Forschungsbericht 1997-98 | |
Institut für Botanik und Botanischer Garten
Schloßgarten 3 48143 Münster Tel. (0251) 83-2 38 10 Fax: (0251) 83-2 38 23 e-mail: tudzyns@uni-muenster.de WWW: http://www.uni-muenster.de/ Direktor: Prof. Dr. P. Tudzynski | |
Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 18 - Biologie Institut für Botanik und Botanischer Garten Arbeitsbereich Prof. Dr. B. Gerhardt | ||||
Arbeitsbereich Priv.Doz.Dr.Rainer Eising - Kristalloide Einschlüsse pflanzlicher Peroxisomen
In den Peroxisomen pflanzlicher Zellen finden wichtige Reaktionen des Stoffwechsels statt, wie
z.B. die Schlüsselreaktionen beim Umbau von Speicherfett in Kohlenhydrate, die
Oxidation von Fettsäuren und der Abbau von Glykolat, einem Nebenprodukt der
Photosynthese. Peroxisomen in pflanzlichen Zellen enthalten häufig einen kristalloiden
Einschluß (Core), dessen stoffliche Zusammensetzung, Funktion und Biogenese in der
Arbeitsgruppe untersucht wird.
Nach der Entwicklung eines Isolierungsverfahrens für die peroxisomalen
Einschlüsse aus Sonnnenblumen-Keimblättern konnte erstmals gezeigt werden,
dass diese Cores als Hauptkomponente eine spezifische Variante des peroxisomalen Enzyms
Katalase enthalten und vermutlich aus diesem Enzym durch Kristallisation entstehen. Die
Core-Katalase wurde so weit aufgereinigt, dass über Massenspektrometrie Teile der
Aminosäuresequenz bestimmt werden konnten. Mit Hilfe daraus abgeleiteter
DNA-Sequenzen wurden zwei cDNA-Klone gewonnen, die sich deutlich in der
Nukleotidsequenz und der daraus abgeleiteten Amninosäuresequenz von der
Matrix-Katalase unterscheiden. Die weitgehende Übereinstimmung der abgeleiteten
Aminosäuresequenzen mit den über Massenspektrometrie ermittelten
Teilsequenzen sprechen dafür, dass es sich um cDNA-Klone der Core-Katalase handelt.
Über eine Expression der cDNAs in Hefezellen soll diese Identität der
gewonnenen Klone überprüft werden. Ein solches Expressionssystem bietet auch
die Möglichkeit, die Kristallisation der Core-Katalase in einem heterologen System zu
prüfen und so erste Aufschlüsse über die Bildung peroxisomaler Cores in
vivo zu erhalten.
Mit Hilfe der hochauflösenden Rasterelektronenmikroskopie wurden erstmals die
Oberflächenstrukturen pflanzlicher Cores dargestellt. Die im Extremfall 800x800nm
messenden Flächen der insgesamt würfel- oder quaderförmigen Cores aus
der Sonnenblume sind aus periodisch angeordneten quadratischen Units von etwa 20 nm
Kantenlänge zusammengesetzt. Vermutlich sind 8 Katalase-Tetramere an der Bildung
einer Unit beteiligt. Innerhalb dieser Struktur ist die Katalase enzymatisch aktiv, und es findet
offensichtlich eine ungehinderte Diffusion des Substrates Wasserstoffperoxid zum Enzym im
Coreverband statt.
Die Biogenese der Core-Katalase wird in Sonnenblumen-Keimblättern auf
transkriptioneller Ebene reguliert, die Synthese erreicht mit dem Ergrünen der
Keimblätter ihr Maximum. Diese genetische Regulation und die unveränderte
enzymatische Aktivität der Katalase im Coreverband sprechen deutlich gegen die bisher
übliche Vorstellung, dass Cores nur ein Depot für überschüssige
Katalase darstellen. Vielmehr ist davon auszugehen, dass Cores eine aktive Rolle beim Abbau
von Wasserstoffperoxid in pflanzlichen Peroxisomen spielen.
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Hans-Joachim Peter