Grußwort von Prof. Dr. Angelika Strotmann zur Feier des 60. Geburtstags
von
PROF. DR.MARIE-THERES WACKER
am 3. November 2012 in Münster (Westf.)


Liebe Marie-Theres,
zu Deinem 60. Geburtstag darf natürlich die ESWTR, die Europäische Gesellschaft für theo-logische Forschung von Frauen, als offizielle Gratulantin nicht fehlen. Diese Aufgabe der Gratulation habe ich sehr gerne übernommen, auch deshalb, weil wir beide uns ja über die ESWTR, konkret bei der Gründungskonferenz der ESWTR in Magliaso (Schweiz) 1986 und auf der anschließenden Rückfahrt nach Deutschland, kennen gelernt haben.
Aus dem gerade Gesagten wird schon deutlich, dass Du zu den ESWTR-Frauen der ersten Stunde gehörst. Du warst aber nicht nur am Anfang der ESWTR dabei und begleitetest sie seitdem kontinuierlich, sondern du hast Dich auch durch die Jahre hindurch immer wieder in Verantwortung nehmen lassen und unsere Gesellschaft bis heute aktiv mitgestaltet. Ich möch-te im Folgenden einen kurzen Überblick über Deinen sichtbaren Einsatz für die ESWTR ge-ben – was damit alles an weiterem Engagement verbunden war und ist, ahnen wir nur – auf jeden Fall war es beträchtlich:

Schon bald nach der Gründung der ESWTR, auf der dritten Konferenz 1989 in Arnolds-hain wurdest Du in das internationale Board, den Vorstand der ESWTR als secretary / Sekretärin gewählt und hattest diese Funktion eine Amtszeit, bis zur nächsten Konferenz in Bristol 1991, inne. Während die Präsidentin die ESWTR vor allem nach außen hin ver-tritt, ist die Sekretärin für den Kontakt nach Innen und für Organisation und Verwaltung zuständig. Das war gerade in den Anfangs- und Aufbauzeiten der ESWTR eine nicht zu unterschätzende arbeitsintensive Aufgabe, zumal es weder eine Vizepräsidentin noch eine Vizesekretärin gab wie heute.

Als Sekretärin setztest Du Dich besonders für das Erscheinen einer regelmäßigen, wissen-schaftlichen Publikation der ESWTR ein, unserem heutigen Jahrbuch. Du hast dabei den Kontakt mit den Verlagen (bes. dem Grünewald-Verlag) hergestellt und nahmst bis zum Erscheinen des ersten Jahrbuchs 1993 regelmäßig an den insgesamt sechs vorbereitenden Sitzungen teil. Mindestens bis zum Erscheinen des 7. Jahrbuchs 1999 gehörtest Du auch
zum wissenschaftl. Beirat – ob darüber hinaus konnte ich leider aus den Jahrbüchern ab dem Jahr 2000 nicht mehr feststellen.

Ab 1999 engagiertest Du Dich dann in der deutschen Sektion der ESWTR. Von 1999 – 2001 warst Du Kontaktfrau für den Rundbrief der deutschen ESWTR. In dieser Zeit über-nahmst Du mit Deinem Team am Seminar für theologische Frauenforschung in Münster die Verantwortung für die zweimal im Jahr erscheinenden Rundbriefe der Gesellschaft. Mit dem Wechsel der Rundbriefredaktion nach Münster begann aus meiner Sicht die Ära der „schönen“ ESWTR-Rundbriefe. Bis dahin wurden die Rundbriefe im DIN A4-Format und auf dunklem Papier gedruckt bzw. kopiert und zusammengetackert. Nicht immer wa-ren sie daher gut zu lesen. In Münster wurde dann die Tradition der Broschüre geboren. Die Rundbriefe wurden seitdem auf hellerem Papier gedruckt und bekamen ein wechseln-des farbiges Deckblatt mit dem unverwechselbaren Logo der ESWTR + einem Foto auf der ersten Seite.

