Politisches Denken und politische Kultur des Alten Reiches

Das Heilige Römische Reich deutscher Nation ist lange Zeit an den anachronistischen Maßstäben des modernen Machtstaates gemessen worden. Inzwischen werden demgegenüber die ständischen Verfassungen des Reiches und seiner Territorien eher als Vorläufer parlamentarischer Staatlichkeit aufgefaßt. Das Projekt geht hingegen davon aus, daß diese neueren Ansätze, die vom Bemühen um demokratisch-rechtsstaatliche Traditionsstiftung geleitet sind, ebenfalls zu perspektivischen Verzerrungen führen. Stattdessen wird versucht, die politische Kultur des Reiches und seiner Glieder in ihrer vormodernen Fremdheit wahrzunehmen, der man mit modernen Verfassungskategorien nicht gerecht werden kann. Dazu dienen zum einen theorie- und begriffsgeschichtliche, zum anderen kulturgeschichtliche Herangehensweisen.

Beteiligte Wissenschaftler:

Prof. Dr. B. Stollberg-Rilinger, Dr. Michael Sikora

Veröffentlichungen:

Stollberg-Rilinger, B.: Vormünder des Volkes? - Konzepte landständischer Repräsentation in der Spätphase des Alten Rei-ches (Historische Forschungen, Bd.64). Berlin: Duncker & Humblot 1999

Dies.: Der Grafenstand in der Reichspublizistik, in: Heide Wunder, Hrsg., Geschlecht und Geschlechter (Tagung in Kassel, September 1997), erscheint als Beiheft zur ZHF, Berlin 2001 (im Druck)

Dies.: Was heißt landständische Repräsentation? Überlegungen zur argumentativen Verwendung eines politischen Begriffs, in: Zeitsprünge. Forschungen zur Frühen Neuzeit 4, 2000, 120-135

Dies.: Die Wahlkapitulation als Landesgrundgesetz? Zur Umdeutung altständischer Verfassungsstrukturen in Kurmainz am Vorabend der Revolution, in: Helmut Neuhaus, B. Stollberg-Rilinger (Hrsg.), Menschen und Strukturen Alteuropas. Festschrift für Johannes Kunisch zum 65. Geburtstag (erscheint Januar 2002)

Dies. (Hrsg.): Vormoderne politische Verfahren. Tagung in Münster, September 1999 (ZHF, Beiheft 25), Berlin: Duncker & Humblot 2001 Michael Sikora, Der Sinn des Verfahrens, in: ebd.