Das seit Oktober 1999 von der DFG geförderte Graduiertenkolleg untersucht in verschiedenen Projekten die
kulturanthropologischen Zentralkategorien 'Symbol' und 'Ritual' in ihrer Relevanz für die Gesellschaft des
Mittelalters. Denn die mittelalterlichen Gesellschaften sind aus der Synthese verschiedener kultureller Traditionen
und Symbolsysteme hervorgegangen, die sich nach Herkunft und Entwicklungsstand deutlich
unterschieden. Dies führte schon früh zur Ausprägung eines bewußten Umgangs mit
formalisierter Kommunikation und einer Sensibilität für die Lesbarkeit der Zeichen, welche durch das
aus der Schriftexegese entstandene allegorische Deutungsprinzip von Welt, Mensch, Geschichte und
Gesellschaft den Symbolen eine ontologische Dignität verlieh. Die Mitglieder des Kollegs analysieren auf
interdisziplinärer Ebene der Geschichts- und Kulturwissenschaften in exemplarischen Forschungsprojekten
diese Deutungs- und Bedeutungskultur, um deren Funktion für die Konstitutierung und Evolution der
mittelalterlichen Gesellschaft genauer zu erfassen. Den beteiligten Doktoranden und Postdoktoranden, wird dabei
durch ein breites und interdisziplinäres mediävistisches Studienangebot die Möglichkeit
geboten, sowohl die benötigten Spezialkompetenzen zu erwerben als auch die eigenen Fragestellungen auf
den Horizont unterschiedlicher Theorieansätze und Methoden hin auszurichten.
Unter dem Titel 'Forum gesellschaftliche Symbolik' veranstaltet das Kolleg in Verbindung mit dem
Sonderforschungsbereich 496 und der VW-Forschergruppe 'Kulturgeschichte und Theologie des Bildes im
Christentum' seit dem Wintersemester 2001/02 regelmäßig Vortragsreihen, in denen auswärtige
und Münsteraner
Wissenschaftler im Wechsel aktuelle Forschungen aus dem weiteren Umkreis der Kollegthematik zur Diskussion
stellen. Die zahlreichen Kolloquien des Sonderforschungsbereichs zum Problemkreis gesellschaftlicher Symbolik
bieten darüber hinaus Gelegenheit zum Austausch mit Vertretern der einschlägigen nationalen und
internationalen Forschung. Neben regelmäßigen Sitzungen zu aktuellen Fragen wurden im
Berichtszeitraum in ca. halbjährlichem Abstand interne Kolloquien der Stipendiaten und Betreuer
veranstaltet, die Stand und Fortschritte der einzelnen Projekte dokumentieren, aber auch Raum für die
Diskussion allgemeiner Probleme boten. Darüber hinaus veranstaltete das Graduiertenkolleg am 10. und
11. Oktober 2003 einen Workshop, in welchem mit Mitgliedern der thematisch ähnlich gelagerten
Graduiertenkollegs aus Augsburg, Berlin, Bielefeld, Dresden, Erlangen und Mainz 'Chancen und Probleme
kulturwissenschaftlicher Interdisziplinarität' diskutiert wurden. Den Abschluß dieses
Berichtszeitraumes markiert die internationale Tagung des Graduiertenkollegs (26.-28. Januar 2005), die dem
Thema der 'Raumsymbolik im Mittelalter' gewidmet war. Die im Oktober 2004 beantragte Verlängerung der
Förderdauer für 3 Jahre (September 2008) ist inzwischen durch die DFG bewilligt worden.
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