Westfälische Wilhelms-Universität
Münster
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Institut für Planetologie Wilhelm-Klemmstrasse 10 48149 Münster Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. Tilman Spohn |
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Forschungsschwerpunkte 2001 - 2002 Fachbereich 14 - Geowissenschaften
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Kernbildung in terrestrischen Planeten
Kernbildung in terrestrischen Planeten ist noch immer wenig verstanden, obwohl dieser
Prozess von entscheidener Bedeutung für das Verständnis der thermischen Evolution eines
Planeten und der Geschichte seines Magnetfeldes ist. Isotopendaten schlagen eine Kernbildung innerhalb
einiger zehner Millionen Jahren vor. Für die Modellierung eines solchen Vorgangs stellt sich damit das
Problem, zu erklären, wie sich Eisen schnell genug durch das Planeteninnere bewegen kann,
insbesondere wenn der planetare Mantel nicht geschmolzen ist. Es wurde untersucht, ob eine temperatur-
und/oder spannungsabhängige Rheologie des Mantelmaterials eines Planeten helfen kann, die
Differentiation in Eisenkern und Silikatmantel zu beschleunigen.
Es wird ein Modell-Planet angenommen, welcher homogen akkretiert ist und nahe der Oberfläche einen
Magmaozean gebildet hat. Am Boden des Magmaozeans akkumuliert Eisen aufgrund seiner höheren
spezifischen Masse. Dieses Eisen ist auch spezifisch schwerer als das unterliegende Mantelgestein und initiiert
somit eine Rayleigh-Taylor Instabilität, woraufhin sich große Eisendiapire bilden, die zum
Planetenzentrum wandern.
Nach Woidt (1978) hängt die Form einer Intrusion
(Diapir), welche sich durch ein Medium verschiedener Dichte und Viskosität bewegt, stark vom
Viskositätskontrast beider Medien ab. Woidt zeigte, dass der Diapir die Form einer fast perfekten Kugel
annimmt, wenn die Viskosität des intrudierenden Materials signifikant kleiner ist, als die des
umgebenden Mediums. Diese Situation liegt auch vor, wenn sich flüssiges Eisen infolge einer
Rayleigh-Taylor Instabilität durch silikatisches Materialbewegen muss.
Es wird ein einzelner, heißer Diapir modelliert, der durch silikatisches Gestein fällt, das eine
temperatur- und spannunsgabhängige Viskosität hat. Momentan ist es wegen des immensen
numerischen Aufwands noch nicht möglich, eine dreidimensionale Geometrie zu berechnen, weshalb
eine Betrachtung des Flusses um einen Kreiszylinders unternommen wurde. Es wurden die inkompressiblen
Navier-Stokes Gleichungen gekoppelt an die Massen- und Energierhaltung für eine temperatur- und
spannungsabhängige Rheologie gelöst. Weiterhin wurde der Strömungswiderstand als
Funktion der Sinkgeschwindigkeit berechnet. Die Endgeschwindigkeit des Diapirs wurde ermittelt, indem die
Körperkraft mit dem Strömungswiderstand verglichen wurde. Nach der Diskretisierung des
Untersuchungsgebietes und Verfeinerung der Gitteraufteilung wurden die Gleichungen mit Hilfe einer finiten
Elemente Methode unter Anwendung eines Multigrid-Algorithmus gelöst. Dazu wurde ein Programm
namens FEATFLOW benutzt, welches von Turek et. al. entworfen wurde, um instationäre
Strömungsprobleme zu behandeln. Da es im Moment nicht möglich ist, einen flüssigen
Zylinder zu berechnen, wurde ein fester Zylinder untersucht.
Da der Zylinder heißer ist als seine Umgebung und die Reibungskräfte auf seiner
Oberfläche am größten sind, ist die resultierende Viskosität unmittelbar an der
Zylinderoberfläche am kleinsten. Folglich tritt eine Reduktion der Scherkräfte auf, welche den
Strömungswiderstand entscheidend verringern. Der Strömungswiderstand des Zylinders ist
am kleinsten, wenn eine temperatur- und spannungsabhängige Viskositätbenutzt wird. Für
eine rein temperaturabhängige Rheologie ist der Strömungswiderstand allerdings immer noch
erheblich gegenüber einer Rheologie mit konstanter Viskosität reduziert. Die
Endgeschwindigkeit eines Zylinders in einem Medium mit temperaturabhängiger Rheologie ist etwa
30 mal größer als die Stokesgeschwindigkeit (Endgeschwindigkeit beikonstanter
Viskosität).
Für eine temperatur- und spannungsabhängige Viskosität ist die Endgeschwindigkeit
ungefähr um einen Faktor 50 höher. Die hohen Endgeschwindigkeiten ergeben bei Anwendung
auf die planetare Kernbildung deutlich kürzere Kernbildungszeiten. Für die untersuchten
Parameter kann mit einer Kernbildungszeit für die Erde von etwa 30 bis 40 Millionen Jahren
(oder kürzer) gerechnet werden. Diese Resultate sind mit den isotopisch ermittelten Werten von Kleine
et. al. gut vereinbar. Desweiteren kann die Reduktion des Strömungswiderstandes auch kleineren
Diapiren helfen, das Planetenzentrum innerhalb einer realistischen Zeit zu erreichen, die bei konstanter
Viskosität im Planetenmantel steckenblieben.
Beteiligte Wissenschaftler: Veröffentlichungen:
Populärwissenschaftliche Veröffentlichungen: |
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