Mut machst, ihren Weg weiterzugehen, wohin er auch führen wird! Wir brauchen solche Frauen, Mentorinnen wie Dich, gerade heute!

Danken möchte ich Dir auch dafür, dass Du neben Deinem Engagement in der ESWTR auch Mitglied von AGENDA bist. Mittlerweile ist es für viele AGENDA Frauen selbstverständ-lich, auch aktives Mitglied in der ESWTR zu sein und umgekehrt. Auch diese Spur hast Du mitgebahnt!

Liebe Marie-Theres, ich überbringe Dir also die herzlichsten Glückwünsche im Namen von AGENDA, wünsche Dir alles Gute, freue mich auf viele weitere Bücher und Aufsätze aus Deiner Feder und auf die weitere anregende Zusammenarbeit zu richtig schönen schrägen spannenden Themen! Ad multos annos!

Saskia Wendel