Forschungsbericht 1999-2000 | |
Institut für Immunologie
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Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät Institut für Immunologie Arbeitsbereich Prof. Dr. E. Kölsch | ||||
T Suppressor Zellen als Komponenten der Homöostase des Immunsystems
Zahlreiche immunologisch relevante Antigene besitzen Kohlenhydrahtstrukturen. So
ist beispielsweise bei kapselbildenden Bakterien die Polysaccharidkapsel von
entscheidender Bedeutung für die Pathogenität und Immunogenität
dieser Organismen; nur wenn Antikörper gegen die spezifischen
Kohlenhydratstrukturen der Kapsel gebildet werden, ist eine Komplement-vermittelte
Lyse der Bakterien möglich. Exemplarisch für Immunantworten gegen
diese konservierten hochrepetetiven Polysaccharidantigene wurde die Immunantwort
gegen das Antigen a(1®3) Dextran aus Leukonostok mesenteroides NRRL
B1355S untersucht. Dieses Dextran besteht zu 45% aus a(1®3) glykosidischen
Bindungen, die die antigene Determinante des Moleküls darstellen und wird den
sog. "thymusunabhängigen" (TI) Antigenen (Typ II) zugeordnet, ist also in
der Lage, B Zellen ohne T Zell Hilfe zu aktivieren. Immunantworten gegen TI Antigene
unterscheiden sich in wesentlichen Punkten von denen gegen Proteinantigene.
Obgleich die Immunantwort gegen Dextran ohne T Helferzellen abläuft,
unterliegt die humorale Immunantwort einer restriktiven T Zellkontrolle. So wird in
euthymischen BALB/c Mäusen die Isotypenverteilung durch T Suppressorzellen
(repräsentativ ist der T Zell Klon 178-4 Ts) vor allem auf die Bildung von IgM
begrenzt, die für die Bildung Dextran-spezifischer IgG Antikörper
verstummen zu einem großen Teil in einem Zustand der Anergie. Die wenigen
gebildeten IgG Antikörper sind strukturell identisch, sie tragen ausnahmslos den
J558 Idiotypen. Hierbei besteht eine sehr enge, vermutlich genetisch determinierte
Wechselwirkung zwischen Dextran-spezifischen B Zellen und ihren
Idiotyp-spezifischen regulatorischen Ts Zellen. Die T/B Zell Interaktion erfolgt
hierbei über ein MHC Klasse II (I-Ed) präsentiertes Peptid
der CDR3 Region der schweren Kette des J558 Idiotyps, was - zusammen mit
einer Costimulation über CD28/B7-1 Wechselwirkungen - zu einer
Aktivierung der regulatorischen 178-4 Ts analogen T Zellen und somit zu einer
Dominanz des J558 Idiotyps führt. Diese strukturelle Homogenität der
Dextran-spezifischen IgG Antikörper wird durch einen Ausfall der T
Zellkontrolle aufgehoben. So ist die anti-Dextran Antwort in athymischen BALB/c
nu/nu Mäusen durch ein breites Spektrum strukturell unterschiedlicher IgG
Antikörper verschiedenster Idiotypen gekennzeichnet. Darüber hinaus ist
bei der Kultur aufgereinigter naiver B Zellen nach einem Klassenwechsel in
vitro ebenfalls eine hohe Diversität unter den Dextran-spezifischen IgG
Antikörpern zu beobachten. Diese Antikörperdiversität wird durch
178-4 Ts Zellen eingeschränkt; so dominiert in der Cokultur
Dextran-spezifischer B Zellen mit 178-4 Ts Zellen ebenfalls der J558 Idiotyp,
Antikörper mit anderen Idiotypen kommen praktisch nicht vor. Ein Teil dieser
hochdiversen IgG Antikörper, nicht aber Antikörper des J558 Idiotyps,
kreuzreagiert mit körpereigenem Gewebe. So kreuzreagieren 30% der
Dextran-spezifischen IgG mAk aus BALB/c nu/nu Mäusen mit gegenüber
dem J558 Idiotypen veränderten schweren Ketten, trotz vergleichbarer
Avidität zum Antigen Dextran, mit einem autologen BALB/c Kernprotein.
Dieses Protein konnte als das Histon H3 identifiziert werden. Autoantikörper
gegen Histone stehen im Zusammenhang mit zahlreichen Autoimmunerkrankungen
wie dem systemischen Lupus Erythematosus (SLE) oder Myastenia gravis. Die
Hauptfunktion der regulatorischen T Zellen in vivo besteht daher in der
Verhinderung der Antikörperdiversität während der Immunantwort
gegen das bakterielle Polysaccharidantigen a(1®3) Dextran, die von Antikörpern des J558
Idiotyps dominiert wird. Eine genetisch determinierte auf bewährte Idiotypen
beschränkte humorale Antwort scheint im bei strukturell konservierten
Antigenen wie bakteriellen Polysacchariden einer mit Affinitätsreifung und
Antikörperdiversifikation einhergehenden Immunantwort, die durch
Rekombinationsprozesse die Gefahr des Entstehens von Autoantikörpen mit
sich bringt, überlegen zu sein.
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Hans-Joachim Peter