Forschungsbericht 1999-2000 | |
Institut für Marketing
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Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Institut für Marketing Neue Medien | ||||
Erfolgsfaktoren im Business-to-Consumer-E-Commerce
Ausgangspunkt des Forschungsprojektes war der wenig fortgeschrittene
Forschungsstand in der Erfolgsfaktorenforschung zum E-Commerce in
Business-to-Consumer-Märkten. Wenngleich zahlreiche
Veröffentlichungen und Studien existieren, in denen Erfolgsfaktoren im
E-Commerce thematisiert werden, so ist jedoch die Vielzahl dieser Arbeiten
theoretisch-konzeptionell angelegt. Entsprechend gehen die Erkenntnisse oftmals
nicht über Vermutungen hinaus. Erfolgsfaktorenstudien mit empirischer
Fundierung stellen indes die große Ausnahme dar. Geleitet von der Erkenntnis,
dass in der Erfolgsfaktorenforschung die Durchführung einer Studie mittels
einer konfirmatorischen Untersuchungsmethodik erstrebenswert ist, war es das
grundsätzliche Ziel des Forschungsprojektes, einen umfassenden Beitrag zur
Erfolgsfaktorenforschung im E-Commerce zu leisten, indem theoriegeleitet
Untersuchungshypothesen über die Determinanten des Erfolges im
E-Commerce aufgestellt wurden und jeweils eine empirische Validierung der
Hypothesen erfolgte.
Zur Eingrenzung potenzieller Erfolgsfaktoren im E-Commerce wurde durch einen Rekurs auf
verschiedene theoretische Ansätze bzw. Forschungsbereiche ein allgemeiner
Bezugsrahmen hergeleitet. Zu diesen Ansätzen zählten die
Industrial-Organization-Forschung, der ressourcenorientierte Ansatz, der situative sowie der
entscheidungsorientierte Ansatz. Im Rahmen der theoretisch-konzeptionellen Analyse wurden
der Einfluss verschiedener Konstrukte auf den Erfolg analysiert und einzelne
Untersuchungshypothesen formuliert. Als Argumentationsbasis dienten dabei die Ergebnisse
der übergreifenden (nicht auf den Bereich des E-Commerce bezogenen) empirischen
Erfolgsfaktorenforschung, die Ergebnisse von speziellen Erfolgsfaktorenstudien zum
E-Commerce und die Besonderheiten der Internet-Ökonomie. Insgesamt wurde der
Einfluss von 34 Konstrukten auf den Erfolg im E-Commerce geprüft und die gleiche
Anzahl von Untersuchungshypothesen formuliert.
Grundlage der empirischen Arbeiten war einerseits eine Befragung von
E-Commerce-Anbietern zur indirekten Ermittlung von Erfolgsfaktoren und andererseits eine
Expertenbefragung, bei der Experten direkt nach den ihrer Meinung nach relevanten
Erfolgsfaktoren im E-Commerce befragt wurden. Die Multikausalität des Konstruktes
"Erfolg im E-Commerce" machte die Anwendung eines statistischen Auswertungsverfahrens
erforderlich, das neben der gleichzeitigen Berücksichtigung einer großen Zahl von
Determinanten des Erfolges in der Lage war, auch Interdependenzen und Messfehler zu
berücksichtigen sowie eine Trennung von theoretischer und empirischer Sprache
abzubilden. Aus diesem Grund wurde mit der Kausalanalyse ein sehr anerkanntes und
leistungsfähiges Auswertungsverfahren angewendet. Durch die Zusammenführung
der signifikanten Einflussfaktoren aus verschiedenen Teilmodellen in ein Gesamtmodell konnte
sodann kausalanalytisch bestätigt werden, dass durch den Bezugsrahmen der
Untersuchung die wesentlichen Erfolgsdeterminanten im E-Commerce erfasst wurden. Mit
einer erklärten Varianz von 0,79 ist der Untersuchung eine hohe nomologische
Validität zu bescheinigen.
Im Rahmen der Ableitung von Aussagen über geschäftstypenspezifische
Erfolgsfaktoren für die drei Geschäftstypen Hersteller, Handel und
Internet-Startup-Unternehmen wurde eine empirische Analyse in zwei Schritten
durchgeführt. In einem ersten Schritt wurde für die drei Geschäftstypen
zunächst isoliert analysiert, hinsichtlich welcher Variablen sich erfolgreiche und nicht
erfolgreiche E-Commerce-Anbieter voneinander unterscheiden. Im zweiten Analyseschritt
wurden sodann Unterschiede zwischen den Geschäftstypen aufgedeckt. Wenngleich die
im Rahmen dieser empirischen Analyse aufgedeckten Unterschiede aufgrund der
Stichprobengröße lediglich als erste Tendenzaussagen zu begreifen sind, konnte
festgestellt werden, dass sich das Verhalten von Herstellern sehr vom Verhalten von
Internet-Startup-Unternehmen unterscheidet, während zwischen Händlern und
Internet-Startup-Unternehmen relativ wenige Unterschiede bestehen. Insgesamt zeigt sich
ferner, dass die vorgenommene Trennung der drei Geschäftskonzepte im E-Commerce
grundsätzlich tragfähig ist. Die empirische Analyse hat offengelegt, dass sich
geschäftstypenspezifische Erfolgsfaktoren ermitteln lassen.
In einer abschließenden Würdigung der Untersuchungsergebnisse ist festzuhalten,
dass sich die vielerorts bekundeten "neuen Marktgesetze der Internet-Ökonomie" in der
vorliegenden Untersuchung nicht widerspiegeln. Im E-Commerce gelten keine
vollständig neuen Regeln, denn die Vielzahl der in dieser Arbeit identifizierten
Erfolgsfaktoren ist auch aus anderen (technologiegetriebenen) Branchen bekannt und wird
entsprechend intensiv seit geraumer Zeit in Wissenschaft und Praxis diskutiert.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter