Lehrstuhl für Controlling
Konzeption eines software-gestützten Instrumentariums für das Chancen- und Risikomanagement der mittelständischen Textil- und
Bekleidungsindustrie
Der Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insb. Controlling, der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster hat in einem Kooperationsprojekt
mit der BMS Consulting GmbH, Düsseldorf, und den Verbänden der Nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e.V. und der Rheinischen
Textilindustrie e.V. eine branchenspezifische Softwarelösung zum Chancen- und Risikomanagement in der Textil- und Bekleidungsindustrie erarbeitet. Die
Förderung des Projektes erfolgte durch das Wirtschaftsministerium des Landes NRW.
In der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie vollzieht sich bereits seit geraumer Zeit ein tiefgreifender Strukturwandel, welcher zu einem hohen Verlust an
Betrieben und Arbeitsplätzen geführt hat. Sowohl Insolvenzen und Betriebsverlagerungen, als auch die Automatisierung der Fertigungsprozesse
führten seit 1970 zu dem Verlust von mehr als 750.000 inländischen Arbeitsplätzen. Zur Zeit finden sich in Gesamtdeutschland noch ca. 1.000 aktive
Betriebe mit ungefähr 150.000 Mitarbeitern. Die mittelständisch geprägten Textilbetriebe sehen sich vielfältigen Herausforderungen ausgesetzt.
Durch die Erweiterung der Europäischen Union und die Liberalisierung des WTO-Quotensystems zum Jahresbeginn 2005 hat die Wettbewerbsdynamik in den
textilen Weltmärkten nochmals deutlich zugenommen. Zusätzlich
stellen die veränderten Kreditvergaberichtlinien nach Basel II neue Anforderungen an die Unternehmen. Im Zuge des Ratings erwarten Kreditinstitute von ihren
Kunden zunehmend ein professionelles Bankenberichtswesen mit ausführlichen Planungsrechnungen und detaillierten Erläuterungen zur Strategie sowie
zum Produkt- und Marktspektrum. An dieser Stelle setzt das Forschungsprojekt an. Zunächst wurde in einem 1. Schritt ein umfassendes Theoriekonzept zum
Chancen- und Risikomanagement in der Textil- und Bekleidungsindustrie entwickelt und es wurden die Bestandteile eines textilspezifischen Analyse- und
Berichtsinstrumentariums definiert. Durch Unterstützung zahlreicher Pilotunternehmen wurde sowohl der notwendige Branchen- als auch Praxisbezug
sichergestellt.
Der
2. Schritt des Projektes bestand aus einer umfassenden empirischen Erhebung in der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie (Rücklauf: 115 Fragebögen).
Die Abdeckung von mehr als 10% der Unternehmen der Branche im Rücklauf garantiert differenzierte und qualitativ hochwertige Vergleichswerte für die
einzelnen Branchensegmente. Mit insgesamt mehr als 45.000 erhobenen Datensätzen dürfte es sich nach Art und Umfang um die größte jemals in
der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie durchgeführte empirische Erhebung handeln. Der Fokus der empirischen Erhebung lag dabei auf einer
möglichst umfassenden Erhebung aller möglichen quantitativen und qualitativen Erfolgsfaktoren sämtlicher Unternehmensbereiche. Auf Basis dieser
textilspezifischen Vergleichswerte soll der Unternehmer das eigene Unternehmen hinsichtlich seiner Stärken und Schwächen analysieren und so relevante
Chancen und Risiken im Wettbewerbsumfeld identifizieren.
Der
letzte Schritt des Forschungsprojektes bestand in einer softwaretechnischen Umsetzung der theoretisch erarbeiteten Inhalte. In Zusammenarbeit mit den Verbänden
konnten auf diese Weise vielen mittelständischen Betrieben der Textil- und Bekleidungsindustrie die erarbeiteten Projektergebnisse zugänglich gemacht
werden. Das Softwaretool unterstützt die Unternehmer zum einen bei der strategischen Steuerung des Unternehmens. Zum anderen unterstützt es das
Management beim Aufbau eines adressatenorientierten Berichtswesens und in der Bankenkommunikation. Die Ergebnisse des skizzierten Forschungsprojektes
können damit unter Umständen einen Beitrag leisten, damit die noch bestehenden regionalen Textilbetriebe den Herausforderungen des äußerst
dynamischen Wettbewerbsumfelds der weltweiten Textilmärkte auch zukünftig weiter gewachsen sind.
Projektdauer:
Beteiligte Wissenschaftler:
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