Forschungsbericht 1999-2000 | |
Sonderforschungsbereich 493 Funktionen von Religion in antiken Gesellschaften des Vorderen Orients Universitätsstr. 13-17 (Geschäftsstelle); Wilmergasse 3-4 (Mitarbeiter) 48143 Münster Tel. (0251) 83-22513 (Sprecher Prof. Dr. Albertz); 83-22572 (Geschäftsführung Dr. Schmitt), 25210 (Sekretariat Alickmann) Fax: (0251) 83-25209 e-mail: azerkavo.mail@uni-muenster.de WWW: http://www.uni-muenster.de/SFB 493 Sprecher: Prof. Dr. Rainer Albertz; Geschäftsführer Dr. Rüdiger Schmitt | |
Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Sonderforschungsbereiche Sonderforschungsbereich 493 Funktionen von Religion in antiken Gesellschaften des Vorderen Orients Teilprojekt B3 (Prof. Dr. K. Löning) | ||||
Neubegründung religiöser Kultur in der Krise
Daß die Konfrontation der Kulturen des Alten Vorderen Orients
einschließlich Ägypten mit dem Hellenismus nach der Etablierung der
Diadochenreiche als ein zutiefst traumatischer Prozeß verlaufen ist, beruht
u. a. darauf, daß sich der Hellenismus nicht zuletzt als kulturelle Macht im
Alten Vorderen Orient hat durchsetzen können, und zwar über das
politische Instrument der hellenistischen Bildung (Paideia). Die Zeit des Hellenismus
ist weit mehr als die Epoche der griechischen Polis durch das Prinzip der Bildung
bestimmt. Der Begriff der Paideia, ursprünglich Ausdruck der griechischen
Überlegenheit gegenüber den Barbaren, wird bereits in klassischer Zeit
so verallgemeinert, daß der hunamitäre Standard des Hellenentums nicht
mehr primär als ethnische Errungenschaft, sondern als universell durch
Erziehung vermittelbar verstanden wird. Jeder Mensch kann zur Tugend und damit zu
wahrer Humanität erzogen werden. Dieses anthropologisch verallgemeinerte
hellenische Kulturideal der duch Paideia vermittelten Humanität wird im
Zeitalter des Hellenismus zu einem Instrument der Hellenisierung des Alten Vorderen
Orients einschließlich Ägyptens.
Im Teilprojekt B 3 soll dieses Phänomen auf interdisziplinärer Basis
untersucht werden. Erforscht wird die Funktion und die Transformation von Religion in
Prozessen der Auseinandersetzung um Verlust und Neugewinnung kultureller Identität,
insbesondere die Bedeutung religiösen Wissens bei der alternativen Konstruktion
gesellschaftlicher Wirklichkeit und der Neuetablierung religiöser Kultur. Von
fundamentaler Bedeutung ist dabei die Wechselbeziehung zwischen den
politisch-gesellschaftlichen und kulturellen Ursachen der Entstehung eines explizit
religiös artikulierten Krisenbewußtseins auf der einen und den diesen Faktoren
entsprechenden Bewältigungsstrategien auf der anderen Seite.
Der spezifische Aspekt des Arbeitsprogramms dieses Teilprojekts ist die Frage nach Struktur
und Leistung identitätsstiftenden religiösen Wissens kognitiver Minderheiten.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter