Teilprojekt A8 (Sunderkötter/Schmid) : Differenzierung myeloischer Vorläuferzellen in
Makrophagen während der Entzündung
Projektleiter: | PD Dr. Cord Sunderkötter |
Dienstanschrift: | Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie von-Esmarch-Str. 56, 48149
Münster |
Telefon: | (0251) 835 6284, (0251) 835 6501 |
Telefax: | (0251)
835 6522 |
E-Mail: | sunderk@uni-muenster.de |
1. |
Aktualisierung der Fragestellung
Allgemein gilt, daß bei immunologisch unspezifischen, akuten Entzündungen innerhalb der ersten
Stunden zunächst viele polymorphkernige Granulozyten einwandern, aber nach 2-3 Tagen das
Infiltrat zu einem großen Teil aus Makrophagen mit einem geringen Anteil an
Granulozyten und Lymphozyten besteht. Die Erklärungen, wie es zu dieser
Veränderung in der Infiltratzusammensetzung kommt, sind bislang nicht ausreichend.
Verwandt hiermit sind die Fragestellungen, a) welche Mechanismen bei verschiedenen
chronischen Entzündungen (primär chronische Polyarthritis, granulomatöse
Erkrankungen) zu unterschiedlichen Infiltratzusammensetzungen und damit zu
unterschiedlichen Verläufen führen, und b) ob den verschiedenen Vorstufen oder
Differenzierungsformen von Makrophagen im Knochenmark und in entzündlichen
Infiltrat nicht auch verschiedene Subpopulationen im Blut gegenüberstehen. Unsere
Auswertungen anhand verschiedener muriner Entzündungsmodelle (inflammatorische
Angiogenese in der Cornea, allergisches und toxisches Kontaktekzem, experimentelle
Leishmaniasis, experimentelle Vaskulitis (Sunderkötter et al., 1991; Roth
et al., 1992; Sunderkötter et al., 1993)) zeigten, daß es sich in der
mononukleären Entzündungsphase nicht allein um eine relative Zunahme der
Monozyten durch apoptotischen Untergang der Granulozyten handelt, da die Anzahl der
Monozyten im Infiltrat auch absolut zunimmt (Sunderkötter et al., 1991). Diese
Zunahme erfolgt auch nicht gleichzeitig über die Zeit, sondern hat nach zwei bis drei
Tagen eine steileren Verlauf (Sunderkötter et al., 1991). Die Zusammensetzung der
Leukozyten im Infiltrat ist auch nicht allein ein Spiegel der Leukozytenzusammensetzung im
Blut, da in unseren murinen Entzündungsmodellen die Monozyten im Infiltrat zunehmen
bevor es im Blut zu einer Monozytose kommt (Biermann et al., 1999). Es gäbe
zwei weitere Möglichkeiten der Erklärung:
1.) |
Die Expression der endothelialen Adhäsionsmoleküle ändert sich derart, daß Monozyten
nach 36-72h selektiv aus dem Blut rekrutiert werden. Hierzu paßt zwar, daß bestimmte
Adhäsionsmoleküle nacheinander exprimiert werden (für unsere Entzündungsmodelle
siehe Henseleit et al., 1994 und 1996), aber a) geschieht dies bereits innerhalb der ersten 24h, also
24h-48h
bevor die selektive Rekrutierung sichtbar wird, und b) hat man bislang kein Monozyten-spezifisches
Adhäsions- und Chemokinsystem definieren können. Darunter zunächst eingereihte
Rezeptor-Ligandenpaare wie VCAM-1 / VLA-4 sind auch an der Transmigration von Granulozyten beteiligt. Auch
wenn es ein Monozyten-spezifisches Adhäsions- und Chemokinsystem gäbe, so bleibt
zusätzlich eine zweite Möglichkeit: |
2.) |
Die Makrophagen im Infiltrat entstammen nicht alle dem klassischen Blutmonozyten mit nierenförmigen
Kern, sondern gehen auch aus Blutzellen hervor, die nicht dem Bild des klassischen Monozyten entsprechen
und die gegebenenfalls auch noch teilungsfähig und differenzierungsfähig sind. Dieser
Fragestellung sind wir zuerst nachgegangen. |
2. |
Angewandte Methoden
Kultivierung von Leukozyten aus dem Knochenmark, der Milz
und dem Blut. Immunhistologische, enzymhistochemische, ultrastrukturelle Analysen (einschl.
