Forschungsbericht 1999-2000 | |
Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft
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Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 06 - Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft Pädagogische Psychologie | ||||
Perzeption schulischer Lernstörungen
Lern- und Leistungsstörungen im schulischen Unterricht haben in den letzten
Jahrzehnten an Häufigkeit und Schwere zugenommen. In der Untersuchung wird
erkundet, wie besonders GrundschullehrerInnen unter dem Druck des Alltagshandelns
diese Problematik wahrnehmen, reflektieren und berücksichtigen können.
Neigen sie beispielsweise eher zur Stereotypisierung oder besteht bei ihnen auf der
Basis differenzierterer Fachkenntnisse eine Sensibilisierung für spezifische
Wirkungszusammenhänge aus diesem Problemfeld, die ihr pädagogisches
Handeln mitbestimmt? An einer Stichprobe von GrundschullehrerInnen aus Hessen
und aus NRW wird neben einer allgemeinen Exploration des Umgangswissens
über schulische Lern- und Leistungsstörungen beispielsweise untersucht,
ob der subjektive, eher diffuse Wahrnehmungsgegenstand "Schlechter
Schüler" von dem spezifischen und wohl definierten
Wahrnehmungsgegenstand "Schüler mit
Lese-Rechtschreib-Schwäche" kognitiv unterschieden wird. Über
den Einsatz von Polaritätsprofilen (Einschätzung von je 25
gegensätzlichen Merkmalspaaren) wird vergleichend geprüft, ob der
hypothetische "Schlechte Schüler" von den befragten LehrerInnen
ebenso stereotyp wahrgenommen und eingeschätzt wird wie der hypothetische
"LRS-Schüler". Die Kurvenzüge der Profil-Mittelwerte
erwiesen sich dabei als nicht vollständig kongruent. Es sind also bei den
beurteilenden Personen tendenziell unterschiedliche Vorstellungen über die
beiden Wahrnehmungsobjekte vorhanden. Die LehrerInnen möchten durchaus
pauschalierende Schülerbeurteilungen vermeiden und sind eher um eine
individualisierende Betrachtungsweise bemüht, bei der sie ihr
einschlägiges Fachwissen einsetzen und die besonderen Umstände des
Einzelfalls eher berücksichtigen. Dieser Tendenz-Befund scheint auch nicht
mehr in Übereinstimmung zu stehen etwa mit Ergebnissen von Elfriede
Höhn (1967), nach denen das Stereotyp des "Schlechten
Schülers" von Lehrern wie Schülern z.B. mit "dumm und
faul" und weiteren Negativeigenschaften ausgestattet war. Ob und wieweit sich
tatsächlich ein genereller Wandel der Beurteilungskompetenzen bzw. der
impliziten Persönlichkeitstheorien der GrundschullehrerInnen vollzogen hat,
müßten weitere empirische Studien klären.
Beteiligte Wissenschaftler: |
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Hans-Joachim Peter