Westfälische Wilhelms-Universität Münster: Forschungsbericht 2003-2004 - Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie

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2003 - 2004

 

 
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Klinik und Poliklinik für
Phoniatrie und Pädaudiologie

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Fax: (0251) 83-56889
e-mail: a.g.dinnesen@uni-muenster.de
www: medweb.uni-muenster.de/institute/phon/index.html
Kardinal-von-Galen-Ring 10
48149 Münster
Direktorin: Prof. Dr. med. Antoinette G. Dinnesen

Forschungsschwerpunkte 2003 - 2004  
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Zentrale Hörverarbeitung
Messungen zur Reorganisation des auditorischen Cortex nach Cochlea-Implantation mit Hilfe der Elektro- und Magnetoenzephalographie

 
Der auditorische Kortex besteht aus mehreren Arealen, die jeweils funktionell organisiert sind. Er besitzt die Fähigkeit, sich nach peripherer Verletzung oder Deprivation plastisch zu reorganisieren. Mittels Elektroenzephalographie (EEG), aber insbesondere mittels Magnetoenzephalographie (MEG) können diese Prozesse kortikaler Plastizität auch beim Menschen nicht-invasiv sichtbar gemacht und zu Wahrnehmungs- und Verhaltensprozessen in Beziehung gesetzt werden. Veränderung des relativen Gewichts von Afferenzen in einem Projektionsareal, etwa durch ausbleibende Aktivität nach Deafferenzierung oder durch intensives Training, kann zur Reorganisation der entsprechenden kortikalen Anordnung führen. Die Versorgung mit einem Cochlea-Implantat stellt dazu ein annähernd ideales Modell dar. Die Erfassung der kortikalen Veränderungen nach der Implantation liefert wichtige Informationen über den Ablauf der plastischen Reorganisation. Die elektrophysiologischen Veränderungen können in Korrelation zu Ergebnissen der intensiv durchzuführenden postoperativen Hör-Sprach-Rehabilitation gesetzt werden.

Die Messung neuromagnetischer Felder mit der Magnetoenzephalographie bietet gegenüber der Elektroenzephalographie Vorteile in der Lokalisierbarkeit der kortikalen Quellen und im Signal-/Rausch-Verhältnis. Bei herkömmlichen Cochlea-Implantaten stellen die durch die magnetische Fixierung der Sendespule bedingten Artefakte ein unüberwindbares Hindernis für die Messung von auditorisch evozierten Feldern dar. CI-Systeme von den Herstellerfirmen Cochlear und Advanced Bionics gibt es in einer Ausführung, die auf den unter der Kopfhaut implantierten Permanentmagneten verzichten können. Diese Änderung wurde vorgenommen, um bei Patienten klinisch notwendige MRT-Messungen ohne Einschränkung durchführen zu können. Mit dem magnetfreien System sind die MEG-Messungen bei CI-Trägern nun prinzipiell möglich geworden. Zusätzlich stellt die Unterdrückung des Stimulationsartefakts eine weitere Herausforderung dar, der mit messtechnischen Lösungen und mit einer speziellen Datenanalyse begegnet werden muss. Diese erweiterte Messtechnik wurde in einer Vorstudie mit zwei CI-Patientinnen entwickelt.

Bei Messungen an zwei Patienten mit einem magnetfreien Cochlea-Implantat konnte reproduzierbar der Nachweis auditorisch evozierter kortikaler Magnetfelder mit einer annähernd normalen Feldverteilung und Latenz erbracht werden. Es gelang, über einen Zeitraum von zwei Jahren stabile Quellen der auditorischen Aktivität nachzuweisen und Prozesse der kortikalen Reorganisation aufzudecken. Es konnten unterschiedliche Verarbeitungs- und Reorganisationsprozesse bei unterschiedlichen Stimulustypen nachgewiesen werden. Die Entwicklung des Sprachverständnisses zeigt eine ähnlich Dynamik wie die Entwicklung der kortikalen Komponenten. Dies zeigt, dass die elektrische Stimulation des Hörnerven adäquat im auditorischen Kortex verarbeitet wird und in einem entsprechenden Sprachverständnis resultiert.

Drittmittelgeber:

Advanced Bionics GmbH, Hannover

Beteiligte Wissenschaftler:

Prof. Dr. C. Pantev, Dr. A. Knief, Dr. B. Roß, A. Wollbrink, Prof. Dr. A. G. Dinnesen

Veröffentlichungen:

C. Pantev, B. Ross, A. Wollbrink, M. Riebandt, K. W. Delank, E. Seifert, A. Lamprecht-Dinnesen, 2002: Acoustically and electrically evoked responses of the human cortex before and after cochlear implantation. Hearing Research, 171(1-2):191-195

A. Knief, B. Ross, A. Wollbrink, M. Riebandt, A. Lamprecht-Dinnesen, 2003: Langzeit MEG-Studie eines Cochlea-Implantat-Patienten : Quellenlokalisation und Plastizität später evozierter Komponenten. In: Aktuelle phoniatrisch-pädaudiologische Aspekte 2003/2004, Hrsg.: M. Gross und E. Kruse. 11: P25

A. Knief, B. Ross, A. Wollbrink, A. Dinnesen, C. Pantev, 2003: Long-time MEG study of a cochlear implant user - source localisation and plasticity of late evoked components. In: Proceedings of the International Conference on Auditory Cortex - Towards a Synthesis of Human and Animal Research. Hrsg.: E. Budinger und B. Gaschler-Markefski, Shaker Verlag, Aachen, 78

A. Knief, A. Wollbrink, B. Ross, A. G. Dinnesen, C. Pantev, 2004: Plastische Veränderung des Hörkortex nach Versorgung mit einem Cochlea-Implantat. Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 21. Wissenschaftliche Jahrestagung der DGPP. Freiburg/Breisgau, 10.-12.09.2004. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2004. Doc 04dgppV13, http://www.egms.de/en/meetings/

C. Pantev, A. Dinnesen, B. Ross, A. Wollbrink, A. Knief, 2005: Dynamics of Auditory Plasticity after Cochlear Implantation: A Longitudinal Study. Cerebral Cortex Advance Access published on April 20, 2005

 

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