der intrazytoplasmatischen Verteilung der Peroxidaseaktivität); FACS-Analysen,
Proliferationsassay, Assay für Kolonie-bildende Vorläuferzellen, Apoptose- und
Phagozytosenachweis. Zytokin Assays (Bioassay, ELISA). Sortierung bzw Einzelablage der
Leukozyten mit Hilfe des Zellsorters (Cytomation). Beobachtung des
Differenzierungsvermögens der sortierten Zellen mit und ohne Wachstumsfaktoren (z.B.
M-CSF). Tiermodelle für akute und chronische, unspezifische und Zell-vermittelte
Entzündungen (inflammatorische Angiogenese in der Cornea, experimentelle Vaskulitis,
allergisches und toxisches Kontaktekzem, experimentelle Leishmaniasis). Verwendung von
Mausstämmen mit genetischen Veränderungen, die Auswirkung auf das Infiltrat
haben (Csfm op/Csfm op, CD18-defiziente Mäuse). Injektion neutralisieremder
Antikörper gegen Adhäsionsmoleküle (z.B. anti-E-Selektin). |
3. |
Ergebnisse und ihre Bedeutung
3.1 |
Charakterisierung der Ringzelle
Auf der Suche nach den Vorläufern der Makrophagen im Infiltrat haben wir zunächst festgestellt,
daß die murinen Monozyten und Makrophagenvorläufer nicht alle den klassischen
Kriterien mit geschlossenem nierenförmigen Kern entsprechen, sondern daß zu
ihnen auch ein Teil der Zellen mit ringförmigen Kernen gehört (nachfolgend
Ringzelle genannt). Diese Zellen machen 50% des Knochenmarks aus und sind außerdem
im Blut und im entzündlichen Infiltrat zu finden (Biermann et al., 1999). Bislang
wurden sie fast immer den Granulozyten (PMN) zugerechnet. Unsere Charakterisierung dieser
Zellen ergab, daß sie Vorläufer und reifere Formen der granulozytären und
monozytären Zelllinie bilden und z.T. Vorläuferzellen unmittelbar jenseits des
Stammzellstadiums enthalten (Biermann et al., 1999). Die hierfür von uns
durchgeführte, gleichsam synoptische Gegenüberstellung morphologischer,
ultrastruktureller, funktioneller, immun- und enzymhistochemischer Befunde,
einschließlich der Studien mit dem Zell Sorter, erwies sich für die Fragestellung
angemessener als die getrennte Beschreibung morphologischer, funktioneller o.ä.
Charakteristika in manchen anderen Studien (so gilt der Antikörper GR-1 vielfach noch
als spezifischer Granulozytenmarker, obwohl ein Vergleich von FACS bzw Sorter Daten mit
morphologischen und funktionellen Befunden das GR-1 Antigen mindestens auch auf
Myelozyten, Promonozyten und Monozyten ausweist). Insgesamt wurde aber auch deutlich,
daß sich mit den bekannten Methoden Promonozyten von Myelozyten und Promyelozyten
nicht immer zuverlässig voneinander trennen lassen. Es gab unter den
mononukleären Zellen (Ringzellen und Zellen mit gefüllten Kernen) einige Zellen
die morphologisch oder nach enzym- und immunhistochemischen Markern Kriterien für
Zellen beider Linien erfüllten (mutmaßlich Zellen im Promyelozyten, Myelozyten
oder Promonozytenstadium). Zur weiteren Analyse befassten wir uns mit der Selektion der
Zellen am Zellsorter, welcher im Rahmen des SFB u.a. für dieses Teilprojekt beantragt
worden war. Wir wurden dadurch in den Stand versetzt KM-Zellen nach immunhistochemischen
Markerkombinationen (einschließlich ihrer Dichte), also z.B. nach GR-1low, GR-1high
und BM8, zu isolieren und danach gleich ihre Morphologie zu beurteilen (der BM8 erkennt
ähnlich wie der F4/80 murine Monozyten und Makrophagen). Die granulozytären
Ringzellen befanden sich größtenteils in der GR-1high positiven Population. Die
GR-1low positiven BM8-negativen Zellen bildeten eine heterogene Gruppe mit
B-Lymphozyten, Promonozyten, Promyelozyten oder Myelozyten, Monozyten, und
monozytären Ringzellen. Dagegen war die Fraktion der GR-1low positiven
BM8-positiven Zellen angereichert mit Monozyten, Promonozyten, einigen Promyelozyten und
monozytären Ringzellen. In Kultur mit M-CSF-haltigem Medium genommen, konnten
aus diesen Populationen nach 3 bis 4 Tagen Makrophagen gewonnen werden, die meisten aus
der GR-1low positiven BM8-positiven Fraktion. Ringzellen befanden sich aber außerdem
angereichert in einer gesorteten Population, deren Zellen noch keine Marker für
sogenannte "Lineage" (leukozytäre oder erythropoetische Zellinien) exprimierten (B220,
CD3, GR-1, Mac-1, BM8, Terr 119), außerdem CD38-negativ, aber c-kit- und
sca-1-positiv waren und damit zu den unmittelbaren Nachkommen der murinen
hämatopoetischen Stammzellen gerechnet (Biermann et al., 1999). Auch im Blut
befanden sich ebenfalls GR-1low BM8-negative und GR-1low BM8-positive monozytäre
Zellen mit geschlossenem und ringförmigen Kern. Ihre Anzahl war zwar gering, aber
ausreichend um zu zeigen, daß es auch im Blut mindestens zwei
immunophänotypisch distinkte Populationen an monozytären Zellen gibt.
Aus dieser Arbeit ergibt sich:
1.) |
Monozyten sind nicht morphologisch einheitlich und befinden sich unter Zellen die sonst für Granulozyten
gehalten wurden. |
2.) |
Im Knochenmark und im Blut der Maus gibt es eine kleine Anzahl an Zellen die nicht immer eindeutig der
granulozytären oder der monozytären Linie zugeordnet werden können. |
3.) |
Im Blut der Maus gibt es unterschiedliche Monozytenpopulationen. |
Da es morphologisch oder phänotypisch verschiedene
Monozytenpopulationen im Blut gibt, ist es möglich, daß sich darunter auch
weniger differenzierte proliferationsfähige Monozyten befinden, welche bei einer
Entzündung früh auswandern und erst im Gewebe zu allgemein erkennbaren
Makrophagen werden. Darin könnte ein Grund für die markante Zunahme der
Makrophagen nach 2-3 Tagen liegen. Außerdem ergibt sich hieraus die Frage, ob die
unterschiedliche Zusammensetzungen der Infiltrate bei verschiedenen
Entzündungsverläufen mit einer Rekrutierung unterschiedlicher
Monozytenpopulationen mit unterschiedlichem Differenzierungsvermögen
zusammenhängt |
3.2 |
Charakterisierung unterschiedlicher Monozyten/Makrophagenpopulationen
Um verschiedene Subtypen an Monozyten genauer zu definieren, sind wir die Fragestellung von zwei
verschiedenen Seiten angegangen:
1.) |
Analyse der Phänotypen und der Funktion der M-CSF-unabhängigen
Makrophagenpopulation in M-CSF-defizienten Csfmop/Csfmop Mäusen (unter Mitarbeit
von Projekt B1). |
2.) |
Charakterisierung unterschiedlicher Monozytensubpopulationen im Blut aufgrund von
Oberflächenmarkern,
mit dem Ziel sie zu sorten und ihr Differenzierungsverhalten zu untersuchen. |
|
|
3.2.1 |
Die M-CSF-unabhängige Makrophagenpopulation in Csfmop/Csfmop Mäusen (neue Ergebnisse nach
Fertigstellung des Antrages, noch nicht veröffentlicht)
Da bei Csfmop/Csfmop Mäusen die Fraktion der M-CSF-abhängigen Makrophagenformen fehlt und
im Blut weniger klassische Monozyten zirkulieren, haben wir untersucht, ob bei ihnen bestimmte
Makrophagenphänotypen nicht vorhanden sind, und ob bestimmte
Entzündungsreaktionen bei ihnen anders als bei den nicht mutierten Wildtypen ablaufen
(mögliche Charakterisierung von Makrophagensubtypen über ihre Funktionen). Bei
den Infiltraten im Rahmen des akuten allergischen und toxischen Kontaktekzems, der
experimentellen Leishmaniasis und der kauterisierten Mauskornea fanden wir bei den
Csfmop/Csfmop Mäusen signifikant weniger F4/80- oder BM8-positive und Scavenger
Rezeptor tragende Zellen, aber signifikant mehr GR-1-positive Zellen (Granulozyten und
Monozyten). Das Gleiche gilt für das Blut, in dem zwar die klassischen Monozyten
verringert sind, sich aber viele GR-1-positive Ringzellen sowohl der granulozytären als
auch der monozytären Fraktion befinden. Zwar ist beschrieben worden, daß bei 5
Wochen alten Csfmop/Csfmop Mäusen in der hämatopoetisch aktiven Milz mehr
GR-1 und F4/80-positive Zellen und mehr Vorläuferzellen als im Wildtyp vorhanden
sind, nach unseren Untersuchungen ist die höhere Anzahl an F4/80-positiven Zellen aber
nicht deutlich und kann nicht aufkommen für die gegenüber dem Wildtyp drastisch
verminderte Anzahl F4/80-positiver Zellen im KM. Trotz der unterschiedlichen
Makrophagenpopulationen laufen einige immunologische Vorgänge bei beiden
Mausstämmen ähnlich ab: Es fanden sich keine signifikanten Unterschiede
zwischen Csfmop/Csfmop Mäusen und Wildtypen mit Bezug auf die Sensibilisierung und
Auslösung eines allergischen Kontaktekzems und ebensowenig hinsichtlich der lokalen
Ausbreitung bei der experimentellen Leishmaniasis. Bei der Analyse des Sekretionsmusters der
T-Lymphozyten aus den drainierenden Lymphknoten stellten wir entsprechend fest, daß
sowohl Csfmop/Csfmop Mäuse als auch Wildtypen eine Th1- Anwort ausbilden. Folglich
scheint die fehlende M-CSF-abhängige Monozytenpopulation nicht notwendig zu sein
für den regelhaften Ablauf einer T-Zell-spezifischen Immunantwort. Da in der
Auslösephase der zellvermittelten Immunantwort zwar ein Infiltrat, aber keine
Langerhanszellen notwendig sind (Grabbe und Schwarz, Projekt B1), müssen sich
innerhalb des GR1-reichen, F4/80 und BM8-armen Infiltrates entsprechende immunkompetente
Zellen befinden. Diese immunkompetente, M-CSF-unabhängige Population ist noch nicht
weiter charakterisiert worden. Wichtig zu wissen wäre, in welchen Funktionen sie
Einbußen hat (Wundheilung, Tumorabwehr) und ob sie aufgrund der unterschiedlichen
Expression an Oberflächenmarkern definiert werden kann. |
3.2.2 |
Das Infiltrat in CD18-defizienten Mäusen
Bei den CD18-defizienten Mäusen wandern während der experimentellen Leishmaniasis und bei der
inflammatorischen Angiogenese initial deutlich weniger GR1-positive Zellen ein, während die Zahl der
BM8- und F4/80-positiven Zellen sich vom Wildtyp nicht signifikant unterscheidet (Zusammenarbeit mit
K. Scharffetter-Kochanek, Univ.-Hautklinik Köln und mit Projekt B1). Die Verringerung
der GR-1-positiven Zellen geht auf Kosten der segmentkernigen Granulozyten und der
granulozytären Ringzellen (mit segmentierten ringförmigen Kernen),
während monozytäre Ringzellen und Zellen mit nicht- segmentierten Kernen
vorhanden sind. Diese CD18-defizienten Mäuse werden im Rahmen eines anderen
Projektes in Bezug auf die Auseinandersetzung mit Leishmanien (Phagozytose, T-Zell Antwort)
untersucht. Die hier genannten Befunde haben aber widerlegt, daß CD18 für die
Einwanderung von Monozyten wichtig ist. Gleichzeitig weisen sie auf eine kleine myeloische
Population hin, die unabhängig von CD18 einwandert und kaum Granulozyten
enthält (Schönlau et al., Manuskript eingereicht). |
3.2.3 |
Charakterisierung unterschiedlicher Monozytenpopulationen im Blut mitttels FAC-Scan und
Sorter (mit zusätzlichen Ergebnissen nach Verfassen des Antrages)
Trotz der umfangreichen Untersuchungen zur Differenzierung der Makrophagen im Knochenmark und
zur unterschiedlichen Infiltratzusammensetzung im Gewebe, gibt es bislang kaum entsprechende
Daten zu den Monozyten im murinen Blut, und das, obgleich sie die eigentlichen
Vorläufer der Infiltratmakrophagen sind. Unsere hierzu inzwischen vorliegenden
Ergebnisse bestätigen eine wichtige Hypothese unseres Vorantrages, nämlich
daß es im Blut der Maus unterscheidbare Monozytenpopulationen gibt. Zunächst
haben wir Unterschiede in Bezug auf ihre Oberflächenmarker gefunden, wodurch sie a)
sortierbar werden, b) getrennt in verschiedenen Assays untersucht werden können und c)
für eine Reinjektion in vivo verfügbar werden (siehe Arbeitsprogramm). Im Blut
fanden wir neben den GR-1low, BM8-negativen und GR-1low, BM8-positiven
Monozytenpopulationen (s.o.) eine Aufteilung der BM8-positiven Fraktion in BM8-positive,
ERMP20 (Ly6C)-positive und BM8-positive, ERMP20-negative Monozyten. (ER-MP20 zeigt
myeloische Knochenmarkszellen jenseits des M-CFC Stadiums). Ebenso zeigte sich, daß
es im Blut Scavenger-Rezeptor-positive und Scavenger-Rezeptor-negative Monozyten gibt.
Ausgehend von den Befunden im Knochenmark müßte es sich bei der
ERMP20-positiven Fraktion um eine weniger differenzierte Fraktion handeln, bei den
Scavenger-Rezeptor-positiven Zellen hingegen um eine differenziertere Population. Bislang ist
nicht bekannt, - und auch für die Knochenmarkszellen nicht bewiesen -, ob
es für die Monozyten nur eine einzige, lineare Entwicklungslinie im Blut gibt, ob also aus
BM8-positiven, ERMP20 (Ly6C)-positiven Zellen immer BM8-positive, ERMP20
(Ly6C)-negative bzw Scavenger Rezeptor-positive Zellen werden, oder ob einige Zellen im
normalen Blut nicht in dem jeweiligen Phänotyp verharren. Auf jeden Fall zirkulieren zur
gleichen Zeit Monozyten unterschiedlichen Phänotyps im Blut. Unsere bisherigen
Untersuchungen an den gesorteten Zellen haben erbracht, daß bei Anwesenheit von
