Klassifikation parodontaler Erkrankungen

Unter internationaler Beteiligung aus fünf Kontinenten wurde eine neue Klassifikation parodontaler Erkrankungen erarbeitet. Wir übernahmen dabei die Aufgabe, die bisherigen Klassifikationen "Adulte Parodontitis", "Rapid progressive Parodontitis" und "Refraktäre Parodontitis" zu überarbeiten. Querschnittsuntersuchungen wurden daraufhin analysiert, ob die erste Manifestation der Parodontitis am häufigsten bei Erwachsenen auftritt. Zusätzlich wurden die Progressionsraten anhand longitudinaler Arbeiten usammengeführt. Keine klinischen, histologischen oder mikrobiologischen Faktoren konnten identifiziert werden, die auf unterschiedliche Krankheitsentitäten innerhalb chronischer Parodontitiden hinweisen. Prävalenz, Ausdehnung und Schweregrad der Parodontitis nehmen kontinuierlich mit dem Alter zu und es gibt keinen Altersabschnitt, bei dem die Erkrankung am Häufigsten auftritt. Die Progredienzen von Parodontitiden zeigen hohe intraindividuelle Variabilität, jedoch konnte kein natürlicher Schwellenwert gefunden werden, die eine Unterscheidung zwischen verschiedenen Progressionsraten erlaubt. Man kam zum Konsens, dass die wissenschaftliche Basis für die alten Klassifikationen "Adulte Parodontitis" und refraktäre Parodontitis" fehlten. Obwohl eine Grundlage für die Klassifikation "Rapid progressive Parodontitis" vorliegt, erschien diese Diagnose aufgrund des zur Verifikation notwendigen, unrealistisch hohen Untersuchungsaufwandes, in der Klinik nicht von Nutzen sei. Basierend auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen, wurde der Begriff "Chronische Parodontitis" in die neue Klassifikation parodontaler Erkrankungen aufgenommen und die Begriffe "Adulte Parodontitis", Rapid progressive Parodontitis" und "Refraktäre Parodontitis" ersatzlos gestrichen.

Beteiligter Wissenschaftler:

Prof. Dr. T.F. Flemmig

Veröffentlichungen:

Flemmig, T.F.: Periodontitis. Ann Periodontol. 1999;4:32-38