Westfälische Wilhelms-Universität
Münster
|
Medizinische Klinik und Poliklinik B Albert-Schweitzer-Straße 33 48149 Münster Direktor: Prof. Dr. Dr. h.c. W. Domschke |
Tel. (0251) 83-47661
Fax: (0251) 83-47570 e-mail: domschke@uni-muenster.de www: http://medweb.uni-muenster.de/institute/medb/ |
|
Forschungsschwerpunkte 2001 - 2002 Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät |
||||
Pathophysiologie der akuten Pankreatitis
In der Initialphase einer akuten Pankreatitis kommt es zur Aktivierung von inaktiven Vorstufen der
Verdauungsenzyme in den Azinuszellen des exokrinen Pankreas. Dieser pathophysiologische Prozess
führt zu einem Selbstverdau des Pankreas, der in seiner nekrotischen Verlaufsform zum Tode
führen kann. Wir untersuchen in unserer Arbeitsgruppe die Pathophysiologie der Pankreatitis an
etablierten experimentellen Tiermodellen und durch die Charakterisierung der ursächlichen Mutationen
in der hereditären Pankreatitis. Im Tiermodell verhindert Hyperthermie die vorzeitige Aktivierung von
Trypsinogen. Für diesen protektiven Effekt ist weder eine Neusynthese von Proteinen noch eine
Konformationsänderung des Trypsinogens notwendig. Wahrscheinlich ist daher eine von Chaperonen
und Heat-Shock Proteinen unabhängige Inhibition im frühesten Stadium der vorzeitigen
Zymogenaktivierung. Bei dieser Aktivierung spielt Trypsinogen eine zentrale Rolle, ob als Auslöser
oder in einer protektiven Funktion ist Gegenstand einer kontroversen Debatte. Wir konnten in
Cathepsin B defizienten Mäusen zeigen, dass die Aktivierung von Trypsinogen in
Pankreas-Azinuszellen in Abwesenheit von Cathepsin B drastisch reduziert ist und eine experimentelle
Pankreatitis sehr viel milder verläuft. Durch die Kombination spezifischer Proteaseinhibitoren in frisch
isolierten Azinuszellen konnten wir mit fluorogenen Trypsinsubstraten nachweisen, dass die Aktivierung von
Trypsinogen durch Cystein-Proteasen wie Cathepsin B erfolgt, nicht aber durch Autoaktivierung von
Trypsinogen. Die Inaktivierung oder Autodegradation von Trypsin wurde dagegen von spezifischen
Trypsin-Inhibitoren stark gehemmt. Die Vermutung einer eher protektiven Funktion von Trypsin in der akuten
Pankreatitis wird auch durch die Analyse einer von uns neu entdeckten erblichen Mutation des kationischen
Trypsinogen Gens unterstützt. Das rekombinant exprimierte an Position 122 von Arginin zu
Cystein mutierte Trypsinogen war in der Rate der Autoaktivierung und in der Aktivierung durch
Cathepsin B stark vermindert. Auch die Autodegradation war in Abhängigkeit von der
Calcium-Konzentration reduziert. Das molekulare Modell des mutierten Trypsinogens zeigte keine
Veränderung im katalytischen Zentrum aber eine Instabilität in der Calcium-bindenden Region an.
Die Assoziation einer hereditären Pankreatitis mit einem in seiner Funktion beeinträchtigten
Trypsinogen weist erstmals auf eine protektive Funktion von Trypsinogen in der humanen Pankreatitis.
Mutationen des kationischen Trypsinogens sind bislang die einzigen genetischen Veränderungen, die
direkt mit einer erblichen Pankreatitis assoziiert sind. Die Untersuchung von Mutationen des sekretorischen
Pankreas Trypsin Inhibitors weisen eine Prävalenz bei Patienten mit hereditärer Pankreatitis nach,
sind aber nicht ursächlich für die Erkrankung.
Beteiligte Wissenschaftler: Veröffentlichungen: |
||||