Forschungsbericht 1999-2000 | |
Institut für Verkehrswissenschaft
Am Stadtgraben 9 48143 Münster Tel. (0251) 83-22994 Fax: (0251) 83-28395 e-mail: 10bili@uni-muenster.de WWW: http://www.wiwi.uni-muenster.de/~10/index.htm Direktor: Prof. Dr. Karl-Hans Hartwig | |
Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Institut für Verkehrswissenschaft Umweltökonomik | ||||
Demokratische Umweltpolitik - Eine institutionenökonomische
In Teil I dieser umweltökonomischen Untersuchung werden die
theoretischen Grundlagen zur Beantwortung der Frage gelegt, wie ökologische
Ziele in einer demokratischen Massengesellschaft festzulegen sind. Der
Wertcharakter von Umweltzielen stellt in einer liberal-ökonomischen Analyse
der Zielfindung die Individuen als einzige zur Bewertung fähige Subjekte ins
Zentrum der Überlegungen. In der institutionellen Ökonomik ist die
Ableitung umweltpolitischer Ziele als kollektive Einigung auf einen
ökologischen Gesellschaftsvertrag aufzufassen. Gemäß dem
Effizienzverständnis der Verfassungsökonomik sollten sie im Idealfall
einstimmig beschlossen werden. Da aber evaluativer Dissens und kognitive
Unsicherheiten das einstimmige Fällen von Wertentscheidungen
regelmäßig ausschließen, ist nach Verfahren zu suchen, die
einstimmig akzeptiert sind und Entscheidungen über umweltpolitische Ziele
ermöglichen. Die Formulierung geeigneter Verfahren hängt entscheidend
davon ab, wie man mit dem Konsensbegriff umgeht. In der Untersuchung wird die
These vertreten, daß Elemente eines faktischen Konsenses von großer
Bedeutung für die Leistungsfähigkeit eines Zielfindungsverfahrens sind.
Aufbauend auf der kritischen Analyse der traditionellen ökonomischen
Ansätze zur Lösung von Umweltproblemen wird im
institutionenökonomischen Kontext ein normatives Raster zur Beurteilung von
Zielfindungsverfahren entwickelt, das die Elemente Legitimation und Qualität,
Transparenz und Verantwortung sowie tangible Verfahrenskosten und die empirische
Relevanz umfaßt. In Teil II der Untersuchung werden in der aktuellen
Zielfindungsdebatte vorgeschlagene Verfahren analysiert. Aufgrund ihrer z.T.
expertokratischen und korporatistischen Grundstruktur weisen sie einige tiefgreifende
Defizite auf, die es notwendig machen, nach alternativen Zielfindungsverfahren zu
suchen. In Teil III der Untersuchung wird daher der Koordinationsmechanismus
"Abstimmung" eingehend erörtert: Mit Ausnahme der tangiblen
Verfahrenskosten konnte die noch von speziellen Umweltproblemen abstrahierende
Beurteilung der Integration von Abstimmungen in ein mehrstufiges
Zielfindungsverfahren die Überlegenheit direktdemokratischer Verfahren
identifizieren. Eine Analyse der schweizerischen Initiativen und Referenden konnte
zudem die empirische Relevanz von Abstimmungen im Bereich umweltpolitischer
Wertentscheidungen aufzeigen und erste Indizien dafür ausmachen, daß
direkt-demokratisch fundierte Umweltpolitik nicht systematisch auf Kosten der
Umwelt erfolgt. Teil III endet mit einer Validitätsprüfung der
allgemeinen Empfehlungen: Mit Hilfe eines dichotomen Entscheidungsbaumes, der
als Entscheidungshilfe für die Exekutive bei Verfahrensentscheidungen
einzusetzen ist, wurden unter Berücksichtigung der problemspezifischen
Besonderheiten ausgewählte Umweltprobleme analysiert. Die Prüfung
ergab, daß korporatistische Verfahren Abstimmungen nur in
Ausnahmefällen vorzuziehen sind. In Einzelfällen sind
Beteiligungsverfahren wie die Mediation oder Planungszellen zu bevorzugen.
Beteiligter Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter