Ethik der Medizin
Der Genbegriff und die Genetisierung der Medizin
Der Begriff des "Gens" findet zunehmende Verbreitung sowohl in der molekulargenetischen Forschung als auch
in der Alltagssprache. Gleichzeitig wird seine wissenschaftliche und umgangssprachliche Bedeutung immer
diffuser. Somit erscheint es sinnvoll, die historische Entwicklung des Genbegriffs und deren wissenschaftliche
und ethische Implikationen genauer zu untersuchen. Ein diesbezügliches Dissertationsprojekt wird
bearbeitet.
Unabhängig von den Schwierigkeiten mit dem Genbegriff lässt sich ein Trend zum
verstärkten Augenmerk auf genetische Grundlagen feststellen. Zunehmend erscheinen
Finanzierungsanträge und Veröffentlichungen als unvollständig wahrgenommen zu werden,
sofern sie sich nicht (auch) umfassend mit der zugrundeliegenden Genetik befassen. Zum Teil lässt sich
dieses Phänomen durch die allgemeine Anwendbarkeit und den naturwissenschaftlichen Impetus
gentechnischer Methoden erklären; z.T. scheint es aber auch an einer eher allgemein gesellschaftlichen
Überschätzung der Reichweite und Anwendbarkeit dieser Erkenntnisse zu liegen. Wenn man diesen
Trend auch mit einer gewissen Gelassenheit als typischen wissenschaftssoziologischen Prozess im Sinne eines
Kuhn'schen Paradigmas auffassen kann, so ist doch aus ethischer Perspektive zu fragen, ob wichtige und
zurzeit aussichtsreichere Forschungsansätze dadurch nicht zu sehr behindert werden.
Vorträge zu diesen Themen wurden u.a.
auf internationalen Tagungen in Linköping 2003 und Reykjavik 2004 gehalten.
Beteiligte Wissenschaftlerin:
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