Die Rundbriefredaktion gabst Du auf, als Du 2001, auf der internationalen Konferenz in Salzburg, zur 1. Vorsitzenden der deutschen Sektion gewählt wurdest. Drei Jahre lang, bis 2004, übtest Du dieses Amt aus. Bei der Durchsicht der von Dir verfassten Berichte zwi-schen den Mitgliederversammlungen ist mir folgendes besonders aufgefallen: a) Du hast in dieser Funktion u.a. über 100 Werbebriefe der ESWTR an theologische Kolleginnen al-ler Hochschularten verschickt; b) Du hast auf zahlreichen, auch internationalen Konferen-zen die ESWTR ins Gespräch gebracht, hast im Namen der ESWTR zu Geburtstagen, Preisverleihungen etc. gratuliert und hast Nachrufe verfasst; c) besonders im letzten Jahr Deiner Vorsitzendentätigkeit verfasstest Du zusammen mit anderen Vorstands- und Bei-ratsmitgliedern verschiedene Protestbriefe an bischöfliche und universitäre Stellen: zu er-wähnen sei nur ein Brief an den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Lehmann, wegen der nihil-obstat-Verweigerung für Regina Ammicht-Quinn, oder Briefe im Rahmen des „Verschwindens“ von Gender- bzw. Frauenforschungsprofessuren an der ev. Fakultät der Humboldt-Uni und der kath. Fakultät der Bonner Uni. Die Vielzahl dieser Protestschreiben zeugt aus meiner Sicht von Deiner Unerschrockenheit und Deinem Mut. Was die Briefe im einzelnen bewirkt haben – schreibst Du in Deinem letzten Bericht – bleibt schwer einzuschätzen, aber sie tragen auch meiner Ansicht nach mit dazu bei, dass viele Vorgänge nicht einfach verschwiegen, sondern von der Öffentlichkeit wahrgenom-men werden, so dass dadurch einiges möglicherweise doch noch einmal neu auf den Tisch kommt.

Ab 2004 hast Du zwar keine offiziellen Funktionen mehr in der ESWTR inne gehabt, bliebst ihr aber auch weiterhin aktiv verbunden. So hieltest Du auf der letzten Tagung der deutschsprachigen Sektion, im November 2010 einen der beiden Hauptvorträge mit dem spannenden Thema: „Von politischen Nachtgebeten, gefährlichen Erinnerungen und der Leidempfindlichkeit Gottes. Genealogien und Perspektiven für eine politische/re Theolo-gie der Geschlechter“. Der Band zu dieser Tagung ist übrigens gerade erschienen.

Und last but not least möchte ich an dieser Stelle auch noch eine persönliche Einschätzung loswerden. Ich bin überzeugt davon, dass Du innerhalb der deutschen ESWTR, die bis heute wesentlich von evangelischen Theologinnen geprägt wird, ungemein viel zu einem selbstverständlich ökumenischen Miteinander von röm.-kath. Seite her beigetragen hast. Nicht dadurch, dass Du die Ökumene bewusst zum Thema gemacht hättest, sondern ein-fach durch Deine selbstverständliche Präsenz, Dein unaufgeregtes und doch klares Katho-lisch-Sein, Deine vielfältigen und zahlreichen menschlichen und Arbeitskontakte, durch Deinen herausragenden wissenschaftlichen Eros, der mit großer Bescheidenheit gepaart ist, durch Deine Freundlichkeit, Dein Verantwortungsbewusstsein und und und
Für all das in den letzten 10 Min. Gesagte und für noch viel mehr möchte ich Dir im Namen von Vorstand und Beirat der deutschen Sektion der ESWTR ganz herzlich danken und Dir für das nächste Lebensjahrzehnt alles nur erdenklich Gute wünschen, vor allem jedoch, dass Du uns mit Deiner wissenschaftlichen Neugier, Deinem Engagement, Deinem Rat und Deiner Menschlichkeit weiterhin begleiten mögest.


Für Vorstand und Beirat der ESWTR
Angelika Strotmann Paderborn, 3.11.2012