M-CSF zumindest die BM8-und ERMP20-positive Fraktion proliferationsfähige Zellen
enthält. Bei der nachfolgenden Durchsicht entzündlicher Infiltrate konnten wir
bestätigen, daß auch dort eine ERMP20-positive Fraktion zu finden ist. Es gibt
somit im peripheren Blut unterschiedliche Phänotypen an Monozyten, von denen einer ex
vivo noch proliferationsfähig ist und anscheinend auch in das Gewebe einwandert. Wir
haben daraufhin untersucht, ob es bei einer chronischen Infektion wie der experimentellen
Leishmaniasis zu einer relativen Verschiebung zwischen diesen Populationen kommt. In der Tat
nimmt die BM8-positive, ERMP20 (Ly6C)-positive Fraktion zu (in einem Experiment von 0.4
auf 2.11%) während die BM8-positive, ERMP20-negative Fraktion leicht abnimmt (von
3.51% auf 2.5%). Das würde eine Verschiebung in Richtung der weniger differenziert
erscheinenden Population bedeuten. Gleichzeitig nimmt aber der Anteil der Scavenger-Rezeptor
tragenden Zellen zu (von 4 auf 8%). Dies spricht zumindest dagegen, daß sich die Zellen
linear von BM8-positiv, ERMP20 (Ly6C)-positiv in Richtung BM8-positiv, ERMP20-negativ
und Scavenger-Rezeptor-positiv entwickeln, sondern daß sich entweder eine bestimmte
Monozytenpopulation anreichert oder - im Falle nur einer Linie - bestimmte
Differenzierungswege verändert werden. Die Sortierung und weitere Analyse dieser
verschiedenen monozytären Populationen ist Gegenstand des Nachfolgeantrags
(1999-2002). |
3.3 |
Bedeutung der Adhäsionsmoleküle für die Rekrutierung der Infiltratmakrophagen
Zur Rolle der Adhäsionsmoleküle für die Herkunft der Infiltratmakrophagen haben wir
festgestellt, daß die Zunahme der F4/80-positiven Monozyten zwar mit einer zunehmenden Expression von
VCAM-1 einhergeht (Henseleit et al., 1994), daß aber geringere Zahlen an F4/80-positiven
Makrophagen in Leishmanien-infizierten Fußsohlen bestimmter
Mausinzuchtstämme (Sunderkötter et al., 1993) nicht mit einer verminderten
Expression von VCAM-1 verknüpft waren (Sunderkötter, unveröffentlicht).
Die früh einwandernden, MRP14-positiven Leukozyten (Granulozyten, monozytäre
und granulozytäre Ringzellen, zu MRP14 siehe auch Roth, Projekt A4 und Nacken/Sorg,
Projekt A10) adhärieren in vitro an E-Selektin und ihre Zunahme im Infiltrat erfolgt
gleichzeitig mit der Expression von E-Selektin (Henseleit et al., 1996), doch durch eine
Blockierung von E-Selektin mittels neutralisierender Antikörper konnten wir im
Korneamodel die Anzahl MRP14-positiver Zellen nicht signifikant reduzieren. Somit mag die
Expression von E-Selektin und VCAM-1 zwar hinreichend sein um auch Monozyten zu
rekrutieren, sie erklärt aber alleine nicht die selektive Rekrutierung bestimmter
Makrophagen im Infiltrat. Unsere Untersuchungen zu einem Zusammenhang zwischen der
Expression endothelialer Adhäsionsmoleküle und der Einwanderung
unterschiedlicher Leukozytenpopulationen führte uns zu einer Beobachtung der wir im
Rahmen der Vorarbeiten zu diesem Projekt weiter nachgegangen sind (in Zusammenarbeit mit
Vestweber, Projekt A1). So konnten wir nachweisen, daß T-Lymphozyten nach
Aktivierung in vitro und in vivo imstande sind die Expression von E-Selektin zu induzieren, ein
Molekül welches sie für ihre eigene Transmigration in die Haut nutzen. Eine
Blockierung reduziert den Anteil der einwandernden T-Zellen, ein Mangel an T-Zellen
führt hingegen zu einer Abnahme der E-Selektin Expression im Gewebe
(Sunderkötter et al., 1996). Zwar ist E-Selektin für die Einwanderung der
