Forschungsbericht 1999-2000 | |
Institut für Wirtschaftsinformatik
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Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Institut für Wirtschaftsinformatik Lehrstuhl Prof. Dr. Heinz Lothar Grob (Wirtschaftsinformatik und Controlling) | ||||
Controllinginformationssysteme, insb. Öko-Controlling
Ökonomische und ökologische Ziele werden häufig als ausschließlich
konfliktär angesehen. Nicht bedacht wird dabei, daß Unternehmen mit
ökologisch vorteilhaften Produkten langfristig Wettbewerbsvorteile realisieren
können, da die ökologische Qualität eines Produktes für bestimmte
Kundengruppen ausschlaggebend für deren Kaufverhalten ist. Als problematisch bei der
Vermarktung solcher Produkte ist festzustellen, daß die versprochene Umwelteigenschaft
des Produktes nur eine Vertrauenseigenschaft darstellt. Indes kann das Vertrauen der
Konsumenten durch Informationsinstrumente, wie Umweltlabel und Zertifizierungen
gestärkt werden. Aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht sind im Rahmen des
Forschungsprojektes Möglichkeiten zur Standardisierung von Umweltmarkierungen
untersucht werden, um die Auswirkungen auf betriebswirtschaftliche Kenngrößen
des Controlling zu prognostizieren. Dabei kommt der Ökobilanz eine herausragende
Bedeutung zu. Für Unternehmen mit ökologisch vorteilhaften Produkten, aber auch
für die Gesellschaft, besteht ein erhebliches Interesse daran, durch Ökobilanzen
entscheidungsrelevante Informationen zu gewinnen, so daß bereits kurz- bis mittelfristig
eine Harmonisierung ökonomischer und ökologischer Ziele erreicht werden kann.
Aufbauend auf den für die Umweltproblematik relevanten Theorien der
Wirtschaftswissenschaft wurden die verschiedenen Varianten der bewerteten Stoff- und
Energiebilanz im Hinblick darauf analysiert, ob sich für sie ein
betriebsübergreifender Einsatz eignet. Bei der Entwicklung des Wortmodells wurde der
informatorische Ansatz als UBP-Ansatz (Umweltbelastungspunkte) konkretisiert. Die
Konkretisierung sieht vor, daß nur die produktbezogene Stoff- und Energiebilanz und
deren Bewertung im Unternehmen durchzuführen ist. Subjektive
Bewertungsmöglichkeiten wurden somit im betrieblichen Entscheidungsbereich
weitgehend reduziert, der unternehmerische Anteil an der Bilanzierungsaufgabe und somit die
betrieblichen Kosten konnten als gering eingeschätzt werden. Der UBP-Ansatz soll mit
möglichst geringen ordnungsrechtlichen Eingriffen die Möglichkeit für
Unternehmen schaffen, nach der einheitlichen Erhebung und Bewertung der
Umwelteinflüsse eine Markierung zu verwenden, die aufgrund der Transparenz,
Einheitlichkeit und Vollständigkeit zu hoher Konsumentenakzeptanz führen soll.
Dem Konsumenten und anderen Anspruchsgruppen sollen sowohl hochaggregierte als auch
disaggregierte medien- bzw. lebenszyklusspezifische Produktinformationen aufgezeigt werden
und dadurch den Konsumenten die durch die Konsumwahl induzierte Umweltbelastung
überlassen.
Der informatorische Einsatz zertifizierter Ökobilanzen stellt den Wettbewerb um den
Konsumenten in den Vordergrund der Betrachtung. Zur Gewinnung quantitativer Daten ist ein
Modell entwickelt worden, das sowohl unternehmensinterne als auch -externe Bereiche
berücksichtigt. Produktion, Marketing und Finanzierung bilden den Kern des Modells,
das auch den politischen Bereich sowie das Kaufrisiko und das Kaufverhalten des Konsumenten
umfaßt. Zur DV-technischen Realisierung wurde das Konzept System Dynamics
verwendet und das Simulationswerkzeug Power Sim eingesetzt. Die Simulation des Modells
ermöglicht, das Verhalten von Märken und die Entwicklung von Unternehmen zu
prognostizieren und zu visualisieren.
Durch die Simulation kann gezeigt werden, daß der Abbau der Divergenzen zwischen
Umweltbewußtsein und Kaufhandlung durch die Markierung verringert und das
Umweltbewußtsein gestärkt werden kann. Die Produktkennzeichnung kann die
Informationsdefizite der Käufer reduzieren, zur Wahrnehmung eines geringeren
Kaufrisikos führen und somit zu einer Nachfrageverschiebung zu
umweltverträglicheren Produkten beitragen.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter