Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Forschungsbericht 2001-2002
 
Institut für Humangenetik

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48149 Münster
Direktor: Prof. Dr. Jürgen Horst
 
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Forschungsschwerpunkte 2001 - 2002

Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät
Institut für Humangenetik
Syndromolgie


Kaudale Regressionsyndrome

Der Begriff der “kaudalen Regression“ [Duhamel, 1961, Arch Dis Child 36:152-155]beschreibt eine Gruppe gut bekannter, schwerwiegender Fehlbildungskomplexe im Bereich der unteren Körperhälfte, einschließlich Anomalien der lumbalen und sakralen Wirbelsäule, Kontrakturen im Bereich der Hüften und Knie, Klumpfüße sowie renaler und genitaler Anomalien. Zusätzliche, “nicht-kaudale“ Fehlbildungen der oberen Extremitäten, der Hals- und Brustwirbelsäule, des Gastrointestinaltrakts, des Gesichts und des Herzens sind häufig.

Unter pathogenetischen Gesichtspunkten stellt die “kaudale Regression“ einen polytopen Entwicklungsfelddefekt dar, wobei genetische Faktoren und/oder Teratogene die für eine normale Morphogenese verantwortlichen molekularen Signalkaskaden unterbrechen oder zu einer über das physiologische Maß hinausgehenden Apoptose prämigratorischer Neuralleistenzellen führen.

Die zugrunde liegenden Ursachen sind heterogen und bis heute weitestgehend unbekannt. In 16-28% der Fälle werden “kaudale Fehlbildungskomplexe“ im Zusammenhang mit einer diabetischen Stoffwechsellage der Mutter während der Schwangerschaft beobachtet. Andere Teratogene wie Alkohol und Retinolsäure vermögen ebenfalls ein ähnliches Fehlbildungsmuster zu erzeugen. Darüber hinaus weisen Beobachtungen eines familiären Auftretens auch auf mögliche genetische Ursachen hin. So wurde zum Beispiel HLXB9 als Locus für die autosomal dominante Sakralagenesie identifiziert [Ross et al., 1998, Nat Genet 20:358-361].

Gegenstand des Forschungsvorhabens ist die systematische und detaillierte Erhebung von klinischen und epidemiologischen Daten eines möglichst großen Kollektivs Betroffener mit den klinischen Diagnosen “kaudale Regression“, partielle Wirbelsäulenagenesie, Sirenomelie, OEIS-Komplex, VATER/VACTERL und dem sogenannten “axialen mesodermalen Dysplasiespektum“. Ziel der Datenanalyse ist es, anhand spezifischer Fehlbildungsmuster zugrundeliegende molekulare Mechanismen der normalen sowie der gestörten Morphogenese aufzudecken.

Beteiligte Wissenschaftler:

Dipl.-Med. Axel Bohring, Institut für Humangenetik, Münster

Prof. Jane A. Evans, Dept. of Human Genetics, Pediatrics and Child Health and Community Health Science, University of Manitoba, Winnipeg, Kanada

Dr. Lawrence B. Erdile, Dept. of Human Genetics, University of Manitoba, Winnipeg, Kanada

Veröffentlichungen:

Bohring A. 2002. OEIS complex, VATER, and the ongoing difficulties in terminology and delineation. Am J Med Genet 107:72-76.
 
 

Hans-Joachim Peter
EMail: vdv12@uni-muenster.de
HTML-Einrichtung: Izabela Klak
Informationskennung: FO05GA01
Datum: 2004-01-29