WWU Münster
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster



Jahresbericht der Universität 1997

Universitäts- und Landesbibliothek



Das Jahr 1997 zeigte besonders deutlich die Breite des heutigen Aufgabenspektrums, bei dem neben der aktuellen Literaturversorgung sowohl die neuen Medien wie auch die Pflege des wertvollen Altbestandes Zeit und Mittel erfordern. Im Mittelpunkt standen:

Höhepunkte setzten zu Anfang des Jahres die Ausstellung zum 200. Geburtstag der Annette von Droste-Hülshoff und zu Jahresende der Ankauf einer wertvollen mittelalterlichen illuminierten Bibelhandschrift.

Haushaltsmittel, Erwerbung

Die Zeitschriftenpreise stiegen über alle Fächer hinweg um durchschnittlich 13 %; dazu kam ein ungünstiger Stand von Dollar und Britischem Pfund. 1996/97 mußte die Bibliothek 10 % ihrer Ausgaben für Zeitschriften durch Abbestellungen einsparen; dies geschah in enger Abstimmung mit den Instituten.

Um den Literaturerwerb an der Universität noch besser zu koordinieren, begann die Bibliothek mit der Erstellung von Erwerbungsprofilen für die einzelnen Fächer. Dabei werden in Gesprächen mit den betreffenden Instituten Umfang und Tiefe der Beschaffung definiert.

Sondermittel des MWF entlasteten den Bibliotheksetat. So konnten gegen Ende des Jahres nochmals 250.000 DM für Lehrbücher ausgegeben werden. Durch den kontinuierlichen Preisanstieg bei wissenschaftlichen Zeitschriften und die notwendige Berücksichtigung neuer Medien wird allerdings die Haushaltssituation 1998 prekär, wenn nicht wiederum Sondermittel gewonnen werden können.

Benutzung

Die Ende 1996 eingeführte längere Samstagsöffnung (bis 17.00 Uhr) wurde dankbar genutzt. Etwa 800 Benutzer arbeiten samstags in der Bibliothek; wochentags sind es etwa 3.000 bis 4.500! Die Ausleihen stiegen wieder leicht an, vor allem bei den neueren frei zugänglichen Beständen (+ 5,8 %). Eine Revision im Freihandbereich zeigte erfreulicherweise nur geringe Verluste, aber zahlreiche von Benutzern falsch eingestellte Bücher.

Kataloge

Seit 1990 katalogisiert die Bibliothek mit Datenverarbeitung, seit 1991 unterstützt und fördert sie die EDV-Katalogisierung in den Institutsbibliotheken. Ende 1997 sind ca. 44 % des Literaturbestandes der Universität maschinenlesbar erfaßt: 2.435.000 Bände. Von den 199 Fachbereichs-, Instituts- und Klinikbibliotheken katalogisieren 134 mit Datenverarbeitung. Seit März des Jahres steht der Online-Katalog (OPAC) zur Verfügung, seit Ende des Jahres auch im Netz. Über 10.000 Recherchen sind bereits pro Tag zu verzeichnen.

Ebenfalls seit 1991 arbeitet die Bibliothek an der Umwandlung der Zettelkataloge in elektronische Form - angesichts der Millionen Titelkarten ein nahezu endloses Projekt. Seit 1997 rückt das Ziel eines einheitlichen Online-Literaturnachweises für die Universität aber in greifbare Nähe: Mit ca. 10 Mio. DM fördert das MWF über 3 Jahre hinweg die „Retrokonversion" des Zentralkataloges der NRW-Bibliotheken durch eine Firma. Die etwa 4,5 Mio. Titel des Zentralkatalogs aus dem Zeitraum 1800 bis 1975 werden EDV-erfaßt; die Bibliotheken fügen ihre Standorte und Exemplarangaben hinzu. Damit dürfte Ende 1999 auch der Zettelkatalog in der ULB im Online-Katalog aufgegangen sein.

Elektronische Bibliothek

Der Bestand an CD-ROM-Datenbanken konnte nochmals ausgebaut werden; der größere Teil davon ist im Netz verfügbar. Seit Ende 1997 werden erstmals auch Zeitschriften in elektronischer Form angeboten: ca. 1.050 Titel des Verlags Elsevier wurden von einem Konsortium der nordrhein-westfälischen Hochschulbibliotheken mit Sondermitteln des MWF abonniert. Bis 1999 soll getestet werden, wie weit vor allem im naturwissenschaftlich-medizinischen Bereich die elektronische Form die gedruckte Zeitschrift ergänzen oder ersetzen kann.

Mit Sondermitteln aus dem Multimedia-Programm konnte auch der Bereich der Benutzer-PC's weiter ausgebaut werden. An insgesamt 140 PC's in der zentralen Bibliothek und den Zweigbibliotheken Sozialwissenschaften und Medizin werden Recherchen im Online-Katalog, Ausleihsystem, CD-ROM's und größtenteils auch Internet-Nutzung angeboten.

Die Beratung und Schulung im Bereich der neuen Medien erfordert allerdings steigenden Personaleinsatz. Speziell für Benutzer- und Mitarbeiter-Schulungen wurden in der zentralen Bibliothek wie der Zweigbibliothek Medizin EDV-Schulungsräume eingerichtet.

