Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Forschungsbericht 2001-2002
 
Institut für Medizinische Psychologie

Von-Esmarch-Str. 52
48149 Münster
Direktor: Prof. Dr. Dr. F. A. Muthny
 
Tel. (0251) 83-55493
Fax: (0251) 83-55494
e-mail: postmaster.medpsych@uni-muenster.de
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Forschungsschwerpunkte 2001 - 2002

Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät
Institut für Medizinische Psychologie
Evaluation psychosozialer Fortbildung


Projekt Q1:
"Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Rehabilitation"

Projektbeschreibung
Der psychosozialen Kompetenz von Mitarbeitern in der Rehabilitation wird wesentlicher Einfluss auf eine gute Patientenversorgung und effiziente Teamarbeit zugesprochen. Hauptziel des Projekts war entsprechend die Entwicklung und Evaluation bedarfsgerechter psychosozialer Fortbildung und Supervision für die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Rehabilitation. Ziele und Aufgaben des Projekts umfassten:

  • Literaturanalysen, Analysen aktueller psychosozialer Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote für die Rehabilitation,
  • empirische Untersuchungen zu Arbeitszufriedenheit und Fortbildungsbedarf des Personals,
  • die Entwicklung und Durchführung bedarfsgerechter Fortbildungsangebote, sowie
  • die systematische Evaluation der Veranstaltungen.

Vier empirische Teilstudien leisteten (anonym, Untersuchungsinstrument Fragebogen):

  • Untersuchungen zur Arbeitszufriedenheit und zum Bedarf an psychosozialer Fortbildung,
  • Dokumentation der Durchführung von Fortbildungs-Veranstaltungen,
  • Evaluation der Veranstaltungen aus Teilnehmer- und Fortbilder-Sicht und
  • Evaluation studentischer Lehre (im Medizinstudium) zur Rehabilitation.

Eine differenzierte Erfassung des psychosozialen Fortbildungsbedarfs wurde durch eine empirische Studie mit 269 Rehabilitationsmitarbeitern geleistet (Ärzte, Pflegekräfte, Physiotherapeuten). Dass 73% der Befragten bisher nicht an psychosozialer Fortbildung teilgenommen haben, zeigt eindrücklich die Defizite; über 2/3 bestätigen entsprechend in ihren Erwartungen ein breites Spektrum von Fortbildungszielen wie Wissensvermittlung, bessere Bewältigung von Konflikten mit den Patienten, Verbesserung der Handlungskompetenz im Gespräch und Verbesserung der diagnostischen Kompetenz für psychosoziale Störungen. Bezüglich der Arbeitsform hat offensichtlich Fallarbeit die größte Zustimmung (70%), gefolgt von Teamgespräch (61%) und Training von Gesprächsführung, aber auch Schaffung eigener emotionaler Entlastung (je 57%).

Thematisch wird dem 'Umgang mit fordernd-aggressiven Patienten' bzw. mit depressiven Patienten höchste Priorität zugesprochen (über 80% mit ausgeprägten Ratings), gefolgt von 'Krankheitsbewältigung' (66%), 'Umgang mit ängstlichen Patienten' (63%) und 'Möglichkeiten des eigenen Selbstschutzes' (60%). Unterschiede zwischen den Berufsgruppen bestehen eher in der Höhe der Ausprägung als in der grundsätzlichen Einschätzung.

Zentrale Ziele der durchgeführten 2-3-stündigen Veranstaltungen bestanden in der Wissensvermittlung, Auseinandersetzung mit beruflicher Identität und mit Belastungen im Beruf, Eröffnung von Möglichkeiten zur berufsbezogenen Selbsterfahrung, Erhöhung der Handlungskompetenz und Verbesserung der Kooperationsfähigkeit im Team. Die multimethodale Durchführung schloss verschiedene Elemente ein (Referat, Fallarbeit, Kleingruppenarbeit, Diskussionen, Rollenspiel, Selbsterfahrung und Gesprächstraining).

