Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Forschungsbericht 2001-2002
 
Psychologisches Institut II -
Allgemeine und Angewandte Psychologie

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Forschungsschwerpunkte 2001 - 2002

Fachbereich 07 - Psychologie und Sportwissenschaft
Psychologisches Institut II - Allgemeine und Angewandte Psychologie
Arbeitsbereich Prof. Dr. P. Zwitserlood


Syntaktisches Priming und visuelles Enkodieren von dreiwertigen Verben

Unter dreiwertigen Verben versteht man Verben, bei denen die Handlung aus drei Mitgliedern besteht. Ein Beispiel ist das Wort “geben“, bei dem es einen Agenten gibt (der, der gibt), einen Rezipienten (der, der etwas bekommt) und ein Objekt (das, was übergeben wird). Damit wird das Phänomen beschrieben, dass Sprecher dazu tendieren eine gerade gehörte syntaktische Konstruktion wiederzuverwenden. Üblicherweise wird das als Hinweis für die Existenz von distinkten, syntaktischen Verarbeitungseinheiten gewertet. In unseren Arbeiten mussten die Probanden jedoch keinen kompletten Satz benutzen, sondern lasen nur ein Verb, das sehr stark mit einer von zwei Konstruktionen verbunden ist. Sofort im Anschluss sollten sie ein komplexes Bild beschreiben. Es zeigte sich, dass diese geringe kognitive Verarbeitung des dem Bild vorausgehenden Verbs ausreichend ist, dass die Sprecher bei der Bildbeschreibung eher die Konstruktion verwendeten, die mit dem gelesenen Verb zusammenhängt. Diese Experimente wurden im Niederländischen durchgeführt und werden nun mit speziellen Fragestellungen auf das Deutsche übertragen. Mit diesen Experimenten lässt sich untersuchen, wie Worte repräsentiert sein müssen, damit es zu flüssiger Sprachproduktion kommt.

Weitere Untersuchungen betrafen die frühe visuelle Enkodierung von komplexen Szenen. Diese Arbeiten wurden am Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Kollaboration mit Sonja Eisenbeiss durchgeführt. Dabei war von Interesse, ob die Ereignishaftigkeit von Szenen mit der frühen visuellen Verarbeitung zum Szenenverständnis interagiert. Dazu wurden visuelle Reize in ereignishafter Form (z. B. ein Indianer schießt einen Pfeil auf einen Büffel) oder weniger ereignishafter Art (z. B. der Indianer, der Pfeil und der Büffel sind durch Linien getrennt oder stehen in unsinnigem Zusammenhang) dargeboten und die Probanden sollten die einzelnen Bildelemente benennen während ihre Augenbewegungen gemessen wurden. Erste Analysen deuten darauf hin, dass tatsächlich ein Zusammenhang zwischen Ereignishaftigkeit und früher Enkodierung besteht.

Drittmittelgeber:

Deutsche Forschungsgemeinschaft

Beteiligte Wissenschaftler:

Dr. Christian Dobel, Dr. Antje Meyer, Prof. Dr. Willem Levelt, Dr. Alissa Melinger, Dr. Sonja Eisenbeiss, Prof. Dr. Pienie Zwitserlood, Dr. Jens Bölte

Veröffentlichungen:

Dobel, C. (2002). Changed laterality in aphasics: evidence from topographic analyses of ERPs in language production. Annual meeting of the world federation of neurology, Villefranche sur Mer.

Dobel, C. (2002).Topographie ereignis-korrelierter Potentiale in Sprachproduktionsaufgaben bei Aphasikern und Gesunden unter dem Aspekt von Restitution und Substitution. Jahrestagung der Gesellschaft für Aphasieforschung und -behandlung, Oberhausen

Dobel, C. (2003). Looking at and describing three participant events. Workshop on the Linguistic Encoding of Three-Participant Events: Crosslinguistic and Developmental Perspectives. Max Planck Institute for Psycholinguistics, Nijmegen

Melinger, A. & Dobel, C. (eingereicht). Lexically-driven syntactic priming.

Meyer, A.S. & Dobel, C. (2003).: Application of eye tracking in speech production research. In: J. Hyöna, J.R. Radach & H. Deubel (Hg): The Mind's Eye: Cognitive and Applied Aspects of Eye Movement Research. Oxford: Elsevier Science.

 
 

Hans-Joachim Peter
EMail: vdv12@uni-muenster.de
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Datum: 2003-11-24