Fachbereich 07 - Psychologie und Sportwissenschaft
Psychologisches Institut II - Allgemeine und Angewandte Psychologie
Arbeitsbereich Prof. Dr. P. Zwitserlood

Referenz im Prozess des Sprachverstehens

Ein wichtiger Aspekt des Sprachverstehens ist die Herstellung und Aufrechterhaltung von Referenz auf vorerwähnte Entitäten. Wie findet man beim Hören eines Satzes wie "Sie vermisste das Mädchen noch immer“ heraus, auf was sich die Äußerungen "sie" und "das Mädchen" beziehen? Wie solche Prozesse der Referenz in Echtzeit beim Sprachverstehen ablaufen, wird mittels ereigniskorrelierter Hirnpotentiale untersucht. In unserer Forschung wurden Effekte referentieller Mehrdeutigkeit aufgedeckt. Wenn ein Substantiv (z. B. das Mädchen) im Kontext zweier möglicher Referenten (z. B. Maria und Anna) dargeboten wurde, fand sich ungefähr 280 ms nachdem das Substantiv dargeboten wurde eine Negativierung in den evozierten Potentialen. Diese trat nicht auf, wenn das Substantiv sich eindeutig auf einen Referenten (nur Maria im Kontext) bezog. In weiteren Experimenten wurde untersucht, ob Informationen, die man meist mit “Weltwissen“ bezeichnet, Einfluss auf die Interpretation von Wortbedeutungen haben. Es stellte sich heraus, dass Hörer tatsächlich sehr früh während der Worterkennung sämtliche vom Diskurs vermittelten Informationen zur Satzinterpretation einsetzen.

Drittmittelgeber:

Deutsche Forschungsgemeinschaft

Beteiligte Wissenschaftler:

Prof. Dr. P. Zwitserlood, Prof. Dr. P. Hagoort (Universität Nijmegen), Dr. J. van Berkum (Universität Amsterdam)

Veröffentlichungen:

Van Berkum, J.J.A., Zwitserlood, P., Hagoort, P. & Brown, C.M. (in Druck): When and how do listeners relate a sentence to the wider discourse? Evidence from the N400 effect. “Cognitive Brain Research”.

Van Berkum, J.A., Brown, C.M., Hagoort, P. & Zwitserlood, P. (2003): Event-related brain potentials reflect discourse-referential ambiguity in spoken language comprehension. “Psychophysiology”, 40.