Forschungsbericht 1999-2000 | |
Sonderforschungsbereich 496 "Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme vom Mittelalter bis zur französischen Revolution" Salzstr. 41 48143 Münster Tel. (0251) 83-27914/13 Fax: (0251) 83-27911 e-mail: SFB496.Sekretariat@uni-muenster.de WWW: http://www.uni-muenster.de/SFB496 Sprecher: Prof. Dr. Gerd Althoff | |
Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Sonderforschungsbereiche Sonderforschungsbereich 496 "Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme vom Mittelalter bis zur französischen Revolution" Teilprojekt C5/Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer | ||||
Macht und Ritual im Zeitalter der Französischen Revolution
Die Französische Revolution bildete nicht nur die Achsenzeit der politischen
Moderne, sondern es verband sich mit dem zäsurstiftenden Prozeß von
1789 nicht zuletzt auch die Setzung eines kulturellen Umbruchs, welcher die
Revolution in den Rang eines kontinuierlichen Ereignisses erhob, das bis in die
unmittelbare Gegenwart ausstrahlt. Die politisch-gesellschaftlichen Leitmotive von
1789 bezogen ihre epochal prägende Evidenz dabei nicht allein aus jenem
Forderungskatalog, der die Legitimität und Begründung politischer
Herrschaft u.a. an die Bindung und Wahrnehmung allgemein partizipatorischer Rechte
band; vielmehr vermittelte sich erst über die analog gesetzten symbolischen
Prägungen, Lebens- und Ausdrucksstile der Revolutionszeit jener fundamentale
Zusammenhang, der die politisch-normativen Gehalte der Zäsur von 1789 in den
subjektiven Sinnhaushalt ihrer sozialen Trägerschichten einlagerte. Dazu
zählten gemeinschaftsbildende Tischbankette ebenso wie die Ausprägung
einer spezifischen revolutionären Festkultur oder die Pflanzung von
Freiheitsbäumen - mithin die Ausprägung eines "modernen" Zeichen- und
Symbolsystems, dessen Verweiszusammenhänge in differenter Weise und in
unterschiedlichen Formen an den politisch rationalen Aussagegehalt der Forderungen
von 1789 anknüpften. Insofern hatte sich - in der Nachfolge Rousseaus - die
Denk- und Diskurstradition der Aufklärungsgesellschaft des
18. Jahrhunderts Momenten der symbolischen Darstellung ihres (utopischen)
Wissens gegenüber ebenso aufgeschlossen wie sie umgekehrt ein Stück
ihres intellektuellen Bewußtseins aus dieser kulturellen Selbstbeschreibung
bezog. Während der Französischen Revolution beruhte schließlich
nicht zuletzt die Tradierung ihrer normativen Aussagen auf der Weitergabe ihrer
symbolgeprägten Ontologie.
Unterschiedliche revolutionäre Praxisfelder werden im Rahmen des Forschungsprojekts
auf vier Ebenen untersucht: Zum einen fragt das Projekt nach spezifischen Ausprägungen
von revolutionärer Soziabilität und Öffentlichkeit und untersucht unter
diesem Gesichtspunkt den Zeitraum von den revolutionären Clubs bis zu den sozialen
Bewegungen der frühen Julimonarchie. Zum anderen werden Formen symbolisch
inszenierter Öffentlichkeit auch im Rahmen eines deutsch-französischen
Vergleichs analysiert. Entsprechende Fragestellungen sollen auf der Mikroebene ebenfalls
für ausgewählte Kommunen (Amiens und Lille) thematisiert werden,
während in einem vierten Projektbereich das Augenmerk dem symbolisch
geführten Diskurs der Gegenrevolution gilt. Im ersten Projektjahr (2000) hat sich die
Forschungstätigkeit primär auf zwei Bereiche konzentriert: Dabei wurden die
theoretischen Ausgangshypothesen auf der Grundlage empirisch gewonnenen Materials auf ihre
Validität überprüft; parallel wurde in der ersten Projektphase mit der
Erhebung archivalischer Quellen begonnen. Recherchen sind von den verantwortlichen
Projektmitarbeitern hauptsächlich in den Archives Nationales Paris, im
nordrhein-westfälischen Hauptstaatsarchiv (Düsseldorf) sowie im Staatsarchiv
Münster durchgeführt worden. Ergänzend wurde einschlägiges
Bildmaterial in der Bibliothèque Nationale de France (Paris) eingesehen. Die
empirischen Vorarbeiten sollen in der zweiten Projektphase (unter Einschluß der
Erhebung kommunalen Archivmaterials in Amiens) zum Abschluß gebracht werden,
wobei zeitgleich die Niederschrift erster Forschungsergebnisse beabsichtigt ist.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
||||
Hans-Joachim Peter