Forschungsbericht 1999-2000 | |
Institut für Genossenschaftswesen
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Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Institut für Genossenschaftswesen Neue Institutionenökonomik/Wirtschaftspolitik | ||||
Eine institutionenökonomische Analyse der Religion
Seit einigen Jahren beschäftigen sich Ökonomen vermehrt mit einer
ökonomischen Analyse der Religion. Ein Großteil der Literatur legt bei
der Nachfragemodellierung ein neoklassisch geprägtes Konzept zugrunde, in
dem rationale Akteure ihren Erwartungsnutzen maximieren. Einen besseren Zugang
verspricht die Neue Institutionenökonomik. Sie geht davon aus, daß die
Menschen in komplexen und unübersichtlichen Situationen auf vereinfachte
Modelle - Ideologien - zurückgreifen, die Halt und Orientierung bieten.
Ausgehend von diesem Ansatz wird zunächst auf den Prozeß der
Ideologiebildung eingegangen. Haben sich mentale Modelle und Ideologien erst
einmal gebildet, in die zudem noch spezifisch investiert wurde, läßt sich
mit der Theorie des institutionellen Wandels von D.C. North die Persistenz
ineffizienter Entwicklungspfade auch auf diesem Gebiet erklären.
Gleichermaßen können mit Hilfe der Neuen Institutionenökonomik
Aussagen über die Art und Organisation des Angebots getroffen werden. Da es
sich bei religiösen Ideologien um Glaubensgüter handelt, deren
Qualität für den Nachfrager unüberprüfbar ist, muß die
Bereitstellung so erfolgen, daß sie bei den Kunden Glaubwürdigkeit
erzeugt. Dazu ist insbesondere eine mitgliedschaftliche Struktur unter Mitarbeit aller
Beteiligten hilfreich. Diese Art der Bereitstellung führt allerdings mit allen
damit verbundenen Problemen in das Gebiet der öffentlichen Güter. Zur
Bewältigung der resultierenden Schwierigkeiten haben sich unterschiedliche,
ökonomisch sinnvolle Lösungen herausgebildet. Daneben lassen sich aus
den Transaktionseigenschaften des jeweiligen Gutes, also der jeweiligen
religiösen Ideologie, Anforderungen an die Angebotsorganisation ableiten, die
auch Auswirkungen auf die wettbewerbstheoretische Beurteilung der Marktstruktur
haben. Sind Angebot und Nachfrage an Religion in einer Gesellschaft gegeben, lassen
sich schließlich noch die daraus resultierenden ökonomische
Folgewirkungen untersuchen. Sie bestehen vor allem darin, daß die durch
Religion unterstützten Normen transaktionskostensenkend wirken. Daneben
kann dieser Effekt aber auch auf einer einzelwirtschaftlichen Ebene dazu führen,
daß Religion bei der Abwicklung ganz konkreter Transaktionen eine wichtige
Rolle spielt.
Beteiligte Wissenschaftler: |
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Hans-Joachim Peter