Jahresbericht 2020

Personalsituation

Das Universitätsarchiv Münster konnte 2020 seinen Personalstand erheblich erhöhen. Im Laufe des Jahres 2020 wurden Frau Eva-Maria Saldanha und Frau Dagmar Kötter dauerhaft ins Universitätsarchiv umgesetzt. Zudem hat Herr Christoph Bicher, B.A. Archiv, seinen Dienst im Universitätsarchiv angetreten.

Das Personal des Universitätsarchivs besteht daher seit Mitte 2020 aus einer Mitarbeiterin des höheren Dienstes, zwei Mitarbeitern des gehobenen Dienstes, fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des mittleren Dienstes (zum Teil in Teilzeit) sowie aus vier studentischen Hilfskräften mit und ohne Bachelorprüfung.


Auswirkungen der COVID-19-Pandemie

Aufgrund der COVID-19-Pandemie war das Universitätsarchiv vom 16. März 2020 bis zum 29. Mai 2020 und ab dem 16. Dezember für den Benutzungsbetrieb geschlossen. In der Zwischenzeit waren Benutzungen nur unter Befolgung eines strengen Hygienekonzepts und einer Beschränkung der Benutzeranzahl möglich.

Die Zeit des ersten Lockdowns, in der die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Universitätsarchivs weitgehend im Homeoffice tätig waren, wurde vor dem Hintergrund einer anstehenden Umstellung der verschiedenen Software-Systeme auf eine einheitliche Anwendung genutzt, um die Erschließungsdaten einer umfassenden Revision zu unterziehen.


Gebäude

Unter dem Aspekt der Bestandserhaltung und der Sicherung des Archivguts hat das Universitätsarchiv 2020 erhebliche Fortschritte gemacht, da in der zweiten Jahreshälfte sowohl eine Brandmeldeanlage als auch ein Blitzableiter installiert wurden. Damit konnten die seit dem Bezug des Gebäudes Leonardo-Campus 21 Mitte der 1990er-Jahre laufenden Bemühungen um diese Ausstattung erfolgreich abgeschlossen werden.


Zugänge

Die Zugänge lagen deutlich über dem Vorjahr (103,9 lfd. Regalmeter), nämlich bei 181,6 lfd. Regalmetern, wobei 71,5 lfd. Regalmeter auf die Studierendenkartei der Nachkriegszeit fiel, die in mehreren Abschnitten vom Studierendensekretariat übernommen wurde. Im Einzelnen handelt es sich um 30,2 lfd. Meter Sachakten, 71,5 lfd. Meter Studierendenkartei, 38,1 lfd. Meter Personalakten, 12,9 lfd. Meter Prüfungsakten, 28,1 lfd. Meter Nachlässe und 0,8 lfd. Meter anderes Sammlungsgut.

Bei den Zugängen fällt der recht hohe Anteil an Nachlässen auf, die das Universitätsarchiv 2020 übernommen hat. Dabei handelt es sich im Einzelnen um die Nachlässe folgender Persönlichkeiten:

  • Prof. Dr. Herbert Siegmund (1892-1954), Ordinarius für Pathologie und der letzte Rektor während der NS-Zeit;
  • Prof. Dr. Maria Wasna (1930-2019), Psychologin und 1990 bis 1994 die erste Frau, die das Rektoramt an einer deutschen Hochschule innehatte;
  • Prof. Dr. Heinz Stoob (1919-1997), Direktor des Historischen Seminars, der Abteilung für Westfälische Landesgeschichte und des Instituts für vergleichende Städtegeschichte;
  • Prof. Dr. Hans-Jürgen Teuteberg (1929-2015), Lehrstuhlinhaber für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte und Direktor des Historischen Seminars;
  • Prof. Dr. Volker Honemann (1943-2017), Vertreter des Lehrgebiets Deutsche Literatur des Mittelalters unter Einbeziehung mediävistischer Komparitistik;
  • Prof. Dr. Matthias Kaever (1929-2011), Vertreter des Lehrgebiets Mikropaläontologie;
  • Prof. Dr. Eckhard Lessing (1935-2020), Direktor des Seminars für Systematische Theologie und des Instituts für Ökumenische Theologie in der Evangelisch-Theologischen Fakultät.


Erschließung

2020 wurden insgesamt 18.214 Verzeichnungseinheiten bearbeitet (Vorjahr: 20.722), und zwar 15.657 personenbezogene Akten (davon 12.158 Personalakten, 2.710 Prüfungsakten und 789 Studierendenakten), 1.294 Sachakten, 157 Verzeichnungseinheiten aus Nachlässen und 1.106 Verzeichnungseinheiten aus übrigem Sammlungsgut.


Ausleihe

Insgesamt 317 Akten (Vorjahr: 494) wurden als Dienstleistung für Verwaltungsstellen (Personaldezernate im Rektorat und im Universitätsklinikum, Prüfungsämter, Dekanate) ausgeliehen bzw. zur Weiterführung abgegeben. Damit ist die Anzahl der Ausleihen gegenüber dem Vorjahr, das überdurchschnittlich viele Ausleihen verzeichnete, deutlich gesunken.


Anfragen / Benutzung

Die Anzahl der schriftlichen und telefonischen Anfragen an das Universitätsarchiv hat sich seit dem Vorjahr leicht verringert. Insgesamt wurden 192 Anfragen von Privatpersonen, Forschungseinrichtungen, anderen Archiven oder Einrichtungen der Universität bearbeitet (Vorjahr: 216). Für ehemalige Studierende der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe wurde eine Studienbescheinigung (Vorjahr: 15) ausgestellt.

Die Anzahl der Benutzertage lag mit 224 wieder im Durchschnitt der Jahre 2017 und 2018 (2018: 252, 2017: 209), während sich das Jahr 2019 mit 408 Benutzertagen deutlich hervorhob. Eine Rolle hat sicherlich gespielt, dass das Archiv an weit weniger Tagen für die Benutzung geöffnet war als in den vorherigen Jahren.

Thematisch standen wie in den Vorjahren einzelne Angehörige und Mitglieder der Universität im Mittelpunkt des Interesses, darüber hinaus u.a. die Geschichte der Pharmazie und der Pathologie, die Entdeckung der Schädigungen durch Thalidomid von Prof. Dr. Widukind Lenz sowie psychiatrische Behandlungen in der NS- und Nachkriegs-Zeit.


Digitale Langzeitarchivierung

Das Universitätsarchiv ist Teil eines Projektteams zur Digitalen Langzeitarchivierung, bei dem sich die Hochschulen des Landes NRW im Rahmen ihrer Arbeitsgemeinschaft um Fördermittel bei der Digitalen Hochschule (DH) NRW bewerben.


Schriftenreihe „Veröffentlichungen des Universitätsarchivs Münster“

In der Schriftenreihe des Universitätsarchivs Münster sind zwei neue Bände erschienen:

  • Haunfelder, Bernd: Die Rektoren, Kuratoren und Kanzler der Universität Münster 1826-2016. Ein biographisches Handbuch (Veröffentlichungen des Universitätsarchivs Münster, 14), Münster 2020
  • Meister, Aloys: Tagebuch 1918/19. Bearbeitet und kommentiert von Wilfried Reininghaus (Veröffentlichungen des Universitätsarchivs Münster, 15), Münster 2020


Notfallverbund Münster

Wegen der Corona-Pandemie konnte 2020 eine Notfallübung des Notfallverbundes Münster nicht durchgeführt werden. Der Notfallverbund kooperiert mit der Fachhochschule Münster Fachbereich Design bei einem Projekt zur Erstellung von Arbeitsanleitungen für den Notfall in Kultureinrichtungen. In diesem Semester hat unter der Leitung von Prof. Daniel Braun ein Seminar zum Thema stattgefunden; die Ergebnisse wurden Anfang Juli präsentiert. Sie sind so vielversprechend, dass sie wenigstens zum Teil in die Realität umgesetzt werden sollen, und zwar nicht nur für den hiesigen Notfallverbund, sondern mit Modellcharakter für die Nutzung über Münster hinaus.


Tag der Archive

Am 7. März 2020 fand bundesweit der „Tag der Archive“ statt. Die Archive Münsters (Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen, Stadtarchiv, LWL-Archivamt für Westfalen und Universitätsarchiv) präsentierten sich an diesem Tag gemeinsam mit der Westfälischen Gesellschaft für Genealogie und Familienforschung (WGGF) in den Räumen des Landesarchivs am Bohlweg. Neben Führungen durch das Landesarchiv konnten Workshops zu verschiedenen Themen (Suchen und Finden im Archiv, Familienforschung, Berufsperspektiven im Archivwesen, Lernort Archiv) besucht werden. Vertreter/innen der verschiedenen Einrichtungen standen für Gespräche bereit. Zudem lagen die Publikationen der Archive und der WGGF zur Einsichtnahme bzw. zum Erwerb oder zur Mitnahme bereit. Mit 239 Teilnehmern/innen war der Zuspruch zu dieser Veranstaltung sehr gut und in etwa so hoch wie beim letzten Tag der Archive im Jahr 2018.


Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten

Das Universitätsarchiv hat am 7. September 2020 an der Auftaktveranstaltung zum diesjährigen Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten teilgenommen. Die Auftaktveranstaltung richtet sich an Lehrerinnen und Lehrer aus Münster und der Region und vermittelt Informationen zum Wettbewerb und zum Angebot der Archive. Die Veranstaltung wird vom Stadtarchiv Münster zusammen mit Frau Prof. Dr. Saskia Handro, Institut für Didaktik der Geschichte der WWU, ausgerichtet.


Führungen / Schulungen

Pandemiebedingt konnten nur fünf Führungen mit insgesamt 22 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführt werden.


Dr. Sabine Happ
Universitätsarchivarin