Forschungsbericht 1999-2000   
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Direktor: Prof. Dr.med. Norbert Senninger, FACS

 
 
 
[Pfeile  gelb] Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät
Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie
Sektion Chirurgische Forschung
 


Entwicklung und Implementation eines Telepathologiesystems

Telepathologie umfaßt die Übertragung mikro- und makroskopischer Bilddaten über Kommunikationsnetzwerke zum Zweck medizinischer Diagnostik und Ausbildung. Haupteinsatzgebiete sind die intraoperative Schnellschnittdiagnostik bei Häusern ohne eigene Pathologie-Einheit sowie das Einholen zweiter Meinungen (Telekonsultation). Hierbei steht in der Regel eine Mikroskop- und Servereinheit über Telekommunikationsnetze mit einem Clientrechner in Verbindung, von dem aus die Befundung erfolgt. Im Zuge der wachsenden Verfügbarkeit digitaler Datenleitungen und elektronischer Informationssysteme im Gesundheitswesen haben sich die Voraussetzungen für ihre praktische Nutzung in den vergangenen Jahren drastisch verbessert.

Über einen Zeitraum von 8 Monaten wurden 4 Systeme kommerzieller Anbieter evaluiert. Betrachtet wurde neben der Funktionalität die Stabilität und Datenschutzfunktionalität der Systeme. Besonderes Augenmerk wurde auf die Interoperabilität im Sinne der Umsetzung etablierter Standards zum Datenaustausch gelegt.

Neben der von allen Systemen erfüllten Basisfunktionalität ergaben sich deutliche Unterschiede im verwendeten Paradigma (Übertragung von Standbildern, Live-Videos oder Bildfragmenten) und der Stabilität der Systeme. Deutliche Defizite ergaben sich im Bereich Datenschutz (integrierte Verschlüsselung nur in einem System) und Interoperabilität (kein System enthielt eine standardisierte Schnittstelle für den klinischen Datenaustausch).

In der Chirurgie können neue Anwendungsfelder für die Telepathologie erschlossen werden. Neben der klassischen Nutzung in der Schnellschnittdiagnostik kann die Infrastruktur auch für wissenschaftliche Telekooperationen sowie in der Lehre verwendet werden. Telepathologische Dienstleistungen können von festen Arbeitszeiten entkoppelt werden. Weitere Potentiale im Sinne der Optimierung von Arbeitsabläufen und Verfügbarkeit von digitalen Befunden ergeben sich durch die Integration der Telepathologie in Krankenhausinformationssysteme. Die praktische Umsetzung scheitert hier z.Zt. noch an der begrenzten Interoperabilität der evaluierten Systeme. Für eine klinikübergreifende Nutzung über offene Datenleitungen sowie auf dem Gebiet der Datensicherheit besteht hier dringender Nachholbedarf in der Umsetzung bereits etablierter offener Standards. Vor einer breiten Nutzung der Telepathologie in der Routine müssen zudem rechtliche Fragen wie Haftung und Abrechnung bei telemedizinischen Dienstleistungen durch die jeweiligen Fachgesellschaften gelöst werden.

Beteiligte Wissenschaftler:

Prof. Dr. H.U. Spiegel, Dr. T. Ganslandt, Prof. Dr. E. Korsching, Prof. Dr. H.U. Prokosch, Prof. Dr. H. Herbst, Prof. Dr. W. Böcker, Prof. Dr. N. Senninger, Dr. M. Brüwer, C. Schleicher

Veröffentlichungen:

Ganslandt, T., E. Korsching, W. Boecker, H.U. Spiegel, N. Senninger: Critical evaluation of currently available commercial telepathology systems.
Analytical Cellular Pathology 18, 22-23 (1999)

Spiegel, H.U., T. Ganslandt, E. Korsching, W. Boecker, N. Senninger: Telepathology system: A critical evaluation.
Journal of Investigative Surgery 12, 299 (1999)

Ganslandt, T., E. Korsching, M.L. Müller, H. Herbst, H.U. Spiegel, H.U. Prokosch, N. Senninger: Telepathology Network: Conceptual groundwork and evaluation.
In: Studies in Health Technology and Informatics - Medical Infobahn for Europe;
Hrsg. Hasmann A et al. IOS Press, Amsterdam, Vol. 77, 1122-1126 (2000)

 
 
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Hans-Joachim Peter
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Datum: 2002-03-11