Festakt zum 60. Geburtstag von Marie-Theres Wacker
Grußwort der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd),
Dipl.-Theol. Brigtte Vielhaus


Münster, den 03. November 2012

Liebe Marie Theres,
sehr geehrter Herr Dekan,
liebe Frauen und Männer,
sehr geehrte Damen und Herren,

in den 70er und 80er Jahren haben die Frauen an der kirchlichen Basis, in den Gemeinden und vor allem auch in den christlichen Frauenverbänden Selbstverständliches oder bisher geglaubte gottgewollte Wirklichkeiten in Frage gestellt: zunächst leise und verhalten, dann immer lauter, immer stärker, ausdauernd und nicht müde werdend.

Getragen vom Geist des II. Vatikanischen Konzils und der zweiten Frauenbewegung fielen scheinbar unumstößliche Tabus. Gottesbilder, der Umgang mit den Schriften des 1. und 2. Testamentes, Texte der Liturgie, Glaubenssätze oder bisherige Antworten des Ausschlusses von Frauen zu allen Diensten und Ämtern entlarvten sich selbst oder wurden entlarvt in ihrer Einseitigkeit der Betrachtungsweise. Frauen brachten ihre eigenen und wirklichen Erfahrungen, ihren Alltag, ihre Gedanken, ihre Wünsche und auch Sehnsüchte in die Kirche und somit in die Theologie ein.

Frauen definierten sich endlich und in befreiender Weise als Subjekte theologischen Denkens und Handelns. Frauen lernten die Schriften neu verstehen, entdeckten sich als Kirche, entwickelten eigene Formen der Spiritualität, wollten nicht mehr länger warten.

Das Besondere an allen Befreiungstheologien und so auch der Feministischen Theologie war und ist die unauflösliche Wechselwirkung von Praxis und Theorie.

Das Einbeziehen von Erfahrungen von Frauen hat die Theologie und die Kirche, das Geschlechterverhältnis bzw. die Reflektion darüber verändert. Erfahrungen von Frauen (und Männern) haben die Kontextualität von Theologie genau so deutlich werden lassen wie die große Differenzierung von Frauenleben hier und weltweit.

Liebe Marie Theres, ich bringe dir hier heute die herzlichen Glückwünsche der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, der kfd, zu deinem Geburtstag. Im Namen des Bundesvorstands und der Bundesgeschäftsstelle spreche ich unsere große Anerkennung und Wertschätzung aus: dir, deinem Lehrstuhl und der Arbeitsstelle Feministische Theologie und Genderforschung.

Die kfd hat gerne die Festschrift für dich mit unterstützt, weil wir sehr froh darüber sind, dass du, dass ihr Kolleginnen in theologischer Lehre und Forschung mit uns da seid. Ich sage vor allem danke …
Danke für

deine Forschungen, dein verlässliches wissenschaftliches Denken, Tun und Handeln, von dem die kfd auf Bundes – und Diözesanebene vielfach mit profitieren konnte

  • deine Parteilichkeit, deine Reflektionen, dein“ Nicht müde werden“ in der Sache
  • deine konkrete Unterstützung bei unserem Prozess „Frauenleben sind vielfältig“
  • dein Mitwirken bei der BiGS,
  • dass deine wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen auch für uns da sein können,
  • deinen kritischen und wohlwollenden Blick auf die kfd als einen ziemlich interessanten und vielfältigen Verband in unserer Kirche.

Ich freue mich, dass wir uns immer wieder in den Netzwerken, die vorhin schon durch die anderen Grußworte deutlich wurden (ESWTR, AGENDA), wiedersehen und weiter mit und voneinander lernen.
Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen!

(Multifunktionstuch übergeben… Wege sind manchmal stürmisch und kalt… Da ist es gut, einen Schutz auf dem Kopf, am Hals oder an den Ohren zu haben..)

Brigitte Vielhaus
Düsseldorf, 3. November 2012