meisten Monozyten offenbar nicht notwendig, aber es ist anzunehmen, daß hier ein
Beispiel für ein allgemeineres Prinzip dargelegt wurde, nämlich daß bei
chronischen Entzündungen bestimmte Leukozytenpopulationen die Expression für
sie wichtiger Adhäsionsmoleküle oder Chemokine selber induzieren. | |
4. |
Zusammenfassung und Schlußfolgerungen
1.) |
Nicht alle Monozyten entsprechen der morphologisch klassischen Form mit nierenförmigem Kern,
sondern
können z.B. auch ringförmige Kerne enthalten. Leukozyten mit ringförmigen
Kernen umfassen neben Granulozyten und Monozyten auch Vorläuferzellen aus beiden
Linien. |
2.) |
Im Knochenmark und im Blut der Maus gibt es eine kleine Anzahl an Zellen die nicht immer eindeutig entweder
der granulozytären oder der monozytären Linie zugeordnet werden können. Diese Gruppe
könnte auf einen Zelltyp im Blut hinweisen, der noch jenseits des GM-CFU Stadiums die (Bi-)Potenz hat
sich in entweder Granulozyten oder Monozyten auszudifferenzieren. |
3.) |
Diese Gruppe könnte z.B. unter den ERMP20-positiven Blutmonozyten zu finden sein, da diese
noch proliferieren können und da im Knochenmark ERMP20 von Vorläufern
sowohl der granulozytären als auch der monozytären Linie exprimiert wird. Neben
den ERMP20-positiven und -negativen Zellen gibt es im Blut der Maus noch weitere,
phänotypisch distinkte Monozytenphänotypen. |
4.) |
Da ERMP20-positive Zellen bei Entzündungen auch im Gewebe erscheinen, könnte dies ein Hinweis
auf Einwanderung teilungsfähiger Zellen sein und ein Grund für die markante Zunahme der
Infiltratmakrophagen |
5.) |
In Abwesenehit von M-CSF (Csfmop/Csfmop Mäuse) werden weniger BM8- oder F4/80-positive bzw
Scavenger-Rezeptor tragende Zellen gebildet während die Population GR-1-positiver Zellen
(granulozytäre und monozytäre Zellinie) im Blut bzw bei Entzündungen im Gewebe
ansteigt. |
Diese M-CSF-unabhängigen Monozyten/Makrophagen gewährleisten aber den regelrechten Ablauf
einer zellvemittelten (Typ IV) Immunantwort. |
|
|
5. |
Stellung unserer Ergebnisse und unserer Fragestellung
Auf den Tagungen der Society of Leukocyte Biology sind unsere Analysen der Ringzelle sehr begrüßt
worden, da alle die mit murinen Leukozyten arbeiten die Ringzelle zwar kennen, keiner sie aber näher
untersucht hat und daher eingestandenermaßen die Meinung übernommen hat, es
handele sich dabei allein um granulozytäre Zellen. P. Leenen aus Rotterdam, ein
ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der murinen Makrophagendifferenzierung, hat bereits
eins unserer Abstracts zitiert und sich unseren Befunden angeschlossen. Die Frage nach der
Herkunft der Infiltratmakrophagen wird zur Zeit wenig gestellt. Folglich wurde daher
wahrscheinlich auch der Suche nach verschiedenen Monozytenpopulationen im Blut nicht viel
Aufmerksamkeit geschenkt. In wissenschaftlichen Diskussionen (Society of Leukocyte Biology,
Keystone Treffen über Makrophagen) fand die Frage aber viel Anerkennung, da dabei
auffiel, daß eine zufriedenstellende Antwort in der Tat bislang nicht gegeben werden kann.
Das Interesse an dieser Fragestellung wird zunehmen, da sie zusammenhängt mit der
Generierung von Stammzellen oder von dendritischen Zellen aus Zellen des peripheren Blutes
sowie wahrscheinlich auch mit dem unterschiedlichen Verlauf chronischer
Entzündungen. | | |
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen:
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