Arbeitsbereich Dr. Alfred Sproede
Vergleichende Studien zur osteuropäischen Erzählliteratur seit 1900 (Osteuropäische Komparatistik III)
In diesem Projekt werden in kulturwissenschaftlicher und literarisch-komparatistischer Sicht Probleme der osteuropäischen Kunst und Literatur von 1880 bis in die
Gegenwart erforscht. Am Anfang des untersuchten Zeitraums stehen Fragen der nachholenden Nationalstaatsbildung in der 1918 neugegründeten Polnischen
Republik; die zweite Hälfte des langen Jahrhunderts steht im Zeichen der verstaatlichten Kultur im sowjetisierten Polen samt seiner ehemaligen Ostregionen
("kresy"). Für den Anfang des untersuchten Zeitraums werden Momente der Geschichte des Romans untersucht (u.a. der kunstkritische Roman
«Irrlicht» [Paluba, 1903] von Karol Irzykowski. Weitere Problemkreise sind: polnischsprachige jüdische Literatur und Regional-Literatur (Prosa der
"kresy", speziell aus der Ukraine und Litauen), die Episode des "sozialistischen Realismus" und ihre Folgen, polnische Essay-Kunst.
Ein laufendes Dissertationsprojekt
untersucht Verarbeitungen der Stalinzeit in erzählerischen Werken aus Rußland und Polen; besonderes Augenmerk richtet sie auf autobiographisch
geprägte Texte, in denen die Erfahrung von Terror als Phänomen des Alltagslebens gestaltet wird. Erhellt werden sollen nicht nur die Präsentation von
Selbsterfahrung und Intimität, sondern auch der Beitrag, den die Literatur der fraglichen Zeit für weiterreichende, zuletzt lebenspraktisch relevante
Geschichtsbilder der betroffenen Generationen geleistet hat.
Für die jüngste Periode der polnischen Literatur ist besonders die Verlagerung der Problematik
der sowjetisch vereinnahmten "Ostgebiete" in die Westregionen Schlesien und Westpreußen von Interesse. Speziell untersucht wird die herausragende
Position, die Danzig als Erinnerungsort einer multikulturellen Gesellschaft in zeitgenössischen literarischen Texten besetzt.
Monographische Untersuchungen im
Rahmen des Gesamtprojekts behandeln den polnisch-jüdischen Erzähler Bruno Schulz (1899-1942), das Werk des Nachkriegsautors Marek Hlasko und die
Danziger Prosa von Stefan Chwin.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen:
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