Experimentelle und Analytische Planetologie
Die Bedeutung von Impaktprozessen für die Entwicklung des Planeten Erde
Die kraterübersäten Oberflächen der festen planetaren Körper dokumentieren die
grundlegende Bedeutung von Impaktprozessen im Sonnensystem. Bei Impaktereignissen werden kurzzeitig enorme
Energiemengen freigesetzt. Auf festen Körpern verursacht der Impakt eines Projektils Krater und
Materialauswurf (Ejekta); in Gesteinen und Mineralen bewirkt die Energie einzigartige, irreversible
Veränderungen (Stoßwellenmetamorphose). Für die Entwicklung des Planeten Erde wird die
Rolle von Hochgeschwindigkeitseinschlägen jedoch unterschätzt, da man derzeit nur etwa 165 Krater
und gut 20 Sedimenthorizonte mit Ejektamaterial kennt. Überwiegend befinden sich die Impaktstrukturen auf
alten kontinentalen Schilden. Jüngst wurden auch Krater auf dem Kontinentalschelf entdeckt. Vredefort in
Südafrika ist mit 2023 Millionen Jahren [Ma] die älteste und zugleich größte, bekannte
terrestrische Impaktstruktur. 60 % der Population weisen ein Alter unter 200 Ma auf. Diese Verteilung in Zeit und
Raum spiegelt die dynamische Natur der Erdkruste wieder. Die Entwicklung der Atmosphäre und die
Evolution wurden durch Impaktprozesse entscheidend beeinflußt. Weltweit lassen sich in den Sedimenten an
der Kreide-Tertiär-Grenze Spuren des Impaktes nachweisen. Das scharf begrenzte Aussterbeereignis an dieser
Grenze ist ursächlich mit der Bildung der etwa 185 km großen Chicxulub Impaktstruktur (Yukatan,
Mexiko) vor 65 Ma verknüpft. Grundlegende Problemkreise in diesem Forschungsgebiet stellen die Datierung
von Impakten mit Methoden der absoluten Altersbestimmung, die Bildung von Impaktschmelzen und die kurz- bzw.
langfristigen Auswirkungen von Einschlägen auf die Biosphäre dar. Wesentliche neue Forschungsfelder
ergeben sich durch wissenschaftliche Bohrungen in Einschlagskrater.