Forschungsbericht 1999-2000 | |
Institut für Genossenschaftswesen
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Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Institut für Genossenschaftswesen Neue Institutionenökonomik/Wirtschaftspolitik | ||||
Wirtschaftliche Globalisierung, internationaler Kapitalverkehr
Vielfältige Facetten kennzeichnen den aktuellen
Globalisierungsprozeß. Eine davon ist die zunehmende internationale
Mobilität von Real- und Finanzkapital, die sich in der Integration von
Finanzmärkten spiegelt. Eine zweite besteht in der Einbeziehung von
emerging markets in die internationale Arbeitsteilung. Sowohl für sich
entwickelnde als auch für bereits entwickelte Ökonomien
ändern sich in diesem Prozeß die Voraussetzungen für
Einsatz und Effektivität nationaler Wirtschaftspolitik. Das
Forschungsprojekt weist zwei Schwerpunkte auf: Erstens die Bedingungen
für das Auftreten von kombinierten Banken- und Währungskrisen
(Zwillingskrisen) in emerging markets und zweitens die Voraussetzungen
für einen effektiven Standortwettbewerb im globalen Kontext. Als
gemeinsamer Ausgangspunkt wird die globale Finanzmarktintegration und als
Methode eine institutionenökonomische Analyse gewählt.
Globalisierung bedeutet veränderte Anreize auf der Handelnsebene, die
wirtschaftliche Entscheidungen und gesamtwirtschaftliche Ergebnisse
hervorrufen, die in der Folge Reformen auf der Regelebene nahelegen. Deren
Implementierung ist jedoch mit vielfältigen Verzögerungen und
Korrekturen verbunden, da sie im politischen Prozeß zu vereinbaren und
umzusetzen sind.
Emerging markets zeichnen sich im Globalisierungsprozeß durch ein zins- und
wechselkursdeterminiertes Anreizset aus, das den Zufluß von kurzfristigem
ausländischem Portfoliokapital fördert. Die für diesen
Entwicklungsstand typischen Mechanismen der Finanzintermediation führen zu
Kapitalfehlallokationen, die durch Erwartungen ausländischer Investoren und
inländischer Kreditnehmer hervorgerufen werden. Die Kombination von
Finanzmarktintegration und ineffizienter Finanzintermediation birgt die Gefahr in sich,
daß Erwartungen kippen. Mit der Umkehr der internationalen Kapitalströme
werden vielfältige Mechanismen aktiviert, die Zwillingskrisen nach sich ziehen, die
mit hohen realwirtschaftlichen Kosten verbunden sind. Kapitalverkehrskontrollen sind in
dieser Situation nur dann und nur unter sehr speziellen Voraussetzungen zu
rechtfertigen, wenn sie zur Unterstützung eines institutionellen Reformprozesses
(Finanz- und Unternehmenssektor) dienen.
Während die Wirtschaftspolitik von emerging markets im Zuge der
wirtschaftlichen Globalisierung vor allem durch mobiles Finanzkapital herausgefordert
wird, geschieht dies bei industrialisierten Ökonomien durch mobiles Realkapital.
Seine Ströme bringen den internationalen Standortwettbewerb zum Ausdruck.
Einer ambitionierten nationalen Makropolitik werden dadurch deutliche Restriktionen
vorgegeben. Die Freiheitsgrade in der Wahl des Wechselkursregimes verringern sich
und Ordnungspolitik wird zur Standortpolitik. In der Diskussion der
Globalisierungswirkungen werden häufig eine Belastung der immobilen
Produktionsfaktoren, eine Verringerung von Umverteilungsspielräumen, die
Senkung von Regulierungsstandards sowie eine Unterversorgung mit öffentlichen
Gütern befürchtet. Dem sind jedoch vielfältige Gegenkräfte
entgegenzuhalten. So existieren viele Mobilitätshemmnisse für Finanz- und
Realkapital. In diese Richtung wirken etwa spezifische Investitionen und
Dauerbeziehungen. Transaktionen zwischen unterschiedlichen
Territorialrechtssystemen sind mit zusätzlichen Kosten und Unsicherheiten
verbunden. Die Existenz von Gruppen von Wirtschaftssubjekten mit unterschiedlichen
Präferenzordnungen lassen das Nebeneinander heterogener Leistungs- und
Finanzierungsbündel erwarten. Zudem müssen wirtschaftspolitische
Reformen mehrheitsfähig sein, um im politischen Prozeß vereinbart und
umgesetzt zu werden. Zunehmende Kapitalmobilität, die ein konstituierender
Bestandteil von wirtschaftlichen Globalisierungsprozessen ist, schränkt also
Spielräume nationaler Wirtschaftspolitik dahingehend ein, daß eine regel-
und ordnungsorientierte Politik zulasten einer interventionsorientierten Politik naheliegt.
Beteiligte Wissenschaftlerin:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter