Westfälische Wilhelms-Universität
Münster
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Institut für Geophysik Corrensstr. 24 48149 Münster Direktoren: Prof. Dr. Ulrich Hansen, Prof. Dr. Manfred Lange |
Tel. (0251) 83-33590
Fax: (0251) 83-36100 e-mail: geophysi@uni-muenster.de www: http://earth.uni-muenster.de |
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Forschungsschwerpunkte 2001 - 2002 Fachbereich 11 - Physik
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Untersuchungen zur Schelfeis-Ozean Wechselwirkung sowie zur Sensitivität an Antarktischer
Schelfeis-
Schelfeisgebiete nehmen etwa die Hälfte der Antarktischen Küstenlinie ein und bilden die
Schnittstelle zwischen dem Antarktischen Eisschild und dem polaren Ozean. Etwa 70% des globalen
Süßwasservorkommens sind in der festen Eiskappe der Antarktis gespeichert, von wo das Eis
sukzessiv über die Schelfeisgebiete dem Ozean zugeführt wird. Durch Kalbungsvorgänge
an der Schelfeiskante sowie Schmelzen an der Schelfeisbasis tragen die Eismassen so zur
Süßwasserbilanz und Wassermassenbildung/-modifikation des polaren Ozeans bei. Aktuelle
Ereignisse im Bereich der Antarktischen Halbinsel (Zerfall des Larsen B Schelfeises im Frühjahr 2002)
bestätigen, dass gerade die Schelfeisgebiete gegenüber Klimaveränderungen sehr sensitiv
reagieren und somit als Klimaindikatoren für Wandel und Vulnerabilität angesehen werden
können. Viele antarktische Schelfeissysteme sind durch eine charakteristische Verteilung
unterschiedlicher Bruchstrukturen im Eiskörper gekennzeichnet, deren Entstehung mit den
Spannungsverhältnissen im Eis zusammenhängt. Vor allem Scherzonen und deren Relikte, die aus
ihren Entstehungsgebieten verschleppt werden, aber dennoch aktiv geblieben sind, haben einen signifikanten
Einfluss auf das Fließregime von Schelfeiskörpern. Deren Effekt auf die großräumige
Eisdynamik - dieser besteht vor allem in einer Entkopplung zweier benachbarter
Eiskörperregionen - wurde im bestehenden zeitabhängigen Schelfeismodell implementiert.
Dazugehörige Sensitivitätsuntersuchungen sowie die Optimierung des bestehenden
dreidimensionalen Ozeanmodells erfolgten zunächst anhand idealisierter Schelfeis-Ozean-Systeme mit
vereinfachten Geometrien. Insbesondere die Reaktion auf veränderte Randbedingungen (erhöhte
Oberflächenakkumulation, Erwärmung des Ozeans) unter Anwendung des gekoppelten
Schelfeis-Ozean-Modells wurde ebenfalls zunächst an idealisierten Systemen untersucht und zeigt die
Sensitivität des gekoppelten Systems auf klimabedingte Änderungen. Neben dem
Filchner-Ronne-Schelfeis, dessen Fließregime durch eine Vielzahl von Bruchstrukturen bestimmt wird,
stellt das Larsen Schelfeis ein weiteres Hauptuntersuchungsgebiet dar. Untersuchungen mit dem gekoppelten
Schelfeis-Ozean-Modell ergeben, dass der Zerfall von Larsen B merkliche Auswirkungen auf die Tiefen- und
Bodenwasserbildung hat. Weiterhin hat sich ergeben, dass ein leichter Anstieg der Ozeantemperatur nur eine
relative geringe Reaktion des Schelfeises zur Folge hat und somit als Ursache für den Zerfall
wahrscheinlich ausscheidet.So lassen sich eine Reihe glazialer Veränderungen mit der im Bereich der
Antarktischen Halbinsel nachgewiesenen regionalen Erwärmung in Zusammenhang bringen. Deren
Einfluss auf King George Island, das in der subpolaren Klimazone liegt und somit als höchst sensitiv
gegenüber sich ändernden Klimabedingungen eingestuft wird, soll in einem weiteren Projekt
durch prognostische Modellstudien der Eismächtigkeitsentwicklung und Dynamik für
verschiedene mögliche Klimaszenarien untersucht werden. Dazu ist in einem ersten Schritt das
bestehende Modell dahingehend erweitert worden, dass auch temperiertes Eis, wie es aufgrund der
herrschenden Klimabedingungen in der Eiskappe vorliegt, zu erfassen ist.
Drittmittelgeber: Beteiligte Wissenschaftler: Veröffentlichungen: |
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