Westfälische Wilhelms-Universität Münster
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Graduiertenkolleg
"Gesellschaftliche Symbolik im Mittelalter"

 

'Symbol' und 'Ritual' sind Zentralkategorien der historischen wie ethnologischen Kulturanthropologie geworden, weil sie sich zur Erfassung der Regelhaftigkeit und (verborgenen) Signifikanz von Kommunikations- und Interaktionsprozessen fremder Gesellschaften besonders gut eignen. Das europäische Mittelalter bietet sich als Paradigma zur Erforschung solcher gesellschaftlicher Symbolik an. Denn die mittelalterlichen Gesellschaften sind aus der Synthese verschiedener kultureller Traditionen und Symbolsysteme hervorgegangen, die sich nach Herkunft und Entwicklungsstand deutlich unterschieden und in Konkurrenz und Interferenz neue Lebensbedingungen, Verhaltensweisen und Ausdrucksformen ausgebildet haben. Dabei ließ die Pluralität der Kulturen eine Bewusstheit im Umgang mit formalisierter Kommunikation und eine Sensibilität für die Lesbarkeit der Zeichen entstehen, die in einfacheren, homogenen Gesellschaften nicht vonnöten war.

Das seit Oktober 1999 bestehende Graduiertenkolleg fördert Doktoranden und Postdoktoranden, indem es durch sein breites und interdisziplinäres mediävistisches Studienangebot die Möglichkeit zum Erwerb der für die jeweiligen Projekte benötigten Spezialkompetenzen bietet und zugleich eine Perspektivierung der eigenen Fragestellung auf den Horizont unterschiedlicher Ansätze und Methoden hin ermöglicht. Die weitgehend von den Kollegiaten mitbestimmten Veranstaltungsprogramme zeigen, welche gemeinsamen Fragestellungen und Interessen sich aus der unmittelbaren Nachbarschaft der verschiedenen Fächer und Methoden ergeben haben. Im Wintersemester 2000/01 sprachen im Wechsel auswärtige Gelehrte und Kollegiaten zum Themenbereich gesellschaftlicher Symbolik im Mittelalter. Vom 22.-24.02.2001 wurde ein sehr gut besuchtes internationales Kolloquium unter dem Titel "Ankunft und Abschied. Aspekte weltlichen und geistlichen Zeremoniells im Mittelalter" ausgerichtet. Im Sommersemester 2001 wechselten sich Vorträge von auswärtigen Gelehrten und Betreuern des Kollegs mit Veranstaltungen ab, in denen Kollegiaten und Mitarbeiter des SFB 496 die Ergebnisse ihrer Arbeiten präsentierten. Das Wintersemester 2001/02 bietet ein Vortragsprogramm, das gemeinsam von Graduiertenkolleg, Sonderforschungsbereich und der VW-Forschergruppe "Kulturgeschichte und Theologie des Bildes im Christentum" konzipiert wurde. Die gemeinsame Veranstaltungsreihe ist nur ein Beispiel für die gute Zusammenarbeit aller Münsteraner Forschungseinrichtungen, die sich dem Mittelalter widmen.

Beteiligte Hochschullehrer:

Prof. Gerd Althoff, Prof. Arnold Angenendt, Prof. Amand Berteloot, Prof. Torsten Capelle, Prof. Volker Honemann, Prof. Peter Johanek, Prof. Frank Kämpfer, Prof. Hagen Keller, Prof. Susanne Kramarz-Bein, Prof. Christel Meier-Staubach, Prof. Gabriele Müller-Oberhäuser, Prof. Joachim Poeschke, Prof. Nikolaus Staubach (Sprecher), Prof. Rainer Stichel, Prof. Barbara Stollberg-Rilinger, Prof. Tomas Tomasek

Laufende Forschungsarbeiten:

  • Cornell Babendererde, Begräbnis, Tod und Totengedenken im weltlichen Reichsfürstenstand des Spätmittelalters
  • Jörg Bölling, De caerimoniis papalibus. Zeremoniell und Musik der päpstlichen Cappella an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert (Innozenz VIII. bis Leo X.)
  • Laura Capone, Wunder-Inszenierung in der italienischen Frührenaissance
  • Christine Dartmann, Das Lachen der vrouwe. Untersuchungen zur Funktion von lachen in ausgewählten Texten des Minnesangs und der Epik
  • Frank Dierkes, Symbolische und rituelle Momente im Konfliktverhalten des westfälischen Adels im 16. und 17. Jahrhundert
  • Ulrich Fischer, Pontifex et Opifex. Baumaßnahmen, Stadtplanung und Repräsentation in anglonormannischen Bischofsstädten
  • Ulrike Graßnick, Höfische Handlungsmodelle in mittelenglischen Fürstenspiegeln und Romanzen (am Beispiel des Artus- und Alexanderstoffes)
  • Dr. Sabine Griese, Zeichenhaft verknappte Kommunikation. Appellmöglichkeiten einseitig bedruckter Holzschnitte des 15. Jahrhunderts
  • Gernot Kirchner, Die adventus-Zeremonie in germanischen Reichen des Frühmittelalters
  • André Krischer, Symbolisches Handeln als politische Praxis der Kurfürsten von Köln in der frühen Neuzeit
  • Ingmar Krause, Symbolische Kommunikation im Bereich der frühen Capetinger. Studien zur Konfliktführung und Herrschaftsrepräsentation der Führungsschichten im westfränkisch-französischen Reich (10.-12. Jahrhundert)
  • Julia Lumpe, Ofenkeramik in Westfalen-Lippe
  • Michael Richarz, Die politische Philosophie der Christine de Pizan
  • Thorsten Schottke, Bischöfliche Repräsentation und die Visualisierung sozialer Differenz in Urkunde und Beurkundungszeremoniell der Mainzer Erzbischöfe (9.-12. Jahrhundert)
  • Stefan Sudmann, Sanctae synodi auctoritas. Symbolik und Praxis kirchlicher Superiorität auf dem Basler Konzil
  • Dr. Gudrun Tscherpel, Das Bild der Amazonen zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit
  • Christoph Friedrich Weber, Strategien im Umgang mit heraldischer Symbolik in spätmittelalterlichen italienischen Kommunen. Zur Entwicklung eines gesellschaftlichen Symbolsystems im 13. und 14. Jahrhundert anhand von Beispielen aus Bologna, Florenz, Siena, Perugia und Rom
  • Julia Wild, Der Tod mittelalterlicher Herrschaftsträger als rituelle Inszenierung
  • Peter Worm, Die Entwicklung der Rekognitionszeichen in früh- und hochmittelalterlichen Königs- und Kaiserurkunden
  • Beatrix Zumbült, Die europäischen Illustrationen des 'Reineke Fuchs' bis zum 17. Jahrhundert

 

Prof. Dr. Nikolaus Staubach
Sprecher des Graduiertenkollegs