Altbestände

Ein erheblicher Teil der Bücher des 19. und 20. Jahrhunderts ist auf saurem Papier gedruckt und daher zerfallsgefährdet. Bereits im dritten Jahr lief nun ein Programm des MWF zur Verfilmung gefährdeter Bestände, aus dem 140.000 DM zur Verfügung standen. Abgeschlossen wurde die Verfilmung der münsterischen maschinenschriftlichen Dissertationen der Nachkriegszeit; fortgesetzt wurde die Verfilmung von westfälischen Zeitungen und Amtsblättern. Für die Restaurierung von besonders wertvollen Büchern aus der Zeit vor 1800 stellte das MWF 60.000 DM bereit; daraus wurden auch 14 Bände aus dezentralen Bibliotheken restauriert.

Erstmals konnten aus Mitteln des Ministeriums für Stadtentwicklung, Kultur und Sport Versuche zur Massenentsäuerung anlaufen, die die drei nordrhein-westfälischen Landesbibliotheken gemeinsam mit den staatlichen Archiven durchführten.

Landesbibliothekarische Aufgaben

Die Arbeitsstelle „Historische Bestände in Westfalen", die für wertvolle Altbestände in nichtstaatlichen Bibliotheken Westfalens zuständig ist, katalogisierte wieder mehrere kleinere Bibliotheken, die durch diese Erschließung im NRW-Verbundkatalog der Forschung zugänglich werden. Die Projekte wurden von unterschiedlichen Sponsoren getragen. Ausstellungen präsentierten der Öffentlichkeit die erschlossenen Bestände.

Die Nordrhein-Westfälische Bibliographie, die von den Universitäts- und Landesbibliotheken in Düsseldorf und Münster erstellt wird, erschien im 13. Jahrgang in gedruckter Form; die Online-Version weist nun fast 150.000 Aufsätze und Bücher nach.

Beendet wurde die Arbeit am „Handschriftenzensus Westfalen", der die in Westfalen erhaltenen mittelalterlichen Handschriften erschließt. Das aus Drittmitteln finanzierte Projekt wurde von einem wissenschaftlichen Beirat der Universität begleitet.

Effiziente Organisation

In Zeiten knapper Ressourcen ist bewußte Kostensteuerung unverzichtbar. Im Rahmen eines DFG-Projekts, an dem sich zwei weitere nordrhein-westfälische Universitätsbibliotheken beteiligen, wird daher erstmals eine Prozeßkostenrechnung für wissenschaftliche Bibliotheken durchgeführt. Das für Ende 1998 geplante Handbuch soll die Ergebnisse für alle wissenschaftlichen Bibliotheken nutzbar machen.

Abgeschlossen wurde ein Projekt der Europäischen Kommission zu „Entscheidungs-Unterstützungssystemen" und Leistungsmessung in Bibliotheken, bei dem Münster beteiligt war. Ein Anschlußprojekt ist bereits genehmigt. Beide Projekte führten zu mehreren Umstrukturierungen und Verschlankungen von Geschäftsgängen in der Bibliothek.

Nach der Benutzerbefragung 1996 führte die Bibliothek 1997 auch eine Mitarbeiterbefragung durch, deren Ergebnisse in die organisatorischen Planungen eingehen sollen.

Erstmals wurde 1997 auch eine 3-Jahres-Zielsetzung der Bibliothek erstellt, die jährlich überprüft werden soll.

Zweigbibliotheken, Bibliothekssystem

In der Zweigbibliothek Sozialwissenschaften wurde die Einarbeitung der politikwissenschaftlichen Bibliotheken beendet und die Bibliothek der Wirtschaftswissenschaften und ihrer Didaktik übernommen. Die Zweigbibliothek Medizin konnte nach umfangreichen Abbestellungen im Vorjahr zunächst ihren Zeitschriftenbestand halten. Durch Umräumungen und Abgabe von Dubletten wurde eine teilweise Öffnung des Magazins für die Benutzer vorbereitet.

Auf Anforderung des MWF wurde eine Gesamtplanung für die Universität erstellt, die mögliche Zusammenführungen kleinerer Bibliotheken zu größeren Einheiten zeigt. Konkrete Planungen laufen in mehreren Fachbereichen.

Arbeit in Gremien

Seit Oktober 1997 liegt die Leitung des Vereins Deutscher Bibliothekare wieder in Münster. Die Bibliothek ist in zahlreichen regionalen, nationalen und internationalen Gremien und Projekten vertreten, vor allem mit Expertenwissen zu Managementfragen, Kostenrechnung und Bestandserhaltung.

Planungen 1998

Zu Jahresanfang werden durch eine vom Ministerium für Stadtentwicklung, Kultur und Sport beauftragte Firma die landesbibliothekarischen Aufgaben evaluiert, für die bisher eine adäquate Ausstattung nicht erfolgt ist.

Hauptprojekte des Jahres sind


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Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: JB9781
Datum: 1998-02-05 ---- 1998-09-05