Soziokultureller Wandel und Vergleichende Sozialstrukturanalyse
Der Wandel der Ehe in der multikulturellen Gesellschaft Gibraltars
Bei der Bevölkerung von Gibraltar handelt es sich um eine multikulturelle Gesellschaft, die aus ca. 30.000 Personen italienischer, menorkinischer, maltesischer,
englischer, schottischer, irischer, andalusischer und jüdischer (Sepharden = spanische Juden) Herkunft einerseits und Marokkanern und Sindhis (hinduistische Inder)
andererseits besteht. Die Voraussetzung zur Gründung einer Nuklearfamilie, Erweiterung der Verwandtschaft und Kontinuität der Deszendenz ist die Ehe. Die
Institution Ehe ist in den Mikrokosmos Verwandtschaft eingebettet; Verwandtschaft und Deszendenz aber sind unübersehbare gesellschaftlich anerkannte
Identitätsmerkmale. Hier wird die Frage von Bedeutung, wie sich in einer "face-to-face"- Gesellschaft diese Identität manifestiert. Wird die Ehe zu
einer Konstruktion der Wahrnehmung vom Eigenen und Fremden, der ethnischen Identität oder gar des Ethnozentrismus und damit der interkulturellen Abgrenzung
schlechthin? Welche Ehen gelten hier als isogam, welche als heterogam, hypogam oder möglicherweise als tabuiert bzw. kakogam? Und schliesslich wird der Frage
nachzugehen sein, inwieweit die Institution Ehe bei der neuerlichen Entwicklung einer gibraltarianischen Identität und nationalen Überlebensstrategie eine
Rolle spielt. Von besonders wissenschaftlichem Wert ist das erhobene Material für einen Beitrag zur modernen Geschichte und dem Wandel der Ehe in
multikulturellen Gesellschaften Europas, eine Lücke, die bislang in dieser Region noch nicht geschlossen werden konnte. Das empirische Datenmaterial konnte
bereits teilweise ausgewertet und für Veröffentlichungen zugrundegelegt werden. Die Transkriptionsarbeiten der gesamten und auf Tonträger
dokumentierten Daten ist noch nicht abgeschlossen.