Neurophysiologie
Funktionsanalyse eines nicht-optisch abbildenden Sinnesorgans
In Verhaltensstudien wurden die Leistungen eines bisher unbekannten Sinnesorgantyps analysiert (in Gastaufenthalten bei Prof. Kaissling am Max-Planck Institut
Seewiesen). Die Fühler von Landlungenschnecken tragen an ihrem Ende neben einem primitiven Auge ein größeres halbkugeliges Sinnesorgan mit ca. 100 000 Sinneszellen, das größte Sinnesorgan dieser Tiere. Es war bisher nur als Riechorgan bekannt, hat aber die Geometrie eines Facettenauges und ist wie
diese durch ein mehrschichtiges Ganglion ausgefüllt. Die Versuche an der Weinbergschnecke Helix pomatia zeigten, dass dieses Organ Gegenstände
im Abstand von einigen Millimetern detektiert, unabhängig von deren chemischer Beschaffenheit, Beleuchtung oder Temperatur. Das Organ steuert die Bewegungen
seines Fühlers so, dass er Verschiebungen des Objektes verfolgt und das Oberflächenprofil in drei Dimensionen berührungslos "abtastet".
Die physikalischen Grundlagen dieser Detektion werden analysiert.