55 zwei- bis dreistündige Veranstaltungen wurden durchgeführt (z.T. auch bereits durch 6 der vom Projekt insgesamt trainierten 37 Moderatoren), was eine gute Akzeptanz der Fortbildungsangebote belegt. Offensichtlich bestand das höchste Interesse (gemessen an der faktischen Inanspruchnahme) an den Themen 'Umgang mit fordernd-aggressiven Patienten', gefolgt von Krankheitsverarbeitung, Depression/ Suizidalität, Patientenmotivierung und Kommunikation/ Gesprächsführung. Die Rückmeldungen der 529 Seminar-Teilnehmer (15% Ärzte, 30% Pflegekräfte, 18% Physiotherapeuten) zeigen hohe Zufriedenheit mit Durchführung und Leitung (80%), vor allem mit der Verständlichkeit, dem gegenseitigen Austausch und der Rückmeldung der Gruppenleiter, ausdrücklich aber auch mit der Interdisziplinarität des Teilnehmer-Kreises. Dies bestätigt die Akzeptanz gemeinsamer Lernerfahrung verschiedener Berufsgruppen.

Wirkungen und Einflüsse der Fortbildungen wurden von 89% in der 'Nützlichkeit für die klinische Arbeit insgesamt' gesehen, im 'Wissen über Kooperationsmöglichkeiten im Team' (mehr als 50%, die hier starke bis sehr starke Wirkungen angaben), gefolgt von 'Förderung der Kooperation', 'konkrete Hilfe für den Patienten' und 'Verbesserung der Beziehung zu Patienten' sowie in der 'eigenen Verarbeitung beruflicher Belastung' (jeweils über 40%, die hier starke Wirkungen angaben).

Die Evaluation der studentischen Lehre zur Rehabilitation (Pflichtpraktika: 'Einführung in die klinische Medizin' und 'Berufsfelderkundung' für Medizinstudierende) zeigte, dass das Praktikum in der Rehabilitation eine hohe Zustimmung als wichtiges (und weiter durchzuführendes) Einführungspraktikum erhielt und "neue Perspektiven eröffnet" hat.

Konsequenzen und Umsetzungsaspekte aus den Forschungsergebnissen ergeben sich im Hinblick auf die Qualität der Patientenversorgung wie auch auf die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter und zielen vor allem ab auf

  • eine bessere Integration rehabilitationsspezifischer Themen in die Ausbildung verschiedener Berufsgruppen (Ärzte, Pflegekräfte, Physiotherapeuten) und entsprechende curriculare Empfehlungen bzw. ihre Umsetzung,

  • mehr und stärker bedarfsorientierte Fort- und Weiterbildungsangebote, insbesondere im Rahmen der Reha-Spezialisierung (z.B. Facharzt für Rehabilitationswesen, Fachschwester für Rehabilitation, Rehabilitations-psychologie) und

  • eine institutionelle Verankerung von Fortbildungsangeboten (sowohl regional wie auch überregional sinnvoll).

Projektdauer:

3,5 Jahre (01.01.1999 - 30.06.2002)

Drittmittelgeber:

BMBF-/VDR, Projekt im NRW-Forschungsverbund Rehabilitationswissenschaften im Rahmen des BMBF-/VDR-Förderschwerpunkts Rehabilitationsforschung

Beteiligte Wissenschaftler:

F.A. Muthny (Institut für Medizinische Psychologie), A Mariolakou. R.P. Nippert (Universitätsklinikum Münster, UKM), H. Delbrück (Klinik Bergisch-Land der LVA Rheinprovinz Wuppertal)

Veröffentlichungen:

Muthny, F.A., Mariolakou, A. (2000): Arbeitszufriedenheit im Reha-Team und der Bedarf an psychosozialer Fortbildung – eine empirische Untersuchung mit 269 Fachkräften in der Rehabilitation. Prävention und Rehabilitation, 12, 45 – 53.

Muthny, F.A., Mariolakou, A. (2002): Pflegekräfte in der stationären Rehabilitation - Arbeitszufriedenheit, Motivation für interdisziplinäre Zusammenarbeit und für den Erwerb psychosozialer Kompetenz. Pflege, 15, 61-68.

Mariolakou, A., Muthny, F.A. (2002): Arbeitszufriedenheit und Bedarf an psychosozialer Fortbildung von Physiotherapeuten in der Rehabilitation. Zeitschrift für Physiotherapeuten, 54, 2-7.

 
 

Hans-Joachim Peter
EMail: vdv12@uni-muenster.de
HTML-Einrichtung: Izabela Klak
Informationskennung: FO05AAD01
Datum: 2004-01-30