Forschungsbericht 1999-2000 | |
Klinik und Poliklinik für
Allgemeine Chirurgie
Waldeyerstrasse 1 48149 Münster Tel. (0251) 83-56303 Fax: (0251) 83-56414 e-mail: senning@uni-muenster.de WWW: http://medweb.uni-muenster.de/institute/achir/ Direktor: Prof. Dr.med. Norbert Senninger, FACS | |
Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie Sektion Chirurgische Forschung | ||||
Entwicklung und Implementation eines Telepathologiesystems
Telepathologie umfaßt die Übertragung mikro- und makroskopischer
Bilddaten über Kommunikationsnetzwerke zum Zweck medizinischer
Diagnostik und Ausbildung. Haupteinsatzgebiete sind die intraoperative
Schnellschnittdiagnostik bei Häusern ohne eigene Pathologie-Einheit sowie das
Einholen zweiter Meinungen (Telekonsultation). Hierbei steht in der Regel eine
Mikroskop- und Servereinheit über Telekommunikationsnetze mit einem
Clientrechner in Verbindung, von dem aus die Befundung erfolgt. Im Zuge der
wachsenden Verfügbarkeit digitaler Datenleitungen und elektronischer
Informationssysteme im Gesundheitswesen haben sich die Voraussetzungen für
ihre praktische Nutzung in den vergangenen Jahren drastisch verbessert.
Über einen Zeitraum von 8 Monaten wurden 4 Systeme kommerzieller Anbieter
evaluiert. Betrachtet wurde neben der Funktionalität die Stabilität und
Datenschutzfunktionalität der Systeme. Besonderes Augenmerk wurde auf die
Interoperabilität im Sinne der Umsetzung etablierter Standards zum Datenaustausch
gelegt.
Neben der von allen Systemen erfüllten Basisfunktionalität ergaben sich deutliche
Unterschiede im verwendeten Paradigma (Übertragung von Standbildern, Live-Videos
oder Bildfragmenten) und der Stabilität der Systeme. Deutliche Defizite ergaben sich im
Bereich Datenschutz (integrierte Verschlüsselung nur in einem System) und
Interoperabilität (kein System enthielt eine standardisierte Schnittstelle für den
klinischen Datenaustausch).
In der Chirurgie können neue Anwendungsfelder für die Telepathologie
erschlossen werden. Neben der klassischen Nutzung in der Schnellschnittdiagnostik kann die
Infrastruktur auch für wissenschaftliche Telekooperationen sowie in der Lehre verwendet
werden. Telepathologische Dienstleistungen können von festen Arbeitszeiten entkoppelt
werden. Weitere Potentiale im Sinne der Optimierung von Arbeitsabläufen und
Verfügbarkeit von digitalen Befunden ergeben sich durch die Integration der
Telepathologie in Krankenhausinformationssysteme. Die praktische Umsetzung scheitert hier
z.Zt. noch an der begrenzten Interoperabilität der evaluierten Systeme. Für eine
klinikübergreifende Nutzung über offene Datenleitungen sowie auf dem Gebiet der
Datensicherheit besteht hier dringender Nachholbedarf in der Umsetzung bereits etablierter
offener Standards. Vor einer breiten Nutzung der Telepathologie in der Routine müssen
zudem rechtliche Fragen wie Haftung und Abrechnung bei telemedizinischen Dienstleistungen
durch die jeweiligen Fachgesellschaften gelöst werden.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter